
So steht es geschrieben
Gespenstische Nibelungentreue
Steinmeier hat Merkel den höchsten Orden überreicht. Boris Reitschuster staunt über eine INSA-Umfrage: die Mehrheit begrüßt diesen Zynismus.
Der Gegenwart. — 18. April 2023
Die Verleihung wirkt wie ein Musterbeispiel für sozialistischen Zynismus – wie eine Ohrfeige für die Bürger angesichts der vielen Krisen, in die Merkel mit ihrer ökosozialistischen Politik die Bundesrepublik gebracht hat. Umso erstaunlicher ist, dass eine Mehrheit der Bürger die Ordensverleihung begrüßt. […] Dass 27 Prozent der AfD-Wähler die Verleihung des höchsten Ordens an Merkel begrüßen, ist rational absolut nicht mehr nachvollziehbar. Ich finde dafür offen gestanden auch keine Erklärung. Im Restlichen hat das Ergebnis nach Parteien aufgeschlüsselt etwas Tragikomisches: Dass ausgerechnet die Wähler von FDP und Union hinter der Kanzlerin stehen, die wie keine andere vor ihr – unter dem Deckmantel der CDU – antibürgerliche und öko-sozialistische Politik betrieben hat, zeigt, wie tief die Realitätsverweigerung und Verdrängung auch in bürgerliche Schichten vorgedrungen ist. Mit rationalen Maßstäben ist Deutschland 2023 nicht mehr zu erklären. Als Journalist gerät man hier an seine Grenzen. Gefordert sind hier eher Psychologen.
Boris Reitschuster: „Gespenstische Nibelungentreue von Volk und Anführerin / Steinmeier will Merkel auf historisches Niveau hieven“, 17. April 2023
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Die höchste Ordensfrau Absurdistans
Auch ein Weggefährte, wie Merkels langjähriger Minister Wolfgang Schäuble, ging auf Distanz. Medien berichten, dass er kürzlich dem „Handelsblatt“ sagte, es sei noch zu früh, abschließend zu beurteilen, ob Merkel unter den großen Kanzlern wie Adenauer, Kohl oder Willy Brandt einzuordnen wäre. Wie der Tagesspiegel berichtet, habe auch der Chef der CDU-Grundwertekommission, Andreas Rödder, die Verleihung des Großkreuzes an Merkel als Fehler bezeichnet. Als Grund habe er ihre Russlandpolitik, ihre Migrationspolitik und den Atomausstieg genannt. Nun ist die Kritik aus ihrer Partei vielleicht bemerkenswert, aber kaum verwunderlich, denn zu all dem Schaden, den sie der CDU mit gründlicher inhaltlicher Entkernung zugefügt hat, kommt ja noch ein aktueller Affront. Niemanden aus der gegenwärtigen Parteiführung hat sie zur Ordensverleihung eingeladen, dafür aber den SPD-Bundeskanzler. Parteifreunde kommen natürlich trotzdem, allerdings finden sich auf der Gästeliste nur treue Merkelianer wie ihre früheren Kanzleramtschefs Thomas de Maizière, Ronald Pofalla, Peter Altmaier und Helge Braun. Aus Brüssel fliegt auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) nach Berlin, um Deutschlands höchste Ordensfrau zu ehren. Die Entscheidung, den SPD-Kanzler einzuladen und den CDU-Vorsitzenden nicht, ist kaum überraschend, denn schließlich setzt die Ampel-Koalition die Merkel-Politik bruchlos und verstärkt fort. Die heutige CDU muss dagegen jetzt opponieren, weil sie die Oppositionsrolle ja nicht allein der AfD und den SED-Erben überlassen kann.
Boris Reitschuster
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»In 16 Jahren als Korrespondent in Moskau allergisch geworden gegen Ideologen, Sozialismus-Nostalgiker und Journalisten-Kollegen, die die Regierung loben.«
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Staatspreise
Amerika regiert, Deutschland krepiert.
Und diejenigen, die nichts dagegen tun, entwerten dieses Land und die Staatspreise in gleicher Weise.
Obama hat erst den Friedensnobelpreis bekommen und dann sieben Kriege begonnen.
Die EU hat den Friedensnobelpreis bekommen und ihr fällt nichts zur Friedensstiftung in der Ukraine ein.
Weder Merkel noch Steinmeier noch sonst irgendeiner der transatlantischen Erfüllungsgehilfen trägt irgendetwas dazu bei, die Nordstream-Sprengung aufzuklären.
Da ist gerade nicht mehr viel Gutes für Land und Leute zu erwarten.
Ich schlage vor, dass Joe Biden jetzt noch zur Belohnung genauso dekoriert wird wie Angela Merkel.
Und Larry Fink sollte gleich mit ausgezeichnet werden.
Victoria Nuland hat sich doch auch ganz brillant um Deutschland verdient gemacht.
George Soros der Philanthrop ist da doch auch ganz vorne mit dran.
Dass Steinmeier so undankbar war, die alle noch nicht zu dekorieren, ist einfach nicht zu fassen.
Der Scholz, der nahezu im Alleingang die Warburg Bank errettet hat, hat auch Anspruch.
Wenn die Schweizer einen wie ihn hätte, stünde die CS heute noch wie eine Eins!
Es gibt neben Merkel noch so viele, die unser Land erfolgreich verteidigt haben.
Da braucht es eine wahre Nationalpreis-Schwemme, um der Ehre Genüge zu tun.
Oktober 1989 hat die DDR doch auch noch eine 40-Jahr-Feier veranstaltet.
Sowas brauchen wir jetzt auch für Gesamtdeutschland.
Als Abgesang.
Nur schade, dass der Palast der Republik schon abgerissen ist.
Da waren immer so prachtvolle Aufmärsche möglich. —
Axel Fachtan, 18. April 2023