Punkte auf der Landkarte
Hanau
In der Brüder-Grimm-Stadt wird ein Märchen vom rechtsextremen Terror erzählt. Der Täter war schwerst psychisch krank, er erschoß auch seine Mutter. Sie wird als zehntes Opfer gern verschwiegen.
Der Gegenwart. — 23. Februar 2024
Am 19. Februar 2020 erschoss ein 43-jähriger Deutscher aus Hanau an verschiedenen Orten in der Stadt neun Menschen mit Migrationshintergründen, dann seine Mutter und sich selbst. Er handelte aus rassistischen Motiven, wie seinem „Manifest“ zu entnehmen war. Die Tat wird als rechtsextremer Terrorakt eingestuft.
Wikipedia
Henry Albrecht/Apollo News, 19.2.2024
»Am 19. Februar 2024 jährt sich das Attentat von Hanau zum vierten Mal – und damit auch der Todestag zehn unschuldiger Menschen. Gedacht wird jedoch nur neun, denn Gabriele Rathjen, die Mutter des Täters, passt nicht ins Narrativ.
„Saytheirnames“ – dieser Hashtag findet sich heute, am vierten Jahrestag des Attentats von Hanau, auf sämtlichen Social-Media-Profilen unserer Regierungsvertreter. Bundeskanzler Olaf Scholz schreibt am Montag auf X (vormals Twitter): „Vor 4 Jahren hat ein Rechtsextremist 9 Menschen in #Hanau brutal ermordet“. Doch am 19. Februar 2020 starben nicht neun, sondern zehn Menschen durch Rathjens Hand, bevor dieser sich selbst das Leben nahm. Ein Opfer, das von Scholz und seinen Kollegen nur allzu gerne verschwiegen wird, ist die 72-jährige Mutter des Täters. Auch sie wurde in jener Nacht von Rathjen erschossen – doch sie passt als einzige nicht in das Narrativ des „rechtsextremen“ Attentäters.
Denn die neun jungen Menschen, die von Rathjen in der Nacht des 19. Februars in weniger als sechs Minuten erschossen wurden, hatten alle einen Migrationshintergrund. Zur Wahrheit gehört aber auch: Rathjen war schwerst psychisch krank und hatte jeglichen Kontakt zur Realität verloren – sein Rassismus war Teil seiner Wahnvorstellung und keine politische Ideologie.
Psychiater haben bei Rathjen eine schizophrene Psychose diagnostiziert – das weiß Scholz. Ihm wurde mit Sicherheit von den Inhalten des „Manifestes“ des 43-Jährigen berichtet, der sich für den Auserwählten hielt, angab, Gedanken lesen zu können und der vor unterirdischen Folterkellern in den USA warnte, in denen der Satan selbst herrsche. Und der Kanzler wurde unter Garantie auch darüber unterrichtet, dass Rathjen im Jahr 2002 schon mal wegen einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis in einer Psychiatrie zwangsuntergebracht worden – nachdem er beim Polizeipräsidium Oberfranken angerufen und berichtet hatte, dass er „durch die Wand und durch die Steckdose abgehört, belauscht und gefilmt“ worden sei.
Trotzdem verschweigt Scholz diese Hintergründe jedes Jahr aufs neue. Genau wie er die Ermordung von Gabriele Rathjen verschweigt. Stattdessen schreibt er: „Rechtsextreme greifen unsere Demokratie an. Sie wollen Bürgerinnen und Bürger ausgrenzen, sogar vertreiben.“ Doch es ist nicht weniger, als die Instrumentalisierung des Todes von zehn unschuldigen Menschen, wenn man das Gedenken an sie unter ein politisches Motiv stellt. […]«
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Tobias R.: Paranoid-halluzinatorische Schizophrenie
Wikipedia zum „Anschlag in Hanau 2020“ – Professionelle Beurteilung
Die forensische Psychiaterin Nahlah Saimeh deutete die paranoiden Motive in R.s Aussagen als Hinweise auf eine mögliche paranoid-halluzinatorische Schizophrenie und schwere narzisstische Persönlichkeitsstörung. In sein Wahnsystem habe er ein detailliertes fremdenfeindliches und rechtsextremes Weltbild fest verankert und sich auserkoren gewähnt, „das Rätsel“ der Welt durch die Auslöschung von solchen „Rassen“ zu lösen, die er als „destruktiv“ ansah. Damit habe er sich öffentliche Anerkennung verschaffen und Vergeltung für empfundene Kränkungen üben wollen. Die Verknüpfung von wahnhaften mit rechtsextremen Motiven sei untypisch für Rechtsterroristen; diese seien in der Regel nicht krank. Die Kriminologin Britta Bannenberg sah R.s „wahnhafte Vorstellungen“ als Ursache seiner Taten. Seine rechtsextreme Einstellung habe die Art seiner Radikalisierung und Opferauswahl beeinflusst.
Das BKA urteilte im Entwurf seines Abschlussberichts (März 2020), der Täter habe zwar eine rassistische Tat verübt, sei aber keiner rechtsextremen Ideologie gefolgt.
Nach breiter Kritik daran stellte BKA-Präsident Holger Münch klar: „Das BKA bewertet die Tat als eindeutig rechtsextremistisch. Die Tatbegehung beruhte auf rassistischen Motiven.“
Laut dem Auftragsgutachten des forensischen Psychiaters Henning Saß vom November 2020 litt R. unter einer paranoiden Schizophrenie und hing zugleich einer „rechtsradikalen Ideologie“ an. Beides sei bei ihm untrennbar verschmolzen gewesen. Sein Denken sei eine Mischung aus „krankheitsbedingten Fantasien“ und einem „politisch-ideologischen Fanatismus“ gewesen, der „fremdenfeindliche, rassistische und völkische Elemente“ enthielt. Neben Wahnvorstellungen, Opfer einer Verschwörung zu sein, seien „zunehmend ausgeprägter Rassismus und Fantasien über die Auslöschung ganzer Völker und Kulturen“ getreten. R.s Fähigkeit, „sich reflektierend mit der eigenen krankhaft verformten Weltsicht“ auseinanderzusetzen, sei massiv eingeschränkt gewesen. Gleichwohl habe er die Morde „planvoll“ vorbereitet. Im Februar 2022 bekräftigte Saß diese Einschätzung im hessischen Hanau-Untersuchungsausschuss.
Die Sozialpsychologinnen Pia Lamberty und Katharina Nocun kritisierten im Februar 2020, die Pathologisierung des Täters verharmlose seine Tat. Verschwörungsideologien seien nicht nur „irre Hirngespinste“, sondern Teil der Radikalisierung.
Der Terrorismusexperte Peter R. Neumann sah im Täterpamphlet ein „Muster von sozial isolierten Männern, die sich im Internet aus verschiedenen Elementen selbst eine Ideologie zusammenbasteln.“ Der Mann habe eindeutig einer rechtsextremen Ideologie angehangen und sei zugleich erheblich psychisch gestört gewesen. Ähnliche Fälle habe es schon öfter gegeben; viele Täter seien „in virtuellen Subkulturen aktiv“ gewesen. Die Sicherheitsbehörden müssten viel stärker solche Online-Foren überwachen und infiltrieren. Die meisten „einsamen Wölfe“ hätten ein soziales Umfeld gehabt.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_in_Hanau_2020
Auch der Vater von Tobias R. hat eine Klatsche
Wikipedia zum „Anschlag in Hanau 2020“ – Verhalten des Vaters
Hans Gerd Rathjen, der Vater des Täters, hatte im Leben seines Sohnes eine dominante Rolle gespielt, ihn zum Jobcenter begleitet, mit einer schriftlichen Vollmacht für ihn gesprochen und sich oft für ihn beschwert. Ein Mitarbeiter bezeugte später, das Wort des Vaters sei für den Sohn Gesetz gewesen.
In der Tatnacht traf die Polizei den Vater äußerlich unverletzt in der Täterwohnung an, vernahm ihn, ließ ihn kurz psychiatrisch untersuchen und ließ ihn dann mangels Hinweisen auf eine Tatbeteiligung frei. Im Verhör behauptete er, sein Sohn sei Opfer einer weltweit agierenden Geheimdienst-Organisation geworden. Agenten hätten ihn im Wald getötet und seine Leiche im Elternhaus abgelegt; ein als sein Sohn verkleideter Agent habe die Morde verübt. In den folgenden Monaten stellte er viele Strafanzeigen, etwa gegen die Hausdurchsuchung, den SEK-Einsatz, seine vorläufige Inhaftierung und seine Behandlung im Krankenhaus. Er nannte die Opfer „Täter“, das Opfergedenken „Volksverhetzung“ und forderte, Gedenkstätten aus Hanaus Stadtbild zu entfernen. Er zeigte eine „Störung der Totenruhe“ an, weil die Stadt Hanau seinen Sohn ohne seine Zustimmung auf See bestattet hatte, und nannte die Bundesanwaltschaft eine „politische Organisation“, die wie beim NSU-Prozess und Mordfall Walter Lübcke „sämtliche Wahrheiten unterdrücken“ wolle. Die Entlassung durch seinen ehemaligen Arbeitgeber benachteilige „seine Rasse“. In E-Mails an eine Verwandte bezog er sich zustimmend auf „Fachliteratur des Herrn Thilo Sarrazin“. Zudem forderte er Waffen und Munition seines Sohnes zurück und verlangte, dessen Webseite wieder freizuschalten. Dieser hatte ihn in einer Abschiedsnotiz gebeten, seine Webseite „unter allen Umständen aufrecht“ zu halten. Die Bundesanwaltschaft fand keine Hinweise darauf, dass R.s Vater die Tatpläne des Sohnes gekannt und am Anschlag mitgewirkt hatte. Einige Jahre vor der Tat hatte er den zweiten Tatort (die Arena Bar) fotografiert.
2021 beleidigte R.s Vater Opferangehörige bei einer Mahnwache als „wilde Fremde“ und das SEK als „Terrorkommando“. Außerdem warf er dem Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky Wählertäuschung vor. Eine Verwandte zeigte ihn wegen seines Verhaltens an. Ein Psychiater stellte eine gemeinsame Psychotische Störung fest, die von einem rechtsextremen Weltbild und Wahnvorstellungen („Kampfparanoia“) geprägt sei; gleichwohl sei der Vater schuldfähig. Er wurde wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe verurteilt, aber vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen.
Auf einer Website und in einem Buch verbreitete er weiter seine Verschwörungsfantasien und rassistischen Ansichten. Die Opferangehörigen empfanden das als Verhöhnung und weitere Bedrohung. Sie fürchteten, er könne damit andere Menschen beeinflussen und zu ähnlichen Taten anstiften, und forderten ein energisches Vorgehen der Behörden dagegen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_in_Hanau_2020
Daten & Fakten
Hanau ist eine Großstadt mit 101.364 Einwohnern (31. Dezember 2022) im Main-Kinzig-Kreis im hessischen Regierungsbezirk Darmstadt. Hanau ist hinsichtlich der Bevölkerungszahl die sechstgrößte Stadt und größte kreisangehörige Stadt Hessens. Zudem ist sie eines der zehn hessischen Oberzentren und eine Stadt mit Sonderstatus. Die Stadt liegt im Osten des Rhein-Main-Gebietes an der Mündung der Kinzig in den Main und gehört zum Ballungsraum Frankfurt, der sich im Regionalverband FrankfurtRheinMain organisiert hat. Hanau trägt seit dem 20. März 2006 die amtliche Zusatzbezeichnung Brüder-Grimm-Stadt, da diese in der Stadt geboren wurden und ihre ersten Jahre hier verbrachten. Die ehemalige Residenzstadt der Herren und Grafen von Hanau wurde durch Luftangriffe 1944/1945 weitgehend zerstört. Nach ihrem Wiederaufbau in stark veränderter Form ist die Stadt Hanau wieder wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Region Main-Kinzig und ein bedeutender Verkehrs-, Industrie- und Technologiestandort. Die äußeren Stadtteile weisen Fachwerkaltstädte wie Steinheim und Schlösser wie Philippsruhe auf. (Wikipedia)
Anschlag in Hanau
Beim Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 erschoss der 43-jährige Tobias Rathjen (R.) neun Menschen mit Migrationshintergrund, danach seine Mutter und schließlich sich selbst. Das Bundeskriminalamt stufte die Morde des von paranoiden Wahnvorstellungen geprägten Täters als rechtsextrem und rassistisch motiviert ein. (Wikipedia)
Kandidat für die Grünen
Hans-Gerd Rathjen ist und war kein Mitglied von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Er kandierte 2011 ohne Mitgliedschaft bei den GRÜNEN auf einer Ortsbeiratsliste für Kesselstadt und wurde nicht gewählt. Nach seiner Kandidatur gab es keinen Kontakt mehr zu BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Hanau, 23. Februar 2020