
Hinweise auf Menschen
Lore Reimer
Die russlanddeutsche Autorin lebt in Dietschlaunt und schreibt plautdietsche Jedichte.
Der Gegenwart. — 5. Juni 2024 — Nach einem Zufallsfund in der Bücherzelle. — Für die freundliche Unterstützung danken wir herzlich Herrn Dr. Heinrich Siemens, Plautdietsch-Forscher und Verlagsleiter des Tweeback Verlags.
Ejentlich heet etj von tjlien opp Reimasch Lotti, soo nant mie emma noch mien gaunzet Frintschauft ut Leninpol' enn Kirgisien. Nu wohn etj en Espelkamp met miene Femilje, schriew Jedichta en Jeschichte. Wan etj Tiet haw, dan les etj jern, he mie Musitj aun, red met leewe Mensche, et eenen Aupel bute em Goade, ooda goh em Woolt spazere en vetal mie met Eenem, dee opp mie von bowe rauftjitjt, oba uck von aule Siede mie omjefft. / Eigentlich heiße ich von klein auf Reimasch Lotti, so nennt mich immer noch meine Verwandschaft aus Leninpol' in Kirgisien. Jetzt wohne ich mit meiner Familie in Espelkamp, schreibe Gedichte und Geschichten. Wenn ich Zeit habe, dann lese ich gerne, höre Musik, rede mit lieben Menschen, esse einen Apfel draußen im Garten oder gehe im Wald spazieren und unterhalte mich mit Einem, der von oben auf mich herabschaut, mich aber auch von allen Seiten umgibt.
Lore Reimer entstammt einer Familie von Russlandmennoniten; ihre Muttersprache ist Plautdietsch. Sie studierte Germanistik in Nowosibirsk; anschließend gehörte sie der Redaktion der russlanddeutschen Zeitung Neues Leben in Moskau an. 1974 übersiedelte sie in die Bundesrepublik Deutschland, wo sie in Bielefeld ein Lehramtsstudium in den Fächern Germanistik und Evangelische Theologie absolvierte. Lore Reimer lebt heute mit ihrer Familie in Espelkamp.
Lore Reimer ist Verfasserin von Prosatexten und Gedichten, teilweise auch in Plautdietsch. Sie ist Mitglied des Literaturkreises der Deutschen aus Russland.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Lore_Reimer
* * *
Die Deutschen in Leninpol
sprachen Plautdietsch
Nahe der Stadt Talas in Kirgisistan (Kirgisische Republik), im Talas-Tal, bekamen deutsche Mennoniten 1882 vom Gouverneur Turkestans in Taschkent Land zur Ansiedlung zugewiesen. In monatelangen Trecks kamen sie mit Pferdewagen, meist aus den Dörfern der Molotscha-Ansiedlung in Südrussland und von der Wolga. Mit Genehmigung der zuständigen Kreisverwaltung in Aulie-Ata (der heutigen Stadt Taras in Kasachstan), gründeten die Einwanderer vier kleine Dörfer namens Köppental, Nikolaipol, Gnadental und Gnadenfeld. Bei der Eintragung in das Verzeichnis russischer Ansiedlungen in Zentralasien 1893 wurden diese deutsche Namen aber nicht anerkannt, und drei der vier Dörfer erhielten russische Namen: Köppental wurde Romanowka, Gnadental wurde Andreewka, und Gnadenfeld wurde Wladimirowka. Nur Nikolaipol behielt seinen alten Namen. Gnadenfeld/Wladimirowka bestand zu der Zeit aus sieben Gehöften und bekam daher von den Kirgisen einen zweiten Namen – Djetykibit (Kirgisisch für Sieben Häuser).
Während der nächsten 40 bis 50 Jahre bildeten Deutsche die Mehrheit in diesen Dörfern, und die Umgangssprache war Plautdietsch (Plattdeutsch). Der Schulunterricht und die Kirchensprache waren von 1882 bis 1938 immer Hochdeutsch. Dann wurde Deutsch im Schulunterricht durch die russische Sprache ersetzt und die Kirche geschlossen.
Mit der Bebauung der Grundstücke zwischen den Dörfern im Laufe der Zeit wuchsen die vier kleinen Ansiedlungen allmählich zusammen, und 1931 wurden sie unter dem Namen Leninpol vereinigt. Gleichzeitig kam auch die Rajonverwaltung (Kreisverwaltung) nach Leninpol.
Die Deutschen in Leninpol wurden innerhalb der folgenden 30 bis 40 Jahren allmählich zu einer Minderheit, weil in den Kriegsjahren deutsche Männer und Frauen zur Zwangsarbeit verschickt wurden, während gleichzeitig deportierte Karatschaier aus dem Kaukasus im Dorf angesiedelt wurden. Dazu kam Ende der 1950er Jahre die Verlegung und Eingliederung kirgisischer Dörfer (Schapak und Tschon-Alysch) nach Leninpol. Mit der Zuwanderung weiterer Kirgisen aus anderen Dörfern und der teilweisen Übersiedlung von Deutschen in andere Gebiete verschoben sich die ethnischen Verhältnisse weiter zu Ungunsten der deutschen Minderheit.
Mitte der 1980er Jahre lebten in Leninpol noch fast 4.000 Deutsche. In den darauf folgenden 20 Jahren, seit dem Beginn der Perestroika in der damaligen Sowjetunion, verließen dann fast alle von ihnen das Dorf. Die Mehrheit ging als Aussiedler nach Deutschland. Auch die Russen übersiedelten mehrheitlich bis Mitte der 1990er Jahre aus Leninpol/Bakaiata nach Russland.
Die Amtssprache, wie auch der Schulunterricht, in Bakaiata sind seit der Unabhängigkeit Kirgisistans 1991 kirgisisch. Einige Jahre später wurde die russische Sprache als zweite Staatssprache im Land zugelassen. Daraufhin wurde 1997 in Bakaiata ein privates Gymnasium eröffnet, mit Schulunterricht in russischer Sprache. Auch in der ehemaligen Mittelschule wird der Schulunterricht seit 2002 wieder teilweise in russischer Sprache durchgeführt.
Ehemalige Einwohner der Dörfer im Talas-Tal, die heute in Deutschland leben, haben zu ihrer alten Heimat gute Verbindung erhalten und haben dort alte Freunde. Dutzende gegenseitiger Besuche als Privatgäste oder Touristen finden jedes Jahr statt.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bakaiata
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Lore Reimer — Foto: Tweeback Verlag
Die Autorin
Lore Reimer (Pseudonym für Lore Schmidt; * 4. November 1947 in Leninpol, Kirgisische SSR) ist eine russlanddeutsche Schriftstellerin. Sie ist verheiratet, hat fünf Kinder und wohnt in Espelkamp im nordöstlichen Nordrhein-Westfalen. (Wikipedia und Liton.nrw)
Das Buch
Lore Reimer: Senfkorn. Gedichte und Erzählungen. Mit Bildern von Sabine Waldmann-Brun. 198 Seiten. BMV Verlag Robert Burau, Lage (2000)
»Poesie und Prosa von Lore Reimer ist voll tiefer Geistigkeit, wo ältere Traditionen mit der Gegenwart verflochten sind, dabei gibt sie diesen eine philosophisch-ethische Wertung. Das macht sie nicht direkt, es geschieht vielmehr durch behutsame sinnbildliche Darstellung.« (Verlagstext)
Weitere Bücher
Lore Reimer: Du kaunst miene Sproak vestohne. Jedichta opp Plautdietsch en Hochdietsch. 205 Seiten. Tweeback Verlag, Bonn (2009)
Lore Reimer: Lichte Räume. Tweeback Verlag, Bonn (1997)
Weitere Hinweise
▬ Lore Reimer im Verlag Robert Burau ⋙ Link
▬ Lore Reimer im Tweeback Verlag ⋙ Link
▬ Lore Reimer bei Westfälisches Literaturbüro in Unna e.V. ⋙ Link
▬ Webseite der Illustratorin Dr. Sabine Waldmann-Brun ⋙ Link
Gedicht
überwinde meine dunkle
winterrinde die ich
wie einen mantel
um mich schlage
brich aus mir die
knospen das blühen
das fruchten lass
den sonnenstrahl sich für
mich verschwenden lass
den regen sich über mir
ausgießen und bodensinkend
für mich sterben
denn zu leben bin ich
bestimmt übers
wolkenweiß hinauszuwachsen
mit samenhoffen
um mich zu werfen
Lore Reimer
Zitiert nach scherbensammeln.wordpress.com ⋙ Link
Symbolcharakter
[Lore Reimer] verfasst nach einer längeren Schreibpause seit den 1990er-Jahren wieder Gedichte und Kurzprosa in deutscher Sprache, teilweise auch in plattdeutschem Dialekt. Der Übergang von Lyrik zu Prosa ist dabei fließend, Reimers kurze Erzählungen sind sujetlos und legen eine allegorische Lesart nahe. All ihre Texte haben starken Symbolcharakter. Über ihr literarisches Schaffen merkt Warkentin mit Blick auf die weiter abnehmenden Deutschkenntnisse Russlanddeutscher in der Sowjetunion an, dass „einzig im Elternhaus von Lore Reimer, hoch in den Kirgisischen Bergen, […] Deutsch auch über die Kriegszeit hinaus das bestgehütete Gut [war]. Und wie sich das ausgezahlt hat!“ Im Unterschied zu den anderen Werken dieses Textkorpus, in denen religiöse Themen häufig in Form einer Reminiszenz an frühere Lebensentwürfe in russlanddeutschen Familien- bzw. Dorfgemeinschaften anklingen, spielt Religiosität in Reimers im Jahr 2000 erschienenen Band mit dem Titel „Senfkorn“ eine bedeutendere Rolle. Anhand religiöser Motive und Narrative inszeniert sie in Gedichten und höchst poetischer Kurzprosa eine Heilung von Leid bzw. Erlösungsgedanken, die zwar an eine sowjetische Vergangenheit rückgebunden scheinen, aber auch in offener Weise vor anderen Hintergründen lesbar sind.
Lydia Steinbacher
Leninpol/Bakaiata
Bakaiata (bis 1992 Leninpol) ist ein Dorf im Oblus Talas nahe der Stadt Talas in Kirgisistan. Es ist Verwaltungssitz des Rajons Bakaiata und der Landgemeinde Leninpol. Die neun Kilometer lange Siedlung an der Bergkette Böltök entlang, zwischen den Bergflüssen Urmaral und Kumuschtak, erhielt ihren heutigen Namen nach der Unabhängigkeit der Kirgisischen Republik. Bis zu diesem Zeitpunkt hieß das Dorf 60 Jahre lang Leninpol. Auch das war eine Neubenennung, nachdem vier zuvor eigenständige plautdietsche Dörfer zusammengefasst worden waren. (Wikipedia)
Deutsche in Kirgistan
ZDF Auslandsjournal: Deutsche in Kirgistan (Golod88 – 21.3.2010; 5:50 min.)
»Das ZDF Auslandsjournal zeigt das deutsche Dorf "Rotfront" in Kirgistan. Hier leben noch ca. 150 Deutsche, deren Vorfahren vor rund 300 Jahren von Deutschland nach Kirgistan auswanderten. Sie sind strenge Baptisten und geben sich große Müheb ihr Deutschtum zu bewahren.«
Plautdietsch
Plautdietsch ist die Sprache der Russlandmennoniten – im nordamerikanischen Sprachraum auch als Mennonite Low German (wörtl. Mennonitenniederdeutsch) bekannt. Es ist eine niederpreußische Varietät des Ostniederdeutschen, die sich im 16. und 17. Jahrhundert im Weichseldelta herausgebildet hat.
Verbreitung
Weltweit sprechen etwa 500.000 Menschen Plautdietsch. In Deutschland haben etwa 200.000 Menschen eine plautdietsche Herkunft. Der größte Teil von ihnen ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion nach Deutschland ausgewandert, davon die meisten in den 1990er Jahren. Schätzungsweise 8 Prozent aller Russlanddeutschen sind Russlandmennoniten. Für viele Plautdietsche ist Mehrsprachigkeit mit Englisch, Deutsch, Russisch oder Spanisch eine Selbstverständlichkeit. In Lateinamerika gibt es jedoch auch etwa 100.000 einsprachige Plautdietsch-Sprecher.
Verbreitung in Deutschland
Die größte Siedlungsdichte der Plautdietsch-Sprecher ist in Ostwestfalen-Lippe zu finden, während größere Sprechergruppen auch in der Region um Frankenthal, Neuwied, Gummersbach, Alheim oder Köln/Bonn zu finden sind. Im Gegensatz zu den autochthonen Sprechern der norddeutschen Niederdeutsch-Varietäten sind die Plautdietsch-Sprecher als Teil der russlanddeutschen Einwanderergruppe auch in den süddeutschen Ländern beheimatet. Somit sind die Vereine und Institutionen von Plautdietschen zugleich Migrantenselbstorganisationen (MSO). (Wikipedia)
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