Hinweise auf Menschen
Edgar Julius Jung
Seine politisch-philosophische Programmschrift Die Herrschaft der Minderwertigen kritisiert scharf die parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik. Der Verfasser wurde 1934 im Rahmen der Röhm-Affäre ermordet.
Der Gegenwart. — 25. September 2022
Der Volkstumsgedanke hat mit dem üblichen Patriotismus oder gar mit Nationalismus nichts zu tun. Nationalismus lebt vom Staate und mißachtet sehr oft fremdes Volkstum. Daher ja auch die Unterdrückung des deutschen Volkes, wo es in fremden Staaten wohnt. Der Volkstumsgedanke ist vielmehr die Bejahung des eigenen Wesens, dem kein Mensch sich entziehen kann. Wer sein Volk verneint, gibt sich selbst auf.
Edgar Julius Jung: Das Volkstum. (ca. 1930)
Die Herrschaft der Minderwertigen ist eine politisch-philosophische Programmschrift des Schriftstellers Edgar Julius Jung. Das Buch erschien erstmals im Jahr 1927 unter dem Titel Die Herrschaft der Minderwertigen. Ihr Zerfall und ihre Ablösung. Eine zweite, generalüberarbeitete Auflage mit mehr als dem doppelten Umfang und erheblichen inhaltlichen Positionsverschiebungen erschien 1930 unter dem erweiterten Titel Die Herrschaft der Minderwertigen. Ihr Zerfall und ihre Ablösung durch ein neues Reich. Eine dritte Auflage, die mit der zweiten identisch war, erschien 1931. In diesem Buch kritisiert Jung scharf die parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik und spricht sich für die Errichtung eines nationenübergreifenden Reichs unter deutscher Führung aus.
Buchgeschichte
Das Buch, das im Verlag der Deutschen Rundschau erschien, gilt heute als eines der wichtigsten Werke der sogenannten Konservativen Revolution und als eine der einflussreichsten Werke des antidemokratischen Denkens in der Weimarer Republik. Der Titel des Buches war in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre und in den 1930er Jahren ein vielzitiertes politisches Schlagwort. Das Buch erreichte zwischen 1927 und 1931 drei Auflagen und wurde von Alexander Jacobi unter dem Titel Rule of the Inferiour 1995 ins Englische übersetzt.
Inhalt
Das Buch enthält eine scharfe Kritik des Parlamentarismus. Dabei lehnt sich Jung an Jean-Jacques Rousseaus Vorstellung einer volonté générale an, eines nur metaphysisch zu begreifenden Gesamtwillen des Volkes. Die parlamentarische Praxis, den Volkswillen durch Mehrheiten festzustellen, lehnte er als mechanisch ab. Wählen sei „Gewaltherrschaft der Verantwortungslosen“, dagegen kündigte er einen „Kampf bis aufs Messer“ an. An die Stelle der Demokratie solle ein autoritärer Präsidialstaat mit „organischem Führerwachstum“ treten, der über den Parteien stehen und diese überwinden solle.
Hatte Jung in der ersten Auflage noch nationalistische Positionen vertreten, wandte er sich in der zweiten Auflage vom Konzept des Nationalstaats ab: „Dieser Begriff ist gründlich abzubauen“, denn er entstamme romanischem Denken, sei abstrakt und unorganisch. Stattdessen rückte er nun das deutsche Volk in den Mittelpunkt seiner Argumentation, dem er die Sendung zuschrieb, „den abendländischen Kulturkreis vor Zersetzung zu retten, Träger der Wiederverchristlichung zu werden und an Stelle der Anarchie eine geistige, gesellschaftliche und politische Einheit zu setzen“: das Reich. Deshalb trat er dafür ein, möglichst bald „Maßnahmen zur Hebung rassisch wertvoller Bestandteile des deutschen Volkes und zur Verhinderung minderwertigen Zustromes“ zu treffen.
Zur Marktwirtschaft äußert sich Jung uneinheitlich. Zwar kritisiert er den „individualistischen Kapitalismus“, setzt sich aber gleichzeitig stark für eine privatwirtschaftliche Ordnung ein. Die soziale Frage wollte er durch Beteiligung der Arbeiter am Eigentum lösen, die Sozialversicherungen seien auf den „reinen Risikozweig“ (das heißt Unfall- und Lebensversicherung) zu beschränken. Ein Konzept, wie sich seine Ideen konkret würden umsetzen lassen, hatte Jung nicht.
1930 erschien eine Neuauflage, in der Jung einen antisemitischen Abschnitt eingefügt hatte. Dort behauptete er, „der Jude“ hätte seit der Emanzipation zentrale Machtstellen im deutschen Staatswesen an sich gerissen, das er von innen heraus aushöhle: „In dem Augenblick aber, wo die Völker des Abendlandes sich auf ihr innerstes Wesen zu besinnen beginnen, geht die Frage nicht mehr nicht mehr um die Frage des Bekenntnisses, sondern des Volkstums“. Jüdisches und deutsches Volkstums seien unvereinbar, weshalb die Juden in Deutschland entweder im Sinne des Zionismus auszuwandern hätten, oder sie würden auf den Status einer „völkischen Minderheit“ zurückgestuft.
Rezeption
Am 21. Februar 1928 teilte Jung Rudolf Pechel in einem Brief mit, der Großindustrielle Paul Reusch wolle die zweite Auflage mit 15 bis 20.000 Mark finanzieren und Reusch, „dessen Handexemplar vollkommen zerlesen und mit Randbemerkungen versehen ist“ wünsche sich „die Ausarbeitung und Klarstellung einiger Zweifelsfragen“. Am 14. Januar 1929 teilte er Pechel mit, der Großindustrielle Fritz Springorum habe 10.000 Mark für die zweite Auflage versprochen. Eine begeisterte Besprechung des Buchs aus der Feder von Fritz Führer erschien am 5. Mai 1930 in der katholisch-konservativen Tageszeitung Dolomiten.
In der Gegenwart nehmen Neue Rechte wie Ellen Kositza und Götz Kubitschek zustimmend Bezug auf Jungs Definition der Demokratie als „Herrschaft der Minderwertigen“. In der Jungen Freiheit wurde Jungs Programmschrift noch 2005 ausdrücklich gelobt. Im selben Jahrgang forderte eine Autorin, man solle die politische Klasse der Bundesrepublik verabschieden und die Macht einer neuen Elite übergeben.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Herrschaft_der_Minderwertigen
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DOKUMENTIERT
Das Volkstum.
Von Edgar Julius Jung. (ca. 1930)
In sein Volk wird der Mensch hineingeboren. Aus einem Staate kann er gewissermaßen herausspringen durch Auswanderung, durch Verlust der Staatsangehörigkeit und durch Erwerb einer neuen. Anders verhält es sich mit dem Volkstum. Es bestimmt des Menschen seelische Sonderart, die sich höchstens verstandesmäßig verleugnen läßt, niemals aber seelisch. Auch wer sich als Weltbürger fühlt oder dem Internationalismus huldigt, verliert nicht die Eigentümlichkeiten jenes völkischen Geistes, der in jedem Menschen wohnt. Ja, man kann sagen, daß die weltbürgerlichen Neigungen des Deutschen gerade seine Deutschheit verraten. Das deutsche Volk wohnt in der Mitte Europas, mit offenen Grenzen, an zahlreiche fremde Volkstümer angrenzend. In seiner reichen Geschichte mußte es alle fremd-völkischen Einflüsse auf sich einwirken lassen, zum Teil in sich verarbeiten oder gar mit seinem eigenen Wesen verschmelzen. Das ganze Leben Europas pulste in seinem Herzen, das Deutschland heißt. Das mittelalterliche Reich, das als Universalreich gedacht war und den Kaiser als höchste Macht auf Erden ansah, trug bezeichnenderweise den Namen „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation". Christenheit und Deutschtum waren ebenso eins wie Europa und das Reich Deutscher Nation. Wir Deutsche vergessen allzuleicht diese gewaltige Bedeutung unseres Volkes für die gesamte Kultur der Menschheit.
Volkstum entsteht in einem langen geschichtlichen Vorgänge als Ergebnis der Gemeinsamkeit von Boden, Blut und Geschichte. Gerade die neue Art sogenannter raumpolitischer Geschichtsbetrachtung hat uns gelehrt, die Bedeutung der Bodengestaltung, des Klimas, der Grenzen usw. für den geistigen Zustand eines Volkes zu erkennen. Zwar bleibt der Deutsche z. B. in Amerika noch verhältnismäßig lange Zeit ebenso Deutscher, wie der Irländer Ire und der Jude Jude bleibt. Trotzdem aber wissen wir heute, daß die amerikanische Landschaft einen ungeheueren Einfluß auf die sie bewohnenden Menschen ausübt. Neuere Forschungen haben ergeben, daß Europäer der verschiedensten Rassen in Amerika verhältnismäßig rasch ihr ganzes Äußere, ja sogar die Schädelform ändern. Es soll in Amerika eine ständige Annäherung an den indianischen Typus stattfinden, so daß nach vielen Jahrhunderten die Amerikaner kein Kolonialvolk, sondern etwas Eigenes, allmählich Selbstgewordenes darstellen werden.
Der blutsmäßige Bestandteil eines Volkes fällt im allgemeinen mit dem Begriff der Rasse zusammen. Es gibt ganz wenige Großvölker, die reinrassisch sind. Die meisten sind rassisch gemischt und bilden so im Laufe der Jahrhunderte eine neue eigene Blutseinheit. Die Rassenkunde selbst ist sehr umstritten. Trotz des Aufblühens der Rassenforschung stehen wir täglich vor neuen Ergebnissen, die bisherige Ansichten umstoßen. Insbesondere wissen wir über die sogenannten Urrassen sehr wenig. Wohl dürfte feststehen, daß nordisches und ostisches Blut, im Süden vielleicht dinarisches, wesentlich zur Mischung des deutschen Volkes beigetragen haben. Es wäre aber falsch, angesichts der starken Mischung und der großen Zweifel, die über das Wesen der Urrassen bestehen, den vielen Zwiespälten, welche durch das deutsche Volk gehen, einen neuen hinzuzufügen: den rassischen. Bei aller Verschiedenheit in den Ansichten sind sich moderne Rassenforscher darüber klar, daß es auch dunkle Menschen mit nordischer Seele gibt, daß umgekehrt nordisches Blut nicht schlechthin den Vorzug vor anderem verdient. Die niedere Geburtenzahl nordischer Völker (Schweden), ihre verhältnismäßige politische Kraftlosigkeit, können mit ernsten Bedenken über den Wert der noch vorhandenen nordischen Rassebestandteile erfüllen.
Etwas anderes ist es um das sogenannte rassische Erbgut, das späterhin bei der Erbgesundheitslehre noch eingehend besprochen wird. Hier handelt es sich um die Tatsache, daß quer durch alle Rassen eine Trennungslinie in rassige und unrassige Menschen gezogen werden kann, um Menschen mit wertvollem Erbgute und solchen, die irgendwie entartet sind. Die Erbgesundheitslehre will die rassenmäßig wertvollen Bestandteile im Volke vermehren, die minderwertigen ausmerzen. Dies ist selbstverständlich ein gesunder Gedanke, der auch im politischen Leben ernsthaft erwogen werden muß.
Man spricht auch von einer weißen, einer gelben und einer schwarzen Rasse. Daß die Mischung ganz verschiedenartiger Rassen ungünstig wirkt, daß ganze Kulturen daran zugrunde gegangen sind, wissen wir aus der Geschichte, aus dem Zerfall antiker Kultur. Dagegen hat die Vermischung verwandter Rassen im allgemeinen nichts Schädliches, sondern sogar eine Erhöhung der Kulturleistung bewirkt. Wenn beispielsweise Frankreich seinen Geburtenrückgang ausgleichen möchte, indem es großzügig auf die afrikanische Menschenreserve zurückgreift, so dürfte solches Unterfangen wohl den Zerfall der französischen Kultur und des französischen Volkstums beschleunigen. Ähnliche Gefahren bestehen für Nordamerika, das über viele Millionen Neger verfügt. Ganz gefährlich wird die Rassenfrage in Südafrika, wo die hohe Geburtenziffer der Neger in Bälde die völlige Zurückdrängung der Europäer zur Folge haben dürfte. Für das deutsche Volk ist die Bedrohung nicht so unmittelbar. Schlechte Rassenbestandteile können nur durch östliche Einwanderung, die zum Teil minderwertig ist, eindringen. Das Volkstum selbst dagegen ist umso bedrohter.
Was ist nun Volkstum? Wir haben gesehen, daß Boden und Blut entscheidende Merkmale sind. Dazu kommt noch die Gemeinsamkeit der Geschichte, die sich auf Sprache, Lebensstil, Kultur und politisches Schicksal erstreckt. Diese Dinge wirken außerordentlich gestaltend auf das Werden eines Volkes. Das deutsche Volk ist nun das größte, weiße Kulturvolk der Menschheit. Es ist rund neunzig Millionen stark, die allerdings nur zu zwei Drittel im Deutschen Reiche vereinigt sind. So wird das Deutschtum tragischerweise zum einzigen Großvolke der Erde, das seine Einheit noch nicht erreicht hat. Fichte und die deutschen Romantiker, insbesondere Herder, waren die Geister, welche zur Erforschung des Volkstums am meisten beigetragen und seine Bedeutung für die moderne Geschichte in den Vordergrund der Betrachtung gerückt haben. Leider aber blieb der Deutsche im staatlichen Denken haften. Er meinte, daß nur staatliche Entwicklung die Geschicke der Völker beeinflusse, und erkannte nicht, daß die innere Kraft der Völker das Weltbild gestaltet. So wurde gerade die Herdersche Gedankenwelt in Deutschland sehr mißachtet, am stärksten aber von den kleineren slawischen Völkern des Ostens aufgenommen. Wir „verdanken" diesem Umstande das Erwachen der slawischen Ostvölker, der Kroaten, Slovenen, Tschechen usw., die jetzt erst dazu gelangen, ihre eigene Schriftsprache auszubilden. Die Deutschen waren gewissermaßen die geistigen Lehrmeister und Erzieher der Völker, die uns heute an den Ostgrenzen bedrängen. Auch die Machthaber von Sowjetrußland erkannten die Bedeutung des Volkstumsgedankens vollauf. Sie waren es, die das zentralrussische Reich in über vierzig Räterepubliken zergliederten und das völkische Erwachen der kleinen Völker begünstigten. Fast jedes der im russischen Reiche zusammengeschlossenen Kleinvölker bekam seine eigene Schriftsprache, sein eigenes Schulwesen; ja, wo die Schriftsprache fehlt, bemühte man sich in Moskau um ihre Ausbildung. Wenn das russische Reich nicht zerfiel, so ist das nicht auf die Stärke der kommunistischen Idee, sondern auf die kluge Spekulation der Moskauer Machthaber auf den völkischen Gedanken zurückzuführen.
Seit dem Weltkriege können wir von einem Erwachen des deutschen Volksbewußtseins sprechen. Zahlreiche Teile des deutschen Volkes gerieten — insbesondere durch die Zerschlagung der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie — unter fremdvölkische Herrschaft. Allein in Europa ist das Deutschtum auf sechzehn verschiedene Staaten aufgeteilt. Es wird dort teils grausam unterdrückt, teils führt es ein mühseliges, aber noch erträgliches Dasein. Dabei ist es, besonders im Osten, den Wirtsvölkern meist an Kultur nicht nur überlegen, sondern hat gerade diese Völker in jahr-hundertelanger mühevoller Arbeit zu kultivieren geholfen. Unsere ganze politische Aktivität muß deshalb darauf zielen, dieses Drittel des deutschen Volkes, welches heute außerhalb der deutschen Reichsgrenzen lebt, vor der völkischen Vernichtung zu retten. Es ist bezeichnend, daß Männer aller Parteien sich unterschiedslos zu dieser Aufgabe zusammengefunden haben, daß rechts wie links die Notwendigkeit dieser Arbeit und dieses Zieles begriffen wird. Hier ist einer der wenigen wahrhaften Fortschritte zu verzeichnen, die im Vergleiche zur Vorkriegseinstellung seither gemacht wurden.
Der Volkstumsgedanke hat mit dem üblichen Patriotismus oder gar mit Nationalismus nichts zu tun. Nationalismus lebt vom Staate und mißachtet sehr oft fremdes Volkstum. Daher ja auch die Unterdrückung des deutschen Volkes, wo es in fremden Staaten wohnt. Der Volkstumsgedanke ist vielmehr die Bejahung des eigenen Wesens, dem kein Mensch sich entziehen kann. Wer sein Volk verneint, gibt sich selbst auf. An ihm hat jeder Teil, ohne Unterschied des Standes, des Berufes, des Besitzes und des Geschlechtes. Wer ein menschenwürdiges Leben anstrebt — und das ist der Sinn aller menschlichen Bemühungen — kann dies nur im Rahmen seines Volkes erlangen. Seine Wünsche, seine Sehnsüchte, seine Forderungen sind bedingt durch das innere Wesen des Volkes und können wirkungsvoll nur im eigenen Volke, wo allein Verständnis vorhanden ist, vorgebracht werden. Erst wer unter fremden Völkern lebt, begreift die unendliche Verschiedenheit der Völker, die niemals beseitigt werden kann. Wenn das Blut lebendig wird, so schweigen alle Nützlichkeitserwägungen. Je kräftiger aber der Herzschlag eines Volkes, um so eher behauptet es sich, und um so leichter vermag der Einzelne die Ziele zu erreichen, die ihm als Sinn des Lebens vorschweben.
Dieses völkische Erwachen erstreckt sich auch auf das Judentum. Die sogenannte zionistische Bewegung ist nichts anderes als der Abglanz des Völkerfrühlings auf die Juden. Es war gänzlich falsch, hinsichtlich der Juden von einer Rassenfrage zu sprechen, wenn auch natürlich die Rassenbestandteile des Judentums von denen des Deutschtums grundsätzlich verschieden sind. Entscheidend aber hat auf beide Völker die religiöse und geschichtliche Entwicklung gewirkt. Hier besteht tatsächlich eine Kluft, die schwer überbrückbar scheint. Der Gegensatz zwischen Juden und Deutschen ist also ein solcher des Volkstums und nicht, wie die eine Seite immer behauptet, nur der Rasse; ebenso wenig aber auch, wie die andere sagt, nur der Religion.
Religionen kann man nicht wechseln wie ein Hemd. Sie sind Ausdruck völkischen Geistes und völkischer Kulturentwicklung und haben als solche das Wesen eines Volkes entscheidend gestaltet. Der deutsche Mensch ist — ungeachtet seiner persönlichen Stellung zur Kirche — vom Christentum geformt worden, der jüdische Mensch von einer anderen Religion. Es verrät aber geringe Einsicht in das Wesen des Volkstums, wenn die Auseinandersetzung zwischen Juden und Deutschen mit gehässigen Waffen vom Einzelnen zum Einzelnen betrieben wird. Es handelt sich vielmehr um eine schicksalhafte Gegensätzlichkeit, die in irgendeiner Form ausgeglichen werden muß. Auf den heutigen Wegen scheint ein solcher Ausgleich unmöglich. Man kann nicht, wie das Judentum zum Teil tut, einfach die Verschiedenheit leugnen, aber gleichzeitig am eigenen jüdischen Wesen festhalten und dasselbe auch dem deutschen Volke bis zu einem gewissen Grade aufdrängen wollen. Man darf umgekehrt nicht die Erbfehler des Deutschen verkennen und das Judentum für alle Schicksalsschläge haftbar machen wollen. Ein Volk hat aber den inneren Anspruch, von seinesgleichen beherrscht und regiert zu werden. Das ist ein gesunder und nie zu verleugnender Gedanke. Umgekehrt aber dürfen Angehörige eines fremden Volkes, die im deutschen Staate Bürgerrecht genießen, nicht zu Staatsbürgern zweiter Ordnung gemacht werden. Hier liegt die ganze Problematik der Judenfrage, deren Bestehen vom ruhigen Beurteiler kaum geleugnet werden kann. Die Form aber, in welcher heute die Auseinandersetzung betrieben wird, ist abzulehnen.
Quelle: Edgar J. Jung (1894–1934): An der Schwelle einer neuen Zeit. 21 gesammelte populäre Aufsätze
Link zum Zitieren urn:nbn:de:bvb:355-ubr25181-2 - Digitale Sammlungen der Universitätsbibliothek Regensburg
Lebensdaten
Edgar Julius Jung, Pseudonym Tyll, (* 6. März 1894 in Ludwigshafen am Rhein; † 30. Juni oder 1. Juli 1934 in Berlin oder in einem Wald bei Oranienburg) war ein deutscher Jurist, Politiker und antidemokratischer Publizist. Er gilt als Vertreter der nicht-nationalsozialistischen Rechten in der Weimarer Republik, die später als Konservative Revolution zusammengefasst wurden. Jung wirkte 1924 bei der Ermordung des Präsidenten der Autonomen Pfalz Franz Josef Heinz mit. 1934 wurde er im Rahmen der Röhm-Affäre von Nationalsozialisten ermordet. (Wikipedia)