Vokabularium
Cha 1107-7626
Das Monster fliegt als Einzelgänger durchs Sternbild Chamäleon und verschlingt 6 Milliarden Tonnen Gas und Staub pro Sekunde.
Der Gegenwart. — 9. Oktober 2025
Am 2008 entdeckten etwa 5–10 Jupitermassen schweren Objekt Cha 1107−7626 wurde Mitte 2025 ein zwei Monate andauernder Helligkeitsanstieg beobachtet, der auf ein Massenakkretionsereignis zurückging. Die dabei beobachtete Akkretionsrate (etwa 10−7 Jupitermassen pro Jahr) ist die bis dahin höchste beobachtete für ein Objekt planetarer Masse.
Wikipedia-Artikel »Objekt planetarer Masse« ⋙ Link
Cha 1107-7626“ ist 620 Lichtjahre entfernt und mutmaßlich der hungrigste Planet im All. Das fanden Wissenschaftler jetzt heraus.
BILD: »Rekord im Weltraum: Monster-Planet frisst das All«, 9a.10.2025 ⋙ Link
Das aufsammelnde Zentralobjekt wird Akkretor oder gravitierendes Objekt genannt. Es kann sich dabei um einen gewöhnlichen Stern handeln. Besonders junge Sterne wie z. B. Protosterne oder T-Tauri-Sterne sind bekannt dafür, dass sie von der Materiewolke, aus der sie entstanden sind, Material aufsammeln. Eine andere wichtige Gruppe von Akkretoren sind die kompakten Objekte. Dazu zählen die Weißen Zwerge, Neutronensterne und Schwarze Löcher, wie sie auch in Röntgendoppelsternen vorkommen.
Strahlungsprozesse
Mit der Akkretion sind eine Reihe von Strahlungsprozessen verbunden. Die Materie im Akkretionsfluss wird durch Reibung heiß und strahlt deshalb Wärmestrahlung ab. In einem weniger dichten Akkretionsfluss wird Bremsstrahlung relevant. Auch nichtthermische Strahlungsformen wie die Zyklotronstrahlung und die Synchrotronstrahlung spielen eine Rolle, wenn starke Magnetfelder und schnelle Elektronen im akkretierten Material vorkommen. Allgemein spricht man vom Strahlungstransport. In sehr heißen Materiereservoirs wird die Comptonisierung von niederenergetischer Strahlung wesentlich. Das erklärt die harten Spektren der Röntgenstrahlung bis in den Bereich einiger 100 keV. Ob und wie ausgeprägt die genannten Strahlungsprozesse vorkommen, hängt vom Akkretor ab.
Viel effizienter als die Fusion
Generell werden die Akkretionsflüsse bei kompakten Objekten sehr heiß und schnell und ionisieren dadurch das akkretierte Material. Bei normalen Sternen oder Protosternen ist der Akkretionsfluss kalt und langsam. Daher spielt hier die Atom- und Molekülphysik eine große Rolle. Akkretion ist der effizienteste Prozess, um Gravitationsenergie in Strahlungsenergie umzuwandeln. Sie ist viel effizienter als die Fusion in Sternen, denn bis zu 42 % der Masse kann bei der Akkretion in Strahlungsenergie verwandelt werden. Demgegenüber weist die thermonukleare Fusion im Innern von Sternen nur eine Effizienz von 0,7 % auf. Akkretion auf ein kompaktes Objekt erzeugt deshalb die größten bekannten Leuchtkräfte im Universum.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Akkretion_(Astronomie)
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Einzelgänger-Planet mit gewaltigem Wachstumsschub
Astronomen haben einen gewaltigen Wachstumsschub eines sogenannten Einzelgänger-Planeten entdeckt, der sechs Milliarden Tonnen Gas und Staub pro Sekunde verschlingt! Das ist die doppelte Masse des fast drei Kubikkilometer Wasser fassenden Starnberger Sees in Bayern. Das Astronomen-Team um den Italiener Víctor Almendros-Abad spricht von der größten Wachstumsrate (Akkretionsrate), die je jemals für einen Planeten gemessen wurde. Der betreffende Einzelgänger-Planet Cha 1107-7626 hat aktuell die fünf- bis zehnfache Masse des Jupiters und fliegt rund 620 Lichtjahre entfernt frei durch das Sternbild Chamäleon.
About 620 light-years away
Zooming in on the rogue planet Cha 1107-7626 (European Southern Observatory (ESO); 2.10.2025; 1:05 min.)
»This video zooms in on Cha 1107-7626, located about 620 light-years away in the constellation Chamaeleon. This rogue planet is 5-10 times more massive than Jupiter and doesn’t orbit a star. The video combines images taken with different telescopes at different times and various wavelengths. It begins with a wide view of the night sky in visible light. As we zoom in, we switch to an infrared view taken with ESO’s Visible and Infrared Telescope for Astronomy (VISTA). Finally, we show an artist’s animation of the planet, which is eating up gas and dust from a disc around it. Using ESO’s Very Large Telescope (VLT), astronomers have found this is now happening at a rate of about 6 billion tonnes per second.«
Free-Floating Planet
Cha 1107-7626: A Free-Floating Planet, 620 Light Years Away | GRAVITAS (WION; 3.10.2025; 1:54 min.)
»Astronomers have discovered a Rogue planet and it’s growing at an astonishing rate. This newly observed world, named Cha 1107-7626, is about 620 light-years away in the Chamaeleon constellation.«
Akkretion
Akkretion (lateinisch accretio „Anwachsen“, „Zunahme“) ist in der Astronomie die Bezeichnung für einen Vorgang, bei dem ein kosmisches Objekt Materie aufgrund seiner Gravitation bzw. von Gezeitenkräften (siehe Roche-Grenze) aufsammelt. (Wikipedia)
Roche-Grenze
Die Roche-Grenze eines Himmelskörpers, der einen Hauptkörper umkreist, ist die Entfernung, in der der Körper aufgrund der Gezeitenkräfte, die auf ihn wirken, zerrissen wird. Sie beschreibt diejenige Umlaufbahn zweier idealisierter, theoretischer Körper, bei der sich ein perfektes Gleichgewicht von nach innen gerichteten Gravitationskräften und den nach außen wirkenden Gravitationskräften („Gezeitenkräfte“) einstellt. Innerhalb dieser Zone wird angenommen, dass die nach außen wirkenden Kräfte die Oberhand haben und es somit für Materie schwer ist, eine kohäsive Form einzunehmen bzw. zu halten. Die Roche-Grenze ist nach Édouard Albert Roche benannt, der sie 1850 im Zusammenhang mit seinen Überlegungen zur Erklärung der Bildung planetarer Ringsysteme formulierte. (Wikipedia)