
Widerspruch+Widerstand
Dekarbonisierung führt
zu Deindustrialisierung
Dr. Ing. Dietmar Ufer erklärt, dass das lebenswichtige CO₂ kein „Klimakiller“ ist. Er kritisiert mit einem Leserbrief an die LVZ die fehlenden Sachkenntnisse und spöttelt: Wie kommt es, dass auch in Äquatornähe Menschen leben?
Der Gegenwart. — 13. Februar 2024
Mit verschiedenen Überschriften berichtete die Leipziger Volkszeitung am 7. Februar 2024 über „Brüssels neuer Klimaplan / Mehr Elektroautos, mehr Atomkraft und mehr CO₂-Speicherung: Das EU-Ziel 2040“ (Print) und „Ohne Maßnahmen drohen Billionenschäden / EU-Klimaziel 2040: Wie Europa klimafreundlicher werden soll“ (online). Darin wurde gefordert: „Um die Klimakrise zu bekämpfen, müssen die Treibhausgasemissionen in der EU stärker reduziert werden.“ — Illustration: Screenshot
„Brüssels neuer Klimaplan“ von Sven Christian Schulz (LVZ vom 7.2.2024) ist ein eher alltäglicher Artikel, der wie hunderte Artikel ähnlichen Inhalts in der Vergangenheit auch, kritiklos einen „Klimaplan“ der EU wiedergibt, dem jede wissenschaftliche und damit realistische Grundlage fehlt. Darüber hinaus offenbart er fehlende Sachkenntnisse des Autors. Nachfolgend einige Gedanken dazu:
Da haben sich die Brüsseler Bürokraten – sicher in Ermangelung anderer Aufgaben – ausgedacht, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 90 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Das sei notwendig, um irgendwelche „unumkehrbaren Kipppunkte mit katastrophalen Auswirkungen“ zu vermeiden und um das „1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens“ einzuhalten, das nach heutigem Kenntnisstand ohnehin nicht mehr realisierbar ist – auch dann nicht, wenn die EU alle „Treibhausgas“-Emissionen auf null reduzieren würde. Bekanntlich geht die EU davon aus, dass die Durchschnittstemperatur auf der Erde einzig und allein vom Gehalt der Atmosphäre an den sog. Treibhausgasen (darunter vor allem vom CO₂) und damit von deren Emissionen abhängen. (Treibhausgase haben physikalisch nichts mit dem aus dem Gartenbau bekannten Treibhaus/Gewächshaus zu tun.)
Einer offenbar immer kleiner werdenden Gruppe unserer Mitmenschen ist bekannt, dass CO₂ neben Sauerstoff das fürs Leben auf der Erde wichtigste Gas ist. Es ist die Grundlage für die Photosynthese, die dafür sorgt, dass CO₂ mit Hilfe von Sonnenlicht zusammen mit Wasser zu organischen Verbindungen aufgebaut wird. Dabei werden sowohl Sauerstoff, den Mensch und Tier zur Atmung benötigen, als auch Nahrung für Tier und Mensch erzeugt. Genau dieses lebensnotwendige Gas CO₂ soll nach dem Willen der „Klimapolitik“ maximal reduziert und damit eine der wichtigsten Lebensgrundlagen beseitigt werden! Es wird ignoriert, dass Pflanzen bei höheren CO₂-Gehalten deutlich ertragreicher wachsen. Seit Jahrzehnten ist das Gärtnern bekannt und wird auch praktiziert, beispielsweise in den Niederlanden (LVZ vom 24.3.2005) oder in einer Großgärtnerei in Wittenberg, die CO₂ aus dem benachbarten Stickstoffwerk Piesteritz bezieht (LVZ vom 22.1.2018).
Die Temperaturen auf der Erde
waren nie über längere Zeit konstant.
Auch wird ignoriert, dass Menschen und Tiere dieses „Treibhausgas“ ausatmen. Nach den Hypothesen der Klimapolitik müsste es mit zur Erderwärmung (oder „Erderhitzung“, wie heute gern gesagt wird) beitragen. Brüssels Klimaplan beschäftigt sich aber nur mit den CO₂-Emissionen aus der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas, obwohl beide Gase chemisch völlig identisch sind. CO₂ aus der Verbrennung fossiler Energieträger hat übrigens nur einen Anteil von etwa fünf Prozent am Gesamteintrag dieses Gases in die Atmosphäre. Der Rest kommt von den Lebewesen und aus anderen natürlichen Quellen wie dem Vulkanismus, wird aber in den „Treibhausgas“-Bilanzen nicht berücksichtigt.
Die Temperaturen auf der Erde waren nie über längere Zeit konstant. Abkühlungs- und Erwärmungsperioden gab es auf der Erde schon lange bevor der Mensch die „klimaschädlichen“ fossilen Brennstoffe nutzte, bevor es Autos, Gasheizungen und Kraftwerke gab, ja sogar bevor es Menschen gab. Mit der „Klimapolitik“ die in Deutschland sogar von einem eigens dafür geschaffenen Ministerium betrieben wird, soll genau das gegenwärtige Klima festgehalten werden. Eine weitere Erwärmung nach Ende der Kleinen Eiszeit soll unter Einsatz riesiger finanzieller Mittel verhindert werden. Warum eigentlich? Wer sagt uns, dass leicht höhere Temperaturen auf der Erde uns schaden? Warum fahren Mitteleuropäer eigentlich so gern in wärmere Länder in den Urlaub? Wie kommt es, dass auch in Äquatornähe Menschen leben?
Seltsam ist, dass „Klimawissenschaftler“ behaupten, der „Klimawandel“ werde erst seit etwa 150 Jahren durch CO₂ verursacht. Und vorher gab es keinen „Klimawandel“? Schon in der Schule habe ich gelernt, dass Klimaänderungen vor allem durch unsere Sonne bzw. den Abstand der Erde zur Sonne bewirkt werden. Ich gestehe: das war vor der Erfindung der „Klimakatastrophe“ und auch noch in der DDR – die Schulschwänzer von Fridays for Future wissen das natürlich besser …
0,014 Prozent sollen verantwortlich sein
für den Ausbruch der „Klimakrise“.
Der CO₂-Gehalt unserer Lufthülle betrug vor Beginn der Industrialisierung (gemeint ist nicht die Steinzeit oder das Mittelalter, sondern die Jahre zwischen 1850 bis 1900) möglicherweise 0,028 Prozent (oder 280 ppm) und stieg bis heute auf knapp 0,042 Prozent (420 ppm), d. h. um 0,014 Prozentpunkte. Und die sollen verantwortlich sein für den Ausbruch der „Klimakrise“ und damit für den politisch ausgeübten Zwang, auf Kohle zur Stromerzeugung zu verzichten, „Verbrenner-Autos“ gegen E-Autos zu tauschen, Gas- und Ölheizungen durch Wärmepumpen zu ersetzen usw. – egal wieviel das kostet!
Die vorstehenden Gedankensplitter zeigen, dass die Klimapolitik und damit alle „Klimapläne“ der EU (und weiterer Organisationen) auf einer sehr brüchigem Basis fußen. Da auch die aktuelle Energiepolitik mit ihrem Ziel der „Dekarbonisierung“ auf diesem Fundament ruht (in Deutschland noch ergänzt durch die Angst vor der Kernenergie), muss ihr jegliche wissenschaftliche und auch jede ökonomische Berechtigung abgesprochen werden. De facto ist sie nur politisch-ideologisch begründbar und hochgradig wirtschaftsschädigend! Es gilt die die inzwischen konkret sichtbare Wirkung:
„Dekarbonisierung führt zu Deindustrialisierung!“
Trotz gegenteiliger Behauptungen: Es gibt nicht eine einzige wissenschaftliche Veröffentlichung, die messtechnisch belegbar nachweist, dass die Klimaentwicklung der Erde vom CO₂-Gehalt unserer Lufthülle abhängt! Tausende Modellrechnungen sind für Klimaprognosen genauso wertlos wie Wirtschaftsprognosen, die noch nicht einmal ein Jahr im Voraus für ökonomische Entscheidungen brauchbar sind. Politiker, Journalisten und selbsternannte „Experten“ sprechen zwar hier gern von Wissenschaft – notwendig ist aber nur ein fester Glaube!
Berechnete Kosten: 2,4 Billionen Euro
für den Zeitraum 2031 bis 2050!
Umso abwegiger sind deshalb die von der EU-Kommission vorgenommene Berechnungen der Kosten für den Fall, dass die „Klimakrise“ nicht bekämpft werden kann: 2,4 Billionen Euro für den Zeitraum 2031 bis 2050! Man weiß zwar nichts über die langfristige Entwicklung der Weltwirtschaft und die von ihr abhängigen CO₂-Emissionen, man kennt auch nicht die reale Klimaentwicklung, zu der neben Temperatur auch Niederschläge, Bewölkung, Luft- und Meeresströmungen u. v. a. gehören, suggeriert aber seinen Mitmenschen, ein sachlich begründetes Urteil über Kosten fällen zu können, die in einem Zwanzigjahres-Zeitraum in ferner Zukunft auftreten könnten. Allein das zeugt von der Unglaubwürdigkeit der „klimapolitischen“ Tätigkeit der EU (und nicht nur der).
* * *
Auch im Artikel einer Tageszeitung sollten sachliche Fehler und Ungenauigkeiten vermieden werden. Viele Leser könnten dadurch inkorrekt informiert werden. Dazu Beispiele aus dem LVZ-Artikel von S. C. Schulz:
▬ Bildunterschrift: Der ausgetrocknete spanische Stausee ist keine Folge des Klimawandels, sondern schlicht von extrem trockenem Wetter.
▬ Es gibt keine „Energieerzeugung“. Gemeint ist hier die Elektroenergieerzeugung, Stromerzeugung, Elektrizitätswirtschaft usw.
▬ Kohlenstoffabscheidung: Aus den Verbrennungsgasen wird im CCS-Prozess Kohlendioxid (CO₂) abgeschieden und gespeichert, nicht Kohlenstoff (C). Beim CCU-Prozess handelt es sich um chemische Verfahren zur Erzeugung organischer Materialien aus dem abgeschiedenen CO₂.
▬ CO₂-Filter: Es handelt sich bei der CO₂-Abtrennung um chemische Verfahren nicht um (mechanische) Filter.
▬ Ausschließlich einen Gegner der Kernenergie (J. Geier) zu Wort kommen zu lassen, muss als recht unausgewogen angesehen werden. Seine zitierten Einwände gegen Kernkraftwerke zeugen von offensichtlich nur lückenhaften Kenntnissen der Kernenergetik.
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Ganz speziell in deutschen Medien wird seit zehn bis 20 Jahren überhaupt nicht mehr über die sachlichen Hintergründe der Klimapolitik diskutiert und informiert. Man setzt beim Leser (und Hörer) voraus, dass es keinerlei wissenschaftliche Zweifel daran gäbe, dass Kohlendioxid ein „klimaschädliches“ Gas sei, dessen Emissionen vermieden werden müssen und dessen Gehalt in der Atmosphäre ebenfalls möglichst auf null reduziert werden sollte. Sogar der Begriff „Treibhauseffekt“ ist aus der Presse verschwunden – wahrscheinlich kann ihn keiner mehr erklären, beweisen ohnehin nicht. Dass es ohne CO₂ kein Leben auf der Erde geben würde, weiß kaum noch ein Journalist, er verschweigt es auf jeden Fall! Stattdessen wird dieses Gas als „Klimakiller“ bezeichnet, das eine „Klimazerstörung“ auslösen würde (was das bedeutet, weiß niemand).
Kenner der Materie, die versuchen, wissenschaftliche Erkenntnisse auf diesem Gebiet der Öffentlichkeit mitzuteilen, werden politisch diffamiert und in eine rechte Ecke geschoben. Ihnen werden extremistische, sogar faschistische Gedanken unterstellt. Liegt es daran, dass die AfD als einzige Bundestagspartei die Hypothese von einem durch CO₂ verursachten Klimawandel ablehnt? Wenn aber ein Konsens über wissenschaftliche Probleme ausgerufen wird, dann bedeutet das den Tod dieser Wissenschaft! Wissenschaft lebt von Debatten. Ohne wissenschaftlichen Meinungsstreit würde heute noch die Sonne um die Erde kreisen und Einstein wäre längst vergessen. Die „offizielle“ Klimawissenschaft befindet sich gegenwärtig auf dem Weg dorthin.
Der Begriff Kernkraftwerke taucht „plötzlich“
sogar im positiven Sinne wieder auf.
Es gibt übrigens eine bemerkenswerte Parallele: Bis vor wenigen Jahren war es hierzulande nicht möglich, etwas über die Kernenergie-Entwicklung aus den Medien zu erfahren, bestenfalls wurde über die „erfolgreiche“ Stilllegung eines Kernkraftwerkes berichtet, am liebsten über einen nuklearen Unfall, wozu allerdings nur höchst selten Gelegenheit war. Zwar wird immer noch gern über die Gefährlichkeit der „Atommeiler“ oder über den „Atommüll“ geschrieben, mehrere Parteien haben diesen Unsinn sogar in ihre Parteiprogramme geschrieben, aber seitdem „plötzlich“ von „Energieexperten“ festgestellt wurde, dass mit Strom aus Wind und Sonne kein Industrieland versorgt werden kann, taucht der Begriff Kernkraftwerke sogar im positiven Sinne wieder auf. Es ist zu erwarten, dass sich eine solche Entwicklung auch in der Klimapolitik vollziehen wird, spätestens dann, wenn die Weltwirtschaft wegen der überbordenden Kosten beim „Klimaschutz“ quasi ins Wachkoma fällt. ■
Dr. Dietmar Ufer: »„Neue“ EU-Klimapolitik«, Leipzig, 8. Februar 2024 — Mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Dr. rer. oec., Ing. Dietmar Ufer
Foto: Privat
Lebensdaten
Dr. rer. oec., Ing. Dietmar Ufer (geb. 1933) lebt in Leipzig. Er studierte an der TU Dresden Energiewirtschaft, promovierte zu ökonomischen Fragen der Kernenergietechnik und war dort Lehrbeauftragter für dieses Fachgebiet. Nach anschließenden beruflichen Etappen war er bis zum Renteneintritt in leitenden Positionen des Instituts für Energetik in Leipzig tätig. Einer der Schwerpunkte seiner beruflichen Tätigkeit war die Energiepolitik, in den letzten drei Jahrzehnten erweitert um die kritische Bewertung der Klimapolitik und ihrer Auswirkungen auf die Energiewirtschaft. Hieraus entsprang eine größere Zahl von Fachvorträgen und Veröffentlichungen.
Geld für ein leeres Versprechen
Wir geben Leipzigs Geld für ein leeres Versprechen aus. Es werden Stromzertifikate aus norwegischer Wasserkraft gekauft. Die Mehrkosten bezahlt der deutsche Kunde und subventioniert damit die norwegischen Wasserkraftwerke. Die deutsche Kohlendioxid-Bilanz verändert sich um kein Gramm, da der an die Kunden, zum Beispiel an die Leipziger Straßenbahn, gelieferte Strom nicht eine einzige Kilowattstunde norwegischen Wasserkraftstroms enthält. Wie diese Rosstäuscherei einen Beitrag zur Energiewende in Deutschland leisten soll, müsste die Bundesregierung erklären, die dieses Treiben duldet. Man muss wohl davon ausgehen, dass die Regierung in Berlin diese Methoden billigt, da sie politisch erwünschte ökologische Erwartungen scheinbar erfüllen.