
Essenz. Beiträge zur ganzen Wahrheit
Der Krieg im Atomzeitalter
Nukleare Abschreckung im Lichte des Ukrainekriegs:
Gedanken zur Eskalationstheorie von Prof. Dr. Erich Weede
Der Gegenwart. — 29. April 2023
Mehr als 30 Jahre lang – nach dem Untergang der Sowjet-Union und des Warschauer Paktes – glaubten wir Europäer vergessen zu dürfen, dass wir im Atomzeitalter leben. Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine sollten wir wieder daran denken.
Zumindest der Krieg zwischen nuklear hoch gerüsteten Großmächten unterscheidet sich grundsätzlich von Kriegen vor Erfindung von Nuklearwaffen und Interkontinentalraketen. Früher konnte man sich vorstellen, dass eine Seite den Krieg gewinnt und nach dem Sieg Kriegsziele durchsetzen kann. Allzu oft hatten sogar beide Seiten diese Hoffnung. Im Atomzeitalter ist beim nuklearen Schlagabtausch zwischen den beiden führenden Nuklearmächten – das sind immer noch die USA und Russland – das plausibelste Resultat die gegenseitige Vernichtung beider Mächte und darüber hinaus großer Teile der Menschheit, bestimmt einschließlich Europas.
Zwar ist in amerikanischen Fachzeitschriften vor fast 20 Jahren mal die Frage gestellt worden, ob die Russen wirklich noch über eine Zweitschlagskapazität verfügen, die als Voraussetzung für eine stabile Abschreckung gilt. Aber schon der Versuch das herauszufinden könnte zur Vernichtung eines großen Teils der Menschheit, dem nuklearen Winter oder zumindest einem nuklearem Herbst führen.
Kein vernünftiger Mensch kann den nuklearen Schlagabtausch zwischen den beiden großen Atommächten wollen. Daraus folgt, dass bei allen Unterschieden in der Beurteilung des Geschehens in der Ukraine das gemeinsame Interesse an der Vermeidung der Eskalation des Krieges im Vordergrund stehen sollte.
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Prof. Dr. Erich Weede
Foto: freemarket-rs.com
Der Autor
Prof. Dr. Erich Weede (Jahrgang 1942) ist Soziologe, Psychologe und Politikwissenschaftler. Forschungsschwerpunkte während seiner wissenschaftlichen Laufbahn sind die Gewaltanfälligkeit von Gesellschaften sowie Kriegsursachen und Kriegsverhütung. Er hat über 200 wissenschaftliche Arbeiten verfaßt, darunter Zivilisationsvergleiche unter besonderer Berücksichtigung Asiens, über Konfliktforschung und Gewaltanwendung. Prof. Weede ist Mitglied mehrerer internationaler politischer Gesellschaften und er wurde 2012 mit der Hayek-Medaille der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft ausgezeichnet. (hayek-verein-dresden.de)
Kernwaffentest
Weltweit wurden knapp 2100 Kernwaffentests durchgeführt, ein Teil davon oberirdisch in der Atmosphäre. Neben Messungen zu Funktionalität und Auswirkungen dienen Kernwaffentests auch der Propaganda. Besonders im Kalten Krieg versuchten die verfeindeten Nationen, dem Gegner ihr atomares Potential auf erschreckende Weise vorzuführen. Besonders den USA ging es auch darum, die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit dieser Waffen zu überzeugen. Letzte atmosphärische Tests: GB (bis 1958), USA (bis 1963), UdSSR (bis 1962); weitere oberirdische Test: Frankreich (bis 1974) und China (bis 1980). (Wikipedia)
WarGames
WarGames – Trailer (2:18 min.)
WarGames – Kriegsspiele ist ein US-amerikanischer Film von John Badham aus dem Jahr 1983. Die Hauptrollen spielten Matthew Broderick und Ally Sheedy. Der Film spielt im Jahr 1983 während des Kalten Kriegs und thematisiert die Gefahr eines durch Software-Fehler ausgelösten Atomkriegs zwischen den USA und der Sowjetunion. Der Film startete am 7. Oktober 1983 in den deutschen Kinos. (Wikipedia)
Tatsächliche Ereignisse
Eine reale Parallele war ein im selben Jahr 1983 durch Computerfehler in der Kommandozentrale der sowjetischen Luftraumüberwachung fälschlich angezeigter Atomraketenangriff der USA auf die Sowjetunion. Der diensthabende Offizier Stanislaw Petrow stufte die Angriffsmeldung als Fehlalarm ein, leitete deshalb keinen Gegenschlag ein und verhinderte so möglicherweise den Dritten Weltkrieg. Dieser Vorfall wurde erst Jahre später bekannt. (Wikipedia)
Stanislaw Petrow
Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow (* 7. September 1939 in Tschernigowka bei Wladiwostok; † 19. Mai 2017 in Frjasino bei Moskau) war ein Oberstleutnant der sowjetischen Luftverteidigungsstreitkräfte. Am 26. September 1983 stufte er als leitender Offizier in der Kommandozentrale der sowjetischen Satellitenüberwachung einen vom System gemeldeten Angriff der USA mit nuklearen Interkontinentalraketen auf die UdSSR korrekt als Fehlalarm ein. Der Fehlalarm wurde durch einen Satelliten des sowjetischen Frühwarnsystems ausgelöst, der aufgrund fehlerhafter Software einen Sonnenaufgang und Spiegelungen in den Wolken als Raketenstart in den USA interpretierte. Durch Eingreifen und Stoppen vorschneller Reaktionen verhinderte Petrow womöglich das Auslösen eines Atomkriegs, des befürchteten Dritten Weltkriegs. Aus Gründen der militärischen Geheimhaltung und wegen politischer Spannungen wurde Petrows Vorgehen erst in den 1990er Jahren publik. (Wikipedia)