
Großtaten und Meisterstücke
Andrew Irvine
Der britische Bergsteiger starb 1924 auf dem Mount Everest. Bis heute weiß man nicht, ob er vor seinem Tod den Gipfel erreichte.
Der Gegenwart. — 15. Oktober 2024 — UPDATE 13. Januar 2025
Das Magazin „National Geographic“ berichtet: Auf dem Rongbuk-Gletscher entdeckten der Fotograf Jimmy Chin und sein Filmteam einen Stiefel mit einem Fuß darin. Bei genauer Untersuchung fanden sie eine Socke mit einem roten Etikett, auf dem „A. C. Irvine“ stand.
Andrew Irvine besuchte die Birkenhead School und die Shrewsbury School und studierte dann Ingenieurwissenschaften am Merton College, Oxford. Er war ein begeisterter Sportler und vor allem ein exzellenter Ruderer. 1923 gewann er mit seiner Universitätsmannschaft die begehrte Trophäe des Oxford and Cambridge Boat Race.
Als ihm 1924 die Teilnahme an einer Mount-Everest-Expedition angeboten wurde, hatte der damals 22-Jährige sein Studium noch nicht abgeschlossen. Diese Expedition war damals der zweite ernsthafte Versuch, den Mount Everest zu besteigen. Ebenfalls Teilnehmer dieser Expedition war George Mallory, der bis heute als einer der Pioniere des Alpinismus gilt. Er war auch zwei Jahre zuvor bei der gescheiterten Expedition 1922 dabei gewesen.
Mit Andrew Irvine wählte man zwar nicht einen der erfahrensten Alpinisten aus, allerdings hatte der angehende Ingenieur und Hobbyfotograf in England durch seine körperliche Fitness und unkonventionelle Art zu klettern bei einer Spitzbergen-Expedition auf sich aufmerksam machen können. Hinzu kam, dass er sich aufgrund seines Studiums äußerst gut auf den Umgang mit den damals neu entwickelten Atemgeräten und Sauerstoffflaschen verstand. Noch während des Anmarsches und auch in den Hochlagern befasste sich Irvine mit Reparaturen und Verbesserungen an den damals noch recht neuen Ausrüstungen.
Die Expedition
Am Morgen des 8. Juni 1924 machten sich Mallory und Irvine vom letzten Hochlager, Lager VI, (ca. 8140 m) auf den Weg zum Gipfel. Zeit- und Erfolgsdruck ließ die beiden trotz nicht perfekten Wetters ihren Angriff starten. Das letzte Mal gesehen wurden sie vermutlich von Noel Odell gegen 13 Uhr, mit großer Verspätung an einer Felsstufe.
Die Frage, ob es die beiden auf den Gipfel schafften und somit 29 Jahre vor Tenzing Norgay und Edmund Hillary den Mount Everest erstbestiegen hätten, gilt als ein Mysterium und gibt der Welt des Alpinismus bis heute Anlass zu unzähligen Debatten und Diskussionen. Nahezu sämtliche führenden Alpinisten spekulieren, ob es den beiden zur damaligen Zeit, mit den damaligen technischen Möglichkeiten und unter den bekannten Bedingungen überhaupt möglich gewesen sei, den Aufstieg zu bewältigen. Sir Edmund Hillary äußerte sich dahingehend nur einmal mit der Aussage, es sei Tatsache, dass er in jedem Fall der Erste gewesen sei, der auch wieder lebend vom Gipfel des Mount Everest zurückkehrte.
Erhoffte Aufklärung
In den 1960er Jahren – nach der Angliederung Tibets an China – begann man von chinesischer Seite aus, den Nordgrat zu erschließen und den Gipfel zu ersteigen. 1975 wurde eine Leiter am sogenannten Second Step angebracht. Diese Stelle markiert den wohl schwierigsten Abschnitt der Route und war nach Einschätzung damaliger Kletterfertigkeiten vielleicht ein unüberwindliches Hindernis. Mehrere Bergsteiger haben den Second Step bis heute frei geklettert und damit bewiesen, dass der Second Step mit den Mitteln der damaligen Zeit und dem Können von Mallory und Irvine bezwingbar war. Der Chinese Wang Hongbao sah westlich des Grates angeblich die Leiche eines Bergsteigers. Dieser konnte in dieser Höhe nur Irvine oder Mallory sein, denn vor der chinesischen Expedition waren nur diese beiden so hoch gelangt und dann am Berg verschollen.
1986 und 1999 starteten Expeditionen nach Tibet in der Hoffnung, z. B. die Kamera Andrew Irvines zu finden und damit die Fragen um die beiden Bergsteiger zu klären. Am 1. Mai 1999 wurde in einer Höhe von 8.150 m die durch die dünne Luft und die Kälte gut konservierte Leiche Mallorys gefunden. Der Fund war eine weltweite Sensation. Ein Beweis, der wesentliche Fragen beantwortet hätte, blieb jedoch aus und man fand bei Mallorys Leiche keine Kamera. 2010 wurde erneut eine Expedition unter der Leitung von Jochen Hemmleb zum Everest gestartet, um die Leiche Irvines zu finden und damit das Rätsel um die Erstbesteigung zu klären. Jedoch kehrte auch diese Expedition ohne neue Erkenntnisse aus Tibet zurück.
Ein Bergschuh, aber keine Kamera
Im September 2024 wurde im Zuge einer National-Geographic-Expedition am Rongpu-Gletscher unterhalb der Nordwand des Mount Everest ein Bergschuh mit einem Socken mit Etikett mit der Aufschrift A. C. Irvine gefunden. In dem Schuh befand sich ein Teil von einem Fuß. Mitglieder der Familie von Irvine haben sich bereit erklärt einen DNA-Test zu machen, damit bestätigt werden kann, ob die Überreste wirklich zu Sandy Irvine gehören.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Andrew_Irvine
Andrew Irvine (1902–1924) during his college years at Merton (Oxford) — Foto: Unknown photographer/Wikimedia
Lebensdaten
Andrew „Sandy“ Comyn Irvine (* 8. April 1902 in Birkenhead, England; † 8. Juni 1924 auf dem Mount Everest) war ein britischer Bergsteiger. Er kam beim Versuch der Erstbesteigung des Mount Everest um. Bis heute wird spekuliert, ob er den Gipfel erreichte, bevor er starb. (Wikipedia)
Expedition 1924
Die Mount-Everest-Expedition 1924 war nach der ebenfalls britischen Expedition im Jahr 1922 die zweite Unternehmung, die ausdrücklich die Erstbesteigung des 8848 Meter hohen Mount Everest zum Ziel hatte. Im Jahr 1921 hatte eine Erkundungsexpedition stattgefunden. Weil das Königreich Nepal für Ausländer gesperrt war, stand den britischen Expeditionen in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg nur der Zugang von der tibetischen Nordseite her offen. Während der Expedition wurden drei Besteigungsversuche unternommen. Der erste scheiterte früh an der Mitarbeit der Träger, den zweiten brach Edward Norton aufgrund der späten Uhrzeit ab, er erreichte aber mit 8573 m eine neue Rekordhöhe für Bergsteiger. Beim dritten und letzten Besteigungsversuch verschwanden die Bergsteiger George Mallory und Andrew „Sandy“ Irvine. Bis heute wird darüber spekuliert, ob sie den Gipfel erreicht hatten. Die Leiche Mallorys wurde im Jahre 1999 gefunden und identifiziert. Die Erstbesteiger Tenzing Norgay und Edmund Hillary fanden fast 30 Jahre später keine Spuren auf dem Gipfel, die auf einen früheren Erfolg hingedeutet hätten. (Wikipedia)
Fast 30 Jahre früher?
Die Bezwingung des Mount Everest (Mellis Flugzeug; 26.4.2013; 40:49 min.)
»Bis heute ranken sich viele Legenden um das Rätsel, wer der Erste auf dem höchsten Berg der Erde war: Edmund Hillary und der nepalesische Bergsteiger Tenzing Norgay sollen den Gipfel des Mount Everest am 29. Mai 1953 als Erste erreicht haben. Doch entspricht das der Wahrheit? Die "Terra X"-Dokumentation zweifelt das an. Nicht Edmund Hillary, sondern George Mallory und sein Gefährte Andrew Irvine könnten den 8848 Meter hohen Riesen als Erste bezwungen haben – fast 30 Jahre früher. Am 6. Juni 1924 werden die beiden Briten in der Nähe des Berggipfels fotografiert. Dann entschwanden sie den Blicken der Gefährten im tiefer gelegenen Camp und schienen für immer von der eisigen Wildnis verschluckt.«
Die Entdecker der Vergangenheit waren großartige Männer und wir sollten sie ehren.
Aber lasst uns nicht vergessen, dass ihr
Geist weiter lebt.