Die Kadettenanstalt in Naumburg auf einer Ansichtskarte von 1912 — Foto: Brück & Sohn Kunstverlag Meißen/Wikimedia

Fakten und Daten

Die Kadettenschule der NVA (die Kadette) war eine Kadettenanstalt der Nationalen Volksarmee (NVA) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in Naumburg (Saale), die von 1956 bis 1961 bestand. Mit ihrer Schließung endete die letzte deutsche Kadettenausbildung. Bekannte Schüler waren Thomas Brasch (1945–2001), Sohn des SED-Funktionärs Horst Brasch, später Schriftsteller und Filmemacher, sowie Lothar Engelhardt (1939–2010), später Generalmajor und letzter Chef der NVA. (Wikipedia)

 

Kaiserliche Kadettenanstalt

Als Kadettenanstalt oder Kadettenschule werden weiterführende Schulen bis zum Abitur bezeichnet, die in der Regel der Vorbereitung auf eine militärische Karriere dienen oder für eine zukünftige militärische Karriere förderlich sind. Erste Kadettenschulen entstanden gegen Ende des 17. Jahrhunderts unter anderem in Frankreich, wo zu Offizieren bestimmte junge Edelleute als Cadets in Kompanien zusammengeführt wurden, um eine ihrem künftigen Beruf entsprechende Bildung und Erziehung zu erhalten.

Preußen

Der Große Kurfürst gründete das sogenannte Kadettenkorps mit den Anstalten in Kolberg, Berlin und Magdeburg. Der erste Stamm des Kadettenkorps war in Kolberg und bestand aus 60 bis 70 Kadetten, die im Jahr 1716 in das neu gebildete „Königlich Preußische Kadettenkorps“ in Berlin verlegt und auf 110 vermehrt wurden. Die Berliner Anstalt wurde von König Friedrich Wilhelm I. als „Pflanzschule“ des Preußischen Offizierskorps gegründet. 1902 bestand das Preußische Kadettenkorps insgesamt aus acht Kadettenhäusern und der Hauptkadettenanstalt.

Kadettenhäuser

Das Korps gliederte sich zuletzt in acht Vorkorps (Kadettenvoranstalten, später Kadettenhäuser genannt) zu je zwei Kompanien in Plön (seit 1868), Köslin (1890), Potsdam (seit 1801), Bensberg (seit 1840), Naumburg (Saale) (seit 1900), Wahlstatt (seit 1838), Oranienstein (seit 1867), Karlsruhe (seit 1892) und die Preußische Hauptkadettenanstalt (HKA) in Groß-Lichterfelde (seit 1878) zu zehn Kompanien. Die Kadettenhäuser umfassten 1902 die Klassen von Sexta bis Untertertia (5. bis 8. Klasse) und hatten etwa 150 bis 240 Kadetten, die Hauptkadettenanstalt hatte die Klassenstufen von Untersekunda bis Oberprima sowie der »Selekta« (Oberstufe). Der Bildungsgang entsprach in etwa dem des Realgymnasiums, mit Lateinisch ab Sexta, Französisch ab Quarta und Englisch ab Obertertia.

Kadettenkorps

Das Kadettenkorps war seit dem Reformwerk des Generals Ernst von Rüchel (1754–1823) dem Inspekteur des militärischen Erziehungs- und Bildungswesens unterstellt. Aktive Offiziere taten in ihm als »Erzieher« Dienst. Schon vor den durch Gerhard von Scharnhorst, August Neidhardt von Gneisenau und Hermann von Boyen ins Werk gesetzten preußischen Militärreformen hatte Generalinspekteur von Rüchel wichtige Reorganisationsmaßnahmen angeregt, die jedoch erst nach den Befreiungskriegen durch den Kadettenkommandeur Johann Georg Emil von Brause umgesetzt wurden. Brause formte die von der Schließung bedrohte Drill-, Verwahr- und Versorgungsanstalt zu einem dem Gedanken des Humanismus verpflichteten Bildungs- und Erziehungsinstitut. Diese Reorganisation befestigte den Charakter der militärischen Bildungsanstalten als Hochburg adeligen Standesgeistes. (Wikipedia)

 

Naumburg (Saale)

Naumburg (Saale) ist eine Mittelstadt im Süden von Sachsen-Anhalt. Naumburg ist Verwaltungssitz des Burgenlandkreises und Mittelpunkt des nördlichsten deutschen Qualitätswein-Anbaugebietes Saale-Unstrut. Die Stadt ist ein Knotenpunkt im deutschen Schienennetz. Sie ist geprägt durch eine reichhaltige, fast 1000-jährige Geschichte, insbesondere als historischer Sitz des Bistums Naumburg. Wahrzeichen ist der Naumburger Dom in der mittelalterlichen Altstadt, der seit dem 1. Juli 2018 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Naumburg ist ein staatlich anerkannter Erholungsort. Ein Baudenkmal der jüngeren Vergangenheit ist die ehemaligen kaiserlichen Kadettenanstalt an der Kösener Straße. Der weitläufige Backsteinkomplex besteht aus dem zentralen Hauptgebäude und zwei Seitenflügeln im Stil der Neogotik. Heute ist ihn ihm eine Außenstelle des Bundessprachenamts der Bundeswehr und eine Bundeswehrfachschule untergebracht. Von 1956 bis 1961 wurde er von der Kadettenschule der NVA genutzt, später vom Institut für Fremdsprachenausbildung der NVA. (Wikipedia)

 

Literatur

Olaf Rönnau: Eine totale Institution als Zwischenspiel: die Kadettenschule der NVA von ihrer Gründung 1956 bis zu ihrer Auflösung 1961. Carola Hartmann Miles-Verlag, Berlin (2022; zugleich Dissertation an der Technischen Hochschule Dresden 2021).

Peter Joachim Lapp: Schüler in Uniform – Die Kadetten der Nationalen Volksarmee. Helios (2009).