Punkte auf der Landkarte
Das Dresdner Blockhaus
Das Königlich Sächsische Kriegsministerium wandelte sich zum Kunsttempel der Avantgarde: die Historie erzählt Bert Wawrzinek.
Der Gegenwart. — 28. Mai 2024
Am Neustädter Markt, wenige Meter vom „Goldenen Reiter“ entfernt, steht am Kopf der Augustusbrücke das sogenannte Blockhaus, die ehemalige Neustädter Wache. Zacharias Longuelune (1669–1748), Oberlandbaumeister am sächsischen Hof, hat den Bau errichtet. Ursprünglich sahen die Entwürfe vis-a-vis ein weiteres Wachhaus vor, beide sollten auf ihren Dächern Denkmäler zur Verherrlichung Augusts des Starken tragen. Die Grundsteinlegung erfolgte 1732, doch nach dem Tod des Kurfürst-Königs (1733) verzögerten sich die Arbeiten. Realisiert wurde ein eingeschossiger, quadratischer Bau mit je fünf Achsen im Stile des französischen Barocks. Eine geschmückte Balustrade schloß das in Sandstein ausgeführte Gebäude ab.
Nachdem Kurfürst Friedrich August II. entschied, den Bau zu vollenden, wurde nach Plänen Johann Christoph Knöffels 1749/51 ein weiteres Zwischengeschoß aufgesetzt, darüber ein ziegelgedecktes Satteldach. Zur Hauptstraße hin bildeten hohe offene Bögen eine Halle, die der (seit Dezember 1749) im Haus untergebrachten Wache diente. Im Siebenjährigen Krieg, nach der Schlacht bei Kunersdorf, unterzeichnen hier am 4. September 1759 preußische Truppen ihre Kapitulation. Seit 1831 war im Blockhaus das Königlich Sächsische Kriegsministerium untergebracht, wo auch (bis 1851) die Gouverneure von Dresden (Befehlshaber der Garnison) ihren Wohnsitz nahmen. Während des Maiaufstandes 1849 befand sich hier das Quartier der Regierungstruppen, fanden Ministerkonferenzen, Besprechungen der Truppenführer und Verhandlungen zwischen Militärs und Provisorischer Regierung statt.
Allegorischer Schmuck an den Fassaden
Um für weitere Militärbehörden Raum zu gewinnen, erfolgte 1892/93 der Ausbau des Dachgeschosses, wobei das steile Ziegeldach durch ein flaches aus Kupfer ersetzt und allegorischer Schmuck an den Fassaden angebracht wurde. Mit der Novemberrevolution brachen auch die letzten Tage des sächsischen Kriegsministeriums an. Als am 12. April 1919 Kriegsversehrte vor dem Blockhaus gegen die Kürzung ihrer Pensionen protestierten, kam es zum gewaltsamen Sturm. Der SPD-Minister für Militärwesen, Gustav Neuring, wurde von der Menge in die Elbe gestürzt und erschossen. Später (1922) bezog das Wehrkreiskommando IV der neugeschaffenen Reichswehr das Gebäude, 1933 folgte die Wehrkreisbücherei mit ihren umfangreichen Buch- und Kartenbeständen. Bei der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 wurde auch das Blockhaus zerstört und blieb 35 Jahre Ruine.
Der Wiederaufbau erfolgte zwischen 1978 und 1982, wobei der Ursprungszustand angestrebt und auf den späteren Dachgeschoßausbau verzichtet wurde. Als „Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“ und Veranstaltungsort mit öffentlicher Gaststätte fand das Blockhaus bis 1989 Verwendung. 1994 kaufte der Freistaat Sachsen das Anwesen. Die Landesregierung nutzte es für Veranstaltungen, während die Sächsischen Akademie der Künste, die Sächsische Akademie der Wissenschaften und die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt im Haus Räume bezogen.
Schwere Schäden beim Elbhochwasser
Nachdem 2013 ein Elbhochwasser schwere Schäden verursacht hatte, wurde das Blockhaus geschlossen, mußten seine Mieter Ausweichquartiere finden. Im Juni 2016 berichtete der MDR, daß das Gebäude bis 2019 für 20 Millionen Euro saniert werden soll, um das „Archiv der Avantgarden des 20. Jahrhunderts“, eine 1,5 Millionen Objekte umfassende Kunstsammlung des Galeristen und Mäzens Egidio Marzona, aufzunehmen. Auch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden teilten freudig mit, daß Marzona, der bereits mit hochkarätigen Schenkungen an die Staatlichen Museen zu Berlin Aufsehen erregt hatte, der Elbestadt seine auf 120 Millionen Euro geschätzte Sammlung überlassen – schenken – wird. Expressionismus, Futurismus, Pop und Junge Wilde in seinem barocken Wachgebäude – ob das dem starken August imponiert hätte? Imponieren wird es den Dresdnern wohl, die einmal mehr in ihrer Stadt eine international bedeutende Sammlung mit einem internationalen Publikum zusammenbringen werden – im Blockhaus! ■
© Bert Wawrzinek (2017) — Mit freundlicher Genehmigung des Autors.
* * *
Das Archiv der Avantgarden
Aus Wikipedia.
Ab 1968 begann Egidio Marzona Kunstwerke zu erwerben, nachdem ihn der Galerist Konrad Fischer mit Kunstrichtungen wie Minimal Art, Konzeptkunst, Arte Povera und Landart in Berührung gebracht hatte. Ein Bild von Robert Ryman war eine seiner ersten Erwerbungen. Marzonas Interesse galt dabei nicht nur den Stücken selbst, sondern auch der Frage, wie und in welchem Umfeld sie erschaffen wurden. Mit Hilfe von Kunsthändlern und Galeristen wie z. B. Heiner Friedrich und Rolf Ricke kam Marzona mit Künstlern seiner Zeit persönlich in Kontakt. Auf Anregung von Joseph Beuys eröffnete Marzona 1972 in Bielefeld eine Kunstgalerie, schloss diese aber kurze Zeit später wieder, da er durch ihren Betrieb nicht die Kenntnisse erlangte, nach denen er suchte. Direkt danach gründete er den Verlag Edition Marzona. Bei den Recherchen zu seinen Publikationen begann er sowohl Kunst- und Designobjekte wie Grafiken, Zeichnungen, Möbel als auch Plakate, Monografien und Zeitschriften zusammenzutragen. Briefe, Manuskripte, Entwurfsskizzen, Pläne, Kataloge, Einladungskarten archivierte er in Anlehnung an Hans Arps und El Lissitzkys Buch nach Kunstismen. Zusätzlich dazu erwarb er Vor- und Nachlässe von Künstlern und Kunstwissenschaftlern wie z. B. von Francesco Conz, Elisabeth Jappe, Wieland Schmied und Herta Wescher.
Die Sammlung Marzona in Berlin
Im Sommer 2001 wurden Teile der Sammlung in der Kunsthalle Bielefeld und in der Villa Manin in Italien in zwei nahezu zeitgleich stattfindenden Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert. Julian Nida-Rümelin, der zu dieser Zeit durch die Bundesregierung Beauftragte für Kultur und Medien, und Antje Vollmer, zu dieser Zeit Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, besuchten die Ausstellung in Italien, da sie sich für den Ankauf der Sammlung einsetzten. Dieser war in Erwägung gezogen worden, um komplementär zu Erich Marx’ Sammlung der Pop Art u. a. auch Werke der Arte Povera im Museum für Gegenwart in Berlin ausstellen zu können. Am 10. Juli 2002 verkündete Nida-Rümelin dann, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mehr als 600 Kunstwerke erhalten hat. Davon wurden 213 käuflich erworben und 283 als Leihgabe mit dem Recht auf Ankauf zur Verfügung gestellt. Die restlichen Stücke schenkte Marzona der Stiftung. Neben den Kunstwerken gab Marzona auch mehr als 40.000 Archivalien und Ephemera an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ab. Am 6. Februar 2014 schenkte Marzona der Stiftung Preußischer Kulturbesitz 372 weitere Kunstwerke.
Von Januar 2014 bis Mai 2016 wurde die Sammlung in neun Ausstellungen der Reihe A–Z. Die Sammlung Marzona der Öffentlichkeit präsentiert. Seitdem werden diese Werke im Museum für Gegenwart und im Kupferstichkabinett Berlin bewahrt. Die Archivalien sind in der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin zugänglich.
Das Archiv der Avantgarden in Dresden
Im Juni 2016 gab Marzona bekannt, dass er sein Archiv der Avantgarden den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden schenken würde. Am 6. Dezember 2016 unterzeichnete er im Beisein der Sächsischen Staatsministerin Eva-Maria Stange und der Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Marion Ackermann in der Schlosskapelle des Dresdner Residenzschlosses den Schenkungsvertrag. Darin wurde Marzona angeboten, dass das Dresdner Blockhaus saniert und als Standort für das Archiv genutzt wird.
Die Sanierung des Blockhauses begann 2019 mit umfangreichen Abbrucharbeiten des Dachs, von Wänden, Decken und Fundamenten. Das Architekturbüro Nieto Sobejano Arquitectos hatte den Wettbewerb zur Umgestaltung gewonnen. Für die Sammlung selbst ist ein schwebender Kubus im Raum vorgesehen. Im Erdgeschoss entstand eine Fläche für Vorträge, Ausstellungen und Workshops sowie eine Cafeteria. Die insgesamt 1.900 Quadratmeter Fläche teilen sich das Archiv (39 Prozent), die Aktionsfläche (24 Prozent) und das Foyer, Büros und Lagerflächen (24 Prozent). Zum Hochwasserschutz wurde eine Weiße Wanne eingezogen. Alle Fenster wurden abdichtbar ausgeführt. Die Fertigstellung des Umbaus war zunächst für 2022, die Eröffnung für 2023 geplant. Am 4. Mai 2024 wurde das Archiv dann im Rahmen eines feierlichen Festakts eröffnet.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Archiv_der_Avantgarden
* * *
Egidio Marzona
Aus Wikipedia.
Der Großvater von Egidio Marzona wanderte um 1900 aus dem Friaul im Nordosten Italiens nach Deutschland aus und baute hier Schiffshebewerke; Marzonas Vater war Besitzer eines Betonwerks. Marzona selbst arbeitete als Galerist und Verleger. Seit 1968 sammelt er Werke der Arte Povera, des Minimalismus, der Land Art und der Konzeptkunst. Marzonas Interesse galt dabei nicht nur den Kunstwerken selbst, sondern auch wie und in welchem Umfeld sie erschaffen wurden, weshalb er ergänzend zur Sammlung ein Archiv von etwa 40.000 Briefen, Fotografien, Entwürfen, Zeitschriften und Katalogen anlegte. 1972 gründete er in Bielefeld eine Galerie und kurze Zeit später den Verlag Edition Marzona.
Marzona lebt zeitweise in Berlin und Italien in Villa di Verzegnis im Friaul. Hier stellt er ganzjährig und kostenlos zeitgenössische Kunst in einem Freilichtmuseum aus. Die Ausstellung ist Teil des musealen Systems von Karnien.
Die Sammlung Marzona in Berlin
Am 10. Juli 2002 verkündete Julian Nida-Rümelin, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mehr als 600 Kunstwerke von Marzona erhalten hat. Davon wurden 213 zu einem Drittel des Marktwerts käuflich erworben, 283 als Leihgabe mit dem Recht auf Ankauf zur Verfügung gestellt und die restlichen Werke vom Sammler geschenkt. Neben den Kunstwerken gab Marzona auch mehr als 40000 Archivalien und Ephemera an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ab. 2014 schenkte Marzona der Stiftung Preußischer Kulturbesitz weitere 372 Werke. Zur Kollektion gehören unter anderem Werke von Bruce Nauman, Lawrence Weiner, Richard Serra, Richard Nonas, Dan Graham, Jannis Kounellis, Mario Merz und Richard Long.
Das Archiv der Avantgarden in Dresden
Am 6. Dezember 2016 schenkte Marzona dem Freistaat Sachsen das von ihm zusammengetragene Archiv der Avantgarden des 20. Jahrhunderts, das seitdem Teil der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ist. Seit dem 10. Oktober 2017 wurde es in einem Interim im Japanischen Palais in Dresden präsentiert. Ab dem 5. Mai 2024 bekam es im benachbarten Blockhaus einen eigenen Standort.
Marzona Stiftung Neue Saalecker Werkstätten
2018 errichtete Egidio Marzona die „Marzona Stiftung neue Saalecker Werkstätten“ mit Sitz in Naumburg (Saale). Die gemeinnützige Stiftung widmet sich der Förderung von Designern, Handwerkern, Architekten und Künstlern durch die Vergabe von Stipendien, die Schaffung von Bildungsangeboten und den Austausch von Akteuren aus Politik, Kultur und Wirtschaft. Außerdem befasst sich die Stiftung mit der Erhaltung, Erforschung und Vermittlung der Saalecker Werkstätten im historischen und zeitgeschichtlichen Kontext.
Seit 2020 finden an der durch die „Marzona Stiftung Neue Saalecker Werkstätten“ gegründeten Design Akademie Saaleck in den Gebäuden der ehemaligen Saalecker Werkstätten erste internationale Fellowship-Programme sowie Bildungs- und Informationsveranstaltungen statt. Die Sanierung der denkmalgeschützten Anlage nach einem Masterplan der dänischen Architektin Dorte Mandrup soll 2025 abgeschlossen sein.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Egidio_Marzona
* * *
Das Blockhaus
Aus Wikipedia.
Die Neustädter Wache wurde 1732 bis 1737 nach Plänen von Zacharias Longuelune errichtet. Zuvor hatte an dieser Stelle ab 1683 ein hölzerner Vorgängerbau gestanden, dessen umgangssprachliche Bezeichnung „Blockhaus“ später auch auf den Neubau überging. Die Grundsteinlegung erfolgte am 3. August 1732. Ursprünglich sollten an beiden Seiten des Neustädter Brückenkopfs der Augustusbrücke zwei symmetrische Bauten entstehen. Auf dem Dach des östlichen, nicht realisierten Baus, war ein überdimensionales Reiterdenkmal Augusts des Starken vorgesehen, auf dem westlichen Gebäude ein pyramidenartiger Obelisk mit einem Medaillon des Kurfürsten. Aus finanziellen Gründen entschied man sich jedoch, nur eines dieser Gebäude zu errichten.
Bau und Geschichte im 18. Jahrhundert
Die Arbeiten gingen nach der feierlichen Grundsteinlegung zunächst schnell voran, so dass das Gebäude bis Oktober 1732 bis zum Hauptsims realisiert wurde. Bereits wenige Monate später, am 1. Februar 1733 starb jedoch der Kurfürst, was zur Einstellung aller Arbeiten führte. Erst sechs Jahre danach wurde der Rohbau zum Witterungsschutz mit einem Notdach versehen, welches 1747 einem Sturm zum Opfer fiel. Auf Drängen des Neustädter Kommandanten General Graf Unruh, entschied sich Kurfürst Friedrich August II., den Bau in veränderter Form zu vollenden. Nach Planungen Johann Christoph Knöffels wurde ein zusätzliches Zwischengeschoss aufgesetzt und das Haus – ohne die Pyramide – mit einem ziegelgedeckten Satteldach abgeschlossen. In diesem Zuge integrierte man den umlaufenden Bogengang in den kubischen Baukörper. Seit Dezember 1749 war im Blockhaus die Neustädter Wache untergebracht.
In dem Haus unterzeichneten im Verlauf des Siebenjährigen Krieges am 4. September 1759 die preußischen Truppen ihre Kapitulation, woraufhin Dresden von den Österreichern besetzt wurde.
Geschichte vom 19. Jahrhundert bis 1945
Mit dem Abbruch der Dresdner Festungswerke erlosch 1809 auch die Neustädter Kommandantur, wodurch das Gebäude seine ursprüngliche Funktion verlor. Zunächst war hier noch eine Wache untergebracht, bevor das Blockhaus ab 1823 bis 1843 und erneut zwischen 1849 und 1851 Wohnsitz der Gouverneure von Dresden wurde. Zwischen 1844 und 1848 diente es als Wohnung des sächsischen Kriegsministers Gustav von Nostitz-Wallwitz. Während des Dresdner Maiaufstands befand sich hier das Quartier der antirevolutionären Kräfte. In diesen Tagen fanden im Blockhaus Ministerkonferenzen, Besprechungen der Truppenbefehlshaber und Verhandlungen zwischen Militärs und der Provisorischen Regierung statt.
Nach der Niederschlagung der bürgerlich-demokratischen Revolution blieb es zunächst Sitz des sächsischen Kriegsministeriums und nahm verschiedene militärische Behörden, darunter das Oberkriegsgericht, die Militärbuchhalterei und das Kriegszahlamt auf. Um zusätzlichen Platz zu gewinnen, erfolgte in den Jahren 1892 und 1893 ein Ausbau der Dachgeschosszone nach Plänen des Architektenbüros Sommerschuh & Rumpelt. Das hohe Ziegeldach wurde durch ein flacheres Kupferdach ersetzt und außerdem wurden einige Schmuckelemente an der Fassade angebracht.
Mit der Novemberrevolution 1918 und der Gründung der Weimarer Republik gingen sämtliche Verteidigungsaufgaben an den Deutschen Staat über, sodass das sächsische Kriegsministerium aufgelöst wurde. Zuvor hatte es am 12. April 1919 am Blockhaus eine Großkundgebung ehemaliger Frontsoldaten gegeben, die gegen die von der Regierung beschlossene Herabsetzung ihrer Versorgungsansprüche protestieren. Bei den gewaltsamen Aktionen gelang es den Aufständischen mehrere Maschinengewehre zu erbeuten und das Blockhaus zu stürmen. Der sächsische Minister Gustav Neuring wurde dabei von Kundgebungsteilnehmern überwältigt und nach einem erfolglosen Versuch, zu den Soldaten zu sprechen, in die Elbe gestürzt und erschossen. Erst am 8. Mai fand man seine Leiche am Fährhaus Kötitz bei Gauernitz. Über Dresden wurde der Belagerungszustand verhängt und der Aufstand durch angeforderte Reichswehrtruppen niedergeschlagen.
Ab 1922 beherbergte das Blockhaus das Wehrkreiskommando IV der Reichswehr. 1933 bezog die Wehrkreisbücherei mit wertvollen Bücher- und Kartenbeständen das Gebäude. Durch die Bombardierung im Zweiten Weltkrieg brannte das Blockhaus aus und blieb danach 35 Jahre lang eine Ruine.
Wiederaufbau und Nutzung bis 2015
Zwischen 1978 und 1982 erfolgte der Wiederaufbau des historischen Gebäudes. Äußerlich orientierte man sich dabei am Ursprungszustand und verzichtete auf die Rekonstruktion des Dachausbaus von 1892. Bis 1989 diente das Blockhaus als Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft und wurde für verschiedene politische und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Außerdem gab es eine öffentliche Gaststätte.
Nach der Wende wurde das Restaurant geschlossen und das Gebäude 1994 vom Bund an den Freistaat Sachsen veräußert. Der Kaufvertrag enthielt dabei als „Gegenleistung“ für den Vorzugspreis von 3,6 Millionen Euro die Zweckbindungsklausel „… der Käufer verpflichtet sich, das Grundstück für einen Zeitraum von 15 Jahren … weiter für Zwecke der unmittelbaren Verwaltung zu nutzen…“. Somit wurde das Blockhaus seither für Veranstaltungen der Landesregierung genutzt, zudem hatten darin die Sächsische Akademie der Künste, die Außenstelle Dresden der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt ihren Sitz.
Durch unzureichende Hochwasserschutzmaßnahmen wurde das Haus im Sommer 2013 erneut flutgeschädigt. Das Haus wurde zum Winter 2013 ohne Sanierungsmaßnahmen geschlossen. Mit dem Auslaufen der Zweckbindung wurden die ansässigen Institutionen zum Auszug genötigt. Die Institutionen bezogen Ausweichquartiere, so arbeitet die Sächsische Akademie der Künste derzeit in einem Interimsquartier am naheliegenden Palaisplatz 3. Die Außenstelle der Sächsischen Akademie der Wissenschaften bezog ebenfalls am Palaisplatz 3 ihre Arbeitsräume und die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt ist bis auf Weiteres im Gebäudekomplex auf der Riesaer Straße 7 tätig. Seit dem Auszug der Mieter arbeitete der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) an einem Nutzungskonzept für das sanierungsbedürftige Gebäude. Ergebnisse lagen bis 2015 nicht vor.
Umbau und Nutzung als Archiv der Avantgarden
Im Juni 2016 wurde bekannt gegeben, dass das Gebäude für 20 Millionen Euro saniert werden soll, um danach das Archiv der Avantgarden des Kunstsammlers Egidio Marzona aufzunehmen. Marzona hatte zwischen 2016 und 2018 etwa 1,5 Millionen Stücke den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden geschenkt.
Die Sanierung begann 2019 mit umfangreichen Abbrucharbeiten des Dachs, von Wänden, Decken und Fundamenten. Bauteile mit historischem Wert wurden kartiert, begutachtet und bis zum Wiedereinbau gelagert. Das Architekturbüro Nieto Sobejano Arquitectos hatte den Wettbewerb zur Umgestaltung gewonnen. Für die Sammlung selbst wurde ein schwebender Kubus im Raum gebaut. Im Erdgeschoss entstand eine Fläche für Vorträge, Ausstellungen und Workshops sowie eine Cafeteria. Die insgesamt 1.900 Quadratmeter Fläche teilen sich auf: das Archiv zu 39 Prozent, die Aktionsfläche zu 24 Prozent und das Foyer, Büros sowie Lagerflächen zu 24 Prozent. Zum Hochwasserschutz wurde eine Weiße Wanne eingezogen. Alle Fenster sind abdichtbar. Die Ausstellung wurde am 4. Mai 2024 im Rahmen eines feierlichen Festakts eröffnet.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Blockhaus_(Dresden)
Ob Kunst später wertvoll werden könnte, hat mich nie besonders interessiert. Ich bin kein Spekulant.
Egidio Marzona (B.Z.: „In seinen vier Wänden lagert der Millionen-Schatz“, 29.9.2014)
Egidio Marzona
Egidio Marzona (* 3. Oktober 1944 in Bielefeld) war ein italienischer Kunstsammler, Mäzen und Verleger. Er starb kürzlich, so dass Wikipedia das Datum noch nicht eingetragen hat. Seine Sammlung gilt als die größte und bedeutendste Kunstsammlung zur Avantgarde des 20. Jahrhunderts weltweit. (Wikipedia)
Nachruf der Staatl. Kunstsammlungen Dresden auf Daniel Marzona ⋙ Link
Neustädter Wache
Als Blockhaus wird in Dresden die Neustädter Wache an der Westseite des Neustädter Brückenkopfes der Augustusbrücke bezeichnet. Das freistehende Gebäude befindet sich am Neustädter Markt, wenige Meter vom Goldenen Reiter entfernt. Der Architekt war Zacharias Longuelune. (Wikipedia)
Archiv der Avantgarden
Das Blockhaus in Dresden mit dem „Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona“ — Foto: Derbrauni/Wikimedia
Das Archiv der Avantgarden (ADA) des 20. Jahrhunderts wurde von Egidio Marzona geschaffen und umfasst mehr als 1,18 Millionen Dokumente, Briefe, Fotos, Skizzen, Zeichnungen, Pläne und Broschüren sowie 1000 Kunstwerke, Skulpturen, Gemälde und Designobjekte. Im Dezember 2016 und November 2018 schenkte Marzona die Archivalien und Kunstgegenstände dem Freistaat Sachsen. Es wurde vereinbart, dass das Archiv als Teil der Staatlichen Kunstsammlungen im Dresdner Blockhaus präsentiert werden wird. Dieses wurde dafür ab September 2019 umgebaut. Bis zum Abschluss der Umbauarbeiten im Jahr 2024 wurde das Archiv im Japanischen Palais der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Am 4. Mai 2024 wurde das Archiv dann im Rahmen eines feierlichen Festakts eröffnet. (Wikipedia)
Ein großer Glücksfall
Mit dem Archiv der Avantgarden im sanierten Blockhaus bekommt der Freistaat ein neues Museum und internationales Forschungszentrum zugleich. Dass Egidio Marzona rund 1,7 Millionen Objekte aus seiner Sammlung den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden geschenkt hat, ist ein großer Glücksfall für das Kulturland Sachsen. Dieser Geste folgt eine große Verantwortung, zu der wir uns bekannt haben: Das neue Archiv der Avantgarden ist die größte kulturpolitische Investition des Freistaates der vergangenen Jahre.
Spezifische Ordnung
Das Treppenhaus im ADA — Foto: Bert Wawrzinek
Die spezifische Ordnung, die Egidio Marzona seiner Sammlung zu Grunde legte, unterscheidet sich von den üblichen Strukturen öffentlicher Kunstarchive und Kunstsammlungen: sie ist frei von Hierarchien, heterogen und unkonventionell. Marzona behandelt alle Materialien, die im Kontext der Kunstproduktion angefallen sind, gleichwertig. Das heißt, für ihn ist ein Brief genauso bedeutsam wie ein Gemälde, eine kleine Skizze auf einer Serviette ebenso wichtig wie ein Design-Objekt oder eine seltene Zeitschrift.
Dr. Rudolf Fischer, Leiter Archiv der Avantgarden
Archiv der Avantgarden — Egidio Marzona ⋙ Link