
Punkte auf der Landkarte
Gorbitz
Eine sorbische Siedlung am Gorbitzbach und ein Rundlingsdorf auf den Höhen, sowie das Neubaugebiet an der Kesselsdorfer Straße bilden heute einen südwestlichen Stadtteil Dresdens.
Der Gegenwart. — 19. Oktober 2024
Das hat nicht lange gedauert! Nur vier Monate nach seiner Haftentlassung hat Messer-Mann Khalid O. erneut einen Menschen niedergestochen und schwer verletzt. Dabei sollte der 29-Jährige längst nach Eritrea abgeschoben werden. Doch Deutschland bekommt ihn nicht los. In einer Wohnung in Dresden hat Khalid O. nun nach Überzeugung der Ermittler einen Libyer (33) niedergestochen. […] Erst am 11. Juni 2024 war der Eritreer aus der Haft entlassen worden. Vier Jahre saß er wegen gefährlicher Körperverletzung ein. Khalid O. hatte drei Flüchtlinge – ebenfalls in Dresden-Gorbitz – attackiert. Einem rammte er sein Messer in Bauch und Brust, dem anderen wollte er in den Hals stechen, der Dritte sprang vor Angst aus dem Fenster, wurde schwer verletzt. […] Zwar hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) den „Schutzstatus als Asylsuchenden“ für den Eritreer widerrufen, gleichzeitig aber ein Abschiebeverbot verfügt.
Altgorbitz entstand aus einer sorbischen Siedlung und wurde erstmals 1206 als Gurbewiz urkundlich erwähnt. Passend zur Lage halten Eichler und Walther eine Ableitung des sorbischen Ortsnamens von Gorbovica (zu gorb, „Hügel, Buckel, Bergrücken“; vgl. obersorbisch horb) für wahrscheinlich.
Das Dorf erstreckt sich im Tal des Gorbitzbachs, der in Gorbitz-Ost an der Grenze zu Cotta in den Weidigtbach mündet. Letzterer ist seit der Verlegung seines Bachbetts im 19. Jahrhundert ein Weißeritz-Zufluss. Die Ortschaft teilte sich in Ober- und Niedergorbitz, die bis zur Eingemeindung nach Dresden 1921 zwei Gemeinden bildeten. Seit der Zugehörigkeit zu Dresden wird nur noch von (Alt-)Gorbitz gesprochen.
Obergorbitz trägt bis in die Gegenwart die typische Form eines Rundlings, während sich Niedergorbitz um den „Altgorbitz“ genannten Platz verteilt, aber durch die Tallage eher einem Straßendorf gleicht.
Das Ortsbild von Altgorbitz ist gekennzeichnet durch enge Gassen mit Altbauten und gehört zu den historischen Dorfkernen in Dresden. Vom Neubaugebiet Gorbitz wird es durch die Kesselsdorfer Straße getrennt und liegt damit südlich der Großsiedlung. Altgorbitz gehört damit heute administrativ zum statistischen Stadtteil Naußlitz.
Die Großsiedlung Neu-Gorbitz
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auch in Gorbitz einschneidende Veränderungen. Bereits 1945 wurde in der ehemaligen Gaststätte Zum Reichsschmied an der Kesselsdorfer Straße das erste Dresdner Rundfunkstudio nach dem Kriege eingerichtet. Am gleichen Standort entstand 1955 das DEFA-Studio für Trickfilme. Die früheren Felder des Kammergutes fielen 1946 unter die Bodenreform und wurden ab 1952 von der LPG „Einheit“ (Niedergorbitz) bzw. der LPG „Bergland“ (Obergorbitz) bearbeitet. Die Bauerngüter im Dorf wurden nun meist gewerblich genutzt und dabei oft erheblich umgebaut. Trotzdem blieben einige Baudenkmale, vor allem an der Uthmannstraße, bis heute erhalten.
Auf Beschluss des Rates der Stadt Dresden begannen 1979 die Vorbereitungen zum Bau des größten Dresdner Neubaugebietes auf den Fluren des früheren Kammergutes Gorbitz. Die Planungen sahen eine zentrale Mittelachse mit Straßenbahntrasse vor, an der sich die öffentlichen Einrichtungen konzentrieren sollten. Die Wohngebäude wurden gestaffelt und unter Berücksichtigung der Hanglage angeordnet, um günstige Blickbeziehungen ins Elbtal herzustellen. Am 21. August 1981 wurde an der späteren Gaststätte Grüner Heinrich der Grundstein zum ersten Bauabschnitt bzw. Wohnkomplex gelegt. Bereits Anfang 1982 konnten die ersten Wohnungen bezogen werden. Ein weiterer Meilenstein war die Übergabe der 100.000. nach 1945 in Dresden erbauten Wohnung am 19. Juli 1984 auf dem Wölfnitzer Ring 96.
Der sichtbarste und größte Teil von Gorbitz ist daher überwiegend mit Plattenbauten bebaut, die in den frühen 1980er Jahren entstanden. Zu Beginn der 1990er Jahre lebten hier circa 38.000 Menschen, heute sind es wesentlich weniger. Das Haushaltsnettoeinkommen liegt deutlich unter dem Durchschnitt, die Sozialstruktur hingegen ist gemischt. In den oberen Lagen wurden inzwischen in größerem Maße Plattenbauten abgerissen und stark umgebaut.
Von 1995 bis 1997 wurden Lücken und Ecken bestehender Bauten in Neu-Gorbitz mit modernen Gebäuden überbaut und dadurch die Siedlung aufgewertet. In der Kräutersiedlung wurden einzelne Eingänge in langen Plattenbaublöcken vollständig abgerissen, andere Eingänge wurden auf drei Stockwerke zurückgebaut und innen umgebaut. Die unteren und mittleren Lagen wurden teilweise saniert, 2005 wurde auch im zweiten Bauabschnitt abgerissen sowie das Gymnasium geschlossen.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Gorbitz
Fakten & Zahlen
Gorbitz ist ein Stadtteil am südwestlichen Stadtrand von Dresden im Stadtbezirk Cotta. Der 1206 erstmals erwähnte Ort bestand ursprünglich aus den beiden Gemeinden Ober- und Niedergorbitz sowie dem Kammergut Gorbitz. 1921 und 1924 erfolgte die Eingemeindung nach Dresden. In den 1980er Jahren entstand in Gorbitz und im nördlich angrenzenden Omsewitz das größte Neubaugebiet Dresdens, das aber wesentlich kleiner als Großsiedlungen wie Leipzig-Grünau oder Halle-Neustadt blieb. Gorbitz liegt in Hanglage mit beträchtlichem Höhenunterschied zwischen 213 und 130 m ü. NN. Im Westen wird es von Altfranken und Gompitz begrenzt, im Norden von Omsewitz, Leutewitz und Cotta. Im Osten grenzen die Stadtteile Wölfnitz, Naußlitz und Löbtau, südlich der Stadtteil Roßthal und sonst nur die Stadt Freital an. (Wikipedia)
Kammergut Gorbitz
»Während Obergorbitz ein wohlhabendes Bauerndorf war, dessen Güter sich bis heute zum Teil erhalten haben, wohnten in Niedergorbitz vorrangig Häusler und Tagelöhner. Dritter Ortsteil war das frühere Kammergut an der Kesselsdorfer Straße, dessen Felder heute vom Neubaugebiet Gorbitz eingenommen werden. Das Kammergut ging aus einem bereits im Mittelalter bestehenden Vorwerk hervor und gehörte 1445 der Familie Busmann. […] Aus dem früheren Kammergut Gorbitz wurde 1981 eines der größten Neubaugebiete in Dresden. In Gorbitz leben mehr als 20.000 Einwohner.« (lars-rohwer.de) ⋙ Link
»Das Rittergut Gorbitz wurde 1644 durch Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen erworben und mit der Übernahme in landesherrlichen Besitz zum Kammergut erhoben. Die Bewirtschaftung der etwa 180 Hektar umfassenden Fluren des Gutes erfolgte überwiegend durch die Einwohner des Dorfes Niedergorbitz, welche sich dort als Tagelöhner verdingten. Im Rahmen der Bodenreform wurde das Kammergut 1946 aufgelöst.« (Hauptstaatsarchiv Dresden) ⋙ Link
»Vom einstigen Kammergut Gorbitz blieb das stattliche Herrenhaus Gorbitz (Kaufbacher Straße 15 nahe Kesselsdorfer Straße) erhalten, ein bedeutendes Baudenkmal aus der Zeit zwischen 1569 und 1659. In den 1970er Jahren wurden Teile des zugehörigen großen Dreiseithofes abgebrochen und durch Gebäude für den Werthof der Deutschen Reichsbahn ersetzt. Das Herrenhaus verfiel zunehmend, bis es in den 1990er Jahren als Wohnhaus sowie Gasthof mit Säulensaal, Kaminzimmer und Herrenzimmer wiederhergestellt wurde.« (Dresden & Sachsen) ⋙ Link
Persönlichkeiten
▬ Johann Christian Benjamin Gottschick (* 1776 in Niedergorbitz; † 19. Dezember 1844 in Dresden) war ein deutscher Kupferstecher und Lehrbeauftragter. Er studierte im Palais Fürstenberg in Dresden an der Allgemeinen Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer-Kunst, Kupferstecher- und Baukunst in den 1830er Jahren als ein Schüler von Christian Gottfried Schultze und arbeitete hauptsächlich als Stecher von Porträts, schuf daneben aber auch Reproduktionsstiche und Illustrationen für architektonische Schriften. Noch 1843 war er eines der „Wirklichen Mitglieder“ der Akademie der bildenden Künste zu Dresden. 1805 wandte sich Gottschick mit Verkaufsabsichten an Johann Wolfgang von Goethe, stellte sich als Schüler von Christian Gottfried Schultze vor und wollte eine Ausstellung mit zweien seiner Werke beschicken. Später wurde Gottschick mehrere Male erwähnt in der Korrespondenz zwischen Goethe und dem Romantiker Carl Gustav Carus, mit dem der Kupferstecher in persönlichem Kontakt stand. (Wikipedia)
▬ Christian von Dänemark (* 10. April 1603 in Kopenhagen; † 2. Juni 1647 in Gorbitz) war als Sohn des Königs Christian IV. von Dänemark und dessen Frau Anna Katharina von Brandenburg Kronprinz von Dänemark und Norwegen. 1608 wurde Christian vom Reichsrat zum Thronerben in Dänemark bestimmt. Er erhielt eine erstklassige Ausbildung und führte die Regentschaft, als sein Vater 1626 in Deutschland eine Armee führte. Er geriet in dieser Zeit wegen seiner Beziehung zur nicht standesgemäßen Adligen Anne Lykke und seines ausschweifenden Lebensstils in Streit mit seinem Vater und wurde bald faktisch von der Regierung ausgeschlossen. Im Jahr 1634 heiratete er Magdalena Sibylle, eine Tochter des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen. Die Hochzeit wurde unter Teilnahme von Abgesandten aller europäischen Fürstenhäuser pompös gefeiert, um zu demonstrieren, dass Dänemark-Norwegen trotz seiner erfolglosen Teilnahme im Dreißigjährigen Krieg immer noch eine europäische Großmacht darstellte. Er war ein großer Sammler von Antiquitäten und Kunstgegenständen. Seine Ehe blieb kinderlos. Infolge seines ungesunden Lebensstils erkrankte der Prinz und starb noch zu Lebzeiten seines Vaters während eines Besuchs in der Heimat seiner Frau im Kammergut Gorbitz. Er trat damit nie die Thronfolge an. (Wikipedia)
▬ Friedrich August Leßke (* 1. September 1841 in Burkau; † 19. November 1904 in Gorbitz) war ein deutscher Lehrer, Kantor und Heimatforscher. Der Sohn eines Leinewebers aus Burkau absolvierte von 1858 bis 1862 seine Ausbildung am Lehrerseminar in Bautzen. Ab 1862 war er unter anderem in Elstra, Belmsdorf und Oberputzkau als Lehrer tätig. Im Jahr 1870 in die Dresdner Region gekommen, war Leßke von 1876 an Kantor und Glöckner der Christuskirche zu Deuben. Im Jahr 1893 wurde er zum Schuldirektor in Niedergorbitz ernannt. Er übte dieses Amt bis zu seinem Tode 1904 aus. In den Jahren 1892, 1897 und 1903 erschienen die drei Bände der Beiträge zur Geschichte und Beschreibung des Plauenschen Grundes, die zusammen etwa 2000 Seiten umfassen und noch heute wichtige Werke der Heimatforschung in der Region sind. Darin beschreibt er hauptsächlich Geschichte, Besitz- und Verwaltungsverhältnisse, die Erwerbstätigkeit und Bevölkerungsentwicklung der Dörfer im Plauenschen Grund und dem Döhlener Becken entlang der Weißeritz. Im Jahr 1896 veröffentlichte er die Beiträge zur Geschichte und Beschreibung der Dörfer Ober- und Niedergorbitz, Wölfnitz, Pennrich, Naußlitz und Neunimptsch mit ähnlichen Themen. (Wikipedia)