So steht es geschrieben
Agnes-Marie Grisebach
Erst als Rentnerin konnte sie sich dem Schreiben widmen und mit 75 Jahren ihr erstes Buch Eine Frau Jahrgang 13 veröffentlichen.
Der Gegenwart. — 31. Dezember 2023 — Nach einem Zufallsfund in der Bücherzelle.
Das Buch ist nach seinem Erscheinen zu Recht in die Bestsellerlisten gekommen, wird in diesem Buch doch sympathisch offen und naiv die persönliche Entwicklung im Kontext der Zeitgeschichte dargestellt.
E. Berg: Ein Frauenleben im 20. Jahrhundert, Amazon-Rezension vom 26. Mai 2020
Agnes-Marie Grisebach verbrachte ihre Kindheit in Berlin und im Ostseebad Ahrenshoop. Sie wurde Schauspielerin und arbeitete in München und Breslau am Theater. Sie heiratete 1936 den Regisseur Walter Eggert und lebte als Mutter und Hausfrau in Rostock und Ahrenshoop. 1942 wurde sie auf die Halbinsel Zingst (Ostsee) evakuiert.
Nach ihrer Scheidung brachte sie als Alleinverdienerin sich und ihre vier Kinder, darunter Almut Eggert (1937–2023; Schauspielerin und Synchronsprecherin), durch notvolle Nachkriegsjahre und wohnte zuletzt wieder in Rostock. Ende 1951 floh sie mit ihren Kindern in den Westen und arbeitete bis 1973 in einer Bremsenfabrik in Heidelberg. Ab 1976 wohnte sie in Frankfurt am Main und in Neu-Isenburg. Von 1996 bis zu ihrem Tod wohnte sie wieder im Ahrenshooper Haus, das von ihrem Vater Helmuth Grisebach (1883–1970) erbaut worden war.
Erst mit 75 Jahren veröffentlichte sie ihr erstes Buch Eine Frau Jahrgang 13, das kurz nach seinem Erscheinen in die Bestsellerlisten kam und später auch als Taschenbuch erschien. Das Buch erinnerte an das Schicksal der Trümmerfrauen und machte vielen bewusst, wie wenig Literatur, Autobiographien oder andere Zeitzeugen-Berichte es aus diesen Jahren gab. Ihr zweiter Roman Eine Frau im Westen. Roman eines Neuanfangs (1989) erzählt, wie ihr Leben weitergeht.
Ihre bewegte Lebensgeschichte, die typisch für eine ganze Generation von Frauen ist, die ihr Leben selbst in die Hand nahmen, hat sie in ihrer dreiteiligen Autobiografie erzählt: Eine Frau Jahrgang 13, Eine Frau im Westen, Von Anfang zu Anfang.
Auch als sie 1995 erblindete, veröffentlichte sie aber dennoch einen weiteren Roman und einen Gedichtband (Von Anfang zu Anfang und Kämmerchen für die Musen).
Im Jahr 1990 war Grisebach „in Würdigung ihrer schriftstellerischen Leistung und in Anerkennung ihrer kulturellen Verdienste der Stadt“ Trägerin des Kulturpreises der Stadt Neu-Isenburg. Am 6. März 2011 verstarb Agnes-Marie Grisebach im Alter von 97 Jahren in Ahrenshoop.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Agnes-Marie_Grisebach
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Der Roman einer
unfreiwilligen Emanzipation
Erika Kernrebe muß von frühester Kindheit an lernen, das, was sie hat, wieder zu verlieren: die Mutter, die Ersatzmütter, sich selbst, die Karriere, die Wohnung, die Verwandten, das Geld, den Besitz, den Ehemann und endlich die Heimat. Scheinbar wurzellos treibt sie im Strudel der geschichtlichen Ereignisse. Dann aber wächst ihr allmählich durch die Sorge um ihre Kinder und durch die Verantwortung für viele hilflose Menschen in großen Notzeiten die Kraft zu, sich zu behaupten und gegen den Strom zu schwimmen. Ihre spannende Lebensgeschichte, führt durch die Weimarer Republik, durch Nazideutschland und die Deutsche Demokratische Republik bis zum Jahr 1952. Sie führt zwischen Berlin, München, Pommern und Mecklenburg in das Milieu fast aller Schichten: der Gutsbesitzer und der Landarbeiter, der Groß- und der Kleinbürger, der Juden und der »Arier«, der Gastwirte und der Bettler, der Soldateska und der Flüchtlinge. Am Ende steht sie mit vier Kindern, zwei Koffern, fünf Rucksäcken, ohne Geld in der Bundesrepublik und fängt, 38 Jahre alt, noch einmal ganz von vorn an.
Agnes-Marie Grisebach, 1913 in Berlin geboren, besuchte die Schauspielschule in München und arbeitete dort und in Breslau am Theater, 1936 heiratete sie und lebte als Hausfrau und Mutter in Rostock. Ende 1951 floh sie, inzwischen geschieden, mit ihren vier Kindern in den Westen und arbeitete bis 1973 in einer Fabrik in Heidelberg. Erst als Rentnerin konnte sie sich dem Schreiben widmen. Sie starb 2011 in Ahrenshoop. (Verlagstext)
Lebensdaten
Agnes-Marie Grisebach (* 2. September 1913 in Berlin; † 6. März 2011 in Ahrenshoop) war eine deutsche Schauspielerin und Schriftstellerin. Sie hieß mit bürgerlichem Namen Agnes Eggert, publizierte aber unter ihrem Geburtsnamen. (Wikipedia)
Werke
Eine Frau Jahrgang 13. Roman einer unfreiwilligen Emanzipation. Quell Verlag, Stuttgart 1988.
Eine Frau im Westen. Roman eines Neuanfangs. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/M. 1992.
Das verbotene Kind. Scheunen-Verlag, Kückenshagen 2005. (früherer Titel: Abschied am Hohen Ufer).
Die Dame mit dem Schleierhütchen. Erzählungen. Neuaufl. Rowohlt, Reinbek 2005.
Frauen im Korsett. Zwei ledige Bürgertöchter im 19. Jahrhundert. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/M. 1995.
Von Anfang zu Anfang. Eine Frau Jahrgang 13 erzählt vom Ende des letzten Jahrhunderts. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/M., 2003.
Kämmerchen für die Musen. Bülten-Verlag, Kückenshagen 2005.
Erlebte Geschichten
Ursula Schwarzer/WDR: Erlebte Geschichten mit Agnes-Marie Grisebach (31.8.2008; 22:17 min.; verfügbar bis 30.12.2099)
Von der Zeit der Hungersnot in Pommern, vom Überleben und der Flucht sowie der Aufnahme im Westen in Heidelberg erzählt Agnes-Marie Grisebach aus Anlass ihres 95. Geburtstag. ⋙ Link