Hinweise auf Menschen
Eva Strittmatter
Der meistgelesenen deutschen Lyrikerin der Gegenwart wurde nur ein auffallend knapper und liebloser Wikipedia-Artikel gewidmet.
Der Gegenwart. — 21. April 2024 — Nach einem Zufallsfund in der Bücherzelle.
Eva Strittmatter ist die meistgelesene deutsche Lyrikerin der Gegenwart. Trotzdem wurde ihr nur ein auffallend knapper und liebloser Wikipedia-Artikel gewidmet. Zudem scheint sie in der Literaturkritik kaum Freunde zu haben. Annette Leo berichtet – „ohne Eiferei und Rechthaberei“ wie ihr eine Rezensentin bescheinigt – in ihrer Erwin-Strittmatter-Biografie von 2012 (Quelle) über den namhafteren Schriftsteller und Ehemann. Für den Deutschlandfunk stellt Wilfried F. Schoeller das Buch vor und bemerkt darin:
„Sein Bild von Frauen war bestimmt von ihrer Rolle im Haus, am Herd, bei der Kindererziehung. Geradezu entsagungsvoll zeichnet Annette Leo diese Ansichten eines neurotischen Macho auf. Die Ironie seines Geschicks aber bestand darin, dass er mit der Lyrikerin Eva Strittmatter eine dritte Ehefrau fand, die ihn fast vierzig Jahre lang ertrug, die als Mitarbeiterin seines Werks für ihn ein Glücksfall war, und die außerdem ein umfangmäßig stattliches, aber oft schwaches Oeuvre an Gedichten erschrieb.“ (Quelle)
Ein „oft schwaches Oeuvre“ – was für eine peinliche und empörende Herabsetzung!
Wir halten uns deshalb lieber an die Worte von Eva Strittmatter, die in dem Gesprächsband von und mit Irmtraud Gutschke überliefert sind. Und an die vielen wundervollen Gedichte und ergreifenden Verse, die – das können wir inzwischen sagen – die Zeiten überdauert haben. ■
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Eva Strittmatter legte 1947 das Abitur ab und begann an der Humboldt-Universität zu Berlin das Studium der Germanistik, Romanistik und Pädagogik. 1950 heiratete sie und brachte 1951 einen Sohn, Ilja, zur Welt. Die Ehe wurde jedoch bald wieder geschieden. Noch vor der Scheidung lernte sie Erwin Strittmatter kennen, den sie 1956 heiratete und mit dem sie drei weitere Söhne hatte, darunter der Autor und Schauspieler Erwin Berner.
Seit 1951, nach dem Abschluss ihres Studiums, arbeitete Eva Strittmatter freiberuflich beim Deutschen Schriftstellerverband der DDR als Lektorin. Ab 1952 veröffentlichte sie literaturkritische Arbeiten in der Literaturzeitschrift ndl. Von 1953 bis 1954 war sie Lektorin beim Kinderbuchverlag Berlin. Zudem wurde sie 1953 Mitglied des ndl-Redaktionsbeirates. Seit 1954 war sie freie Schriftstellerin. Sie veröffentlichte eher unpolitische Werke, darunter vor allem Gedichte, aber auch Prosa für Kinder und Erwachsene.
Zu ihren und ihres Mannes Bekannten zählten unter anderem die DDR-Schriftsteller Hermann Kant und Christa Wolf, aber auch international bekannte Schriftsteller wie Lew Kopelew und Halldór Laxness. Von 1960 bis 1972 unternahm sie in ihrer Eigenschaft als Mitglied der Auslandskommission des Schriftstellerverbandes der DDR zahlreiche Reisen in die Sowjetunion und nach Jugoslawien. 1993/1994 starben innerhalb von nur neun Monaten ihre Mutter, ihr Mann Erwin und ihr Sohn Matti. Sie lebte im brandenburgischen Schulzenhof, wohin sie 1957 mit ihrem Mann gezogen war.
Eva Strittmatter wurde auf dem Friedhof Schulzenhof neben ihrem Mann beigesetzt. Die Grabstätte des Sohnes Matthes gen. Matti (1958–1994) befindet sich ebenfalls auf dem Friedhof Schulzenhof, gegenüber von Eva und Erwin Strittmatter.
Ihre Bibliothek befindet sich heute in der Akademie der Künste Berlin. Am 30. Mai 2005 wurde mit der Einweihung des Neubaus das Gymnasium Gransee nach Erwin und Eva Strittmatter in Strittmatter-Gymnasium umbenannt.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Strittmatter
In Ermangelung
eines besseren Glaubens glaube ich an mich.
Eva Strittmatter
Lebensdaten
Eva Strittmatter, geborene Braun (* 8. Februar 1930 in Neuruppin; † 3. Januar 2011 in Berlin), war eine deutsche Dichterin und Schriftstellerin. (Wikipedia)
Das Buch
Irmtraud Gutschke: Eva Strittmatter – Leib und Leben. 220 Seiten mit zahlr. Fotos. Verlag Das Neue Berlin (2008)
Leseprobe ⋙ Link
»Eva Strittmatters Gedichtbände haben Millionenauflagen. Der Grund: „Ich schreibe von der einfachen Sache: Geburt und Tod und der Zwischenzeit“, wie es in einem ihrer Gedichte heißt. In ihrer Poesie des Alltags finden Menschen Halt, gerade weil sie bekennt, was andere in sich vergraben. In einem Gespräch per Du mit Irmtraud Gutschke erzählt Eva Strittmatter von ihren persönlichen Erschütterungen, ihren Erfahrungen in der DDR und vom Entstehen ihrer Gedichte. Dabei kommt immer wieder ihr Leben mit Erwin Strittmatter zur Sprache. Im Dialog enthüllt sich eine packende Lebensgeschichte, in der sich viele Leser wiederfinden werden. — Irmtraud Gutschke, 1950 in Chemnitz geboren, ist verantwortliche Redakteurin für Literatur beim „Neuen Deutschland“ und hat unzählige Texte über Autoren und ihre Werke publiziert.« (Verlagstext)
Erzählter Lebensroman
Gerade weil Eva Strittmatter in ihren Gedichten bekennt, was andere in sich vergraben, erreicht sie ein Millionenpublikum. Mit der gleichen Offenheit erzählt sie nun im Dialog mit Irmtraud Gutschke von ihren persönlichen Erschütterungen, ihren Erfahrungen in der DDR, vom Entstehen ihrer Gedichte und natürlich immer wieder von ihrer Ehe mit Erwin Strittmatter. Was für eine Offenheit, was für eine Selbstbefragung!