Großtaten und Meisterstücke
Freie Energie
Die kanadische Soziologin Jeane Manning stellt Erfinder und revolutionäre Ideen vor, die immer nur ganz knapp an der Wirklichkeit scheitern.
Der Gegenwart. — 8. April 2024 — Nach einem Zufallsfund in der Bücherzelle.
Der Tag an dem die Wissenschaft beginnt, nichtphysische Phänomene zu studieren, wird sie in einem Jahrzehnt mehr Fortschritte machen als in allen früheren Jahrhunderten ihrer Existenz.
Gemäß unseres von Emerson formulierten Lebensmottos finden wir Poesie noch auf dem letzten dreckigen Fetzen Papier. Für uns gibt es keine vergeudete Lebenszeit, auch wenn wir uns mit physikalischem Unsinn beschäftigen. Denn noch jede versponnene Idee ist begleitet von einem Zauber der Namen und Begriffe, der in wohldosierten Portionen den nüchternen Alltag mit Glanzlichtern überfunkelt. Dies ist der Grund, weshalb wir unermüdlich die Papierberge durchforsten, die aus den Bücherzellen strömen. Es gibt darin hin und wieder etwas Ausgefallenes, Phantastisches, Schönes, das den Blick weitet und ein neues Universum eröffnet.
Aus sachlich-nüchterner Sicht enthält das Buch von Jeane Manning die Beschreibung oder zumindest die anschauliche Erwähnung einer großen Zahl von abstrusen Projekten und Ausschnitte der Lebensgeschichten vieler besessener Erfinder und Forscher. Das Nichtgelingen und das Scheitern aller ihrer Projekte wird von der Autorin mit einem Mantra aus euphemistischem Gemurmel auf über 300 Seiten ausgebreitet.
Immer wird die weltverändernde Idee unterdrückt oder totgeschwiegen oder von finsteren Mächten bekämpft; immer wird der selbstlose, naive Tüftler von bösen Patentanwälten, unfähigen Investoren, neidischen Konkurrenten, finsteren Spionen, falschen Freunden oder der finanziellen Not um die Früchte gebracht. Immer hat das Projekt auf dem Papier funktioniert, es verspricht die kostenlose Energieversorgung der ganzen Welt. Aber immer wird der Prototyp aus Geldmangel demontiert oder bei einem Einbruch zerstört oder bleibt gleich als Patent auf ewig im Tresor eines Konzerns verschollen. Immer sind die Söhne oder Schüler unfähig, an die geniale Idee anzuknüpfen und endlich das große Ding in den Verkauf im nächstgelegenen Baumarkt zu bringen. Immer war man ganz nah dran …
Jeane Manning versteht wahrscheinlich nicht jede Technik, die auch selbst die Erfinder noch nicht ganz ergründet haben. Sie wird aber nicht müde darin, dokumentarisch erscheinendes Material aufzulisten, Namen und Biografien erstehen zu lassen. In vielerlei Varianten erzählt sie das Märchen, dass die umherschwirrende Energie „noch ignoriert“ wird, dass „man [sie] anzapfen kann“ und dass ihre Nutzung „eine Revolution in Technologie und Gesellschaft einläuten“ würde. Ihr Buch ist ein esotherischer Schmarren, es ist ein einziger Konjunktiv. Wir ziehen es aber im Hinblick auf die aufgewendete Lebenszeit einer Beatrice Egli Show vor. ■
Die Autorin Jeane Manning
Foto: © Jeane Manning
Die Autorin
»Jeane Manning ist studierte Soziologin und arbeitete als Zeitungsreporterin. Seit rund zwanzig Jahren recherchiert sie international den Stand alternativer Energietechnologien und engagiert sich in der Umweltpolitik. Geweckt wurde das Interesse an diesen Themen schon in der Kindheit, die sie in der Nähe des Kernreaktors Hanford im Nordwesten der USA verbrachte. Durch radioaktive Emissionen des Atommeilers, die inzwischen auch von offizieller Seite zugegeben werden, erkrankten einige Mitglieder ihrer Familie an Krebs. 1996 veröffentlichte sie zusammen mit Nick Begich ihr aufsehenerregendes Buch Löcher im Himmel über das umstrittene H.A.A.R.P.-Projekt in Alaska (Verlag Zweitausendeins). 1997 erschien ihr Buch Freie Energie. Die Revolution des 21. Jahrhunderts (Omega-Verlag). Die preisgekrönte Autorin Jeane Manning hat drei Kinder großgezogen und lebt in Vancouver, Kanada.« (Verlagstext)
Das Buch
Jeane Manning: Freie Energie – Die Revolution des 21. Jahrhunderts. Mit einem Vorwort von Brian O'Leary. 320 Seiten. Omega Verlag Bongart-Meier, Aachen (1997; 5. Aufl. 2007)
»Unter „Freier Energie“ versteht man eine von der konventionellen Physik noch ignorierte Energieform, die den gesamten Raum erfüllt und die man zum Betreiben von Anlagen und Maschinen anzapfen kann. Ihre breite Nutzung würde eine Revolution in Technologie und Gesellschaft einläuten. Die Autorin stellt in knapper, leicht verständlicher Form die Ahnen sowie zeitgenössische Verfechter dieser kontroversen Forschungsansätze vor, die z.T. funktionierende Freie-Energie-Geräte vorweisen können. Weltweit scheint ein Damm gebrochen zu sein, der den Traum von sauberen, grenzenlosen Energien in greifbare Nähe rücken läßt. Die Probleme der tiefgehenden Umstrukturierung der Gesellschaft werden ebenso behandelt wie die noch vorherrschenden Behinderungen dieser Entwicklungen. Das Buch enthält neben ausführlichem Index und Glossar rund 100 weiterführende Adressen zur Freien Energie.« (Verlagstext)
Kaum Spinnereien
Da es so viele Berichte, Schrift- und Videodokumente sowie Patentschriften zu diesem Thema gibt, kann es sich wohl kaum um Spinnereien einiger Verschwörungstheoretiker handeln kann.
Selcuk Demirci: „Gute Einführung“, Amazon-Rezension vom 3. Januar 2013
Wirklich revolutionär
Super Buch, das zum Nachdenken anregt. Dieses Buch öffnet jedem die Augen, dass nämlich Träume von Freier Energie nicht einfach bloß Träume bleiben müssen. Der kleine Erfinder in mir ist geweckt und die Suche nach umweltfreundlicher, kostengünstiger und freier Energie kann beginnen. Die Ideen dieses Buches sind wirklich revolutionär!
Claus K. aus Rechberghausen: „Revolution der Energiegewinnung“, Amazon-Rezension vom 3. April 2016
Großes Mysterium
Es gelingt dem Buch in keiner der vorgestellten Technologien eine plausible Erklärung für dessen Funktionieren herzuleiten und es auf die Ebene der Glaubwürdigkeit heben. Man bedient sich dann oft einer Ausrede: „… die Forscher wissen zwar nicht, wie es funktioniert, aber sie deuten das mit ...“. Dabei wird jedes noch so unerklärliche Phänomen mit der im Buch fast gebetsmühlenartig erwähnten Raumenergie begründet, das für die Autorin selbst ein genauso großes Mysterium wie der Heilige Geist selbst darstellt und sich ihr leider in allen Facetten verschlossen bleibt.
freshNfunky: „Sehr esoterische Literatur“, Amazon-Rezension vom 19. April 2009