
Essenz. Beiträge zur ganzen Wahrheit
Waldsterben und Pseudowissenschaft
Bedroht in seiner Existenz ist nicht der deutsche Wald, nur in tieferen Lagen die Gebirgsbaumart Fichte, erklärt Diplom-Forstingenieur Johannes Bradtka.
Der Gegenwart. — 2. April 2023
Wir brauchen eine viel breitere Palette an Baumarten und eine umfassende Umstellung auf naturnahe, standortgerechte Mischwälder.
Prof. Andreas Bolte, Direktor des Thünen-Instituts für Waldökosysteme
„Willst du deinen Wald vernichten, pflanze nichts als lauter Fichten.“ Dieser Spruch, den jeder Waldbesitzer und Forststudent kennt, nimmt gleich das Wichtigste vorweg: Nicht die deutschen Wälder sind in ihrer Existenz bedroht, wie viele Apologeten der Energiewende in irreführender Weise behaupten, sondern die Baumart Fichte.
Und das hat seine Gründe: Die Fichte (Picea abies) war von Natur aus nie in den Wäldern der tieferen und mittleren Lagen heimisch. Sie wurde dort erst ab dem 18. Jahrhundert angebaut. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet in Deutschland würde sich nur auf den Alpenraum und die höchsten Lagen von Schwarzwald, Harz, Erzgebirge und des Bayerischen Waldes beschränken. In tieferen Lagen käme die Fichte ganz vereinzelt in den Randlagen der Hoch- und Übergangsmoore vor.
Seit einigen Jahren geht es der Fichte, die mit rund 25 Prozent noch immer zu den häufigsten Waldbaumarten in Deutschland gehört, sehr schlecht. Die trockenen heißen Sommer setzen dieser Gebirgsbaumart, die sich erst ab etwa 800 Liter Niederschlag pro Jahr und Quadratmeter einigermaßen wohl fühlt, stark zu. In Folge dessen bringen Stürme und Borkenkäfer die flachwurzelnden Fichtenbestände zum Absterben. Schnee- und Eis brechen ihre Stämme und die Zahl der Waldbrände in Fichtenbeständen steigt jährlich an.
Wie nicht anders zu erwarten war, lassen auch die Profiteure der Energiewende und Pseudowissenschaftler die Schäden an der Fichte, die sie als großes Waldsterben verkaufen, für ihre Zwecke nicht ungenutzt.
In Büchern, Pressemeldungen, Tweets und Interviews suggerieren sie, der gesamte deutsche Wald sei gefährdet und präsentieren auch sofort das Heilmittel: Ein schneller Ausbau der Windkraft, denn nur möglichst viele Windräder können die Erderwärmung und das Waldsterben stoppen. Wer sich dem Ausbau widersetze, der sei am Sterben des deutschen Waldes mitverantwortlich.
Weiterlesen auf umwelt-watchblog.de (25. März 2023) ⋙ Link
Johannes Bradtka,
Diplom-Forstingenieur (FH)
Foto: Bradtka
Der Autor
Johannes Bradtka ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins für Landschaftspflege, Artenschutz & Biodiversität e.V. (VLAB). Seit dem Jahr 2015 ist er Lehrbeauftragter für Flechten und Waldnaturschutz an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan und Inhaber eines Büros für Waldökologie. (umwelt-watchblog.de)
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Der Verein
Der Verein für Landschaftspflege, Artenschutz & Biodiversität e.V. (VLAB) (bis 2021 Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern e. V.) hat in Bayern rund 8.000 Mitglieder. Der Verband wurde von Gegnern der Energiewende gegründet. Ein Hauptziel ist, das Aufstellen von Windkraftanlagen und Photovoltaikanlagen auf Freiflächen zu verhindern. Finanziert wird der ehrenamtlich geleitete VLAB durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Seit 2015 ist Johannes Bradtka Vorsitzender. Der Verband ist bayernweit und in einigen Kreisgruppen sowie seit 2018 bundesweit in einigen Landesverbänden organisiert. Die Gründungsmitglieder gaben an, dass die traditionellen und großen Umweltschutzverbände die ursprünglichen Ziele des Natur-, Landschafts- und Artenschutzes zugunsten der Energiewende und des Klimaschutzes hintangestellt hätten. Als Stichwortgeber fungierte Enoch zu Guttenberg für den VLAB. Er hatte 1975 den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mitbegründet und war 2012 aus diesem wegen oben genannten Eindruckes wieder ausgetreten. Von der Vereinsgründung bis zu seinem Tod 2018 war zu Guttenberg einer der beiden Ehrenpräsidenten des VLAB. Der andere ist Hubert Weinzierl, der von 1983 bis 1998 als Vorsitzender des BUND gewirkt hatte. Als Nachfolger zu Guttenbergs wurde im Oktober 2018 der Biologe Josef H. Reichholf zum neuen Ehrenpräsidenten des VLAB ernannt. Der VLAB ist Mitglied der Bundesinitiative Vernunftkraft e. V. (Wikipedia)
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Dokumentarfilm
Michael Miersch: Und ewig sterben die Wälder. Dokumentarfilm (Erstsendung arte 2011 – 52 Minuten)
»Der Wald stirbt. Davon waren in den 1980er- Jahren fast alle Deutschen überzeugt. DER SPIEGEL verkündete: „Wir stehen vor einem ökologischen Hiroschima.“ Der STERN schrieb: „Die Reihen der Bäume lichten sich, wie Armeen unterm Trommelfeuer.“ Auch ich glaubte damals an diese populären Fehlprognosen. Um herauszufinden, wie es dazu kommen konnte, besuchten Tobias Streck und ich für diesen Film unter anderem einen Insider der Bonner Politik, einen Forstwissenschaftler, der damals beschimpft wurde, weil er die düsteren Vorhersagen für falsch hielt und einen Medienforscher, der untersuchte, wie Journalisten das Ende des Waldes herbei schrieben. Doch wie steht es heute um den Wald? Wird er die Klimaerwärmung verkraften? Wissenschaftler stehen Rede und Antwort über den Zustand und die Zukunft der Wälder in Mitteleuropa und weltweit.«