Blick vom Rathausturm über Gera (2006) — Foto: Schorle/Wikimedia [Vorschaubild: Markt mit Rathaus (2022)/RealPixelStreet]

Fakten & Daten

Gera ist eine kreisfreie Hochschulstadt im Osten Thüringens. Hinter der Landeshauptstadt Erfurt sowie Jena steht Gera mit 94.847 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2023) nach Bevölkerung an dritter Stelle im Freistaat Thüringen und ist eines der Oberzentren. Gera liegt im Norden des Vogtlands an der Weißen Elster im ostthüringischen Hügelland in etwa 200 Metern Höhe und gehört zur Metropolregion Mitteldeutschland. Leipzig liegt etwa 60 km in nördlicher Richtung, Erfurt 80 km westlich, Zwickau ungefähr 40 km südöstlich, Chemnitz circa 70 km östlich und Hof (Saale) rund 90 km südlich.

Gera hat historische Bedeutung als Landeshauptstadt des Fürstentums Reuß jüngerer Linie (1848 bis 1918) sowie des Volksstaates Reuß (1918 bis 1920). Mit dem Einsetzen der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt ein großes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. Gera war zur Blütezeit der Stoff- und Tuchindustrie eine der reichsten Städte in Deutschland. Über 100 zum Teil sehr bedeutende Stadtvillen (zum Beispiel Villa Schulenburg) und prächtige Bauten aus der Gründerzeit zeugen heute vom Glanz und Reichtum vergangener Zeiten. Die Stadt wurde während des 19. Jahrhunderts auch zum Verkehrsknotenpunkt, da am Hauptbahnhof zahlreiche Bahnstrecken zusammentreffen.

Im Zweiten Weltkrieg, von Mai 1944 bis April 1945, wurde Gera teilweise durch Luftangriffe zerstört. Nach der Gründung der DDR wurde die Stadt 1952 Sitz des neu geschaffenen Bezirks Gera. Seit 1990 gehört sie auch administrativ wieder zu Thüringen. Die Stadt ist Sitz der Dualen Hochschule Gera-Eisenach (bis 2016 Berufsakademie Gera) und der privaten SRH Hochschule für Gesundheit Gera und war Veranstaltungsort der Bundesgartenschau 2007. Seit Januar 2017 führt die Stadt offiziell den Titel „Hochschulstadt“ und ist auch unter dem Namen Otto-Dix-Stadt bekannt.

Grunddaten der Wirtschaft

Im Jahr 2016 erbrachte Gera, innerhalb der Stadtgrenzen, ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2,613 Milliarden Euro. Das BIP pro Kopf lag im selben Jahr bei 27.391 Euro (Thüringen: 27.674 Euro, Deutschland: 38.180 Euro) und damit unter dem regionalen und nationalen Durchschnitt. Im Jahr 2022 waren in Gera 22.544 Personen vollzeitbeschäftigt mit einem Medianeinkommen von 2.595,34 Euro. Der Medianlohn in Gera ist im Vergleich zu Ostdeutschland 10 Prozent niedriger.

Religionen

Gemäß offiziellen Daten des Zensus 2011 waren in Gera zu diesem Zeitpunkt 9,9 Prozent der Einwohner evangelisch, 2,6 Prozent katholisch. 87,4 Prozent gehörten keiner der beiden großen christlichen Konfessionen an – der höchste Wert unter allen Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland.

Kulinarische Spezialitäten

Gera liegt mitten im „thüringischen Schwarzbierland“ und hat mit der Köstritzer Brauerei im Nachbarort Bad Köstritz die größte und bedeutendste deutsche Schwarzbierbrauerei. Typisch sind ferner die Thüringer Rostbratwürste (kurz: Roster) sowie die Thüringer Klöße. Wirklich typisch für Gera ist aber die Gersche Fettbemme – eine Brotscheibe (Bemme), bestrichen mit Schmalz. Die echten Geraer (Gersche) werden ihretwegen auch „Gersche Fettguschen“ genannt. Eine Anspielung früherer Zeit, auf den meist leicht fettigen Rand um den Mund, der entsteht, wenn man herzhaft in die Bemme hineinbeißt.

Medien

In Gera erscheinen als Tageszeitungen die Ostthüringer Zeitung und die Thüringische Landeszeitung (TLZ), die einen gemeinsamen Lokalteil für die Stadt produzieren. Beide Zeitungen werden von der Zeitungsgruppe Thüringen herausgegeben, die zur Essener Funke Mediengruppe gehört. Andere regionale Tages- wie auch Boulevardzeitungen konnten sich nicht am Markt halten. Somit fehlt der drittgrößten Stadt Thüringens eine pluralistische Presselandschaft.

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) unterhält in Gera ein Rundfunkstudio. Von 1992 bis 1994 befand sich das Landesfunkhaus Thüringen des MDR-Fernsehens in der Hermann-Drechsler-Straße in Gera-Untermhaus (heutige Kammerspiele). Das Thüringer Privatradio Antenne Thüringen betreibt das Lokalstudio für Ostthüringen in Gera.

Lokale Fernsehsender sind Ostthüringen TV und der von der Thüringer Landesmedienanstalt finanzierte Offene Kanal Gera (OKG). Ein Bestandteil des OKG ist das PiXEL-Fernsehen, der zu seiner Gründung deutschlandweit einzige Offene Kanal für Kinder und Jugendliche. Mittlerweile sind Kinder und Jugendliche fester Bestandteil in fast allen Offenen Kanälen.

In Gera gibt die Zeitungsgruppe Thüringen das wöchentlich erscheinende Anzeigenblatt Allgemeiner Anzeiger als Lokalausgabe für Gera heraus. Seit 1993 erscheint in Gera das Anzeigenblatt Neues Gera, herausgegeben vom Verlag Dr. Frank GmbH. Sie hat neben einem Anzeigenanteil auch einen redaktionellen Teil mit Bekanntmachungen aus der Stadt Gera, Mitteilungen der im Stadtrat vertretenen Parteien, Berichte über lokale Ereignisse und ehrenamtliches Engagement in Gera. (Wikipedia)

 

Persönlichkeiten

Persönlichkeiten, die vor Ort wirken oder gewirkt haben (Auswahl):

Johann Spies (um 1540–1623), Buchdrucker, Herausgeber der Historia von D. Johann Fausten (Faust-Volksbuch)

Thomas Reinesius (1587–1667), Mediziner und Philologe; Leibarzt, Professor und Inspektor in Gera

Johann Adam Tresenreuter (1676–1754); Magister und evangelisch-lutherischer Theologe, Vater von Johann Ulrich Tresenreuter, besuchte die Gymnasien zu Hof und Gera

▬ Johann Wilhelm Bartsch (1750–1828), Lehrer am Rutheneum, Universalgelehrter und Gutsbesitzer

Georg Walter Vincent von Wiese (1769–1824), Vizekanzler und Geheimrat des Gesamtfürstenhauses Reuß zu Gera

▬ Johann Ernst Daniel Bornschein (1774–1838), Dramatiker und Romanautor

Johann Karl Immanuel Buddeus (1780–1844), Staatswissenschaftler, Stadthauptmann, Polizei- und Steuerdirektor von Gera

Moritz Rudolph Ferber (1805–1875), Geraer Kaufmann und Mineraloge

Auguste Zabel (1808–1884), Stifterin des heutigen Zabel-Gymnasiums in Gera

Adolf Lorey (1813–1877), Pädagoge und Abgeordneter des Landtags von Sachsen-Weimar-Eisenach, erster Direktor der Bürgerschule am Nicolaiberg

Karl Theodor Liebe (1828–1894), Geologe und Ornithologe

Gustav Hartig (1843–1919), deutscher Uhrmacher und Politiker, Stadtrat in Gera

Rudolf Schmidt (1862–1945), Architekt zahlreicher historistischer Villen in Gera

Henry van de Velde (1863–1957), belgischer Architekt und Designer

Wilhelm Leven (1867–1929), deutscher Journalist und Politiker (SPD, USPD), Erster Beigeordneter in Gera

▬ Hermann Paschold (1879–1965), Maler

Alex Braune (1880–1942), Betreiber der Tonhalle seit 1926

Thilo Schoder (1888–1979), Architekt

Ernst Moritz Engert (1892–1986), Silhouettenkünstler

Alexander Wolfgang (1894–1970), Maler und Grafiker

Lucie Neupert (1896–1978), Beigeordnete und Fraktionsvorsitzende im Landtag

Aenne Biermann (1898–1933), Fotografin

Carl Kuhn (1899–1980), Maler und Bildhauer

Hans Otto (1900–1933), Schauspieler am Stadttheater Gera

▬ Rudolf Klose (1910–1976), Maler

Horst Salomon (1929–1972), Schriftsteller

Ulli Wegner (* 1942), Boxtrainer

Theo Zwanziger (* 1945), Jurist und Ex-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, besitzt eine Anwaltskanzlei in Gera (Wikipedia)