
Vokabularium – Nichts als Worte
Konsumgüterausstellung
Häßliche und unnütze Gegenstände werden gern am Straßenrand abgestellt. Der Trödel macht Finder glücklich, denn der Gebrauchswert ist subjektiv.
Der Gegenwart. — 29. August 2022
Als Konsumgüterausstellung werden heutzutage noch Industriemessen deklariert, deren Kürzel wie CICPE oder KONSUGERMA sich dem Laien nicht ohne weiteres erschließen. Vor 1990 war der Begriff spöttisch gemeint. In Warenhäusern der HO (Handelsorganisation; in der juristischen Form des Volkseigentums geführtes staatliches Einzelhandelsunternehmen) oder des Konsum (der Marke der Konsumgenossenschaften in der DDR) konnte man manches nicht einfach kaufen, sondern es wurden Beratungsmuster vorgeführt, die man allenfalls bestellen konnte.
Angebote ostdeutscher Konsumartikel und deren aktuelle Nachbauten mit originalen Rezepten, aber zeitgemäßen Komponenten werden gelegentlich heute noch Konsumgüterausstellung genannt.
Der Verfasser verwendet den Begriff gern scherzhaft, wenn sich wieder mal am Straßenrand der Sperrmüll türmt, in dem doch der eine oder andere Gegenstand den Finder glücklich macht, denn der Gebrauchswert ist subjektiv.
Der Begriff wurde und wird aktuell nicht nur international, sondern auch wohl schon immer neutral in Westdeutschland verwendet:
Die Anfänge des »red dot design award« liegen in der ersten Auswahl von gut geformten Produkten im Jahre 1955 für »Ständige Schau Industrieform«, einer damals neuartigen Konsumgüterausstellung, die als »Musterpräsentation mit Vorbildcharakter für Industrie und Verbraucher« konzipiert war.
Designer in Action. InfoSite für Kreative.
Ein Artikel zur Eberthalle in Ludwigshafen erwähnt die Messe Hafa und eine Episode von 1984:
„Da war die Hafa, eine Konsumgüterausstellung, wo mein Bruder, Freunde und ich über den abgesperrten Zaun geklettert sind, um einen Becher Cola ,fer umme’ abzugreifen“, erzählt sie.
Rheinpfalz: Ein Brüllwürfel und ein Haar von Jürgen Drews, 16. März 2015
Sprachgebrauch in der DDR
Unter Sprachgebrauch in der DDR werden sprachliche Ausdrucksformen zusammengefasst, die in Lexik und Stilistik nur oder besonders in der Deutschen Demokratischen Republik gebräuchlich waren. Diese Liste umfasst einerseits Begriffe der Alltagssprache, andererseits auch staatlich definierte oder in den Medien verwendete (bzw. ihnen – mittels subtilem Anpassungsdruck („Empfehlungen“) – vorgegebene) Ausdrücke, die bis 1990 üblich waren. Sie haben sich in vielen Fällen bis heute erhalten, wenngleich diese unter Umständen erst nach 1990 als vormaliger Regiolekt überörtlich bekannt wurden. Sie werden wiederum, verstärkt nach 2000, teilweise heute gezielt im Produktmarketing eingesetzt. (Wikipedia)
Glossar DDR-Sprache
Glossar DDR-Sprache – Blaue Fliesen als sozialistische Errungenschaft der Planwirtschaft (Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung)
Ratgeber
Johanna Müller-Lampertz: Flohmarkt-Ratgeber. Band 1. Schätze suchen und finden – Hinweise, Tipps, Ratschläge. Podzun-Pallas-Verlag 2004
Tausende von Menschen machen sich an jedem Wochenende auf, stehen noch zeitiger als unter der Woche notwenig wäre und durchstreifen die Flohmärkte. Jäger und Sammler vereint in einem Revier.
Johanna Müller-Lampertz