Großtaten und Meisterstücke
Caspar David Friedrich
Der bedeutendste Maler und Zeichner der deutschen Romantik leistete einen originären Beitrag zur modernen Kunst. Als Patriot gegen Napoleon bekannte er sich zum deutschen Nationalgefühl.
Der Gegenwart. — 25. April 2024
Caspar David Friedrich wurde 1774 als sechstes von zehn Kindern des Talgseifensieders und Talgkerzengießers Adolph Gottlieb Friedrich und dessen Ehefrau, Sophie Dorothea, geborene Bechly, in der damals zu Schwedisch-Pommern gehörenden Hafenstadt Greifswald geboren. Als Einwohner einer schwedischen Provinz, die aber als deutsches Herzogtum Teil des Heiligen Römischen Reiches war, war er Deutscher. Beide Eltern stammten aus der mecklenburgischen Stadt Neubrandenburg und waren wie ihre Vorfahren Handwerker. Überlieferungen, nach denen die Familien einem schlesischen Grafengeschlecht oder dem schwedischen Adel entstammen sollen, sind nicht zu belegen. Möglicherweise war den Verwandten die Herkunft des Malers peinlich, da „Seifensieder“ als Schimpfwort in Neubrandenburg einen besonders kulturlosen Menschen bezeichnete.
Caspar David wuchs in seinem Greifswalder Elternhaus in der Langen Gasse 28 auf. Nach dem frühen Tod der Mutter war ihm seine Schwester Dorothea Mutterersatz, die Wirtschafterin „Mutter Heiden“ führte den Haushalt. In der Erziehung herrschte die puritanische Strenge des Vaters, der einen Protestantismus mit pietistischem Einfluss lebte. Über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie gibt es widersprüchliche Aussagen, die zwischen täglicher Not und bescheidenem kleinbürgerlichen Wohlstand differieren. Der Vater war zumindest in späteren Jahren als Kaufmann erfolgreich und konnte 1809 mit einem erheblichen Kredit den Gutsherrn von Breesen Adolf von Engel vor dem Bankrott retten.
Über den Schulbesuch Friedrichs und die Förderung seiner künstlerischen Begabung ist nichts bekannt. Aus dieser Zeit gibt es lediglich Blätter mit kalligrafischen Übungen religiöser Texte. Um 1790 bekam er beim Greifswalder Universitätsbaumeister und akademischen Zeichenlehrer Johann Gottfried Quistorp wöchentlich einige Stunden Unterweisung im Zeichnen nach Modellen und nach der Natur sowie im Fertigen von Baurissen bzw. Architekturzeichnungen. Quistorp war mit seinen Schülern auch in der pommerschen Landschaft unterwegs und konnte mit seiner umfangreichen Sammlung Kenntnisse zur barocken Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts vermitteln. Er soll Friedrich auch mit der ossianisch geprägten Poesie Ludwig Gotthard Kosegartens bekannt gemacht haben.
Ein prägendes Kindheitserlebnis war nach Überlieferung ein tödlicher Unfall: Beim Versuch, den ins Wasser gefallenen Caspar David zu retten, ertrank 1787 sein um ein Jahr jüngerer Bruder Christoffer. Von Carl Gustav Carus, Gotthilf Heinrich von Schubert, Wilhelmine Bardua und vom Grafen Athanasius von Raczynski wurde später in dramatischer Weise berichtet, Friedrich sei beim Schlittschuhlaufen im Eis eingebrochen. In der Familie des Malers war hingegen nur die Rede davon, dass die beiden Jungen mit einem kleinen bootsähnlichen Fahrzeug auf dem Wallgraben gekentert seien. Gegen die Eis-Variante spricht ein milder Dezemberanfang 1787. Der Holzschnitt Knabe auf einem Grab schlafend von 1801 gilt als Verarbeitung vom Tod des Bruders Christoffer. In der Psychopathographie Caspar David Friedrichs wird dieses Ereignis als eine mögliche Ursache für spätere Depressionen benannt.
Studium in Kopenhagen
1794 begann Friedrich ein Studium an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen, die damals als eine der liberalsten Europas galt. In der Ausbildung kopierte er Zeichnungen und Druckgrafik unter Anleitung von Jørgen Dinesen, Ernst Heinrich Löffler und Carl David Probsthayn. Nach der Versetzung in die Gipsklasse am 2. Januar 1796 stand das Zeichnen nach Abgüssen antiker Skulpturen auf dem Lehrplan. Die Arbeit nach dem lebenden Modell vermittelten ab 2. Januar 1798 die Lehrer Andreas Weidenhaupt, Johannes Wiedewelt und Nicolai Abildgaard. Einflüsse in seiner künstlerischen Entwicklung werden auch Jens Juel und Erik Pauelsen zugeschrieben. Malerei war in Kopenhagen kein Studienfach. Die Kopenhagener Gemäldesammlungen mit umfangreichen Beständen der niederländischen Malerei dienten aber als Anschauungsmaterial. Die Professoren kümmerten sich in der Regel wenig um die Studierenden.
Der Einfluss der Lehrer auf Friedrich ist schwer abzuschätzen. Die Figuren seiner frühen Theaterbilder zu Friedrich Schillers Drama Die Räuber verraten eine Orientierung an Nicolai Abildgaard. Die nach dem Studium entstandenen Bildnisse der Verwandten sowie erste Radierversuche sind in der Technik der Kopenhagener Ausbildung verpflichtet. Landschaftszeichnungen von der Kopenhagener Umgebung entstanden außerhalb des Curriculums. Tiefgreifende Wirkung auf die Landschaftsdarstellung im Gesamtwerk hatte die 1785 erschienene, in Kopenhagen populäre Theorie der Gartenkunst des Königlich Dänischen Justizrates, Christian Cay Lorenz Hirschfeld.
Aus der Perspektive des Jahres 1830 begehrte der Maler gegen die Autorität seiner Lehrer auf.
Nicht alles läßt sich lehren, nicht alles erlernen und durch bloßes totes Einüben erlangen; denn was eigentlich rein geistiger Natur in der Kunst genannt werden kann, liegt über die engen Schranken des Handwerks hinaus. Darum, ihr Lehrer der Kunst, die ihr euch dünket so viel mit eurem Wissen und Können, hütet euch sehr, daß ihr nicht einem jeden tyrannisch aufbürdet eure Lehren und Regeln; denn dadurch könnt ihr leichtlich zerknicken die zarten Blumen, zerstören den Tempel der Eigentümlichkeit, ohne den der Mensch nichts Großes vermag.
Caspar David Friedrich
Friedrich hatte einen größeren Kreis von Studienfreunden, die sich in seinem Stammbuch verewigten. Die Freundschaft mit dem Maler Johan Ludwig Gebhard Lund reichte über die Studienzeit hinaus.
Die frühen Dresdener Jahre
Im Frühjahr 1798 kehrte Friedrich von Kopenhagen nach Greifswald zurück und wählte, vermutlich auf Empfehlung des Zeichenlehrers Quistorp, noch im Sommer seinen Wohnsitz in Dresden, einem Zentrum der Künste. Hier nahmen Lehrer der Dresdner Akademie wie Johann Christian Klengel, Adrian Zingg, Jakob Crescenz Seydelmann und Christian Gottfried Schulze Einfluss auf seine künstlerische Entwicklung. In der Umgebung der Stadt entstand eine beachtliche Zahl von Skizzen und bildmäßigen Zeichnungen. Es kam ein Motivkanon zusammen, aus dem sich der Maler später immer wieder bediente. Er kopierte aber auch Landschaften von Künstlern der Dresdner Schule und arbeitete im Aktsaal der Akademie.
Die ersten beiden Ackte die ich zeichnet oder anfing zu zeichnen waren unter aller Kritick, so daß ich Ihnen schon schreiben wollte ich wäre der aller schlegste unter aller Zeichner, aber das Blat hatte sich gewändet und mein dritter Ackt ist nicht so übel ausgefallen, und den ich itzt angefangen scheint nicht so übel zu werden […].
Caspar David Friedrich, Brief an Johan Ludwig Lund
Seine bevorzugten Techniken waren zunächst Federzeichnungen mit Tusche und Aquarelle. Mit Sepiablättern verdiente er ab 1800 seinen Lebensunterhalt, als einer der ersten freien Künstler, die ihre Aufträge nicht mehr aus den Fürstenhäusern erhielten. Die Käufer fanden sich vor allem in Dresden und Pommern. Das 1800 in Aussicht stehende Engagement als Zeichenlehrer bei einem polnischen Fürsten kam nicht zustande. Ab 1800 beschäftigte Friedrich das Todes-Thema. Er stellte seine eigene Beerdigung im Bild dar.
Von Dresden aus unternahm er immer wieder längere Reisen zu Fuß nach Neubrandenburg, Breesen, Greifswald und Rügen. Anlässe waren im Oktober/November 1801 u. a. die Doppelhochzeit seiner Brüder Johann Samuel in Warlin und Johann Christian Adolf in Woggersin sowie im Juni 1802 die Hochzeit von Franz Christian Boll in Neubrandenburg. Längere Aufenthalte sind in Breesen nachweisbar. In dem Dorf war die Schwester Catharina Dorothea Friedrich mit dem Pastor August Jakob Friedrich Sponholz verheiratet und Friedrich wähnte sich dort offenbar in seiner Ersatzfamilie. Bei diesen Gelegenheiten entstanden zahlreiche Zeichnungen von Motiven bäuerlichen Lebens und Bildnisse von Verwandten.
In Greifswald kam es zu einer intensiven Beschäftigung mit der Klosterruine Eldena, einem zentralen Motiv des gesamten Werkes, als Symbol des Verfalls, der Todesnähe und des Untergangs eines alten Glaubens. In den Sommern 1802 und 1803 unternahm der Maler ausgedehnte Wanderungen auf der Insel Rügen mit einem umfangreichen künstlerischen Ertrag. Im Juli 1803 bezog Friedrich seine Sommerwohnung in Dresden-Loschwitz.
Man könnte diese Periode in Friedrichs Malerleben überall die rügensche nennen, so viel und mannigfaltig hat er damals den poetischen Charakter der Insel (besonders in Sepia) dargestellt, ja wenn man Kosegarten den Sänger Rügens nennt, könnte Friedrich mit Recht der Maler Rügens heißen.
Karl Schildener
Vermutet wird, dass Friedrich nach 1801 in eine seelische Krise mit schweren depressiven Perioden geriet, die zu einem Suizid-Versuch geführt haben soll, der sich nach unterschiedlichen Angaben 1801 oder zwischen 1803 und 1805 ereignet haben kann. Nach Mitteilung seiner Zeitgenossen war der Maler 1803/04 länger krank gewesen und seine künstlerische Produktion nahezu zum Erliegen gekommen. Die Lebenskrise könnte durch eine unglückliche Liebesbeziehung verschärft worden sein, möglicherweise zu Julia Stoye, der Schwägerin seines Bruders Johann, die Friedrich 1804 in einem Hochzeitskleid zeichnete.
Zeit künstlerischer Erfolge
Aus seiner offensichtlichen Lebenskrise heraus gelang Friedrich 1805 ein erster bedeutender künstlerischer Erfolg. 1805 wurde ihm die Hälfte des ersten Preises der Weimarer Kunstfreunde zugesprochen. Obwohl die beiden eingereichten Landschaften Wallfahrt bei Sonnenuntergang und Herbstabend am See den Vorgaben, eine antike Sage zu illustrieren, nicht entsprachen, verfügte Goethe die Auszeichnung. Der begehrte Preis schloss die Präsentation in einer Ausstellung und eine Besprechung durch Heinrich Meyer in den Propyläen ein.
1807 entstanden die ersten Ölbilder, die gegenüber den Sepien die gestalterischen Möglichkeiten erweiterten. In Dresden kam es zu Freundschaften mit dem Maler Gerhard von Kügelgen, dem Naturphilosophen der Romantik Gotthilf Heinrich von Schubert und der Malerin Caroline Bardua.
1806, 1807, 1808, 1809, 1810 und 1811 unternahm Friedrich Reisen nach Neubrandenburg, Breesen, Greifswald, Rügen, Nordböhmen, ins Riesengebirge und in den Harz. Mit dem Tetschener Altar gelang 1808 der Durchbruch in der Öltechnik, verbunden mit einem Bruch der Konventionen. Im Ramdohr-Streit erkannten Kritiker und Verteidiger des Kreuzes im Gebirge die stilistische Neuorientierung in der Landschaftsdarstellung und verhalfen dem Maler zu einer ersten Berühmtheit.
Der Tod seiner Schwester Dorothea am 22. Dezember 1808 und der des Vaters am 6. November 1809 trafen Friedrich schwer. Offenbar unter diesem Eindruck entstand das Bildpaar Der Mönch am Meer und Abtei im Eichwald. Eine euphorische Besprechung durch Heinrich von Kleist anlässlich der Berliner Akademieausstellung im Oktober 1810 machte die beiden Gemälde umgehend einem größeren Publikum bekannt. Sie wurden auf Veranlassung des 15-jährigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen durch den preußischen König erworben. Vor dem Hintergrund dieser Reputation wählte die Berliner Akademie den Maler am 12. November 1810 zu ihrem Mitglied.
Patriotismus gegen Napoleon
Nach dem Sieg Napoleons in der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 lebte Friedrich in Sachsen, in einem mit Frankreich verbündeten Land. Dresden war mehrfach Schauplatz kriegerischer Ereignisse, durch Franzosen, Preußen und Russen besetzt. Der Maler wohnte in der Pirnaischen Vorstadt in einem Haus am heutigen Terrassenufer (damals: An der Elbe) in einfachen Verhältnissen. Er war Anhänger einer nationalen Befreiungsbewegung und steigerte seine nationale freiheitliche Gesinnung zu einem chauvinistischen Franzosenhass, den er in Dresden mit Gleichgesinnten teilte, zu denen Heinrich von Kleist, Ernst Moritz Arndt und Theodor Körner zählten. Sein bescheidenes Atelier wurde zu einem Zentrum patriotischer Männer. Bekannten sich Körner mit Liedern und Gedichten oder Kleist mit der Hermannsschlacht, positionierte sich Friedrich mit Bildern wie Grabmale alter Helden oder Chasseur im Walde. Für den Kampf in der Befreiungsarmee fühlte sich der Maler zu alt, wich den Kriegswirren aus. Aus Furcht vor ansteckenden Krankheiten ließ er sich 1813 einige Zeit in Krippen in der Sächsischen Schweiz nieder. Ihn lähmten diese Umstände immer wieder in der Arbeit. Friedrich beteiligte sich 1813 an der Finanzierung der Ausrüstung seines Freundes, des Malers Georg Friedrich Kersting für den Dienst bei den Lützowschen Jägern, verschuldete sich existenziell und schrieb an seinen Bruder Heinrich:
Die Ursache meiner gegenwärtigen bedeutenden Schuld so sich auf 300 Thlr. beläuft ist dir nicht unbekannt; es gereut mich keineswegs, dient im Gegentheil zu meiner Beruhigung.
Caspar David Friedrich
Im Ergebnis der Verhandlungen auf dem Wiener Kongress wurde Friedrichs Heimat Greifswald, bis dahin Schwedisch-Pommern zugehörig, im Oktober 1815 preußische Provinz Pommern. Die Einführung der schwedischen Verfassung in Pommern war zwar 1806 geplant, aber wegen der Napoleonischen Kriege und der Absetzung des schwedischen Königs Gustav IV. Adolf 1809 nicht verwirklicht worden. Auch danach fühlte sich der Maler Schweden verbunden, wie ein schwedisches Fähnchen in dem Gemälde Die Lebensstufen vermuten lässt.
Hochzeit, Trauer, Restauration
Zur Ehe hatte der Maler ein eher sachliches Verhältnis. Als er ab 4. Dezember 1816 als Mitglied der Dresdner Akademie ein Gehalt von 150 Talern bezog, wollte er sich eine Familie leisten, obwohl er von Helene von Kügelgen, der Frau seines Freundes Gerhard von Kügelgen, als der „Unpaarste aller Unpaaren“ gesehen wurde. Am 21. Januar 1818 heiratete Caspar David Friedrich die 19 Jahre jüngere Caroline Bommer, Tochter des Blaufärbers Christoph Bommer, in der Dresdner Kreuzkirche. Im Sommer 1818 unternahmen die Eheleute ihre Hochzeitsreise nach Neubrandenburg, Greifswald und Rügen. In der Ehe wuchsen drei gemeinsame Kinder auf: die beiden Töchter Emma Johanna und Agnes Adelheid sowie der Sohn Gustav Adolf. Ein Kind wurde tot geboren. Die Familie bezog 1820 eine größere Wohnung in Dresden an der Elbe 33. Auch die berufliche Situation verbesserte sich. Johan Christian Clausen Dahl, mit dem Friedrich eine lebenslange Freundschaft verband, mietete eine Wohnung im selben Haus.
Am 12. Februar 1818 starb Franz Christian Boll in Neubrandenburg. Friedrich entwarf umgehend ein Denkmal für den Pastor, das von seinem Freund, dem Bildhauer Christian Gottlieb Kühn, ausgeführt wurde. Dieses einzige realisierte Denkmal nach Entwürfen des Malers steht an der Südseite der Neubrandenburger Marienkirche. In den Jahren 1818 und 1819 entstand eine Reihe von Gemälden, die als Gedächtnisbilder für Boll gelesen werden können, wie der Wanderer über dem Nebelmeer oder die Gartenlaube. Der Maler hatte 1818 mit dem Universalgelehrten, Maler und späteren Leibarzt des sächsischen Königshauses Carl Gustav Carus einen gesellschaftlich einflussreichen Freund gewonnen, der ihn später immer wieder auch finanziell unterstützte. Auch Christian Clausen Dahl wurde zum Freund und Mitbewohner, an der Kunst des Dänen schätzte Friedrich vor allem seine ausgeprägte Wolkenmalerei. Eine familiäre Freundschaft bestand mit der Familie des Freundes Georg Friedrich Kersting, der Malervorsteher der Königlich-Sächsischen Porzellanmanufaktur in Meißen war.
1820 wurde sein Malerfreund Gerhard von Kügelgen von einem Raubmörder erschlagen, dem Soldaten Johann Gottfried Kaltofen. Der Verlust traf Friedrich schwer. 1822 entstand das Gemälde Kügelgens Grab. Als ein Glücksfall erwies sich der Besuch Wassili Andrejewitsch Schukowskis 1821 im Atelier. Der russische Dichter zeigte großes Interesse an Friedrichs Arbeiten, kaufte für die eigene Sammlung und für die des russischen Zaren zahlreiche Sepien und Gemälde an. Schukowskis Erwerbungen sicherten für die kommenden Jahre zu einem guten Teil Friedrichs wirtschaftliche Existenz und machten den Maler in Moskauer und Petersburger Künstlerkreisen bekannt.
Die politischen Enttäuschungen in der Zeit der Restauration, Bespitzelungen, Intrigen an der Akademie und Zensur verbitterten Friedrich. Seine Kunst blieb als ein Raum, in dem er seine politische Haltung zum Ausdruck bringen konnte. Das Gemälde Huttens Grab ist ein deutliches Bekenntnisbild, in dem er Namen auf den Sarkophag schrieb, deren Ideale er verraten sah: Friedrich Ludwig Jahn, Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein, Ernst Moritz Arndt und Josef Görres.
Seit einiger Zeit fühle ich mich unwohl jedoch scheint meine Krankheit seit gestern auf dem Rückzug begriffen zu seyn. Ich habe mich soeben im Pelze gehüllt am Pulte gesetzt um mich den heutigen Tag mit euch lieben zu unterhalten. Es ist mir Bedürfniß euch, meine Brüder, wiederholt von Zeit zu Zeit zu sagen wie sehr ich euch liebe und wie unbegränzt mein Zutrauen zu euch ist; je mehr ich mich durch gemachte bittere Erfahrungen in mich selbst zurückziehe. Lasset aber durch die Aeußerungen keine Sorge in euch aufkommen denn dies sind ja Erfahrungen die mehr oder weniger jeder Mensch gemacht hat wenn er sich einige Zeit in die Welt umher gesehen.
Caspar David Friedrich
Am 17. Januar 1824 wurde der Maler zum außerordentlichen Professor an der Dresdner Akademie ernannt. Allerdings hatte er gehofft, die Nachfolge des Akademie-Lehrers Johann Christian Klengel antreten zu können, was vermutlich an seiner politischen Einstellung scheiterte. Auch wenn Friedrich nicht an der Akademie lehren konnte, so unterrichtete er doch eine Zeit lang Schüler wie Wilhelm Bommer, Georg Heinrich Crola, Ernst Ferdinand Oehme, Johann August Heinrich, Carl Wilhelm Götzloff, Carl Wilhelm Lieber, August Heinrich, Albert Kirchner, Carl Blechen, Gustav Grunewald und Robert Kummer.
Im Sommer 1826 reiste der Maler zur Kur nach Rügen, um nicht näher zu bezeichnende Beschwerden zu lindern. Wanderungen waren nur noch eingeschränkt möglich. Diese Reise milderte nebenbei sein nie ganz verschwundenes Heimweh, wie er auch seine pommersche Aussprache pflegte und mit Landsleuten pommersches Platt sprach. In der ersten Ausstellung des Hamburger Kunstvereins werden drei seiner Werke ausgestellt, darunter Das Eismeer. 1828 wurde Friedrich Mitglied des neu gegründeten Sächsischen Kunstvereins. Im Mai unternahm er eine Kur in Teplitz (Böhmen).
Alter und Krankheit
Mit dem Jahr 1830 begann noch einmal eine Zeit zunehmender künstlerischer Produktivität, in der bedeutende Gemälde von hoher Meisterschaft entstanden wie Das Große Gehege oder Die Lebensstufen. In den Transparentbildern ist der Versuch von technischer und ästhetischer Innovation zu erkennen. Es gab aber auch die Selbstverständigung zu eigenen Positionen im Kunstbetrieb mit den kunsttheoretischen Fragmenten Äußerung bei Betrachtung einer Sammlung von Gemälden von größtenteils noch lebenden und unlängst verstorbenen Künstlern. Friedrich dokumentiert darin seine Verwurzelung in der frühen Romantik und die Ablehnung des neuen Realismus in der Landschaftsmalerei, vor allem dem der Düsseldorfer Schule. Die späten Werke standen außerhalb der aktuellen Kunstentwicklung, von der Kritik und dem Publikum immer weniger beachtet. Der Verkauf der Bilder war schwierig geworden. Die Familie lebte in finanzieller Not.
Am 26. Juni 1835 erlitt der Maler einen Schlaganfall mit Lähmungserscheinungen. Er machte eine Kur in Teplitz, die er sich nur durch den Verkauf einiger Bilder über den Dichter Schukowski an den russischen Zarenhof leisten konnte.
In Teplitz habe ich mich auf Anrathen des Arztes beinahe 6 Wochen aufgehalten aus den Dir bekannten Ursachen. Seit vorgestern bin ich wieder zurück. Ich bin jetzt ziemlich gut auf den Füßn und hoffe das die Nachwirkungen des Bades auch meine Hand wieder fähig machen werden zur Arbeit. Die ganze Badezeit hindurch das schönste Wetter gewesen und die schöne Umgebung von Teplitz und das Wenige was ich der halb lahmen Hand wegen haben machen können, kann dennoch für mich wenn anders ich je die Fähigkeit wieder erlangen werde mahlen zu können dennoch von Nutzen sein kann.
Caspar David Friedrich, Brief an den Neffen Heinrich in Greifswald
Nach der Kur fing Friedrich wieder an zu malen, was ihm Schwierigkeiten bereitete. Dennoch entstand 1835/36 noch das Ölgemälde Meeresufer bei Mondschein. Meist entstanden nun bis 1839 Sepiazeichnungen und Aquarelle, weniger Landschaften und mehr Todesallegorien. Zu den Dresdner Kunstausstellungen 1836 und 1838 schickte Friedrich einige Sepiazeichnungen.
Im letzten Lebensjahr kam die Arbeit zum Erliegen. Carl Gustav Carus und Caroline Bardua kümmerten sich um den Freund. Bei einem Besuch von Schukowski bat der Maler um finanzielle Unterstützung durch den russischen Zaren, die aber erst nach seinem Tod eintraf. Friedrich starb mit 65 Jahren am 7. Mai 1840 in Dresden und wurde auf dem Trinitatisfriedhof beigesetzt.
Werke
Friedrichs Werke umfassen Gemälde, Holzschnitte, Radierungen, Aquarelle, Transparente, bildhafte Zeichnungen, Naturstudien, Entwürfe und Zeichenübungen. Die Zahl der Gemälde ist auf 300 geschätzt, 60 davon wurden auf den Dresdner Akademieausstellungen gezeigt, erhalten oder in Abbildungen überliefert sind noch 36. Etwas über 1000 von einer unbekannten Zahl von Zeichnungen sind im Werkverzeichnis nachgewiesen. Einige der Werk-Zuschreibungen gelten als strittig. Die meisten der Zeichnungen gehörten zu etwa 20 nicht mehr zusammenhängend vorhandenen Skizzenbüchern, ausgenommen das vollständig erhaltene Osloer Skizzenbuch von 1807. Neun bekannte Ölgemälde auf Leinwand wurden durch den Brand des Münchner Glaspalastes 1931 zerstört, weitere Werke gingen 1945 bei den Luftangriffen auf Dresden verloren oder gelten als ungeklärte Kriegsverluste.
Patriotische Bilder
Friedrich bekannte sich dazu, mit den Mitteln der Kunst seine antifeudale, nationale und antifranzösische Haltung zum Ausdruck zu bringen und die Helden der Befreiungskriege gegen Napoleon zu würdigen. Dabei verband er die erhofften gesellschaftlichen Veränderungen mit religiöser Erneuerung. Ab 1811 war der Maler auf der Suche nach geeigneten Allegorien und Metaphern, mit denen seine Botschaften konzeptionell umzusetzen waren. Als die ersten beiden Bilder mit einer solchen politischen Botschaft können die Gemälde Winterlandschaft und Winterlandschaft mit Kirche angesehen werden, die Hoffnungslosigkeit und Befreiung aus dieser beschreiben. Mit den Grabmalen alter Helden entstand 1812 eine Denkmallandschaft, in der dem Bezug auf das deutsche Nationalsymbol Arminius und die sichtbaren französischen Chasseure eine unverschlüsselte Bildaussage zu unterstellen ist. Die Idee, die Franzosen am Sarg mit ihrem militärischen Untergang zu konfrontieren, wird 1813/14 in dem Gemälde Höhle mit Grabmal weiterentwickelt. Der Chasseur im Walde beschreibt 1813 dann nur noch den Niedergang des napoleonischen Heeres. Ab 1815 sind immer wieder Personen mit Altdeutscher Tracht dargestellt, die zu dieser Zeit als Bekenntnis zum deutschen Nationalgefühl galt und 1819 mit den Karlsbader Beschlüssen und der Demagogenverfolgung verboten wurde. Das Bild Zwei Männer in Betrachtung des Mondes von 1819 soll der Maler kommentiert haben mit den Worten „Die machen demagogische Umtriebe“. Huttens Grab beklagt 1823/24 offen den Verrat der Ideale der Befreiungskriege in der politischen Restauration.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Caspar_David_Friedrich
Caspar David Friedrich: Selbstporträt, um 1800
Foto: Statens Museum for Kunst/Wikimedia
Die Kunst tritt als Mittlerin zwischen die Natur und den Menschen. Das Urbild ist der Menge zu groß, zu erhaben, um es erfassen zu können.
Caspar David Friedrich
Lebensdaten
Caspar David Friedrich (* 5. September 1774 in Greifswald, Schwedisch-Pommern; † 7. Mai 1840 in Dresden, Königreich Sachsen) war ein deutscher Maler, Grafiker und Zeichner. Er gilt heute als einer der bedeutendsten Künstler der deutschen Romantik. Mit seinen auf die Wirkungsästhetik ausgerichteten, konstruierten Bilderfindungen leistete er einen originären Beitrag zur modernen Kunst. In den Hauptwerken Friedrichs wird in revolutionärer Weise der Bruch mit den Traditionen der Landschaftsmalerei von Barock und Klassizismus vollzogen. Der Themen- und Motivkanon dieser Bilder vereinigt Landschaft und Religion vorzugsweise zu Allegorien von Einsamkeit, Tod, Jenseitsvorstellungen und Erlösungshoffnungen. Friedrichs von Melancholie geprägtes Welt- und Selbstverständnis wird als exemplarisch für das Künstlerbild in der Epoche der Romantik gesehen. Der Maler macht mit seinen Werken bei weitgehend unbekannten Bildkontexten sinnoffene Angebote, die den Betrachter mit seiner angesprochenen Gefühlswelt in den Deutungsprozess einbeziehen. Die Sinnoffenheit der Bilder führte seit der Wiederentdeckung Friedrichs zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer Vielzahl oft grundsätzlich verschiedener Interpretationen sowie zur Theoriebildung aus kunstwissenschaftlicher, philosophischer, literaturwissenschaftlicher, psychologischer oder theologischer Sicht. (Wikipedia)
Weltberühmte Ikonen
Caspar David Friedrich. Unendliche Landschaften (Staatliche Museen zu Berlin, 4.4.2024; 0:32 min.)
»Anlässlich des 250. Geburtstages von Caspar David Friedrich (1774–1840) zeigt die Alte Nationalgalerie in Kooperation mit dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin erstmals eine große Ausstellung zum Werk des bedeutendsten Malers der deutschen Romantik. Die Ausstellung zeigt über 60 Gemälde und über 50 Zeichnungen Friedrichs aus dem In- und Ausland, darunter weltberühmte Ikonen wie „Das Eismeer“ (1823/24) aus der Hamburger Kunsthalle, „Kreidefelsen auf Rügen“ (1818/1819) aus dem Kunst Museum Winterthur, „Hünengrab im Schnee“ (1807) aus den Staatliche Kunstsammlungen Dresden und die „Lebensstufen“ (1834) aus dem Museum der bildenden Künste Leipzig.« ⋙ Link