Freie Autoren, freie Medien
Michael Miersch
Der Wissenschaftsautor kritisiert einseitige Berichterstattung. Beim Thema Klimawandel habe „apokalyptische Volkserziehung über kritische Distanz gesiegt“.
Der Gegenwart. — 8. April 2023
Michael Miersch wuchs in Frankfurt, Bamberg und Hanau auf, studierte zunächst in Frankfurt Germanistik und wechselte später zur Fachhochschule Frankfurt, um Sozialarbeit zu studieren. Er arbeitete kurz als Diplom-Sozialarbeiter und begann 1985 ein Volontariat bei der tageszeitung (taz). Nach einiger Zeit beim hr-fernsehen (Hessen heute) wurde er Redakteur des Umweltmagazins Chancen und ab 1989 bei natur. Von 1993 bis 2006 arbeitete er als freier Journalist, Buch- und Filmautor. Danach war er als Autor und Berater der Chefredaktion bei den Zeitschriften Cicero und Die Weltwoche tätig. Von 2008 bis 2010 arbeitete er als Kommentator für die Tageszeitung Die Welt, wo er, meist gemeinsam mit Dirk Maxeiner, über ein Jahrzehnt lang (2003–2014) auch allwöchentlich eine Kolumne veröffentlichte. Danach war er Ressortleiter Wissen beim Magazin Focus. Seit 2014 ist Miersch Geschäftsführer „Kommunikation & Bildung“ bei der Deutschen Wildtier Stiftung.
Arbeitsfelder
Artikel von Miersch erschienen in über siebzig europäischen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen sowie als Radiobeiträge. Das Autorengespann Maxeiner und Miersch schrieb mehrere Sachbücher zu politischen und ökologischen Themen, die in Politik und Medien kontrovers diskutiert wurden. Übersetzungen erschienen unter anderem in Amerika und China. Bücher, Reportagen und Kolumnen von Miersch erhielten Auszeichnungen in den USA, Spanien und Deutschland. Zusammen mit Dirk Maxeiner und Henryk M. Broder war er bis Januar 2015 Redakteur, Autor und Herausgeber des Weblog Die Achse des Guten. Seinen Abschied begründete er mit einer Rechtsverschiebung des ehemals liberalen Meinungsprofils des Blogs. Im November 2015 trat Miersch auch als Gesellschafter und Miteigentümer zurück.
Bücher und Aussagen
Miersch hat sich gegen seiner Meinung nach übertriebene Risikowahrnehmung gewendet und dafür plädiert, die Chancen neuer Technologien besser auszuschöpfen. Er hat Einschränkungen individueller, ökonomischer und wissenschaftlicher Freiheit sowie die Behinderung technischen Fortschritts kritisiert. So hat er Umweltschützer kritisiert, die aus seiner Sicht die Umwelt gegenüber menschlichen Belangen zentral setzen („Ökologismus“). Miersch hat dabei eine staatsskeptische, liberale Position bezogen und ist für eine Ausweitung individueller Freiheiten eingetreten. Seine Thesen zu Gentechnik, Tierschutz, globale Erwärmung und Islam sind teilweise kontrovers diskutiert worden.
Mierschs Texte, Bücher und Filme wurden mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik und mit der Auszeichnung „Wissenschaftsbuch des Jahres“ (2000 und 1996) der Zeitschrift Bild der Wissenschaft.
Kritik
Miersch wurde 2013 in einer Publikation des Umweltbundesamtes (UBA) wegen seiner Ansichten zur globalen Erwärmung gemeinsam mit u. a. Dirk Maxeiner und Fritz Vahrenholt als ein wissenschaftlichem Konsens widersprechender „Klimawandelskeptiker“ bezeichnet. Miersch klagte vor dem Verwaltungsgericht gegen das Umweltbundesamt. Die Klage wurde im November 2015 abgewiesen; das Gericht urteilte, die Aussagen des UBA seien „sachlich, nicht verfälschend und nicht überzogen“ gewesen. Miersch legte Berufung beim Oberverwaltungsgericht Magdeburg ein; diese wurde 2017 abgewiesen. Unterstützung für ihre Kritik am Umweltbundesamt erhielten Miersch und Maxeiner dabei unter anderem durch den mit ihnen befreundeten Josef Joffe, Jan Fleischhauer und einen Gastkommentar in Die Welt. Der Deutsche Journalistenverband beschwerte sich beim damaligen Umweltminister Altmaier. Im Bundestag kritisierten FDP-Abgeordnete das Umweltministerium für die Broschüre.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Miersch
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Wachsende Skepsis von Lesern und Zuschauern
Seit etwa einem Vierteljahrhundert geht es mit den klassischen Informationsmedien bergab. Besserung ist nicht in Sicht. Gratisangebote im Internet, Social Media, die schwindende Fähigkeit Texte zu erfassen und viele andere Faktoren nagen an Auflagen und Reichweiten. Einer dieser Faktoren ist die wachsende Skepsis von Lesern und Zuschauern, die dem professionellen Journalismus nicht mehr trauen. Nicht wenige sind in die Ressentiment-Ecke abgewandert und folgen nun sogenannten Alternativmedien, deren Erfolgsrezept darin besteht, reflexhaft stets das Gegenteil der sogenannten Mainstream-Medien zu behaupten. Doch die Zweifel an den traditionellen Leitmedien wachsen nicht nur bei Lügenpresse-Rufern aus dem AfD-Milieu. Auch Liberale und Linke fühlen sich schlecht informiert und stören sich an einem pädagogischen Ton, der überzeugen will, statt zu informieren.
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Der Aufklärer
Ich bezweifele, dass die Welt demnächst untergeht. Ich bestreite, dass die Gegenwart durch und durch schlecht ist und ich glaube nicht, dass früher alles besser war.
Lebensdaten
Michael Miersch (* 1956 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Publizist und Dokumentarfilmer. (Wikipedia)
Michael Miersch • Zwischenrufe ⋙ Link
Beim Thema Klimawandel hat apokalyptische Volkserziehung über kritische Distanz gesiegt. Ein Berufsverband für Journalistinnen und Journalisten findet die einseitige Berichtserstattung ganz prima. „Klimawandel: Wie grüner Journalismus zur Normalität wird,“ lautet die Titelzeile auf dem Magazin BJV-Report des Bayrischen Journalisten-Verbandes (dessen Mitglied ich bin). Liest man die dazugehörigen Artikel wird klar, der Berufsverband hat kein Problem damit, dass alle Berichterstattung „grün“ gefärbt werden soll (wenn sie es nicht bereits ist). In den vier zum Titelthema gehörenden Texten steht jedenfalls kein kritisches Wort dazu. Stattdessen werden ausschließlich begeisterte Aktivisten und Journalisten zitiert. […] Zwischen 2013 und 2016 bekam ich vom DJV ideelle und vom BJV materielle Unterstützung beim langwierigen Prozess gegen das Umweltbundesamt, das mich öffentlich denunziert hatte. Es ist den Gewerkschaftern hoch anzurechnen, dass sie einem Kollegen halfen, der es nicht gut findet, dass „grüner Journalismus“ Normalität ist.
Michael Miersch: „Neue Berufsethik“ für Journalisten, 23. Februar 2022
Michael Miersch 2002
Michael Miersch: Nicht alles, was grün erscheint, ist es auch (45:00 min.)
»Ein Interview von Michael Schramm mit Michael Miersch aus dem Jahr 2002 über Missverständnisse und Irrwege in der Umweltpolitik. Im Mittelpunkt des Gesprächs stehen die Bücher „Öko-Optimismus“ (1996) und „Lexikon der Öko-Irrtümer“ (1998). Viele Fehlentwicklungen von damals wurden bis heute nicht korrigiert und bestimmen weiterhin das grüne Denken.«
Freiheitssymposium 2013
Michael Miersch: Warum ich Optimist geworden bin. Vortrag auf dem Freiheitssymposium 2013 in Berlin (17:32 min.)
»Optimismus gilt unter deutschen Intellektuellen als eine Art Geisteskrankheit. Optimisten, das sind Typen mit rosa Brille, die nicht sehen wollen, wie schrecklich die Realität ist. Wo doch jeder weiß, dass die Menschheit demnächst an der Klimakatastrophe zugrunde gehen wird. Die Fixierung auf drohendes Unheil zur mentalen Grundausstattung Deutschlands. Vielleicht nicht aller Deutschen, aber fast aller, die mit dem Erklären, Deuten und Interpretieren der Welt beschäftigt sind – gern auch Meinungsführer genannt oder geistige Elite. Also die Lehrer, Journalisten, Pfarrer, Künstler, Theater- und Filmleute. Ich bezweifele, dass die Welt demnächst untergeht. Ich bestreite, dass die Gegenwart durch und durch schlecht ist und ich glaube nicht, dass früher alles besser war. Zukunftsoptimismus halte ich nicht für eine Geisteskrankheit, sondern für eine durchaus berechtigte Lebenshaltung. Wie konnte ich auf diese schiefe Bahn geraten?«