Großtaten und Meisterstücke
Alien
Der Science-fiction-Klassiker (1979) von Ridley Scott erzählt vom Überlebenskampf gegen ein Monster. Sigourney Weaver verkörpert Ripley als die erste Actionheldin der Kinogeschichte.
Der Gegenwart. — 26. Juni 2024
Alien zählt zu den Höhepunkten des Science-fiction-Kinos. […] Ridley Scott eröffnete mit Alien dem Science-fiction-Film eine neue Dimension. In seinem Werk ist vieles anders als in den früheren Weltraumabenteuern. Das Raumschiff ist das Gegenteil der sauberen Enterprise und gleicht mehr einer Müllkippe als einem Fahrzeug. Die Mannschaft besteht nicht aus Weltraumhelden wie in Krieg der Sterne, sondern aus einer Gruppe frustrierter Techniker, die dem Monster hilflos ausgeliefert ist.
Dirk Manthey, Jörg Altendorf, Willy Loderhose (Hrsg.): Das große Film-Lexikon. Alle Top-Filme von A–Z. Zweite Auflage, überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Band I. Verlagsgruppe Milchstraße, Hamburg 1995
Der Raumfrachter Nostromo befindet sich auf dem Rückweg zur Erde, als er ein Funksignal von einem weitab vom Heimatkurs liegenden, scheinbar unbewohnten Himmelskörper bei Zeta2 Reticuli auffängt. Mutter, der Zentralcomputer des Raumschiffs, ändert selbstständig den Kurs und weckt die siebenköpfige Besatzung, die sich bis dahin im Kälteschlaf befunden hat. Laut Vertrag ist man verpflichtet, dem Signal, das zunächst als Notruf interpretiert wird, nachzugehen.
Die Crew landet auf einem unwirtlichen Mond und Captain Dallas, Lambert und Kane machen sich zu Fuß auf den Weg, um die Quelle des Signals zu finden. Sie entdecken das Wrack eines außerirdischen Raumschiffs und in dessen Innerem das versteinerte Skelett des anscheinend einzigen Besatzungsmitgliedes. Der Brustkorb scheint von innen aufgebrochen worden zu sein. In einem weiteren Gewölbe findet Kane eine Ansammlung großer, eiförmiger Gebilde. Unterdessen kommt die dritte Offizierin Ellen Ripley, die an Bord des Landefahrzeugs das aufgefangene Signal analysiert, zu dem Schluss, es handle sich dabei eher um ein Warn- als um ein Notsignal. Doch der Wissenschaftsoffizier Ash geht nicht auf ihre Bedenken ein.
Neugierig nähert sich Kane einem der Gebilde, in dessen Innerem sich etwas bewegt. Das Ei öffnet sich, ein spinnenartiges Wesen schießt heraus, durchbricht Kanes Helmvisier und klammert sich an seinem Gesicht fest. Dallas und Lambert bringen den bewusstlosen Kane zur Nostromo zurück. Ripley verweigert ihnen unter Berufung auf die Quarantänevorschriften den Zugang, doch Ash öffnet eigenmächtig die Zugangsschleuse und lässt sie herein. Auf der Krankenstation gelingt es nicht, den Fremdorganismus gewaltsam zu entfernen, da sich dabei der um Kanes Hals gewickelte Schwanz zusammenzieht und ihn zu ersticken droht. Ash stellt fest, dass der Organismus Kane mit Sauerstoff versorgt und ihn am Leben erhält. Als er das Wesen auf Dallas’ Befehl hin wegschneiden will, spritzt extrem ätzendes, säureartiges Blut hervor. Es frisst sich durch mehrere Böden des Raumschiffes, kann die Außenhülle allerdings nicht erreichen. Eine chirurgische Entfernung des Parasiten ist damit unmöglich. Nach einer gewissen Zeit sehen Dallas, Ash und Ripley, dass der Fremdorganismus von Kane abgefallen und gestorben ist.
Die Crew macht sich auf den Rückweg zur Erde. Kane erwacht und scheint sich erholt zu haben. Während des Essens beginnt er plötzlich anfallsartig zu husten und sich zu verkrampfen. Ein augenloses und wurmartiges Wesen mit spitzen Zähnen bricht von innen aus seinem Brustkorb hervor und verschwindet in den labyrinthartigen Gängen des Schiffes. Kane stirbt dabei. Die schockierte Crew entschließt sich, das Wesen zu jagen. Wie sich herausstellt, hat es sich gehäutet, ist schnell gewachsen und hat eine andere Form angenommen. Auf der Suche nach dem Wesen wird zuerst Brett von ihm getötet. Parker vermutet, dass es sich in den Luftschächten fortbewegt. Dallas steigt in das verzweigte System ein und versucht, das Wesen mit einem Flammenwerfer zur Luftschleuse zu treiben, von wo es ins All geschleudert werden soll. Auf einem Monitor sehen Lambert und Parker, dass es sich auf Dallas zubewegt und fordern ihn auf, den Schacht sofort zu verlassen. Da ihm dies nicht rechtzeitig gelingt, wird er angegriffen und verschwindet spurlos.
Ripley nutzt ihre neue Position als ranghöchster Offizier dazu, den Hauptcomputer Mutter zur scheinbaren Unfähigkeit des Wissenschaftsoffiziers Ash zu befragen. Sie erfährt, dass der Abstecher zu dem Mond geplant war, und dass die Gesellschaft, bei der die Crew angestellt ist, Ash angewiesen habe, das extraterrestrische Wesen („Alien“) mitzunehmen. Die ahnungslose Crew hingegen sei entbehrlich. Als Ash versucht, Ripley gewaltsam zum Schweigen zu bringen, zeigt sich, dass er ein Android ist. Während eines Kampfes mit Parker wird ihm der Kopf abgetrennt. Er wird kurzzeitig reaktiviert, bestätigt den Plan und bringt seine Bewunderung für die tödliche Perfektion der fremden Spezies zum Ausdruck. Ripley, Parker und Lambert beschließen, das Schiff aufzugeben und mit dem Rettungsfahrzeug zu fliehen. Bei der Vorbereitung tötet das Alien Parker und Lambert, so dass Ripley nun die einzige Überlebende der Nostromo ist.
Um die scheinbar unbesiegbare Kreatur zu töten, aktiviert Ripley den Self-destruction Mechanism des Raumfrachters. Während der Countdown läuft, muss sie wieder umkehren, weil das Alien ihr den Weg zum Rettungsfahrzeug versperrt. Ihr Versuch, den Selbstzerstörungsmechanismus außer Kraft zu setzen, scheitert zwar, doch sie kann schließlich mit dem Rettungsfahrzeug Narcissus entkommen. Aus der Ferne sieht sie, wie die Nostromo durch die Explosion zerstört wird. Die Erleichterung ist nur von kurzer Dauer, da das Wesen nicht vernichtet worden ist, sondern in einer Nische des Rettungsfahrzeugs kauert. Am Ende gelingt es Ripley, die sich einen Raumanzug angezogen hat, das Alien durch Öffnen der Ausstiegsluke und die dadurch entstehende Dekompression, sowie durch Abfeuern eines harpunenartigen Enterhakens aus dem Rettungsfahrzeug zu schleudern. Da das Kabel des Hakens durch die sich schließende Luke festgeklemmt wird, bleibt auch das Alien zunächst an das Schiff gebunden und kriecht in die Antriebsturbine, die Ripley nun aktiviert, wodurch das Wesen endgültig in den Weltraum hinausgestoßen wird. In der Hoffnung auf eine spätere Rettung begibt sie sich in die Kälteschlafkapsel.
* * *
Sigourney Weaver
Ripley als erste Actionheldin
der Kinogeschichte
Die Figur der Ripley wird bisweilen als erste Actionheldin der Kinogeschichte bezeichnet; mit Sigourney Weaver gelang 1979 erstmals einer Frau der Durchbruch im Actiongenre. Zunächst war für die noch männliche Hauptrolle Paul Newman vorgesehen. Die Hauptfigur sollte ein eher durchschnittlicher Charakter sein, der im Verlauf der Handlung über sich hinauswächst. Newman lehnte jedoch ab.
Die beiden Drehbuchautoren Dan O’Bannon und Ronald Shusett kamen nach diesem Rückschlag auf den Gedanken, die gesellschaftliche Gleichstellung der Geschlechter könne – verglichen mit der Gegenwart Ende der 1970er Jahre – in einer fernen Zukunft so weit fortgeschritten sein, dass Frauen als gleichwertige Crew-Mitglieder eines Raumfrachters ganz selbstverständlich seien.
Als 20th Century Fox das umgeschriebene Skript für Alien erhielt, brach es mit mehreren Konventionen: Statt des üblichen, blitzblanken Raumschiffs war die Szenerie ein maroder Weltraumfrachter mit dem Charme eines Lost Place und einem Monster, das kaum in Erscheinung trat. Statt der üblichen Helden wurde als Gegner des Monsters eine Mannschaft präsentiert, die mehrere Rollen enthielt, von denen die Drehbuchautoren sagten, sie seien geschlechtsneutral konzipiert und könnten sowohl männlich als auch weiblich besetzt werden. Die finale Entscheidung sollte beim Regisseur liegen. Ronald Shusett räumte später bei einem Interview ein, dass niemand davon ausgegangen war, die Hauptrolle, Ripley, könnte tatsächlich mit einer Frau besetzt werden.
Die bis dahin unbekannte New Yorker Theaterschauspielerin Sigourney Weaver, die aufgrund ihrer Körpergröße von 1,84 m kaum Angebote für Filmrollen bekam, sprach beim Casting selbstbewusst und in High Heels vor und begeisterte insbesondere Ridley Scott. Weaver wirkte stark, und genau das suchten die Produzenten: Eine Frau, die keinen zaghaften Eindruck machte, sondern Durchhaltevermögen bewies. Ridley Scott entschied sich bereits nach dem ersten Treffen für Weaver, was beinahe zu einem Bruch mit dem Studio geführt hätte.
Ihre Rolle der Ripley schätzte Weaver selbst 2004 so ein:
Sie hat die Monster dank ihrer Intelligenz besiegt, das ist für eine Frau im Filmgeschäft eine sehr dankbare und äußerst seltene Rolle.
Doris Kuhn hebt in ihrer Rezension von 2006 neben der – traditionell den (überlegenen) Männlichkeiten zugeordneten – Vernunft auch die besonderen emotionalen Stärken der Figur „Ripley“ heraus, die sich in ihrer Glaubwürdigkeit, Zeitlosigkeit und Intensität durch Sigourney Weavers Darstellung entfalten:
Was Alien jedoch heraushebt aus der Masse des SF-Kinos der Seventies, ist nicht der Arbeitskampf oder der entspannte Umgang mit unbekannten Organismen. Es ist Ripley. Ripley ohne Vornamen, Stimme der Vernunft, die allein kurz zur Quarantäne aufruft, als ihre Kollegen unbeschwert das Alien ins Raumschiff holen. Gespielt von Sigourney Weaver trägt Ripley den Film mit sich davon, ein wenig ironisch, voll Misstrauen, entscheidungsfähig unter Druck. Dabei ist sie noch längst nicht die harte Anführerin der kommenden Fortsetzungen. Tatsächlich weint sie und rennt weg; aber sie denkt beim Weinen nach – so hat sie überlebt, bis heute, als einzig ernst zu nehmende Frau im All.
In dem Horrorfilm Dreamcatcher (2003), der Verfilmung des Romans Duddits von Schriftsteller Stephen King, bezeichnet Schauspieler Morgan Freeman in seiner Rolle als Militärführer Colonel Abraham Curtis aalähnliche Monster mit Fangzähnen, die als Parasiten dem Verdauungstrakt menschlicher Wirte entschlüpfen, beziehungsweise eine rote flächenbrandähnliche Pilz-Seuche als Ripleys in Anspielung auf Sigourney Weavers Rolle in den Alien-Filmen. Die Bezeichnung Ripley-Pilz für die fiktive Alien-Epidemie kommt auch im zugrunde liegenden King-Roman vor.
Fortsetzungen
Wegen des Erfolges dieses Films wurden mehrere Fortsetzungen gedreht, die die Titel Aliens – Die Rückkehr, Alien 3 und Alien – Die Wiedergeburt tragen und in denen jeweils Sigourney Weaver die Hauptrolle spielt. Der Film Alien, die Saat des Grauens kehrt zurück von Ciro Ippolito wurde als Fortsetzung vermarktet, ist aber keine offizielle Fortsetzung, sondern der Versuch, auf der Erfolgswelle des Originals mitzuschwimmen. Außerhalb der eigentlichen Reihe erschien 2004 mit dem Film Alien vs. Predator ein Ableger, der, analog der Computerspielserie Aliens versus Predator, Elemente der Alien- und Predator-Reihe vermischt und ohne Weavers Beteiligung auskommt. Die Fortsetzung von Alien vs. Predator trägt den Titel Aliens vs. Predator 2 (OT: Aliens vs. Predator – Requiem), sie lief ab Dezember 2007 in den deutschen Kinos.
Im Gegensatz zu vielen anderen bekannten Filmreihen wie Star Wars oder Indiana Jones lassen sich die Alien-Filme keinem einheitlichen Genre zuordnen. Zwar lassen sich alle Filme unter dem Oberbegriff Science-Fiction zusammenfassen, jedoch setzen die einzelnen Filme unterschiedliche atmosphärische Schwerpunkte. Während der erste Teil dem Aufbau klassischer Horrorfilme folgt, ist der zweite Teil dem Wesen nach eher ein Actionfilm, und der dritte Teil entspricht am ehesten den Gesetzmäßigkeiten eines Thrillers. Der vierte Teil weist typische Charakteristika einer Dystopie sowie einer Groteske auf.
Die Unterschiede der Alien-Filme sind unter anderem darauf zurückzuführen, dass sie von verschiedenen Regisseuren stammen. Obwohl der Regisseur des ersten Teils, Ridley Scott, ursprünglich auch den zweiten Teil drehen wollte, wurde für Aliens – Die Rückkehr der Terminator- und spätere Titanic-Regisseur James Cameron engagiert. Der dritte Teil wurde von Musikvideo-Regisseur David Fincher inszeniert, der später mit den Thrillern Sieben und Fight Club bekannt wurde. Den vierten Teil schließlich übernahm der französische Regisseur Jean-Pierre Jeunet, der kurz zuvor mit der Groteske Delicatessen ein preisgekröntes Debüt abgeliefert hatte und später Die fabelhafte Welt der Amélie drehte. Die ersten vier Teile der Filmreihe stammen somit allesamt von Regisseuren, die aus ihren Stammgenres ein gewisses Ansehen mitbrachten.
Mit Alien: Romulus ist unter der Regie von Fede Alvarez für 2024 ein weiterer Film aus dem Alien-Universum angekündigt, der allerdings keine Fortsetzung sein soll.
Prequels
2010 kündigte Ridley Scott zwei Prequels an, für die unter anderem eine neue Heldin eingeführt, sowie das Erscheinungsbild der Aliens neu entworfen und eventuell durch neue Giger-Designs ersetzt werden sollte.
Der weltweite Kinostart für den fünften Teil mit dem Titel Prometheus – Dunkle Zeichen erfolgte dann am 8. Juni 2012. Ridley Scott führte wieder Regie. Das Drehbuch zu Prometheus stammt unter anderem aus der Feder von Damon Lindelof, dem Drehbuchautor der erfolgreichen Fernsehserie Lost. Es finden sich in Prometheus zahlreiche Anspielungen auf Alien, und am Ende des Films erscheint ein Monster, das jenem aus Alien zumindest sehr ähnlich ist.
2017 wurde mit Alien: Covenant ein weiteres Prequel zu Alien veröffentlicht, das zugleich Prometheus fortsetzt.
Sigourney Weaver (2016) — Foto: Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America/Wikimedia
Lebensdaten
Sigourney Weaver (* 8. Oktober 1949 als Susan Alexandra Weaver in New York) ist eine US-amerikanische Schauspielerin. Seit ihrem Mitwirken in der Alien-Saga gilt sie als einer der ersten weiblichen Actionstars der internationalen Kinogeschichte. Weaver war bislang dreimal für einen Oscar nominiert. (Wikipedia)
Der Film
Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (Originaltitel Alien) ist ein amerikanisch-britischer Science-Fiction-Horrorfilm aus dem Jahr 1979 und der Beginn der gleichnamigen Filmreihe. Der Film startete am 25. Mai 1979 in den Vereinigten Staaten und am 25. Oktober 1979 in den deutschen Kinos. (Wikipedia)
Regie
Ridley Scott
Drehbuch
Dan O’Bannon,
Ronald Shusett
Produktion
Gordon Carroll,
David Giler,
Walter Hill
Musik
Jerry Goldsmith
Kamera
Derek Vanlint
Schnitt
Terry Rawlings,
Peter Weatherley,
Dir.’s Cut: David Crowther
Besetzung
Sigourney Weaver: Ellen Louise Ripley
Tom Skerritt: Captain Arthur Dallas Coblenz
Ian Holm: Ash
Harry Dean Stanton: Samuel Elias Brett
John Hurt: Gilbert Ward Kane
Veronica Cartwright: Joan Marie Lambert
Yaphet Kotto: Dennis Monroe Parker
Bolaji Badejo: Alien (Kostüm)
Helen Horton: „Mutter“ (Stimme)
Kinofassung: 117 Minuten
Director’s Cut: 116 Minuten