Hinweise auf Menschen
Dominique Görlitz
International bekannt wurde der Biogeograph durch seine Expeditionen mit Schilfbooten. Diese unterstützen seine Annahme, dass die prähistorische Schifffahrt zu Kontakten zwischen entfernten Hochkulturen beigetragen hat.
Der Gegenwart. — 6. Dezember 2022
Die Überfahrt 2007 gestaltete sich zu einer Sturmfahrt über den Nordatlantik. Das Azorenhoch, das eigentlich im Monat August mit moderaten Winden aus SW bis Nord hätte wehen müssen hatte sich im August 2007 vollständig aufgelöst. Mehrere Stürme mit bis zu 51 Knoten Windgeschwindigkeit und meterhohen Wellen setzten der ABORA III zwar stark zu, konnten aber ihre Fahrt nicht aufhalten. Die Crew setzte immer weiter tapfer ihre Experimentalfahrt nach Osten fort und konnte mit kleineren Reparaturen das Floß in Stand halten. In der vierten Augustwoche ereilte aber ein Sturmtief die ABORA III, das sich über fast vier Tage lang über den Köpfen der Crew austobte. Zwar konnte die ABORA III auf Südkurs dem Sturmzentrum ausweichen, jedoch baute das stationäre Tief eine gewaltige See auf, die in der Nacht vom zweiten zum dritten Sturmtag das Heck direkt hinter der großen Steuerbrücke komplett abriss.
ABORA III – Auf der Nordroute über den Atlantik
Dominique Görlitz, der in Hochheim (Nessetal) aufwuchs, beschäftigt sich, angeregt durch die Berichterstattung über Thor Heyerdahl, seit seiner frühen Jugend mit dem prähistorischen Schilfbootbau. In seiner Schulzeit baute er mit Schulkameraden kleine Versuchsboote am thüringischen Flüsschen Nesse. Er studierte Sport und Biologie auf Lehramt an Gymnasien an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU Jena). Zusammen mit Kommilitonen und seiner Lebensgefährtin Cornelia Lorenz begann er, besegelte Schilfboote nach wissenschaftlichen Vorlagen zu bauen. Nach Studium und Referendariat war er zunächst von 1995 bis 2000 als Gymnasiallehrer in Borna tätig. Im Anschluss übte er diesen Beruf bis 2004 am Albert-Schweitzer-Gymnasium Limbach-Oberfrohna in Limbach-Oberfrohna aus. Im Rahmen von Jugend forscht arbeitete er gemeinsam mit Schülern an der Rekonstruktion vorzeitlicher Wasserfahrzeuge. Dafür gründete er auch den Verein „Experimentelle Archäologie und Forschung Chemnitz e.V.“ In dieser Zeit entstanden die Schilfboote ABORA I & II sowie besegelte Einbäume.
Bereits als Student an der FSU Jena hatte sich Görlitz dem Studium der Fernausbreitung überseeisch verbreiteter Kulturpflanzen gewidmet. Dabei baute er enge Kontakte zum Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung Gatersleben auf, um seine theoretischen Ansätze durch Großversuche auf den Meeren empirisch zu untermauern. Im Sommer 2012 erwarb er in diesem Bereich seiner Studien mit seiner Dissertation über „Prähistorische Ausbreitungsmechanismen transatlantisch verbreiteter Kulturpflanzen“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg den Doktorgrad der Naturwissenschaften.
Mit ersten Experimenten mit kleineren Schilfbooten aus der Baureihe DILMUN I–III sowie physikalischen Experimenten an der Fachhochschule Kiel und am Stevens Institute of Technology, New Jersey, versuchte er, seine Hypothese vor und während der ABORA-Experimente zu belegen.
Seit 2003 ist Dominique Görlitz Mitglied im exclusiven Explorers Club, zu dessen Ehrenmitgliedern Neil Amstrong, Dr. Fridjof Nansen, Sir Edmund P. Hillary und auch Thor Heyerdahl zählen. Seither führte er bereits zwei Flaggen-Expeditionen des Clubs durch. Während seiner Expeditionspausen hält er Vorträge zu den Themen Zusammenarbeit im Team und Umgang mit Krisensituationen. Zudem organisiert er Ausstellungen zu seinen Forschungsergebnissen und produziert auch eigene Expeditionsdokumentationen für in- und ausländische Fernsehsender.
Wissenschaftsphilosophischer und -geschichtlicher Hintergrund
Ein zentraler Ansatzpunkt ist für Görlitz die Seefahrtsgeschichte der Menschheit vor dem Hintergrund der Hypothese, dass bereits vor- und frühzeitliche Seefahrer interkontinentale kulturelle Diffusionsprozesse bewirkten. Darum – und zudem um die philosophische Überlegung, dass unsere moderne Gesellschaft viel aus der Kulturgeschichte und den unzähligen kulturellen „Abstürzen“ früherer Gesellschaften lernen kann – geht es auch bei seinen ABORA Experimenten als Teil eines wissenschaftlichen Langzeit-Programms. Immer wieder wird der 2002 verstorbene Norweger Thor Heyerdahl als Görlitz’ Vorbild genannt. Heyerdahl, der mit seinen Rekonstruktionen nur vor dem Wind segeln konnte, nutzte allerdings vor allem altertümliche Quellen aus Ägypten. Görlitz verfolgt hier als Pflanzengeograph einen anderen Ansatz. Seiner Meinung nach musste das technische Problem des Segelns gegen den Wind bereits in der Jungsteinzeit gelöst worden sein. Anders wären seiner Meinung nach beispielsweise die Kolonisierung und der Kulturaustausch über das Mittelmeer nicht möglich gewesen. Aus diesem Grund wandte er sich den vorzeitlichen Felsbildstationen Oberägyptens zu, wo er auf Felsbildern der Negade-Kultur (3900–3100 v. Chr.) mehrfach Hinweise für die Nutzung von Seitenschwertern entdeckte.
Ein weiteres Thema der Arbeiten von Dominique Görlitz betrifft die Rekonstruktion frühgeschichtlicher Handelsrouten, insbesondere für Metalle. Görlitz vertritt hier die These, dass Werkzeuge aus Eisen bereits sehr früh in Ägypten zum Einsatz kamen. Neben seinem eigenen Cheops-Projekt des Jahres 2013 (angebliche Funde von Eisen-Rückständen in der Cheops-Pyramide) führt Görlitz auch weitere Belege an. Die Hethiter sind demnach nicht die ersten „Eisenproduzenten“ gewesen; Lange vor ihnen hatte man schon im nördlichen Mesopotamien, im Transkaukasus und in Anatolien Eisen produziert und genutzt. Das Fehlen von Produktions-Stätten bzw. Schlacken speziell in Ägypten würde bedeuten, dass die Ägypter das betreffende Eisen, sofern sie es tatsächlich verwendeten, importiert haben müssen. Bereits Herodot hatte sehr frühe Handelskontakte der Ägypter bis ins östliche Schwarzmeergebiet hinein erwähnt.
Projektgruppe „Experimentelle Archäologie“ Borna
Während seiner Tätigkeit am Gymnasium "Am Breiten Teich" ab 1995 organisierte Görlitz an dieser Schule eine Projektgruppe „Experimentelle Archäologie“. Im Rahmen von Jugend forscht arbeitete er gemeinsam mit Schülern an der Rekonstruktion vorzeitlicher Wasserfahrzeuge. 1995 und 1996 testete die Projektgruppe „Experimentelle Archäologie“ zwei sechs Meter lange Einbäume aus Pappelholz mit Segel auf dem Stausee Wangenheim und auf der Ostsee. Auch die ABORA I (siehe ABORA-Expeditionen) entstand aus dieser Projektgruppe.
Schilfboote
Dominique Görlitz führte zwischen 1999 und 2019 insgesamt 4 Schilfboot-Expeditionen im Mittelmeerraum und im Atlantik durch, siehe dazu die Seite zu den ABORA-Expeditionen. Zudem entstanden von 1990 bis 1994 auch kleinere, nur für Tages-Testfahrten geeignete, Schilfboote unter den Namen DILMUN I-III, 2009 kam die DILMUN IV und 2015 die DILMUN S hinzu; diese werden dort ebenso beschrieben.
Cheops-Projekt
Im April 2013 entnahm Görlitz zusammen mit Stefan Erdmann, einem Amateur-Archäologen und Verfasser verschwörungstheoretischer Bücher, bei einem Besuch der ägyptischen Cheops-Pyramide Proben von der Decke der Königskammer und brachten diese zur Analyse in das Fresenius-Labor nach Dresden. Außerdem sollen sie Farbpigmente von der Wandbemalung der obersten darüber befindlichen Entlastungskammer abgekratzt haben, wobei die Hieroglyphenkartusche des Pharaos beschädigt worden sei. Im Herbst 2014 kam es zum Prozess in Kairo, in dem Görlitz in Abwesenheit zu 5 Jahren Haft verurteilt wurde.
Der frühere ägyptische Minister für Altertümer Zahi Hawass benutzte diesen Fall für die ägyptische Innenpolitik und behauptete, dass die Deutschen für Robert Bauval arbeiten würden, der angeblich die Theorie vertrete, dass „die Pyramiden vor 15.000 Jahren von Juden erbaut worden seien.“ Monica Hanna von der American University of Cairo, Gründerin der „Egypt’s Heritage Task Force“, bestätigte die Beschädigung der Kartusche, beschuldigte Görlitz sowie Erdmann der Tat, und erstattete in Deutschland Strafanzeige gegen sie. Zudem kam es zur Verhaftung der in Ägypten lebenden sechs Begleiter, die ebenfalls zu fünf Jahren Haft verurteilt und nach Urteilsverkündung sofort inhaftiert wurden. Robert Schoch von der Boston University veröffentlichte am 19. Februar 2014 entlastende Bilder, welche u. a. zeigen, dass die zur Debatte stehenden Meißelspuren auf der Kartusche bereits im Jahr 2006 vorhanden waren.
Im Dezember 2015 wurde das Urteil vom zuständigen Bezirksgericht im Kairo aufgehoben, das dem Antrag der Rechtsanwälte auf ein Revisionsverfahren stattgab. Das Gericht war zur Überzeugung gelangt, dass die Tatvorwürfe, die im ersten Verfahren zur Verurteilung der Angeklagten geführt hätten, nicht aufrechtzuerhalten seien. Deshalb sei der Fall neu zu verhandeln. Die inhaftierten Ägypter wurden daraufhin aus der Haft entlassen. In Deutschland wurde Görlitz Anfang 2015 aufgrund damaliger Informationen aus Ägypten vom Amtsgericht Chemnitz wegen Diebstahls und Sachbeschädigung zu einer Geldstrafe verurteilt.
In Ägypten wurden danach zwei separate Berufungsverfahren anberaumt. 2016 fand zunächst ein erneuter Strafprozess gegen die ägyptischen Staatsbürger statt, die 2013 als Aufsichtspersonen für die beiden deutschen Forscher und ihren Kameramann verantwortlich waren. Sie wurden von allen Vorwürfen freigesprochen. 2018 wurde dann am Kriminalgerichtshof in Kairo auch das Berufungsverfahren gegen die drei Deutschen durchgeführt. Auf das Urteil von 2016 gestützt, wurden dort mit Beschluss vom 9. Mai 2018 die Anschuldigungen wegen vorsätzlicher Beschädigung der Altertümer gegen sie fallen gelassen. Dieser Beschluss wurde im Grundsatz von allen Parteien akzeptiert, aber Dominique Görlitz behielt sich rechtliche Schritte gegen die Antikenbehörde, Dr. Zahi Hawass und Dr. Monica Hanna wegen Verleumdung und übler Nachrede vor.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Dominique_G%C3%B6rlitz
Erfolge sind immer Teamsache!
Dr. Dominique Görlitz
Der Experimental-Archäologe
Dr. Dominique Görlitz, 2013
Foto: Dominique Görlitz/Wikimedia
Lebensdaten
Dominique Görlitz (* 15. Juni 1966 in Gotha) ist ein deutscher Vegetationsgeograph, Sachbuchautor, Filmemacher und Vortragsredner. Bekannt wurde er vor allem als „Steinzeit-Segler“ durch seine Schilfboot-Expeditionen ABORA über das Mittelmeer und den Nordatlantik zur Stützung der Annahme prähistorischer Schifffahrt und interkultureller Wechselwirkungen zwischen entfernten Hochkulturen in der Frühzeit. (Wikipedia)
Vortrag
Dr. Dominique Görlitz: „Menschliche Gesellschaften waren immer energieabhängig. Und: Warum wir uns so schwer mit der Energiewende tun“. Vortrag auf der 15. Internationale EIKE Klima- und Energiekonferenz, IKEK-15, am 25. und 26. November 2022, Pfännerhall Braunsbedra bei Merseburg. Dominique Görlitz, Mitglied des Vorstandes der Pfännerhall, ist bekannt für seine experimentellen Fahrten mit Schilfbooten über den Atlantik, auf den Spuren von Thor Heyerdahl. In der Pfännerhall steht sogar das Original der „Abora IV“, einem Boot altägyptischer Bauart. Görlitz betont, daß Warmzeiten gute Zeiten für die Entwicklung der Zivilisation waren, statt einer Katastrophe, wie heute behauptet wird.
Kontakte
Homepage des Vereins Abora: www.abora.eu
Zentralwerkstatt Pfännerhall: www.pfaennerhall-geiseltal.de
Webseite der 5-Sterne-Redner: www.5-sterne-redner.de