Verbreitung der Schriftarten im Europa um 1900 — Foto: Petermann's Geographische Mitteilungen, 1901/Wikimedia

Fakten

Die Fraktur (von lateinisch fractura „Bruch“, seit Mitte des 15. Jahrhunderts auch „gebrochene Schrift“) ist eine Schriftart aus der Gruppe der gebrochenen Schriften. Sie war von Mitte des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts die meistbenutzte Druckschrift im deutschsprachigen Raum, dazu – in Konkurrenz zur Antiqua – auch in den nordeuropäischen Ländern. In der Umgangssprache wird der Sammelbegriff Frakturschrift fälschlicherweise synonym für gebrochene Schriften verwendet, also zum Beispiel auch für Textura und Schwabacher, die sich aber durch das Fehlen der für die Fraktur charakteristischen Elefantenrüssel klar abgrenzen lassen. (Wikipedia)

 

Kein Lang-s

Mitteilung in eigener Sache: Wir nutzen zwar auf dieser Webseite eine Fraktur, verwenden aber nicht die Ligaturen und das Lang-s. Wir machen das aus demselben Grund, weshalb wir (außer ggf. in wörtlichen Zitaten) auch keine Gender-Zeichen verwenden: zugunsten eines „barrierefreien Internets“. Die beinahe im Jahrestakt wechselnden Zeichen für sog. „gendersensible Schreibung“ verwenden wir hier nicht. Denn Der Gegenwart hat nicht nur eine Gegenwart, sondern auch eine Zukunft, in der heute niemand wissen kann, welche kurzlebigen Marotten später einmal als „modern“ gelten.

 

Wikipedia zu „Langes s“

Das lange s (auch Lang-s) „ſ“ ist eine grafische Variante des Buchstabens „s“ oder, sprachwissenschaftlich, eine stellungsbedingte allographische Variante des Graphems „s“. Das „ſ“ ist durch seinen vertikalen Schaft charakterisiert und bildet den ersten Bestandteil der beiden Ligaturen „ſʒ“ („ſz“) und „ſs“, die als Ursprung des deutschen Buchstabens „ß“ angenommen werden.

Das „ſ“ wird in den heute üblichen „runden“ Schriften (Antiqua-Schriften) normalerweise nicht mehr verwendet, ist jedoch kein Verstoß gegen die Orthographie, da in den neuen (wie schon in den alten) Rechtschreibregeln keine Vorschriften zu ihrer allographischen Umsetzung gemacht werden.

Im Gegensatz zu dem seit 29. Juni 2017 (rechtschreiblich) gültigen großen „ẞ“ gibt es das „lange ſ“ nur als Kleinbuchstaben.

In gebrochenen Schriften ist die Verwendung des „ſ“ parallel zum runden s nach historisch gewachsenen Regeln konventionalisiert. Dabei wird das „ſ“ im Deutschen für das s-Graphem im Anlaut oder Inlaut einer Silbe geschrieben, während im Auslaut einer Silbe das runde s oder Auslaut-s gebraucht wird. Früher kam das lange s in allen romanischen ebenso wie den deutschen, englischen, niederländischen, westslawischen und den skandinavischen Schriftformen vor. (Wikipedia)

 

Wikipedia zu „Fraktursatz“

Fraktursatz bezeichnet den Schriftsatz deutschsprachiger Texte in der Fraktur und anderen gebrochenen Schriftarten von Satzschrift. Die Fraktur unterscheidet zwischen zwei Varianten des Buchstabens »s«. Das lange s (»ſ«) kann nur am Wortanfang und im Wort erscheinen. Am Silben- oder Wortende wird das runde s (»s«, auch Schluss-s) geschrieben. Deshalb muss, wenn in gebrochenen Schriften geschrieben, in Muskel, Donnerstag oder Arabeske ein rundes s stehen, ebenso wie vor k innerhalb einiger eingedeutschter Wörter: brüsk, grotesk, Kiosk, Obelisk.

Das »lange ſ« steht sonst fast überall, insbesondere am Silbenanfang (auch vor k) und immer bei ſch, wenn dies den einheitlichen Laut sch bedeutet, und bei ſp, ſſ und ſt innerhalb eines einfachen, nicht zusammengesetzten Worts. Als Ausnahme von der Regel steht ſ auch, wenn (nach Konventionen vor der Orthographischen Konferenz von 1901) die Silbentrennung nach dem ſ erfolgt (Knoſ-pe, Waſ-ſer, faſ-ten).

Diese Unterscheidung kann bisweilen sogar die Wortbedeutung klarer machen: »Wachſtube« wäre also eine Wach-stube, »Wachstube« eine Wachs-tube.

Es können nie zwei runde s aufeinanderfolgen. Sollten am Wortende zwei s aufeinanderfolgen, müssten sie in Fraktur deswegen als ſs oder als Ligatur ß (»Eszett«) gesetzt werden. Heyse, der Entwickler der Heyseschen ß-Schreibung (»dass«, »muss«, »Fluss«), selbst schrieb am Ende eines Wortes oder einer Silbe ſs (Meſsergebnis, daſs) und hatte dafür sogar eigene Ligaturen, die sich aber nicht durchsetzten. Die Verwendung der unverbundenen Buchstaben ſs ist in der Orthographischen Konferenz von 1901 zugunsten der Ligatur abgeschafft worden. Für den heutigen Fraktursatz empfiehlt unter anderem der (reformierte) Duden aufgrund der Rechtschreibreform von 1996 wieder, »Faſs« statt »Faß« zu setzen. (Wikipedia)

 

Barrierefreies Internet

Wikipedia schreibt: „Barrierefreies Internet sind Web-Angebote, die von allen Nutzern unabhängig von ihren Einschränkungen oder technischen Möglichkeiten uneingeschränkt (barrierefrei) genutzt werden können.“ Bezeichnenderweise kommt in dem langen Artikel nicht ein einziges Mal das „Gendersternchen“ oder ein anderes „Genderzeichen“ vor. Warum wohl?!

 

Gebrochene Schriftarten

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Fraktur-A als Apothekenzeichen
Fraktur-A als Apothekenzeichen

Tatsache ist, daß das „A“ für die deutschen Apotheken 1936 – also während der NS-Zeit – eingeführt wurde. Vorausgegangen war dem ein jahrelanger Streit über die Frage eines einheitlichen „Zunftzeichens“, das vor allem dazu dienen sollte, Apotheken hinreichend deutlich von Drogerien zu unterscheiden. […] Dessen Gestaltung als Frakturbuchstabe blieb unverändert, obwohl schon im Januar 1941 ein internes Rundschreiben der NSDAP klargestellt hatte, daß zukünftig die Antiqua als „Normalschrift“ zu verwenden sei. […] Was nach 1945 blieb, war das Fraktur-A an den Apotheken. […] Sonst ist die Nutzung der „gotischen“ Buchstaben sehr zurückgegangen. Zwar hat sie in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten noch verwendet, wer betont auf Seriosität statt Modernität setzte – wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit ihrem Titel – oder für Waren oder Dienstleistungen auf altväterlich-vertraute Art werben wollte. Aber es setzte früh die Gegenbewegung progressiver Kreise ein, die die Fraktur zum Synonym für Spießiges, Reaktionäres oder Schlimmeres zu machen suchten.

Karlheinz Weißmann: Unter Verdacht gestellt. Junge Freiheit vom 9. September 2022

 

Fraktur übrigens – ein wenig Nachhilfe: Sprachgeschichtlich kommt „Fraktur“ vom lateinischen „fractura“, es bedeutet „Bruch“ analog zum Zeitwort „frangere, fregi, fractum – brechen“. Mit dem beginnenden 16. Jahrhundert bezeichnete es die „gebrochene“ Spätform der gotischen Minuskel (Kleinbuchstabe), die als Fraktur in Deutschland über rund vier Jahrhunderte hinweg, also lange vor dem NS-Regime, zur vorherrschenden Type wurde. „Gebrochen“ übrigens deshalb, weil Schreiber und Kalligraphen mit ihrer Feder abrupte Richtungswechsel vollzogen, so dass die Lettern wie abgehackt, eben gebrochen wirkten.

Josef Kraus, 11. Oktober 2022