Bahnbrechende Bücher
Wie unsere Gesellschaft degeneriert
Dr. Friedrich Pohlmann lotet Untiefen aus, die unseren finalen Schiffbruch bedeuten können, wenn wir keinen grundsätzlichen Kurswechsel vornehmen.
Der Gegenwart. — 20. November 2024
Von BJÖRN HÖCKE | Können Sie noch zuhören, auch länger als eine Tiktokvideolänge, können Sie sich noch konzentrieren – vielleicht auch eine knappe Stunde? Oder sind Sie schon Teil der westlichen „Vulgärdekadenz“, mit ihren jeden Tag zu beobachtenden individuellen und gesellschaftlichen Niedergangsphänomenen?
Friedrich Pohlmann stellt indirekt die Frage, wie viel Wasser die westlichen Gesellschaften noch unter dem Kiel haben. Er lotet luzide und mutig die Untiefen aus, die unseren finalen Schiffbruch bedeuten können, wenn wir keinen grundsätzlichen Kurswechsel vornehmen.
Hat die aggressive Abwertung des Eigenen bereits irreversible Schäden angerichtet und ist der Wunsch nach kultureller Selbstauslöschung übermächtig? Nehmen Sie sich die Zeit und hören Sie zu!
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Essays zur Transformation Deutschlands
»Zweifellos ist die westliche Welt seit dem radikalen Epochenwechsel 1989 von einer noch tiefergehenden Entzweiung gezeichnet als es uns der medial inszenierte Kulturkampf weismachen möchte. Vielmehr haben wir es mit der scheinbar paradoxen Allianz zu tun, in der sich ein weltumspannender neoliberaler Kapitalismus im Gleichschritt mit einem humanitaristischen Moraluniversalismus eines längst ökonomistisch verbildeten Globalistenlagers zur allmächtigen Instanz erhebt. Letzteres verkörpert dabei idealtypisch jene gewünschten ortlosen, von familialen wie staatlichen Bindungen an Geschichte und Kultur weitgehend losgelösten Individuen. Ihrer einmütigen Losung: »No borders!« wird hier überzeugend die anthropologisch begründete Dialektik von Grenzsetzung und Grenzüberschreitung entgegengestellt.
Dieser Entwicklung förderlich war auch der Wandel im Rollenverständnis der Geschlechter, der zu einer folgenreichen Feminisierung der westlichen Gesellschaften führte. Am deutlichsten zeigt sich das in der konsequent praktizierten Übertragung einer ursprünglich familial geprägten Ethik auf eine abstrakte »Menschheit«. Die damit verbundene Idealisierung des Fremden geht einher mit einer fast schon pathologisch anmutenden Abwertung des Eigenen und traditioneller kultureller Prägungen. Diese bewusste Selbstschwächung des säkularen Westens bietet somit einer politischen Religion wie dem Islam durch gewährte Masseneinwanderung aus islamischen Ländern eine geradezu fahrlässige Einflussnahme, die wenig integrativ uns mit neuen Formen des Antisemitismus und rückschrittlichen Haltungen konfrontiert.
Friedrich Pohlmann zeichnet präzise jene einwirkenden Kräfte nach, die zur sozialen und mentalen Transformation der Weltbilder im Westen und mit kompensatorischer Schärfe in Deutschland geführt haben. Gerade der allgegenwärtig eingeübte Konformismus aus Furcht vor gesellschaftlicher Ächtung durch ein Sprachregime politischer Korrektheit – mit ihrer Instrumentalisierung alles Minoritären – erfordert Mut im physischen wie moralischen Sinn. Der Autor erweist sich dabei als entschiedener Vertreter der parrhesia, der mutigen öffentlichen Rede. Widerstand zu leisten, besonders in der gegenwärtigen Situation eines quasi Ausnahmezustandes im »Reich der großen Lüge«, erscheint ihm als unabdingbares bürgerrechtliches Gebot.
Friedrich Pohlmann, Soziologe und TUMULT-Autor, geht auf die geistigen Auszehrungsprozesse und ideologischen Umerziehungsprogramme ein, die die Deutschen zu den Entmutigern ihrer selbst gemacht haben. Es geht um Vaterlosigkeit, 1968, das Elend der Utopien, Verschwörungen in Theorie und Praxis, Mut, Feigheit sowie um die Frage, wie im 2. Corona-Jahr kollektiver Widerstand nicht nur notwendig, sondern auch möglich werden kann. Das große finstere Etwas, das uns beständig Angst machen will, bekommt endlich Kontur.« (Manuscriptum)
Priv.-Doz. Dr. phil. Friedrich Pohlmann
Foto: Kontrafunk
Lebensdaten
Friedrich Pohlmann, geboren 1950 in Bielefeld. Ab 1968 zunächst Musikstudium mit Hauptfach Violine in Hannover und Freiburg, später Soziologie und Geschichte in Freiburg. Nach der Promotion 1979 über Georg Simmel zehn Jahre Assistent von Heinrich Popitz am Freiburger Institut für Soziologie. 1990 Habilitation, Tätigkeit ebendort als Hochschul- und Privatdozent. Seit 2003 freier Autor. Zahlreiche Veröffentlichungen unter anderem auf den Gebieten der Diktaturtheorie, der Sozialisationstheorie und der anthropologischen Soziologie sowie eine Vielzahl kulturtheoretischer Rundfunkessays, vornehmlich für den SWR. (Manuscriptum)
Audio-Beiträge von Friedrich Pohlmann auf Kontrafunk ⋙ Link
Alltagswahrnehmungen
Friedrich Pohlmann: Wie unsere Gesellschaft aussieht – vulgärdekadent, überfremdet, verwahrlost (Kontrafunk – Die Stimme der Vernunft; 17.11.2024; 53:19 min.)
»An drei Beispielen von Alltagswahrnehmungen soll unsere Gegenwartsgesellschaft plastisch charakterisiert werden: Erstens wird das typische Aussehen und der Habitus vieler Einheimischer mittels des Oberbegriffs der „Vulgärdekadenz“ und milieuspezifischer Varianten derselben gedeutet; zweitens wird der „Multikulturalismus“ konkreter anhand des Aussehens und Verhaltens bestimmter Gruppen von Fremden und zwangsläufig darauf entstehender xenophober Reaktionen von Indigenen untersucht; und drittens wird am Beispiel der sogenannten Graffiti die Verwahrlosung unserer Gesellschaft in den Blick genommen.«