
Punkte auf der Landkarte
Bernau bei Berlin
Die Stadt an der Märkischen Eiszeitstraße ist bekannt für lange Folterprozesse gegen Hexen und eine vergrabene Flasche Bier.
Der Gegenwart. — 25. Oktober 2024
Am Sonnabend wurde der Libyer Omar A. in seiner Unterkunft in Bernau (Brandenburg) unter Terrorverdacht festgenommen, ein Haftbefehl erlassen. Der 28-Jährige, der sich zur Terror-Organisation „Islamischer Staat“ (IS) bekennt, lebt seit zwei Jahren in Deutschland. Sein Asylantrag wurde im September 2023, also vor mehr als einem Jahr, abgelehnt. Seitdem ist er ausreisepflichtig. Doch abgeschoben wurde er nicht.
Wie archäologische Quellen belegen, ist Bernau seit der Mittelsteinzeit vor 7000 v. Chr. ein Siedlungsplatz. Am Anfang des 13. Jahrhunderts wurde die Stadt gegründet. Die genauen Umstände sind ungeklärt, da alle Urkunden bei großen Bränden 1406 und 1484 vernichtet wurden. Am Georgstag (23. April) des Jahres 1432 gelang den Bernauer Bürgern die Abwehr eines Angriffs der Hussiten, die auf ihrem Feldzug durch die Lausitz (18. März – 5. Mai 1432) zahlreiche Städte zerstörten und plünderten. Seit 1832 wird dieses Ereignisses jährlich mit dem dreitägigen Bernauer Hussitenfest gedacht (außer in der DDR-Zeit).
Das Bier und die Tuchproduktion machten die Stadt im Mittelalter weit über die Grenzen der Mark Brandenburg hinaus bekannt. Über Jahrhunderte hinweg galt das Bier als das beste der Mark, und die gute Haltbarkeit machte es zum Exportschlager. Noch im 17. Jahrhundert wurden jährlich 30.000 Tonnen Bier in andere Städte und Gemeinden – auch außerhalb der Mark Brandenburg – geliefert. Im Heimatmuseum vermitteln prächtige Trinkgefäße, Schleppkannen und Schankzeug einen Eindruck von der Bierbrauerei in Bernau.
Die starken Stadtmauern erschwerten jeden Angriff auf die Stadt. 1598 wütete die Pest so stark, dass alleine in dem Jahr 1137 Menschen daran verstarben. Der Dreißigjährige Krieg und die Pest machten aus Bernau eine verarmte und verödete Stadt. Dies änderte sich erst, als Kurfürst Friedrich III. französische Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) ins Land holte. 1699 wurden 25 Familien in Bernau aufgenommen. Darunter waren ausgezeichnete Handwerker, Bauern, Wissenschaftler und Kaufleute. Von der Blütezeit der Stadt sind bis in das 21. Jahrhundert Bauwerke erhalten.
Vom 19. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
Zwischen 1806 und 1815 hatten die Einwohner unter der Besetzung französischer Soldaten sehr zu leiden, da die Stadt ein wichtiger Etappenort der französischen Armee war.
Seit 1817 gehörte Bernau zum Kreis Niederbarnim in der preußischen Provinz Brandenburg.
Im 19. Jahrhundert erlebte die Stadt einen Aufschwung. Am 30. Juli 1842 wurde die Eisenbahnstrecke Berlin – Eberswalde der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft eingeweiht. Seit 1924 verbindet die erste elektrisch betriebene Stadtschnellbahn Bernau mit Berlin. Die Nähe zur aufstrebenden Hauptstadt begünstigte in Bernau den gewerblichen Aufschwung. Wachstum und Industrialisierung blieben jedoch nicht ohne Konflikte, und es bildeten sich in Bernau seit Mitte des 19. Jahrhunderts Ausläufer der sozialistischen Arbeiterbewegung.
Um das Jahr 1927 errichtete die Reichswehr, aus der im Jahr 1935 die Wehrmacht wurde, auf einem bis dahin ungenutzten Gelände an der Schwanebecker Chaussee das Heeresbekleidungsamt. Der Gebäudekomplex aus einem verwinkelten Haupthaus und mehreren zugeordneten Einzelhäusern entstand aus splitterfestem Beton, der aber mit Backsteinen verkleidet wurde. Das Bauwerk und die dort bis zu 1300 Beschäftigten galten seit seiner Erbauung als kriegswichtig. Es entstanden vor allem die Uniformen für die Truppen der Wehrmacht, sie waren hier auch eingelagert. Selbst nach intensiver Nachnutzung zwischen 1945 und 1991 durch die Sowjetarmee sind ursprüngliche Schriftzüge in Frakturschrift wie Rauchen verboten erhalten. Die ursprünglichen Backsteinbauten wurden im 21. Jahrhundert unter Denkmalschutz gestellt.
Dem Abzug der Sowjetarmee 1994 folgten ein jahrelanger Leerstand und mehrere Projektideen. Teilflächen entlang der Schwanebecker Chaussee gelangten an die Firma Lidl und ein Wohnungsbauunternehmen.
Den Rest erwarb im Jahr 2018 die Nordland GmbH aus Langenhagen, und sie ließ einen Bebauungsplan ausarbeiten. Dieser sieht den Abriss von Bauten, die nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet worden waren, die Entgiftung der Flächen, die Entsorgung von Tank und anderen unterirdischen Hinterlassenschaften und anschließend den Bau eines Wohnkomplexes mit maximale 2000 Wohneinheiten vor. Der Plan erhielt in der Ratssitzung von Bernau im Mai 2021 noch nicht die Zustimmung, sondern er soll noch ein zweites Mal öffentlich ausgelegt werden.
Die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) wurde am 2. Mai 1933 zu einer Reichsführerschule der NSDAP und der DAF enteignet. Ab 1936 bis 1945 wurden hier die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD ausgebildet. Ab Sommer 1943 gab es in der Stadt ein Außenlager des KZ Sachsenhausen, von dem 300 Häftlinge bei Arbeiten in einer Polizeidienststelle eingesetzt wurden. Ein Mahnmal vor dem Bahnhof auf einer Grünanlage an der Breitscheidstraße erinnert seit dem 11. September 1949 an die Opfer des Faschismus auch unter Sinti und Roma.
Am Morgen des 20. April 1945 wurde Bernau von der Roten Armee eingenommen. Von Zerstörungen blieb die Stadt im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont, es gab ja fast keine Industrieansiedlungen. Für die sowjetischen Opfer wurde im Stadtpark ein sowjetischer Ehrenfriedhof errichtet, auf dem 425 gefallene Soldaten bestattet liegen.
Von 1945 bis zur deutschen Wiedervereinigung
Konrad Wolf war im April 1945 mit 19 Jahren für kurze Zeit der erste Stadtkommandant im Auftrag der SMAD. Dieses prägende Erlebnis verarbeitete er in dem DEFA-Film Ich war neunzehn.
Mit dem Einmarsch der Sowjetarmee wurde das frühere Heeresbekleidungsamt zu einem Nachschub- und Versorgungsdepot. Später hatte die 90. Panzerdivision der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland ihren Standort in der ummauerten Einrichtung. Die Soldaten und Offiziere zogen in die Gebäude ein und nutzten sie auch zu kulturellen Zwecken. Auf dem Gelände wurden nach und nach Panzer-Garagen, Sporteinrichtungen und andere Wirtschaftsbauten hinzugefügt.
In den 1980er Jahren ließ die Stadtverwaltung große Teile der meist aus Fachwerkhäusern bestehenden Bernauer Altstadt abreißen und weitestgehend durch Neubauten in einheitlicher Plattenbauweise ersetzen. Eine diskutierte Sanierung der stark verfallenen Altbausubstanz war den damals Verantwortlichen zu teuer. Bernau wurde damit zu einer von drei Modellstädten für den Umgang der DDR mit der Denkmalpflege – während in dieser Stadt großflächig abgerissen wurde, gab es in Greifswald eine Mischung aus Abrissen und Sanierungen, und in der Stadt Quedlinburg eine weitgehende Sicherung und Sanierung der Altstadt, letztere gehört seit den 2000er Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Von 1952 bis 1990 war Bernau Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder).
Seit Oktober 1990
Trotz der politischen und verwaltungsmäßigen Änderungen infolge der deutschen Wiedervereinigung (Neubildung des Landes Brandenburg) blieb Bernau bis 1993 Kreisstadt. Erst mit einer Verwaltungsreform im Jahre 1993 verlor die Stadt diesen Status und wurde in den neugebildeten Landkreis Barnim eingegliedert. Da der Zusatz bei Berlin, in Abgrenzung zu zahlreichen anderen Orten mit dem Namen ‚Bernau‘, auch schon früher Verwendung fand, trägt die Stadt diesen seit dem 1. April 1999 offiziell.
Im Jahr 1991 zog die Sowjetarmee komplett ab und hinterließ in einigen Innenräumen des ehemaligen Heeresbekleidungsamtes einfachste Wandmalereien, alte Wandzeitungen und Europa-Landkarten. Persönliche Ausrüstungsgegenstände wie defekte Militärkleidung wurden gefunden. Das freigeräumte Gelände fiel in einen Dornröschenschlaf, den nur Graffiti-Sprayer störten. Diese bemalten im Laufe der folgenden 25 Jahre sämtliche erreichbaren Räumlichkeiten. Hier finden sich nun (Stand im Mai 2018) Bilder der besten regionalen Streetart-Künstler wie Tobo oder Anders „Strøk“ Gjennestad.
Nach einer Vielzahl von Versuchen zur Nutzung des Geländes wie die Ansiedlung eines Autoparks zu Beginn des 21. Jahrhunderts konnte im Jahr 2017 ein Investor gefunden werden. Dieser plant, auf dem Gelände insgesamt 2000 Wohnungen zu errichten oder in den zu rekonstruierenden und denkmalgeschützten Gebäuden unterzubringen (rund 1400). Die übrigen etwa 600 Wohnungen werden Neubauten sein. Zusätzlich werden Kindertagesstätten, eine Schule und Geschäfte gebaut. Seit dem Frühjahr 2018 fanden umfangreiche Baumfällungen und Abrissarbeiten statt. Im Frühjahr 2021 sind bereits die Panzergaragen abgeräumt und die historischen Gebäude größtenteils entkernt. Schon Ende der 1990er Jahre war eine kleine Fläche im Nordbereich an der Chaussee freigeräumt worden, wo sich ein Lidl-Markt ansiedelte und zahlreiche Wohnungen entstanden.
Sagen
Entstehung der Stadt
Der Sage nach veranlasste der Askanier Albrecht der Bär, 1157 Gründer der Mark Brandenburg und ihr erster Markgraf, bereits 1140 die Gründung einer Stadt. Nach einer Jagd in der Heide nördlich von Berlin ließ er sich bei der Rast in einem Gasthof ein Bier ausschenken. „Weil ihm dies so außerordentlich gut mundete“, soll er beschlossen haben, just an dieser Stelle eine Stadt zu gründen. Er befahl schließlich den Bewohnern der damaligen Dörfer Schmetzdorf, Lindow und Lüpenitz in die neue Stadt zu ziehen. Diese bekam den Namen Bärnau nach seinem Gründer. „Die vorherigen Dörfer verschwanden oder blieben nur als kleine unbedeutende Siedlungen bestehen, der gute Ruf des Bieres jedoch konnte sich weiterhin erhalten.“ Zu dieser Sage ist zu bemerken: Es gibt keinen einzigen urkundlichen Beleg dafür, dass Albrecht der Bär sich tatsächlich in der späteren Mark zwischen Elbe und Oder aufgehalten hat, anders als sein Sohn Otto I., der zum Schluss gemeinsam mit dem Vater als Markgraf amtete. Um 1140 herrschten in der Gegend von Bernau die slawischen Lutizen, die noch keine Gasthäuser (tabernae) kannten; auch ist nichts über slawische Bierproduktion bekannt. Städtegründungen sind östlich der Elbe erst seit 1159 überliefert. Die slawischen Zentralorte waren Burgwälle. Die Ableitung des Ortsnamens Bernau aus „Bär“ (oder gar von Albrecht dem Bären) ist – ebenso wie in Berlin – Volksetymologie. Als am wahrscheinlichsten gilt die Herleitung aus dem slawischen Personennamen Barnim (der Name zahlreicher Pommernfürsten).
Warum es um Bernau keine Schlangen gibt
Als die Glocke von Bernau gegossen wurde, gab man den Einwohnern auf, all ihr Metall für den Guss der Glocke zu spenden. Jeder trug herbei, was er an Metall entbehren konnte. Als ein altes Weib, das als Hexe verschrien war, ihre Schürze öffnete und Kreuzottern und andere Schlangen in die Glut gab, war die Bestürzung groß. Doch der Klang der Bernauer Glocke hat alle Schlangen verschreckt. Es gibt keine Giftschlangen in und um Bernau.
Vom Bernauer Bier
Das Bernauer Bier war schon früh überregional bekannt, in vielen Schankstuben erhältlich und hochgelobt in Lied und Anekdote. So sei einst ein Berliner Lehrjunge, der seinem Lehrherrn eine Zinnflasche mit „Bernauer Bier“ füllen sollte, deshalb nach Bernau gewandert. Vom langen Weg tief in der Nacht mit der späten Erkenntnis zurückgekehrt, dass er das Bier in jedem Berliner Wirtshaus hätte kaufen können, vergrub er aus Angst vor Strafe die in Bernau gefüllte Flasche am Stadttor und ging zu den Soldaten. Inzwischen Hauptmann geworden, besuchte er seinen alten Lehrherrn und erzählte ihm die Geschichte seines Verschwindens. Er konnte den Ungläubigen überzeugen, indem er die versteckte Flasche mit dem Bernauer Bier zum Vorschein brachte. Es soll nach all den Jahren noch vorzüglich geschmeckt haben.
Hexenprozesse in Bernau bei Berlin
Prozesse „Zauberey betreffend“ fanden in Bernau 1536, 1537, 1583, 1617–1622, 1653 und 1658 statt. In der Tobias-Seiler-Chronik der Stadt von 1736 finden sich 22 Hexenprozesse. Während der Hexenverfolgungen wurden mindestens 25 Frauen und vier Männer wegen angeblicher Zauberei beschuldigt, angeklagt, gefoltert und zum überwiegenden Teil hingerichtet. Allein in den Jahren 1617–1622 sind 16 Personen Opfer der Hexenprozesse geworden, davon starben ein Mann und fünf Frauen bereits auf der Folter. Es gab sieben Freisprüche, davon drei Ehepaare, zum Teil erfolgte der Freispruch erst nach dem Tod.
Der Beginn dieser fast fünfjährigen Hexenverfolgung fällt zeitlich mit dem Besuch des Kurfürsten Johann Sigismund zusammen, der im Jahre 1617 die Stadt besuchte. Als die Kutschpferde des Kurfürsten tot zusammenbrachen, schrie der Kutscher, Hexen hätten die Pferde umgebracht. Der Rat der Stadt ließ sofort einige Frauen verhaften.
In den Jahren 1616 bis 1622 führte der Stadt-Sekretär Thomas Beling die Hexenprozesse im Namen des Magistrats. Der Bäckermeister Jürgen Crone und seine Ehefrau wurden durch Angaben einer anderen beschuldigten Frau verhaftet. Unter anderem wurde ihnen vorgeworfen, Brot und Semmeln vom schönsten Geschmacke herzustellen, was nur „mit Hülfe eines bösen Geistes geschehen sei“. Crone und seine Frau wurden lebendig verbrannt, der Mann am 24. April 1618. Die Frau, der vorher noch erlaubt wurde zu entbinden, wurde am 31. Juli öffentlich durch Verbrennen hingerichtet.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Bernau_bei_Berlin
Daten & Fakten
Bernau bei Berlin ist eine Große kreisangehörige Stadt (seit 1. Januar 2011) und Mittelzentrum im Landkreis Barnim des Landes Brandenburg. Sie liegt wenige Kilometer nordöstlich der Berliner Stadtgrenze. Das bis Ende des 19. Jahrhunderts schiffbare Flüsschen Panke entspringt im Stadtgebiet von Bernau und mündet in Berlin in die Spree. Bernau ist eine der elf Hauptstationen der Märkischen Eiszeitstraße. (Wikipedia)
Veranstaltungen
Regelmäßige Veranstaltungen (Auswahl)
▬ Das bekannteste städtische Fest ist das Hussitenfest, das im Jahr 1832 erstmals gefeiert wurde. Bis in die 1950er Jahre wurde es traditionell begangen und danach einige Jahrzehnte nicht mehr. Erst nach der politischen Wende besannen sich die Stadtväter auf die alte Tradition und führen das Hussitenfest seit 1992 jährlich am zweiten Juniwochenende unter großer Teilnahme der Einwohner und der Touristen wieder durch. Mehr als 1000 Akteure lassen beim Festumzug die Stadtgeschichte Revue passieren und verkleiden sich teilweise als Hussiten. Der Stadtpark gleicht an diesen Tagen einem mittelalterlichen Jahrmarkt und Heerlager.
▬ Im Herbst findet das Festival Alter Musik in der St.-Marien-Kirche statt. Hier treffen sich internationale und nationale Künstler und Musikliebhaber aus nah und fern. Die Auswahl der Musik ist von dem Gedanken getragen, einen musikalischen Bogen zu schlagen zwischen Alter Musik und Jazz, dessen Wurzeln und Inspiration in der klassischen Moderne stecken.
▬ Viermal im Jahr gibt es im Stadtpark am Steintor einen Kunst- und Handwerkermarkt. Vor der historischen Kulisse präsentieren sich Künstler und Handwerker. Dazu gibt es Musik, Tanz und Puppenspiel sowie Spezialitäten aus der Region.
▬ Im September finden die Bernauer Gesundheitstage statt.
▬ Im Herbst wird einmal jährlich ein Brandenburg-Tag organisiert, der zeitgleich auch in anderen Orten des Bundeslandes stattfindet. Das Bernauer Kulturamt und eine externe Eventagentur bereiten das Fest vor. Traditionell gibt es bei dieser Gelegenheit eine Blaulichtmeile, die zwischen dem Festgebiet der Innenstadt und dem Pankepark aufgebaut wird. Die aktuell im Einsatz verwendeten Blaulicht-Fahrzeuge (Polizei, Feuerwehr, Notarztwagen) werden auf einer Parkfläche aufgestellt und können besichtigt werden. (Wikipedia)
Persönlichkeiten
Dorothea Meermann
Dorothea „Orthie“ Meermann (* 1547 in Bernau bei Berlin; † 18. August 1619 ebenda) war ein deutsches Opfer der Bernauer Hexenverfolgung. Der Fall Dorothea Meermann wurde ausführlich dokumentiert. Schon einige Jahre zuvor waren Großmutter und Mutter von Dorothea Meermann wegen Hexerei hingerichtet worden. Wenn eine Familienangehörige in der Vergangenheit wegen Hexerei verdächtigt oder angeklagt worden war, wurde gemutmaßt, die Mutter hätte die Zauberkunst an die Tochter weitergegeben und der Teufel hätte in der Familie leichtes Spiel. So stand Dorothea Meermann die Hälfte ihres Lebens unter Verdacht. 1617 wurde sie öffentlich von Gertrud Mühlenbeck beschuldigt, die zum Zeitpunkt dieser Aussage selbst der Zauberei angeklagt war. Unter der Folter benannte Gertrud Mühlenbeck einen Großteil der später Angeklagten. Auf diesem Weg kam es wie in vielen Orten zu einer Prozesskette. Nach Mühlenbecks Aussage wurde Dorothea Meermann in Haft genommen und ihre Nachbarn und Angehörigen wurden als Zeugen unter Eid am 2. Dezember 1617 in der Bernauer Ratsversammlung vernommen.
Thomas Belling, der Stadtsekretär, erinnert das Gericht daran, dass bereits Mutter und Großmutter der Meermann der Zauberei überführt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden waren. Das reichte als Beweis für den Beschluss des Rates, sie foltern zu lassen. Die Anklage lautete: Zauberey halber.
Die Familie von Dorothea Meermann hielt zu ihr. Ihr Schwiegersohn Hans Becker war ihr Verteidiger vor Gericht und verfasste im Mai 1619 ein Schreiben an den Kurfürsten, um den Abschluss des Prozesses zu bewirken. Unter der Folter bekannte Meermann sich zu keinem der Vorwürfe gegen sie. Dorothea Meermann blieb in der Haft und wurde immer schwächer. Der Kurfürst entschied nicht, sondern leitete den Fall an die Juristische Fakultät zu Frankfurt weiter.
Dann sollte sie von einem anderen Scharfrichter einer schärferen Folter unterworfen werden. Aber die Bürgerschaft hatte Angst vor der Rache der Hexenmeister und hinderte den Rat zunächst an einer erneuten Folter der Beschuldigten. Es kam zunächst zu einem Volksaufstand gegen das weitere Foltern der Angeklagten Dorothea Meermann. Für ein Todesurteil war ein Geständnis der Angeklagten notwendig. Deswegen kam es zu dem Beschluss, die Folter fortzusetzen. Zwei Jahre lang zog sich das Verfahren hin, bis Dorothea Meermann unter der Folter verstarb. (Wikipedia)
Gottlieb Hiller
Johann Gottlieb Hiller auch Théophile Hiller (* 15. Oktober 1778, anderes Datum 20. Oktober 1778 oder 21. Oktober 1778 in Landsberg bei Leipzig; † 9. Januar 1826 in Bernau bei Berlin) war ein deutscher Tagelöhner und Schriftsteller. Gottlieb Hiller war der Sohn des Fuhrmanns Hansjörge Hiller, der kurz nach seiner Geburt bereits verstarb; 1780 heiratete seine Mutter Evemike (geb. Vogelgesang) († 25. Dezember 1813) den Tagelöhner Andreas Belger aus dem Fürstentum Anhalt-Köthen und er wuchs darauf in Köthen auf. Später wurde er Privatier anfangs in Ratibor in Oberschlesien und in seinen letzten Lebensjahren in Bernau bei Berlin.
Er entwickelte die Begabung, bereits im Alter von zehn Jahren seine Einfälle in Reime umzusetzen, mit denen er sich einen weiteren Erwerb verschaffen konnte, indem er Kindtaufen-, Hochzeits- und Trauergedichte schuf. Während seiner beruflichen Tätigkeit als Flechter begann er Gedichte zu entwickeln, die er darauf in seiner Freizeit niederschrieb.
In seiner Freizeit suchte er jede Gelegenheit zum Lesen; hierbei fand er die Unterstützung eines Bürgers ein Köthen, der ihm die Schriften von Christoph Martin Wieland überließ, worauf sich seine dichterische Anlage entwickelte. Nachdem er 1801 ein Gedicht über eine grüne Schote veröffentlicht hatte, machte er die Bekanntschaft mit mehreren Gelehrten aus Köthen, die ihn weiter empfahlen, worauf er häufig aufgefordert wurde, zu dichten. Seine Gedichte und Selbstbiographie erschienen 1805 in Köthen, und 1808 veröffentlichte er als zweiten Teil seiner Gedichte den Band Reise durch einen Theil von Sachsen, Böhmen, Oestreich und Ungarn, von dem 1822 die vierte Auflage in Königsberg erschien. In seiner Reisebeschreibung schildert er unter anderem die Vorstellung bei Kaiser Franz II. in Wien, dem er ein Gedicht auf die neue österreichische Kaiserwürde überreichte. Auch Johann Wolfgang von Goethe nahm seine Gedichte in einer Rezension in der Jenaischen allgemeinen Literaturzeitung mit einem billigen Urtheil auf. (Wikipedia)
Michael Schmidt
Michael-Horst Schmidt (* 20. Oktober 1964 in Bernau bei Berlin; † 1. Dezember 1984 in Berlin) war ein Todesopfer an der Berliner Mauer. Er erlernte den Beruf des Zimmerers und war bei einer Reparaturbrigade im Bereich der Wollank- und Schulze-Straße beschäftigt. Mit den Zuständen in der DDR und dem bevorstehenden Wehrdienst war er unzufrieden, so dass er beschloss, die Grenze zu überwinden. Aus Rücksicht auf seine Familie wollte er keinen offiziellen Ausreiseantrag stellen.
Am Abend seiner Flucht, dem 30. November 1984, traf er sich mit Bekannten in einem Jugendklub in der Grabbeallee. Nach dem Genuss von Alkohol verließ er gemeinsam mit einem Freund den Klub und begab sich zur Grenze in der Nähe des Bahnhofs Berlin Wollankstraße der Berliner S-Bahn. Von Schmidts Arbeitsstelle in der Wollankstraße 112 nahmen sie zwei Leitern mit und begaben sich zur Hinterlandmauer auf dem Grundstück Schulzestraße 23. Schmidts Freund brach hier das Vorhaben ab und ließ ihn alleine zurück.
Mit einer der Leitern überwand er gegen 3.15 Uhr des folgenden Tages die Hinterlandmauer. Zwei Angehörige der Grenztruppen der DDR erspähten ihn aus ihrem 200 Meter entfernten Wachturm. Einer der Soldaten begab sich auf die Verfolgung, der andere gab Salven aus seiner AK-47 in Richtung des Flüchtlings ab. Währenddessen überwand Schmidt den Signalzaun und legte seine Leiter an der letzten Mauer an. Als er sie bestieg, wurde er vom Gewehrfeuer des herannahenden Soldaten – dieser war etwa 100 Meter weg – getroffen und fiel von der Leiter. Grenzsoldaten bargen den am Rücken und Knie getroffenen Flüchtling und brachten ihn in einen Wachturm. Eine Stunde später brachte man ihn in ein Krankenhaus, wo er verblutete.
Beerdigt wurde Michael Schmidt unter ständiger Überwachung durch die Staatsorgane am 10. Dezember 1984 auf dem Friedhof in Buch (heute städtischer Friedhof Pankow XII). Zur Beisetzung war seine gesamte Arbeitsbrigade fast vollzählig erschienen, was den Unmut der Stasi erregt; sie ließ den Brigadier dafür tadeln.
Die Grenzsoldaten Udo Walther und Uwe Hapke wurden von der DDR mit einer Medaille für vorbildlichen Grenzdienst und einer Prämie von 200 Mark belohnt, aber für ihren erhöhten Munitionsverbrauch von 50 Schuss getadelt. Im wiedervereinigten Deutschland wurden sie wegen der Schüsse zu Jugendstrafen auf Bewährung verurteilt. (Wikipedia)