Hinweise auf Menschen

Ernst von Salomon
„Absolute Toleranz gegen jede politische Idee“

Der Gegenwart. — 9. August 2022

Wer in diesen Jahren seit der Jahrhundertwende groß geworden ist, wird sich nicht beklagen können, daß er in eine langweilige Epoche hineingeboren sei. Nur höchst selten ist es seit je einer Generation vergönnt gewesen, eine ganze Reihe von durchaus eigenen und in sich abgeschlossenen Geschichtsabschnitten von ungewöhnlicher und grundlegender Bedeutung erlebt zu haben. Hier kommt noch dazu, daß diese Generation geradezu dazu ausersehen wurde, nicht nur Geschichte zu machen, sondern sie auch in ihrer Authentizität festzulegen, sie zu schreiben oder ihre Schreibung wenigstens zu kontrollieren. Aber gerade, weil dieser ungewöhnlich seltene Fall eben in der Geschichte des Nachkrieges eingetreten ist, darf unter keinen Umständen versäumt werden, auch von ihm Gebrauch zu machen.

Ernst von Salomon

 

Salomons auf Schiller zurückgehender Idealismus, sein Engagement für absolute Toleranz gegen jede politische Idee macht ihn heute noch interessant. Nach dem Zusammenbruch der ideologischen Nachkriegsidentitäten, die die Deutschen so lange quer durch alle Lager getrennt haben, ist eine Wiederentdeckung von Salomons in Deutschland so begrüßenswert wie selten zuvor. Vielleicht könnten die Deutschen über ihn endlich einen unideologischen Zugang zu ihrer Geschichte und damit zu sich selbst finden.

Dr. Markus Klein

 

Als Jugendlicher hatte Ernst von Salomon in den Anfangsjahren der Weimarer Republik in verschiedenen Freikorps gekämpft. Er war Mitglied der Organisation Consul gewesen und hatte sich an der Vorbereitung des Attentates auf Walther Rathenau beteiligt. Letzteres hat er später bereut. Als Autor wird er der Konservativen Revolution zugerechnet. Sein bekanntestes Werk ist der in Form einer Autobiographie verfasste Roman Der Fragebogen von 1951, in dem er die Entnazifizierungspolitik in der amerikanischen Besatzungszone nach 1945 kritisierte.

BUCHTIPP

Markus Josef Klein: Ernst von Salomon – Revolutionär ohne Utopie. Mit einer vollständigen Bibliographie und einem Vorwort von Armin Mohler. Edition San Casciano, Brienna Verlag, Aschau im Chiemgau 2002. Softcover, 367 Seiten, zahlreiche s/w-Abbildungen, ISBN 978-3-928906-16-6. Preis: 24,90 Euro, E-Book: 12,99 Euro