
Vokabularium
Du hast zwei Kühe …
Die witzige Analogie veranschaulicht Begriffe der Politik. Der amerikanische Komiker Pat Paulsen hatte sich 1968 den „Kuhpitalismus“ (NZZ) ausgedacht.
Der Gegenwart. — 7. Februar 2024
Als der amerikanische Komiker Pat Paulsen 1968 für das Amt des Präsidenten kandidierte, versuchte er in einer Rede, die Eigenschaften politischer Systeme zu veranschaulichen. «Sozialismus: Du besitzt zwei Kühe – du schenkst eine davon deinem Nachbarn. Kommunismus: Du besitzt zwei Kühe – die Regierung nimmt sie dir weg und gibt dir von der Milch ab. Faschismus: Du besitzt zwei Kühe – die Regierung nimmt sie dir weg und verkauft dir die Milch. Bürokratismus: Du besitzt zwei Kühe – die Regierung nimmt sie dir weg, erschiesst die eine Kuh, melkt die andere und vernichtet die Milch. Kapitalismus: Du besitzt zwei Kühe – du verkaufst eine davon und kaufst dir einen Bullen.»
Florian Werner: „Kuhpitalismus. Wie Rinder die freie Marktwirtschaft erfanden.“, NZZ vom 28.6.2016
Demokratie
Du hast zwei Kühe. Deine Nachbarn entscheiden, wer die Milch kriegt.
Repräsentative Demokratie
Du hast zwei Kühe. Deine Nachbarn wählen jemanden, der entscheidet, wer die Milch kriegt.
Christdemokratie
Du hast zwei Kühe. Dein Nachbar besitzt keine. Du behältst eine und schenkst dem armen Nachbarn die andere. Danach bereust Du es.
Singapur-Demokratie
Du hast zwei Kühe. Du kriegst eine Strafe, weil Du sie ohne Lizenz in einem Apartment gehalten hast.
Sozialdemokratie
Du hast zwei Kühe. Dein Nachbar besitzt keine. Du fühlst Dich schuldig, weil Du erfolgreich arbeitest. Du wählst Leute in die Regierung, die Deine Kühe besteuern. Das zwingt Dich, eine Kuh zu verkaufen, um die Steuern bezahlen zu können. Die Leute, die Du gewählt hast, nehmen dieses Geld, kaufen eine Kuh und geben sie Deinem Nachbarn. Du fühlst Dich rechtschaffen und Udo Lindenberg singt für Dich.
Sozialismus
Du hast zwei Kühe. Dein Nachbar besitzt keine. Die Regierung nimmt Dir eine ab und gibt sie dem Nachbarn. Du wirst gezwungen, eine Genossenschaft zu gründen, um Deinem Nachbarn bei der Tierhaltung zu helfen.
Kommunismus
Du hast zwei Kühe. Der Staat beschlagnahmt beide Kühe und verkauft Dir die Milch. Du stehst stundenlang für die Milch an. Die Milch ist sauer.
Faschismus
Du hast zwei Kühe. Der Staat beschlagnahmt sie und stellt Dich ein, damit Du auf die Kühe aufpassen sollst. Es wird Dir erlaubt, die Magermilch zu kaufen.
Nationalsozialismus
Du hast zwei Kühe. Der Staat deportiert beide Kühe, weil sie nicht rassenrein sind, und Du wirst erschossen.
Bürokratismus
Du hast zwei Kühe. Der Staat nimmt beide, erschießt die eine, melkt die andere und wirft dann die Milch weg.
EU-Bürokratismus
Du hast zwei Kühe. Die EU nimmt sie Dir beide ab, tötet eine, melkt die andere, bezahlt Dir eine Entschädigung aus dem Verkaufserlös der Milch und schüttet diese dann in die Nordsee.
EU-Föderalismus
Du hast zwei Kühe, die im Unterhalt zu teuer sind, weil alle billige importierte Milch aus Osteuropa kaufen und niemals den horrenden Preis bezahlen würden, den Du für Deine Milch verlangst. Also lässt Du Dir von der EU die Milchproduktion subventionieren. Dann verkaufst Du Deine subventionierte Milch zu den alten Preisen an eine staatliche Firma, die die Milch zu osteuropäischen Preisen auf den Markt wirft, um Europa wettbewerbsfähig zu machen. Die Subventionen gibst Du für zwei neue Kühe aus und fährst dann nach Brüssel, um gegen die EU-Agrarpolitik zu demonstrieren, weil Du befürchtest, diese könnte Dich Deinen Job kosten.
Feudalismus
Du hast zwei Kühe, Dein Herr nimmt etwas von der Milch.
Militarismus
Du hast zwei Kühe. Die Regierung nimmt beide weg und zieht Dich zum Dienst ein.
Totalitarismus
Du hast zwei Kühe. Die Regierung nimmt sie weg und erklärt, dass diese nie existiert haben. Milch wird verboten.
Anarchismus
Du hast zwei Kühe. Entweder Du verkaufst die Milch zu einem fairen Preis oder Deine Nachbarn erschießen Dich und klauen Deine Kühe.
Surrealismus
Du hast zwei Giraffen. Die Regierung verlangt von Dir, ihnen Mundharmonika-Stunden zu geben.
Umweltökonomie
Du hast zwei Kühe. Die Regierung verbietet Dir sie zu melken oder zu töten.
Bureaukratie
Du hast zwei Kühe. Erst erlassen die Behörden einen Verwaltungsakt, der regelt, wann die Kühe gefüttert und wann sie gemolken werden sollen. Dann zahlt sie Dir Geld, damit Du sie nicht melkst. Danach nimmt sie eine der Kühe und schlachtet sie, melkt die andere und schüttet die Milch weg. Zum Schluss kriegst du ein Formular, in dem Du ausfüllen musst, wieso deine Kühe nicht mehr da sind.
Feminismus
Du hast zwei Kühe. Beide heiraten und adoptieren ein Kalb.
Kapitalismus
Du hast zwei Kühe. Du verkaufst eine und kaufst einen Bullen. Deine Herde vergrößert sich, und die Wirtschaft wächst. Du verkaufst die Kühe und gehst mit dem Einkommen in Rente.
Risikokapitalismus
Du hast zwei Kühe. Du verkaufst drei von ihnen an Dein börsennotiertes Unternehmen, indem Du Akkreditive schaffst. Du verwendest die Akkreditive, die Dein Schwager bei der Bank hinterlegt hat, und führst dann einen Schulden-/Eigenkapitaltausch mit einem damit verbundenen allgemeinen Angebot durch, so dass Du alle vier Kühe zurück erhältst und für fünf Kühe eine Steuerbefreiung bekommst. Die Milchrechte der sechs Kühe werden über einen Mittelsmann auf eine Gesellschaft auf den Kaimaninseln übertragen, die heimlich dem Mehrheitsaktionär gehört, der die Rechte an allen sieben Kühen an Dein börsennotiertes Unternehmen zurückverkauft. Im Jahresbericht heißt es, dass das Unternehmen acht Kühe besitzt, mit einer Option auf eine weitere.
Freidemokratie
Du hast zwei Kühe. Dein Nachbar besitzt keine. Na und?
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Deutsches Unternehmen
Du hast zwei Kühe. Mittels modernster Gentechnik werden die Tiere re-designed, so dass sie alle blond sind, eine Menge Bier saufen, Milch mit höchster Qualität geben und 160 km/h laufen können. Leider fordern die Kühe 13 Wochen Urlaub pro Jahr.
Amerikanisches Unternehmen
Du hast zwei Kühe. Du verkaufst eine und least sie zurück. Du gründest eine Aktiengesellschaft und zwingst die beiden Kühe, das Vierfache an Milch zu geben. Später beauftragst Du einen Berater, um zu analysieren, warum eine Kuh tot umgefallen ist. Du gibst eine Presseerklärung heraus, in der Du erklärst, die Kosten wären um 50 Prozent gesenkt worden. Deine Aktien steigen.
Französisches Unternehmen
Du hast zwei Kühe. Du streikst, organisierst einen Aufstand und blockierst die Straßen, weil Du drei Kühe haben willst. Du gehst Mittagessen. Das Leben ist schön.
Italienisches Unternehmen
Du hast zwei Kühe, aber Du hast keine Ahnung, wo sie sind. Während Du die Kühe suchst, siehst Du eine schöne Frau. Du machst Mittagspause. Das Leben ist schön.
Schweizer Unternehmen
Du hast 5.000 Kühe. Keine der Kühe gehört Dir. Du berechnest den Besitzern die Lagerung der Kühe.
Britisches Unternehmen
Du hast zwei Kühe. Beide sind wahnsinnig.
Irisches Unternehmen
Du hast zwei Kühe. Eine davon ist ein Pferd.
Griechisches Unternehmen
Du hast zwei Kühe, die Du Dir von französischen und deutschen Banken geliehen hast. Du isst beide Kühe. Die Banken rufen an, um ihre Milch abzuholen, aber Du kannst nicht liefern, also rufen Sie den IWF an. Der IWF leiht Dir zwei Kühe. Du isst beide. Die Banken und der IWF rufen an, um ihre Kühe/Milch abzuholen. Du bist unterwegs zum Haareschneiden.
Polnisches Unternehmen
Deine Kühe wurde letzte Woche gestohlen.
Russisches Unternehmen
Du hast zwei Kühe. Du zählst jedoch fünf. Du trinkst noch mehr Wodka. Du zählst erneut und kommst nunmehr auf 42 Kühe. Hoch erfreut zählst Du gleich noch mal und jetzt sind es zwölf Kühe. Enttäuscht lässt Du das Zählen sein und öffnest die nächste Flasche Wodka. Die Mafia kommt vorbei und nimmt Dir ... (wie viele Kühe es auch immer sein mögen) ab.
Irakisches Unternehmen
Alle denken, Du hättest viele Kühe. Du sagst ihnen, dass Du keine hast. Niemand glaubt Dir, also bombardieren sie Dich und marschieren in Dein Land ein. Ihr habt immer noch keine Kühe, aber wenigstens seid Ihr jetzt eine Demokratie.
Chinesisches Unternehmen
Du hast zwei Kühe und 300 Leute, die sie melken. Du behauptest, dass Du Vollbeschäftigung und eine hohe Produktivität der Rinder hast. Sie verhaften den Reporter, der über die tatsächliche Situation berichtet hat.
Indisches Unternehmen
Du hast zwei Kühe. Du betest sie an.
Australisches Unternehmen
Du hast zwei Kühe. Das Geschäft scheint gut zu laufen. Du schließt das Büro und trinkst ein paar Bier, um zu feiern.
Neuseeländisches Unternehmen
Du hast zwei Kühe. Die eine sieht sehr attraktiv aus.
Japanisches Unternehmen
Du hast zwei Kühe. Mittels modernster Gentechnik erreichst Du, dass die Tiere auf eine Zehntel ihrer ursprünglichen Größe geschrumpft werden und das Zwanzigfache an Milch geben. Jetzt kreierst Du einen cleveren Kuh-Karton, nennst ihn Kuhkimon und vermarktest ihn weltweit.
Text nach verschiedenen anonymen Quellen.
Publicity photo of Pat Paulsen from the televison program Pat Paulsen's Half a Comedy Hour, 1970 — Foto: ABC Television/Wikimedia
Lebensdaten
Patrick Layton Paulsen (6. Juli 1927 – 25. April 1997) war ein amerikanischer Komiker und Satiriker, der durch seine Rollen in mehreren Smothers Brothers-Fernsehshows und durch seine satirischen Kampagnen für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten zwischen 1968 und 1996 bekannt wurde.
Nachdem CBS fünf Minuten Sendezeit in der Smothers Brothers Comedy Hour für einen politischen Werbespot verkauft hatte, dachten sich die Autoren der Show einen Beitrag aus, in dem Paulsen eine Verbindung zu dem Spot ablehnte und erklärte, dass der Spot unfair gegenüber ihm als Kandidaten sei. CBS weigerte sich, den Spot auszustrahlen, aber der Vorfall wurde zum Anstoß für die Smothers Brothers, eine Präsidentschaftskampagne für Pat Paulsen zu starten. Seine Kampagne im Jahr 1968 und den folgenden Jahren war von Comedy geprägt, wenn auch nicht ohne ernsthafte Kommentare. Er führte die vermeintlichen Kampagnen mit offensichtlichen Lügen, Doppelzüngigkeit und augenzwinkernden Angriffen auf die Hauptkandidaten, und er reagierte auf jede Kritik mit seinem Schlagwort „Picky, picky, picky“. Zu seinen Wahlkampfslogans gehörten: „Nur ein gewöhnlicher, einfacher Retter von Amerikas Schicksal“, „Wir haben unsere Standards erhöht, jetzt erhöhen Sie Ihre“ und „Wir sitzen vereint“. Auf jede Frage zu sozialen Themen gab er im Wesentlichen die gleiche Antwort: „Um zum Kern der Sache zu kommen, werde ich gleich zur Sache kommen und zur Kenntnis nehmen, dass mir der Kern der Sache letztlich entgeht.“ Bei der Ankündigung seiner Kandidatur in der Smothers Brothers Show sagte Paulsen: „Jetzt frage ich Sie: Werde ich unsere wirtschaftlichen Probleme lösen? Werde ich die Ursachen der Rassenspannungen lindern? Werde ich ein friedliches Ende von Vietnam herbeiführen? Sicher, warum nicht?“
Paulsens Name erschien mehrmals auf dem Stimmzettel für die Vorwahlen der Demokraten in New Hampshire. Im Jahr 1996 erhielt er 921 Stimmen (ein Prozent) und wurde damit Zweiter hinter Präsident Bill Clinton (76.754 Stimmen); damit lag er vor echten Politikern wie dem Bürgermeister von Buffalo, James D. Griffin. 1992 wurde er bei den Vorwahlen der Republikaner in North Dakota Zweiter hinter George Bush. Bei den Vorwahlen der Republikanischen Partei 1992 erhielt er insgesamt 10.984 Stimmen.
1971 eröffneten Paulsen und seine damalige Frau Jane Pat Paulsen Vineyards, einen Weinberg und Weinbaubetrieb in Sonoma County, Kalifornien. Kurz nachdem Clint Eastwood zum Bürgermeister von Carmel, Kalifornien (1986), gewählt worden war, ernannte sich Paulsen zum „Bürgermeister“ von Asti, der kleinen Stadt in der Nähe seines Weinbergs. Das Amt hatte er selbst erfunden. (en-Wikipedia)
Cash Cows
Cashcow (englisch cash cow‚ Geldkuh, Goldesel oder Melkkuh) ist ein Anglizismus für Produkte, Dienstleistungen oder ganze Geschäftssparten, die als Teil des Kerngeschäfts erheblich zum Gewinn eines Unternehmens beitragen.
Im Produktlebenszyklus haben die Cashcow-Produkte der BCG-Matrix zufolge die Marktphasen der Marktreife (englisch marketability), Markteinführung (englisch introduction stage), des Marktwachstums (englisch growth stage) und der Marktsättigung (englisch decline stage) überwunden und befinden sich in der Reifephase (englisch maturity stage). Ihr Marktwachstum ist zwar niedrig, ihr relativer Marktanteil jedoch hoch. Cashcows sind oft die Hauptumsatzträger eines Unternehmens, so dass sie in der Aufbauorganisation zum strategischen Geschäftsfeld eines Unternehmens gehören. Sie besitzen einen hohen relativen Marktanteil bei allerdings nur noch niedrigem Marktwachstum. Zu unterscheiden ist im Marketing zwischen führenden Marken (englisch power brands), den zu deren Schutz eingesetzten flankierenden Marken (englisch flanker brands), Cashcows und künftig an Bedeutung gewinnenden Marken (englisch future power brands).
Betriebswirtschaftliche Aspekte
Der mit Cashcows aus Umsatzerlösen erzielte Deckungsbeitrag ist stets wesentlich höher als die für sie notwendigen Forschungs- und Entwicklungskosten. Ihre Payback-Periode für aufgewendete Forschungs- und Entwicklungskosten ist beendet oder steht kurz vor Ablauf. Deshalb finanzieren sie mit ihrem Cashflow einen Teil der Forschungs- und Entwicklungskosten anderer Produkte oder von Produktinnovationen. Das gelingt, weil ihr Marktvolumen und ihre Umsatzerlöse absolut weiter zunehmen; die Grenzerlöse sinken jedoch. Steigendes Marktvolumen wiederum kann die Marktanteile von Cashcows erhöhen, Cashcows sind durch ihren hohen Marktanteil häufig Marktführer. Gleichzeitig können die Vertriebsaktivitäten und Vertriebskosten verringert werden, weil bereits ein hoher Marktanteil erreicht ist. Solche Produkte werden auch als Selbstläufer bezeichnet, weil sie praktisch ohne jeden Werbeaufwand auskommen. Es handelt sich meist um Markenartikel, die mit einem Markenzeichen geschützt sind. In der Pharmaindustrie steht ihre Patentlaufzeit kurz vor dem Ablauf oder ist abgelaufen, so dass Generika-Produkte von Preisanpassern konkurrieren.
Beispiele
Beispiele für Cashcows sind unter anderem Aspirin, Nivea, Persil, Tempo oder UHU, deren Markenname sich auch als Gattungsname für den jeweiligen Verwendungszweck in Form von Deonymen etabliert hat (so steht „Aspirin“ – auch in den USA – stellvertretend für Kopfschmerztabletten, Tempo für Papiertaschentücher, Uhu für Alleskleber). Diese – auch international vermarkteten – Produkte stehen im Wettbewerb zu konkurrierenden Substitutionsgütern. (Wikipedia)