Punkte auf der Landkarte
Bamberg
Das ehemalige Hochstift war eines der Zentren frühneuzeitlicher Hexenverfolgung in Süddeutschland. „Versonnen wartend bis der himmel helfe“ steht heute noch der Bamberger Reiter im Dom.
Der Gegenwart. — 25. September 2022
Die ältesten Relikte der Bamberger Vorgeschichte sind vermutlich die im 19. Jahrhundert gefundenen Bamberger Götzen. Die Erstnennung von Bamberg war 718. In der metrischen Vita der heiligen Bilihild, wird es als Babenberg erwähnt. Im Jahre 902 wurde zum ersten Mal ein Castrum Babenberch auf dem heutigen Domberg genannt. Es gehörte dem ostfränkischen Geschlecht der älteren Babenberger, die das Lehen 903 in einer blutigen Fehde mit den rheinfränkischen Konradinern verloren. Bei der sogenannten Babenberger Fehde starben drei babenbergische Brüder. Die Besitzungen fielen an den König und blieben bis 973 Königsgut. Kaiser Otto II. schenkte das Castrum seinem Vetter, dem Herzog von Bayern, Heinrich dem Zänker.
1007 erfolgte die Gründung des Bistums durch König Heinrich II., den Sohn Heinrichs des Zänkers, und im gleichen Jahr ließ er den ersten Dom errichten, der aber zweimal abbrannte und durch den heutigen, aus dem 13. Jahrhundert stammenden Bau ersetzt wurde. 1208 wurde König Philipp von Schwaben in Bamberg durch Otto VIII. von Wittelsbach ermordet.
Spätmittelalter
Im Januar 1430 rückten die Hussiten auf Bamberg vor (siehe auch Hussitenkriege). Das Domkapitel floh mit dem Domschatz (heute im Diözesanmuseum Bamberg) auf die Giechburg, der Bischof selbst zog sich nach Kärnten zurück. Die wohlhabenden Bürger flüchteten nach Forchheim und Nürnberg. Die Hussiten nahmen Bamberg jedoch nicht ein. Als sie Scheßlitz erobert hatten, plünderten die in Bamberg verbliebenen Handwerker, Tagelöhner und Bauern erst die Weinkeller und dann die Bürgerhäuser und Klöster. Kurz darauf handelte Markgraf Friedrich von Brandenburg mit Andreas Prokop, Heerführer der Hussiten, auf Burg Zwernitz einen Waffenstillstand aus und Bamberg zahlte 12.000 Gulden Lösegeld, um der Brandschatzung zu entgehen.
Ein Aufstand der Bürger im 15. Jahrhundert gegen die fürstbischöfliche Macht, der sogenannte Immunitätenstreit, blieb erfolglos. Der Bauernkrieg 1524/1525 hinterließ in der Stadt seine Spuren.
Hochwasser
Die wechselnde Wasserführung der Regnitz stellt seit Jahrhunderten eine Bedrohung für die Stadt dar. Im Juli 1342 riss das Magdalenenhochwasser eine Brücke mit sich. Wohl das größte Hochwasser war am 27. Februar 1784, dem die Häuser am Ufer im Mühlenviertel zum Opfer fielen. Auch die Brücken wurden stark beschädigt. Insbesondere die erst 1756 fertiggestellte Seesbrücke, die heutige Kettenbrücke, mit ihrer barocken Ausstattung wurde durch Eisschollen und mitgerissene Baumstämme zerstört.
Im Stadtgebiet sind Hochwassermarken in der Langen Straße, am Hochzeitshaus, in der Fischerei, am Weegmannufer neben der Luitpoldbrücke und an der Walkmühle zu finden. Dort sind auch die Vergleichswerte des letzten großen Hochwassers von 2004 verzeichnet. Weitgehenden Hochwasserschutz bieten seit 1964 das Jahnwehr und das Hochwassersperrtor bei Bug.
Zeit der Hexenverfolgung
Das ehemalige Hochstift Bamberg war gemeinsam mit den Hochstiften Würzburg und Eichstätt sowie in Kurmainz, dem benachbarten protestantischen Fürstentum Bayreuth, der kleinen schwäbischen Herrschaft Wiesensteig und Ellwangen eines der Hauptzentren der frühneuzeitlichen Hexen- und Zaubererverfolgung in Süddeutschland.
In Bamberg wurde 1507 die Constitutio Criminalis Bambergensis in Kraft gesetzt, die unter anderem die Strafe für Hexerei auf Tod durch Verbrennen festlegte:
die straff der zauberey: Item so jemandt den leuten durch zauberey schaden oder nachtheyl zufuegt, soll man straffen vom leben zum todt, vnnd man soll solch straff mit dem fewer thun
Artikel 109 der Constitutio Criminalis Bambergensis von 1507
Infolge lang anhaltender, teils gewalttätiger Machtauseinandersetzungen zwischen Bürgern und dem jeweiligen regierenden Fürstbischof Bambergs, einer durch Missernten in der Kleinen Eiszeit und Kriegseinwirkungen ausgelösten Hungersnot und eines starken persönlichen Hexenglaubens des regierenden Bamberger Fürstbischofs Johann Georg II. Fuchs von Dornheim, genannt der Hexenbrenner (1623–1633), erreichten die Verfolgung und Hinrichtung von Personen und ganzer Familien unter dem Vorwurf der Hexerei in Bamberg in den 1620er und frühen 1630er Jahren ihren Höhepunkt. Der Weihbischof Friedrich Förner war der wichtigste Prediger und der eigentliche Scharfmacher der Hexenverfolgung. Johann Georg II. Fuchs von Dornheim errichtete speziell für die Inhaftierung von der Hexerei Beschuldigter im Jahr 1627 das einst im Bereich der heutigen Promenade gelegene sogenannte Drudenhaus, auch Malefizhaus genannt.
Neben zahlreichen anderen Bamberger Bürgern (beispielsweise Dorothea Flock und Christina Morhaubt, Georg Haan, Kanzler im Hochstift Bamberg) und Mitgliedern des Domkapitels wurde im August 1628 unter dem Vorwand der Hexerei auch der Bürgermeister der Stadt Bamberg Johannes Junius im Drudenhaus festgesetzt. Dieser schrieb dort vor seiner Hinrichtung in seinem Abschiedsbrief an seine Tochter:
Unschuldig bin ich in das gefengnus kommen, unschuldig bin ich gemarttert worden, unschuldig muß ich sterben …
Abschiedsbrief des Bamberger Bürgermeisters Johannes Junius
Nach einer Liste mit den Namen der Opfer wurden bis 1632 weit über 300 Menschen in Bamberg als Hexen oder Hexer hingerichtet. Aus überlieferten Prozessakten geht hervor, dass von 1595 bis 1631 in drei Wellen über 880 Personen der Hexerei oder Zauberei angeklagt und hingerichtet wurden.[10] Den Besitz der ermordeten Personen zog die Kirche ein. Erst der Einmarsch schwedischer Truppen (1630–1635) im Februar 1632 setzte dem Treiben des Bischofs und seiner Häscher ein Ende. Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim floh nach Oberösterreich und starb dort 1633.
Die Hochzeit der Bamberger Hexenverfolgung ist durch die in großem Umfang, wenn auch sicherlich lückenhaft erhaltenen Prozessakten gut dokumentiert. Der wichtigste und bei weitem größte Quellenbestand befindet sich in der Staatsbibliothek Bamberg. Kleinere Konvolute sind erhalten im Stadtarchiv Bamberg (als Depositum des Historischen Vereins Bamberg), im Staatsarchiv Bamberg und in der Witchcraft Collection der Cornell University Library in Ithaca, New York (USA). Aus dem der Hexerei beschuldigten Personenkreis und den Prozessumständen wird deutlich, dass es bei den Bamberger Hexenprozessen in erster Linie um machtpolitische Auseinandersetzungen ging. Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim nutzte den Vorwand der Hexerei gezielt zur Ausschaltung machtpolitischer Gegner im Domkapitel sowie im städtischen Bürgertum Bambergs.
Im Oktober 2012 wurden in Bamberg Themenwochen zu den Hexenprozessen veranstaltet, um dieses Kapitel der Stadtgeschichte aufzuarbeiten. 2015 wurde auf einer Freifläche zwischen dem Ludwigskanal und dem Schloss Geyerswörth ein Mahnmal errichtet, geschaffen von den Essener Künstlern Miriam Giessler und Hubert Sandmann. Der Bürgerverein Bamberg-Mitte hatte das Projekt gemeinsam mit der Stadt Bamberg realisiert. Der Stadtrat hatte am 29. April 2015 einen Beschluss zu den Hexenprozessen im Hochstift Bamberg gefasst und einen Text für die Gedenktafel beschlossen: „Im Hochstift Bamberg wurden im 17. Jahrhundert etwa 1000 Frauen, Männer und Kinder unschuldig angeklagt, gefoltert und hingerichtet.“ Finanziert wurde das Mahnmal von der Stadt Bamberg, dem Erzbistum Bamberg, der Oberfrankenstiftung, dem Bürgerverein Bamberg-Mitte und vielen Einzelspendern.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Bamberg
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Der Bamberger Reiter
Der Bamberger Reiter oder auch „steinerne Reiter“ ist ein steinernes Reiterstandbild im Bamberger Dom aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und gehört zu den plastischen Hauptwerken der späten Stauferzeit. Er ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt Bamberg.
Die Skulptur, deren Schöpfer unbekannt ist, wurde aus mehreren Schilfsandsteinblöcken gehauen und vermutlich vor der Weihe des Dom-Neubaus 1237 aufgestellt. Sie befindet sich auf einer Konsole am Nordpfeiler des Georgenchors im Bamberger Dom. Laut Forschungen aus dem Jahr 2004 behielt das Standbild seit seiner ursprünglichen Aufstellung im 13. Jahrhundert seinen Standort bei. Daher wird angenommen, dass der heutige räumliche Bezug zum Doppelgrab des Kaiserpaars Heinrich II. und Kunigunde und zum Fürstenportal Teil der ursprünglichen Anlage und damit in die Deutung einzubeziehen ist: Nach der räumlichen Anordnung ist der steinerne König imaginär durch dieses Portal hineingeritten und hält, dem früheren Grab des Kaiserpaars huldigend zugewandt, inne.
Teilweise wird in der Skulptur auch eine symbolische Abbildung der gesamten Welt gesehen. Der auf der Konsole rechts unter dem Sockel als Blattmaske dargestellte Dämon stelle die Unterwelt dar; darüber komme die Pflanzenwelt, die Tierwelt, sodann der Mensch und schließlich der Baldachin als Sinnbild für das Himmlische Jerusalem.
Rezeption
Im 20. Jahrhundert, insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg, wurde der Reiter politisch instrumentalisiert als „Schlüsselgestalt nationalistischer Schwärmerei und hypertropher Großmachtphantasien“. Die akademische Kunsthistorie des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts rückte die Figur teils derart in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, dass ihr „eine ahistorische wie metaphysische Deutung“ aufgezwungen wurde und dadurch „eine völkisch-rassistisch orientierte Bewertung“ mit populärem Einschlag möglich geworden sei.
Für den Dichter Stefan George verkörperte der Domreiter in seinem „geheimen Deutschland“ ein Ideal, das er 1907 – als die Statue noch nicht allgemein bekannt war – in einer „bewusst elitäre[n] Geste“ rühmte:
Du Fremdester brichst noch als echter spross
Zur guten kehr aus deines volkes flanke.
Zeigt dieser dom dich nicht: herab vom ross
Streitbar und stolz als königlicher Franke!
Dann bist du leibhaft in der kemenat
Gemeisselt – nicht mehr Waibling oder Welfe –
Nur stiller künstler der sein bestes tat·
Versonnen wartend bis der himmel helfe.
Im Ersten Weltkrieg wurden die in Bamberg stationierten Ulanen des 1. Königlich Bayerischen Ulanenregiments als „Bamberger Reiter“ bezeichnet. Auch die Angehörigen des 17. Reiter-Regiments der Reichswehr wurden „Bamberger Reiter“ genannt. Für fünf Regimentsangehörige, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus starben, darunter Claus Schenk Graf von Stauffenberg, ist im Bamberger Dom eine Gedenktafel angebracht.
In der Zeit der Weimarer Republik begann die Popularisierung der Figur; so findet sich der Kopf des Reiters auf dem 100-Mark-Schein von 1920. Der Fotograf Walter Hege schuf damals Lichtbilder des Kopfes, die weite Verbreitung fanden und als „die Ikone des politischen Programms einer deutschen renovatio imperii“ galten. Im späteren George-Kreis nutzte Ernst Kantorowicz die Gesichtszüge des Reiters 1927 in seiner rühmenden Biographie über den Stauferkaiser Friedrich II. als Ausweis dafür, dass beide Figuren dem „mittelmeerischen Germanentypus“ angehörten; das Bamberger Gesicht verrate, „dass jener schöne und ritterlich adlige Menschentypus damals in Deutschland gelebt haben muss“. Der Dom von Bamberg wurde für ihn in einem Rundfunkvortrag 1935 daher „das wahre Nationalheiligtum der Deutschen“. Der spätere Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg wurde im George-Kreis, dessen Mitglied er seit 1923 war, verherrlichend als „Bamberger Reiter“ bezeichnet; die Assoziation ging so weit, dass eine äußere Ähnlichkeit Stauffenbergs mit der Figur des Standbilds behauptet wurde.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Bamberger Reiter von den Nationalsozialisten als „Signatur arischer Kultur“ zu Propagandazwecken instrumentalisiert. So begrüßte der Politikwissenschaftler Hans Freyer den Nationalsozialismus im Jahr 1935 mit den Worten:
Das unbekannte Volk steht auf und sagt ein politisches Ja. Aus den alten Säften wächst, noch einmal, eine Epoche, die Sinn hat. […] Zukunft liegt über dem Heute, weil es eine Wandlung des Ewigen ist. Die Menschen glauben, schreiten aus, blicken vorwärts und zwischen ihnen reitet, ungesehen, der Reiter aus Bamberg.
Hans F. K. Günthers Rassenkunde des deutschen Volkes setzte den Kopf des Reiters aufs Titelbild, ebenso Paul Schultze-Naumburgs Die Kunst der Deutschen; der Kunsthistoriker Alfred Stange erklärte die Figur 1935 zum „Denkmal des ewigen Deutschen“. In der NS-Bildästhetik wurde der Kopf zum „ästhetischen Double“ Adolf Hitlers. Eine sinfonische Dichtung Der Bamberger Reiter von Friedrich Siebert wurde 1939 in Bad Salzuflen uraufgeführt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die politische Vereinnahmung zugunsten einer populärkulturellen Nutzung zurück. Bei der Eröffnung der Stuttgarter Staufer-Ausstellung 1977 nannte Bundespräsident Walter Scheel die Plastik neben literarischen Gestalten „ein Stück von uns selbst“, das die Stauferzeit als „unsere erste Klassik“ hervorgebracht und „unsere geistige Identität geformt“ habe. 2003 würdigte die Deutsche Post den Reiter mit einer Abbildung auf einer Briefmarke der Dauerserie Sehenswürdigkeiten.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Bamberger_Reiter
Der Bamberger Reiter
Fakten
Bamberg (mittelalterlich: Babenberg, bambergisch: Bambärch) ist eine fränkische kreisfreie Stadt im bayerischen Regierungsbezirk Oberfranken und Standort des Landratsamtes Bamberg. Sie ist die größte Mittelstadt Bayerns, Universitäts-, Schul- und Verwaltungsstadt, Sitz eines Oberlandesgerichtes und der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, wichtiges Wirtschaftszentrum Oberfrankens sowie Sitz des gleichnamigen Erzbistums. Das bekannteste Bauwerk ist der viertürmige Bamberger Dom, einer der früheren Kaiserdome. Die Stadt ist in der Landesplanung als Oberzentrum des westlichen Oberfrankens ausgewiesen und zählt zur Metropolregion Nürnberg. Bamberg hat rund 78.000 Einwohner und ist damit die größte Stadt Oberfrankens, die Agglomeration hat rund 117.000 Einwohner. Die Altstadt ist einer der größten weitgehend unversehrt erhaltenen historischen Stadtkerne in Deutschland und seit 1993 als Weltkulturerbe in die Liste der UNESCO eingetragen. Darüber hinaus ist Bamberg überregional bekannt für seine vielfältige Biertradition ebenso wie für die traditionellen Gärtnereibetriebe mit großen Anbauflächen inmitten der Stadt. (Wikipedia)