Punkte auf der Landkarte
Rostige Kutter bis zum Horizont
Der Hafen von Agadir: Die Ruhe einer anderen Welt, irgendwann in den 90ern
Der Gegenwart. — 13. August 2022
Es war der schönste Urlaub: Agadir, irgendwann in den 90ern. Am Fischereihafen sitzen, der Blick schweift bis zum Horizont über die rostigen Kutter. Gemächlich rauchende Fischer, stinkende Haufen verrottender Netze, Mövenkreisch, im Wind knatternde Lappen, die Ruhe einer anderen Welt. Nie wieder wird solcher Friede sein.
Von portugiesischen Seefahrern gegründet
Agadir wurde 1505 von portugiesischen Seefahrern gegründet. 1541 eroberten die Saadier die Stadt. 1751 versuchte König Friedrich V. von Dänemark – letztlich erfolglos –, durch den Abschluss eines Freundschafts- und Handelsvertrags mit Mulai Muhammad, dem Statthalter von Marrakesch, dänische Stützpunkte im heutigen Agadir (Santa Cruz do Cabo de Gué oder Cabo de Aguer) und in Safi zu errichten.
1911, auf dem Höhepunkt der deutsch-französischen Spannungen und Rivalitäten um Marokko, entsandte Deutschland die Kanonenboote SMS Panther und SMS Eber sowie den Kleinen Kreuzer SMS Berlin nach Agadir. Der Vorfall, der als Panthersprung nach Agadir bekannt wurde und fast zu einem großen europäischen Krieg geführt hätte, veranlasste Frankreich, Marokko 1912 zum französischen Schutzgebiet zu erklären (im Protektoratsvertrag vom November 1912 wurde es in die Protektorate Französisch-Marokko und Spanisch-Marokko (im Norden) aufgeteilt.
1960 durch ein Erdbeben verwüstet
Am Abend des 29. Februar 1960 wurde die Stadt durch ein Erdbeben verwüstet, wobei rund 10.000 bis 15.000 Menschen starben. Außer der Kasbah (240 Meter über dem Meeresspiegel) hat Agadir daher heute nur noch wenige historische Bauten. Viele Nationen halfen Agadir beim Wiederaufbau. Die Schweiz baute sogar ein ganzes Viertel auf („Schweizer-Viertel“).
Agadir liegt in einem Bergbaugebiet mit Cobalt-, Mangan- und Zinkvorkommen, die über den Naturhafen verschifft werden. Tourismus, Fischerei und Fischverarbeitung sowie die Herstellung von Metallwaren sind neben dem Bergbau die wichtigsten Wirtschaftszweige. Vor allem der Fremdenverkehr wurde in den vergangenen Jahren durch gezielten Bau von Ferienanlagen in und außerhalb der Stadt stark gefördert. Die Ibnou Zohr-Universität hat ihren Hauptsitz in Agadir. In der Stadt sind zahlreiche Moscheen vorhanden. Die jüdische Gemeinde verfügt über eine Synagoge im Zentrum der Stadt. Sie zählt nur 26 Familien mit etwa 100 Mitgliedern.
Handel mit Kunsthandwerk aller Art
Der internationale Flughafen Al Massira (IATA-Code AGA, ICAO-Code GMAD) wurde 2006 von 1,4 Millionen Passagieren benutzt. Er bietet auch Direktverbindungen zu zahlreichen europäischen Verkehrsflughäfen. 1975 ereignete sich vor der Stadt der bisher schwerste Flugzeugabsturz Marokkos mit 188 Toten.
Die Stadt ist in ihren strandnahen Bereichen von großen Hotelanlagen und dem Handel mit Kunsthandwerk aller Art geprägt. Hierbei organisieren lokale Anbieter zum Kennenlernen von Land und Leuten Tagesausflüge, z. B. nach Essaouira, Tafraoute, Marrakesh, Tiznit und durch die Gebirgszüge des Antiatlas und des Atlasgebirges.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Agadir