Machtworte – Inspektion der Herrschaftssprache
Fake News
Schon ewig werden Falschnachrichten für den Profit oder für politische Ziele instrumentalisiert. Nach der herrschenden Doktrin stammen sie aus bösen Internetquellen. Aber „Qualitätsmedien“ fahren Desinformationskampagnen.
Der Gegenwart. — 20. März 2023
Fake News dürften so alt sein wie Nachrichten und menschliche Kommunikation über Ereignisse schlechthin und sind keineswegs eine Erfindung des Internetzeitalters. Dass Fake News unabhängig vom Medium sind, mit dem sie übertragen werden, macht ein frühes in Stein gemeißeltes Beispiel, die Schlacht von Kadesh (1274 v. Chr.) deutlich. Pharao Ramses II. verwandelte hierbei eine schwere Niederlage gegen die Hethiter in einen triumphalen Sieg und ließ diesen in einem monumentalen Relief darstellen.
Schon immer wurden Fake News also im Sinne der eigenen politischen Ziele instrumentalisiert. Nicht selten waren hierbei Minderheiten die Zielscheibe. So brachte 1475 der franziskanische Prediger Bernardino de Feltr die Fake News in Umlauf, Juden hätten ein zweijähriges Kind entführt, um dessen Blut beim Pessachfest zu trinken. Eine Falschmeldung, die Jahrhunderte überdauern sollte.
Fledermausmenschen auf dem Mond
Fake News, die in tagesaktuellen Formaten verbreitet werden, gibt es seit der „Penny Press“ der frühen 1800er Jahre. 1835 erschien in der New York Sun eine 6-teilige Serie über Fledermausmenschen auf dem Mond, in Folge als „Great Moon Hoax“ bekannt geworden. Diese Meldung führte zu der bis dahin höchsten Zeitungsauflage weltweit. 1874 berichtete The Herald vom Ausbruch wilder Tiere aus dem Central Park Zoo, was zu panikartigen Szenen, aber auch zu großem finanziellen Erfolg führte. Hier tritt erstmals ein klassisches Motiv für die Verbreitung von Fake News ans Licht: Der finanzielle Profit. Im Zuge staatlicher Propaganda und Zensur während des Ersten Weltkriegs und mit dem Aufkommen der Public Relations in den 1920er Jahren entwickelten sich im Journalismus die „Codes of Conduct and Ethics“.
Den Herausgebern des Webster’s Dictionary zufolge gehen die Anfänge der Bezeichnung Fake News mindestens auf das Jahr 1890 zurück. Auf der Website des Verlags wird als Beispiel hierfür die Schlagzeile „Secretary Brunnell Declares Fake News About His People is Being Telegraphed Over the Country“ genannt.
Gut informierte Bevölkerung
In den sozialen Netzwerken verbreiten sich Fake News besonders gut, da sich erstere in der digitalen Welt zu einer bevorzugten politischen Informationsquelle entwickelt haben.
Da eine funktionierende Demokratie von einer gut informierten Bevölkerung abhängig ist, führt das Verbreiten von Falschinformationen durch Fake News nicht nur dazu, dass Menschen falsch informiert sind, sondern kann darüber hinaus auch schwerwiegende Folgen für die komplette Gesellschaft haben. So führte z. B. in der Vergangenheit die Verbreitung von Falschinformationen über das Impfen dazu, dass Eltern ihre Kinder nicht impfen ließen, wodurch es zu einem deutlichen Anstieg vermeidbarer Erkrankungen kam. [Wikipedia wieder voll auf Fake-News-Kurs! Diese Zahlen wollen wir doch sehen! – Anm. Der Gegenwart]
Gesellschaftliche Risiken
Neben derart direkten Folgen bestehen aber noch weitere gesellschaftliche Risiken. So gibt es Belege, dass die Verbreitung von Falschinformationen bei manchen Menschen dazu führt, dass sie generell aufhören an die Existenz von Fakten zu glauben. Dies kommt insbesondere dann vor, wenn die Falschinformationen zusammen mit Verschwörungstheorien verbreitet werden.
Das deutsche Strafrecht kennt keinen expliziten Fake-News-Tatbestand. Die Verbreitung derartiger Falschmeldungen fällt je nach Angriffsrichtung in den Anwendungsbereich klassischer Tatbestände. Dazu zählen insbesondere die Verleumdung (§ 186 StGB), die üble Nachrede (§ 187 StGB), die Volksverhetzung (§ 130 StGB), die falsche Verdächtigung (§ 164 StGB) oder die Marktmanipulation (§§ 119 Abs. 1, 120 Abs. 15 Nr. 2 WpHG). Vereinzelt werden in der Literatur Strafbarkeitslücken im Ehrschutz und im Wahlstrafrecht gesehen.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Fake_News
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ZDF blamiert sich mit Falschinformation
Das ZDF hat sich mit mangelndem Faktenwissen abermals den Spott seiner Zuschauer eingehandelt. So verbreitete der Sender im Wissensformat „Plan b“ eine Falschinformation über das Bestäubungsverhalten von Bienen. […] „Insekten übernehmen lebenswichtige Aufgaben: Sie bestäuben Pflanzen, darunter die meisten Getreidesorten. Sie lockern den Ackerboden, versorgen ihn mit Nährstoffen und fressen Schädlinge.“ Dabei blendete der öffentlich-rechtliche Sender eine animierte Videosequenz ein, die eine Biene zeigt, die zu einem Weizenhalm fliegt, um ihn zu bestäuben. Weizen ist allerdings ein sogenannter Selbstbefruchter. Dabei dienen die eigenen Pollen zur Bestäubung. Auch Gerste und Bohnen gehören zu den Selbstbefruchtern. Landwirte faßten sich ob des Videos offenbar nur entgeistert an den Kopf.
Zitiert aus: „ZDF blamiert sich mit Falschinformation in Wissenssendung“, JF-Online vom 20. März 2023
Kampfbegriff
Als Fake News (auch Fakenews; englisch fake news) werden manipulativ verbreitete, vorgetäuschte Nachrichten bezeichnet, die sich überwiegend im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken und anderen sozialen Medien, zum Teil viral verbreiten. Der Rechtschreibduden, der den Begriff 2017 in die 27. Ausgabe aufnahm, definiert ihn als umgangssprachlich für „in den Medien und im Internet, besonders in sozialen Netzwerken, in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen“. Zunehmend wurde Fake News auch zu einem politischen Schlagwort und Kampfbegriff. (Wikipedia)
Nach wie vor genießen der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die Tagespresse das Vertrauen von etwa zwei Dritteln der Bevölkerung. Nur jeweils fünf Prozent sind ihnen gegenüber grundsätzlich misstrauisch.
Langzeitstudie Medienvertrauen am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Januar 2018