
Hinweise auf Menschen
Auguste Deter
Alzheimer diagnostizierte 1906 ihre „eigenartige Erkrankung der Hirnrinde“. Heute leiden weltweit etwa 25 Millionen Menschen an Demenz. Deshalb sollte man Dr. Michael Nehls genau zuhören.
Der Gegenwart. — 9. März 2024
Am 25. November 1901 begegnete der Psychiater und Neuropathologe Alois Alzheimer in der Frankfurter Heilanstalt der Patientin, die ihn berühmt machen sollte: Auguste Deter. Ihr Ehemann brachte sie in die Anstalt, nachdem sie sich innerhalb eines Jahres stark verändert hatte. Sie war eifersüchtig geworden, konnte einfache Aufgaben im Haushalt nicht mehr verrichten, versteckte Gegenstände, fühlte sich verfolgt und behelligte aufdringlich die Nachbarschaft.
Das Krankenblatt von Auguste D. wurde 1996 im Archiv der psychiatrischen Klinik in Frankfurt am Main wiedergefunden und wird heute im Institut für Stadtgeschichte aufbewahrt.
Aufzeichnung der Verhaltensauffälligkeiten
Alzheimer protokollierte – wie stets – die ersten Daten und Befunde. Er fragte:
„Wie heißen Sie?“
„Auguste.“
„Familienname?“
„Auguste.“
„Wie heißt Ihr Mann?“
Auguste Deter zögert, antwortet schließlich: „Ich glaube ... Auguste.“
„Ihr Mann?“
„Ach so.“
„Wie alt sind Sie?“
„51.“
„Wo wohnen Sie?“
„Ach, Sie waren doch schon bei uns.“
„Sind Sie verheiratet?“
„Ach, ich bin doch so verwirrt.“
„Wo sind Sie hier?“
„Hier und überall, hier und jetzt, Sie dürfen mir nichts übel nehmen.“
„Wo sind Sie hier?“
„Da werden wir noch wohnen.“
„Wo ist Ihr Bett?“
„Wo soll es sein?“
Zu Mittag isst Frau Auguste D. Schweinefleisch mit Karfiol.
„Was essen Sie?“
„Spinat.“ (Sie kaut das Fleisch)
„Was essen Sie jetzt?“
„Ich esse erst Kartoffeln und dann Kren.“
„Schreiben Sie eine fünf.“
Sie schreibt: „Eine Frau“
„Schreiben Sie eine Acht.“
Sie schreibt: „Auguste“ (Beim Schreiben sagt sie wiederholt: „Ich habe mich sozusagen verloren“.)
In den nächsten Wochen bestätigten weitere geduldige Befragungen die schwere geistige Verwirrung. Die Patientin jammerte oft und sagte „ach Gott“. Alzheimer stellte fest, dass die Patientin keine Orientierung über Zeit oder Aufenthaltsort hatte, sich kaum an Einzelheiten aus ihrem Leben erinnern konnte und oft Antworten gab, die keinen Bezug zur Frage hatten und auch sonst ohne Zusammenhang blieben. Ihre Stimmungen wechselten rasch zwischen Angst, Misstrauen, Ablehnung und Weinerlichkeit. Man konnte sie nicht allein durch die Räumlichkeiten der Klinik gehen lassen, da sie dazu neigte, allen anderen Patienten ins Gesicht zu fassen, und dafür von diesen geschlagen wurde.
Es war nicht das erste Mal, dass Alzheimer einem schwer verwirrten Patienten begegnete. Früheren Fällen mit ähnlichen Befunden hatte er aber keine Bedeutung beigemessen, weil die Patienten oft annähernd 70 Jahre oder älter waren. Auguste Deter machte ihn neugierig, denn zum Zeitpunkt ihrer Einlieferung war sie erst 51 Jahre alt. Bei einer Befragung äußerte sie mehrfach: „Ich habe mich sozusagen selbst verloren“ – sie war sich ihrer Hilflosigkeit offensichtlich bewusst. Alzheimer gab dem Krankheitsbild den Namen „Krankheit des Vergessens“.
Später erkundigte sich Alois Alzheimer von München aus in Frankfurt nach Deters Zustand und verhinderte ihre aus Kostengründen geplante Verlegung in eine andere Klinik, da er diese Patientin unbedingt noch einmal untersuchen wollte – nach ihrem Tod.
Untersuchung des Gehirns
Am 9. April 1906 erhielt Alzheimer in München einen Anruf aus Frankfurt: Auguste Deter war verstorben. Alzheimer ließ sich die Krankenakte und das Gehirn der Patientin zuschicken. Die Akte ergab, dass sich der Geisteszustand in den letzten Jahren massiv verschlechtert hatte. Todesursache war eine durch Dekubitus (Wundliegen) hervorgerufene Blutvergiftung.
Die mikroskopische Untersuchung des Gehirns ergab flächenweise zugrunde gegangene Nervenzellen und Eiweißablagerungen (sogenannte Plaques) in der gesamten Hirnrinde. Am 3. November 1906 stellte Alzheimer auf einer Fachtagung in Tübingen vor Psychiatern und Nervenärzten das später nach ihm benannte Krankheitsbild als eigenständige Krankheit vor. Diskussions-Meldungen der Kollegenschaft blieben aus. Alzheimers Vortrag über seine Erkenntnisse rief keine sonderlichen Reaktionen hervor, weil die Brisanz von der damaligen Fachwelt noch nicht erkannt wurde. Im darauffolgenden Jahr veröffentlichte Alzheimer den Beitrag Über eine eigenartige Erkrankung der Hirnrinde in der Allgemeinen Zeitschrift für Psychiatrie.
In den nächsten fünf Jahren wurden elf ähnliche Fälle in der medizinischen Literatur beschrieben, einige schon unter Verwendung der Bezeichnung Alzheimer-Krankheit. Die offizielle Benennung geht auf den Psychiater Emil Kraepelin zurück. Kraepelin benannte die Erkrankung in der achten Ausgabe seines Lehrbuchs der Psychiatrie aus dem Jahre 1910 nach Alois Alzheimer.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Alois_Alzheimer#Der_Fall_Auguste_Deter und https://de.wikipedia.org/wiki/Alzheimer-Krankheit
Auguste Deter, 1902
Foto: Wikimedia
Ich habe mich sozusagen selbst verloren.
Auguste Deter
Alois Alzheimer, etwa 1915
Foto: Wikimedia
Lebensdaten
Alois Alzheimer (* 14. Juni 1864 in Marktbreit; † 19. Dezember 1915 in Breslau) war ein deutscher Psychiater, Neuroanatom und Neuropathologe. Er beschrieb eine Demenz, die heute als Alzheimer-Krankheit bezeichnet wird. 1888 bewarb sich Alzheimer erfolgreich als Assistenzarzt bei der von dem Psychiater Heinrich Hoffmann – auch bekannt als Autor des Struwwelpeter – gegründeten Städtischen Anstalt für Irre und Epileptische in Frankfurt am Main. Mit vereinten Kräften führten der Leiter der Anstalt, Emil Sioli, sein Oberarzt Franz Nissl und Alzheimer eine neue Behandlungsmethode für Geisteskranke ein, die sie als No restraint bezeichneten und deren wesentliches Merkmal das Vermeiden von Zwangsjacken, Zwangsfütterungen und anderen Zwangsmitteln war. Stattdessen wurde in großen Wachsälen die Bettbehandlung der Kranken eingeführt, später die Therapie besonders unruhiger Patienten durch wärmende Dauerbäder, deren Wassertemperatur vom Personal überwacht wurde. 1915 kam es zu einem rapiden Verfall seiner Gesundheit. Herzbeschwerden, Nierenversagen und Atemnot deuteten auf ein rasches Ende hin. Alzheimer starb mit 51 Jahren im Kreis seiner Familie. Vier Tage später wurde er auf dem Hauptfriedhof (Frankfurt am Main) neben seiner Frau beigesetzt. (Wikipedia)
Alzheimer-Krankheit
Die Alzheimer-Krankheit (lateinisch Morbus Alzheimer) oder Alzheimersche Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung des Menschen, die in ihrer häufigsten Form bei Personen über dem 65. Lebensjahr auftritt und durch zunehmende Demenz gekennzeichnet ist. Sie ist für ungefähr 60 Prozent der weltweit etwa 25 Millionen Demenzerkrankungen verantwortlich. Die Alzheimer-Krankheit beziehungsweise die Alzheimer-Demenz wird umgangssprachlich oft kurz als „Alzheimer“ bezeichnet. (Wikipedia)
Dr. Nehls über Alzheimer
Jasmin Kosubek: Der neuropathologische Angriff auf das menschliche Gehirn | Dr. Michael Nehls (3.9.2023; 1:44:54 min.)
»Dr. Michael Nehls ist promovierter Arzt und habilitierter Molekulargenetiker mit Schwerpunkt Immunologie. Er hat zahlreiche Bücher zum Thema Alzheimer publiziert und herausgefunden, dass Menschen nicht zwingend im hohen Alter eine Demenz entwickeln, sondern dass diese Entwicklung von vielen äußeren Faktoren abhängt. So beschäftigt sich Nehls bereits seit Jahren mit dem menschlichen Gehirn und hierzu im Buch „Das erschöpfte Gehirn“ einige interessante Thesen publiziert. In seinem neuesten Buch „Das indoktrinierte Gehirn“ beschreibt der ehemalige Marathonläufer, wie ein neuropathologischer Angriff auf unser autobiografisches Gedächtnis stattfindet und wie dies systematisch von einer technokratischen Elite getan wird. So sollen die Corona-Maßnahmen der Startschuss für den Übergang in eine „schöne Neue Welt“ darstellen, in der wir gefällige und programmierte Wesen werden. Wir sprechen im Interview ausführlich über den „hippocampalen Angriff“, warum dieser Teil des Gehirns wichtig ist und weshalb die Coronakrise aus Nehls Sicht inszeniert worden ist, um den Menschen mental zu schwächen.«