Franz von Kobell, Porträtfoto von Franz Hanfstaengl (1857), und sein erstes Lichtbild von 1837 — Fotos: Wikimedia

Entdeckung in München

Entdeckung in München: Das ist das älteste Foto Deutschlands (Tagesschau vom 28.5.2024; 1:37 min.)
»Die Geschichte der Fotografie ist fast 200 Jahre alt – Deutschland war nicht ganz vorne mit dabei. Aber nun ist in München ein Foto aufgetaucht, das einen neuen Blick auf die Anfänge hierzulande wirft. Demnach ist das erste Foto Deutschlands älter als bislang bekannt. Es stammt aus dem Jahr 1837 und zeigt die Frauenkirche in München.«

 

Lebensdaten

Ritter Franz Wolffgang von Kobell (* 19. Juli 1803 in München; † 11. November 1882 ebenda) war ein deutscher Mineraloge und Schriftsteller. Er war Professor für Mineralogie in München. Der Nachlass befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek. (Wikipedia)

 

Kobell hatte in den Jahren 1837 bis 1839 insgesamt 14 Motive erstellt, sie zeigen u.a. die Frauenkirche, das berühmte heutige Caféhaus „Tambosi“ sowie Schloss Nymphenburg. [Sie entstanden] auf Salzpapier, getränkt in eine Silberlösung, mit Ammoniak fixiert.

BILD: „Es wird niemals ausgestellt: Vermutlich ältestes Foto Deutschlands in München entdeckt“, 28.5.2024 ⋙ Link

 

Das Buch

Cornelia Kemp: Licht – Bild – Experiment
Cornelia Kemp: Licht – Bild – Experiment:
Franz von Kobell, Carl August Steinheil und die Erfindung der Fotografie in München. 351 Seiten. Wallstein Verlag, Göttingen (2024)
»Muss die Geschichte der Fotografie neu geschrieben werden? Zwei Jahre, bevor Henry Fox Talbot 1839 seine »photogenic drawings« bekannt gab, hatte der Mineraloge und Chemiker Franz von Kobell bereits in München die Frauenkirche und andere Gebäude in Lichtbildern festgehalten und auf Papier fixiert. Sein Kollege, der Physiker Carl August Steinheil, beschäftigte sich seit April 1839 mit dem konkurrierenden bildgebenden Verfahren der Metallfotografie und war damit der offiziellen Bekanntgabe von Louis Daguerres »Daguerreotypien« mehr als drei Monate voraus. Eingebunden in akademische, künstlerische und gesellige Netzwerke und gefördert durch die Gunst des Königs widmeten sich beide über einige Jahre der experimentellen Erkundung unterschiedlicher fotografischer Verfahren. Dieser Münchner Beitrag erweitert die auf Frankreich und Großbritannien konzentrierte Frühgeschichte der Fotografie um ein gewichtiges Kapitel aus dem deutschsprachigen Raum und revidiert zugleich auch die damit verbundenen widersprüchlichen Spekulationen der in den 1930er Jahren einsetzenden Forschung. Der Katalog verzeichnet neben den Papier- und Metallfotografien der beiden Münchner Wissenschaftler und ihren Instrumenten auch deren aus der Beschäftigung mit der Fotografie hervorgegangene galvanische Arbeiten, die bislang so gut wie nicht rezipiert wurden, sowie die Clichés-verre von Kobell, die als die weltweit ersten überhaupt gelten dürfen. — Cornelia Kemp war über 25 Jahre Konservatorin für den Fachbereich Foto und Film im Deutschen Museum. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte der Fotografie und Fototechnik sowie die frühe Farbfotografie. In zahlreichen Sonderausstellungen, Projekten und Publikationen hat sich die Kunsthistorikerin mit Einzelaspekten wissenschaftlicher, experimenteller und künstlerischer Fotografie beschäftigt.« (Verlagstext)

 

Burschen heraus!

Burschen heraus! (oder in der ursprünglichen Form „Bursche heraus!“) ist ein studentischer Alarm- und Hilferuf, wenn ein einzelner Student angegriffen oder festgenommen werden sollte. Der Ruf ist um 1700 erstmals schriftlich belegt, war aber sicher schon früher in der Tradition des mittelalterlichen Alarmrufes „Thiod ute!“ („Volk heraus!“) an den ältesten Universitäten üblich. Aus dem Ruf entstand das Studentenlied „Burschen heraus“, das erstmals in Poccis Liederbuch von 1844 erschien. Als Verfasser wird Franz von Kobell angenommen. (Wikipedia)

1.
Burschen heraus!
Laßt es schallen
Von Haus zu Haus,
Wenn der Lerche Silberschlag
Grüßt des Maien ersten Tag,
Dann heraus und fragt nicht viel,
Frisch mit Lied und Lautenspiel,
Burschen heraus!

2.
Burschen heraus!
Laßt es schallen
Von Haus zu Haus,
Ruft um Hilf' die Poesei
Gegen Zopf und Philisterei,
Dann heraus bei Tag und Nacht,
Bis sie wieder frei gemacht,
Burschen heraus!

3.
Burschen heraus!
Laßt es schallen
Von Haus zu Haus,
Wenn es gilt für's Vaterland,
Treu die Klingen dann zur Hand,
Und heraus mit muth'gem Sang,
Wär' es auch zum letzten Gang,
Burschen heraus!