So steht es geschrieben
Esel Schulze
Alexander von Hohentramm erzählt wundersam über einen Bauernjungen mit einer ungewöhnlichen Fähigkeit.
Der Gegenwart. — 24. April 2024
»Genau an der Stelle, an der nun ein großes Sofa stand, hatte vor noch nicht allzu langer Zeit im Kartoffeldämpfer das Schweinefutter vor sich hin geblubbert; die Luft war damals allerdings sauerstoffreicher gewesen als jetzt in dem total überfüllten Raum, an dessen Türe immer wieder Nachbarn klopften, unter dem fadenscheinigen Vorwand, sich etwas ausborgen zu wollen.
Da standen sie dann, mit dem Geborgten – ein Ei, ein Kleckschen Butter oder eine Zwiebel – in der Hand, um stundenlang zuzusehen, wie das HB-Männchen den explodierenden Heimwerker beruhigend aus der Luft zog, Robert Lembke kleine Porzellanschweinchen mit Fünfmarkstücken fütterte und Ariel auch die schmutzigste Wäsche reinwusch. Dieser Werbespot kam hier besonders gut an, war doch die vorgeführte Hausfrau eine Bauerntochter aus dem Nachbarort, die gleich nach dem Kriege über die nahe Grenze in die Westzone geflüchtet war und von der jeder in der Runde wußte, jeder, daß sie mitnichten Clementine hieß, sondern Frieda! Frieda Schulze, die Tochter vom Zickenschulze aus Poppau, jawohl!
Blaue Rauchschwaden durchzogen den niedrigen Raum, nie fehlten auf dem Tisch die Wodkaflaschen, aus denen auch Besuchern großzügig eingegossen wurde und zwar in Pressgläser, die in ihrem ersten Leben mit Mostrich gefüllt gewesen waren. Und jedes Mal, wenn Opa Winitzki in seinem Ohrensessel durch ein besonders lautes Lachen aufwachte, schlug er ohne jeden Zusammenhang mit einem „Psiakreff Pirunje“ auf den Tisch, so daß der Wodka über die Glasränder schwappte.«
LESEPROBE — Mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Alexander von Hohentramm
Foto: Autorenbild
Nimm das Leben
nicht so ernst, es nimmt dich auch nicht ernst.
Alexander von Hohentramm
Der Autor
Alexander von Hohentramm lehnt jeglichen Versuch einer Darstellung seiner Biographie ab, da er sich für keine der vielen möglichen Interpretationen entscheiden kann. Fest steht, daß es ihn wirklich gibt, wovon Etliche Zeugnis ablegen können, viele davon mit schauderndem Entsetzen, einige wenige aber auch in zufriedener Freude. Er hat mehrere Schulen besucht, darunter auch hohe, wenn auch nicht immer zur eigenen oder zur Freude seiner Lehrer – und verfügt über ein fundiertes Halbwissen. Da er bereits älter ist, als er je zu werden hoffte, vertritt er in altersstarrsinniger Brutalität den Grundsatz, daß sich die Autoren ihre Leser aussuchen müssen und nicht umgekehrt. (merkwuerdige-buecher.de)
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