Machtworte – Inspektion der Herrschaftssprache
Negerkuß
Ob etwas „im offiziellen Sprachgebrauch vermieden“ werden soll, juckt auf dieser kleinen privaten Webseite nicht.
Der Gegenwart. — 24. September 2022
Millionen Menschen essen Hamburger. Kein Hamburger regt sich auf. Millionen Österreicher essen Wiener Würstchen. Kein Österreicher regt sich auf. 1980 kamen die Kinder stolz aus dem Kindergarten: Ich hab beim Negerkuss-Wettessen gewonnen. Ich esse gern einen Negerkuss.
Hans Deutscher, 9. Januar 2021
Die Politische Korrektheit (Political correctness) ist sowieso unhistorisch, aber in erster Linie widersprüchlich. Während man nicht mehr Negerkuß sagen soll, ist Schwedenbombe erlaubt. Wie denn das? Ist das nicht furchtbar beleidigend und unsensibel gegenüber allen, die dabei an Terroranschläge in Skandinavien denken müssen? Machen wir uns also den unkorrekten Spaß, den Negerkuß Negerkuß zu nennen und uns die süße Kalorienbombe schmecken zu lassen. Währenddessen können wir – tolerant wie wir sind – die textlichen Verrenkungen von Wikipedia genießen, denn ob etwas „im offiziellen Sprachgebrauch vermieden“ werden soll, juckt auf dieser kleinen privaten Webseite nicht:
Mit echter Schokolade überzogen
Schokokuss und (seltener) Schaumkuss kommen vor allem in Mittelwest- und Südwestdeutschland vor. Nach deutschem, österreichischem und Schweizer Lebensmittelrecht ist die Bezeichnung Schokokuss (und vergleichbare Namen, die auf Schokolade hinweisen) nur für Produkte zulässig, die mit echter Schokolade überzogen sind, nicht mit Fettglasur.
In Westösterreich (Vorarlberg), in der Schweiz und in Deutschland war auch Mohrenkopf, in Deutschland auch Negerkuss verbreitet. Die Bezeichnungen werden etwa seit Ende der 1970er Jahre wegen der rassistischen Konnotation der Ausdrücke „Neger“ und „Mohr“ im offiziellen Sprachgebrauch vermieden.
Die Bezeichnung Mohrenkopf wird vereinzelt noch von herstellenden Unternehmen wie Dubler verwendet. Als Mohrenkopf ist regional allerdings auch ein anderes Gebäck bekannt. In Österreich wird die Süßigkeit als Schwedenbombe bezeichnet und unter dieser Bezeichnung von Niemetz hergestellt. In der Schweiz werden auch die Bezeichnungen Choco-Köpfli bzw. Schoko-Köpfe verwendet.
Herstellung
Die Herstellungsverfahren variieren. Der gezuckerte Eiweißschaum, der manchmal mit Kakao und/oder Rumaroma versetzt ist, wird auf eine Waffel aufgebracht und mit Kuvertüre überzogen, bei einigen Produkten auch mit Fettglasur. Früher wurde der weiße Schaum dazu in die Überzugsmasse getaucht, wodurch er vor dem Umdrehen einen charakteristischen „Zipfel“ auf der Oberseite ausbildete. Im modernen Herstellverfahren wird die Glasur im Überzugsverfahren aufgebracht.
Varianten
Der Schokokuss ist in vielerlei Schokoladensorten erhältlich. Daneben gibt es noch weitere Produkte, die nach dem Überziehen mit Kokosraspeln, Krokantstreuseln oder Mandeln bestreut werden.
Eine vor allem bei Schulkindern beliebte Form des Verzehrs ist das Schokokussbrötchen, auch Matschbrötchen genannt, bei dem ein Schokokuss zwischen zwei Brötchenhälften zerdrückt wird. Um gesündere Ernährung zu fördern, wurde im Umfeld einzelner Schulen der Verkauf untersagt, was teils zu Schülerprotesten führte.
Auf Gemeindefesten und Kindergeburtstagen werden bisweilen Schokokuss-Wurfmaschinen eingesetzt, die meist selbst gebaut sind. Dabei muss mit einem Ball ein Auslöser getroffen werden. Bei einem Treffer schleudert eine Sprungfeder oder ein federgespannter Wurfarm einen Schokokuss in Richtung des Werfers. Dieser muss ihn dann mit der Hand oder dem Mund auffangen.
Verbreitung
In Deutschland werden jährlich ca. 1 Milliarde Schokoküsse verzehrt. International ist der Schokokuss ebenfalls verbreitet. In Israel ist der Schokokuss unter der Bezeichnung krembo, in Dänemark als flødebolle und in den Niederlanden als negerzoen bekannt.
Geschichte
Die ersten Schokoküsse sollen um 1800 in Dänemark hergestellt worden sein. Im 19. Jahrhundert entstanden in Konditoreien in Frankreich „Tête de nègre“, auf Deutsch „Negerkopf“, hergestellt aus einer baiserartigen Masse und einem Schokoladenguss. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es sie auch in deutschen Konditoreien.
1920 begann Mayer Junior in Bremen mit der Fertigung dieser Spezialität in Deutschland und fertigt sie bis heute in kleinen Chargen. Aus der 1890 gegründeten Konditorei von Edmund Niemetz in Linz wurde 1930 die Süßwarenmanufaktur Walter Niemetz. Hier wurde 1926 die Schwedenbombe entwickelt, so benannt nach einem aus Schweden stammenden Mitarbeiter.
In den 1940er Jahren stellte die Firma Köhler eine Variante des Schokokusses her, Köhler’s Wunder-Mohren-Tüte. Es waren Hörnchen mit einer Füllung aus Köhlerküssen, und in der Waffel waren kleine Überraschungen versteckt. Die Massenproduktion in Deutschland begann um 1950.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Schokokuss
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Aus: Wiktionary – Das freie Wörterbuch
Anmerkung:
Die Bezeichnungen Negerkuss und Mohrenkopf werden in jüngerer Zeit wegen der rassistischen Konnotation der Ausdrücke Neger und Mohr im offiziellen Sprachgebrauch größtenteils vermieden. Die Bezeichnungen werden aber zum Teil noch von den herstellenden Unternehmen verwendet.
Herkunft:
Im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts wurden die ersten Schokoküsse dieser Art produziert und hießen dort tête de nègre → fr (wörtlich übersetzt etwa: Kopf eines Negers). Bei der Einführung des Gebäcks in Deutschland im frühen 20. Jahrhundert wurde der Name beinahe wörtlich als Mohrenkopf übersetzt. Vermutlich aufgrund der damaligen Füllung mit Baiser (französisch baiser → fr bedeutet Kuss), etablierte sich parallel auch Negerkuss. Weil der Begriff Neger mittlerweile als diskriminierend und abwertend aufgefasst wird und weil es eine große Anzahl von Schokokuss-Herstellern gibt, die versuchen, ihre Produkte voneinander abzugrenzen, wird die Bezeichnung heute nicht mehr von den Herstellern verwendet.
Synonyme:
Mohrenkopf, Naschkuss, Schokokuss, Schokoladenkuss, Schaumkuss, Österreich: Schwedenbombe
Beispiel:
Die Negerküsse der Firma Hansematz waren in Schachteln verpackt, auf denen zwei sich küssende dunkelhäutige Afrikaner abgebildet waren.
Textgrundlage: https://de.wiktionary.org/wiki/Negerkuss
Fakten
Ein Schokokuss oder Schaumkuss (Deutschland und Schweiz) bzw. eine Schwedenbombe (Österreich) ist eine Süßigkeit aus weichem Schaumzucker, der auf eine Waffel dressiert und mit Schokolade oder Fettglasur überzogen wird. (Wikipedia)
»„Negerkuss“ bestellt – gekündigt«
»Der Schokokuss hieß früher „Negerkuss“ oder „Mohrenkopf“ und manche Menschen haben sich immer noch nicht mit den neuen Begrifflichkeiten angefreundet. […] Die Begriffe sind rassistisch besetzt, deshalb verwendet man sie heute nicht mehr – schon gar nicht öffentlich, wie der Mitarbeiter eines Reisekonzerns erfahren musste. Den Mann aus dem mittleren Management hätte sein diskriminierender Sprachgebrauch fast den Job gekostet: Er hatte in der Kantine bei einer aus Kamerun stammenden Frau einen „Negerkuss“ bestellt. Thomas Cook schickte dem Mitarbeiter daraufhin eine fristlose Kündigung. Die wollte der Manager nicht hinnehmen und zog vors Arbeitsgericht Frankfurt. Mit Erfolg. (Az.: 15 Ca 1744/16)« (Quelle: n-tv 19.7.2016)
Absätze angestiegen
»Ein schweizerisches Unternehmen weigert sich aktuell sogar, seine Mohrenköpfe umzubenennen. Und das, obwohl es laut sueddeutsche.de bereits eine Petition gegen das Unternehmen gibt. Aber dem Onlinemagazin zufolge sind gerade in der aktuellen Debatte die Absätze des Unternehmens um das doppelte angestiegen.« (Quelle: verbraucherschutz.com 3. August 2020)
Künftig ohne Mohren
»Die Karnevalsgesellschaft Mörlau wird künftig ohne Mohren auftreten. Nach einem Besuch in der Hessischen Staatskanzlei wurde die Traditionsfigur eines Schwarzen als sogenanntes „Blackfacing“ kritisiert. Der Verein bat in einer Stellungnahme um Verzeihung und versicherte, „die Angelegenheit sehr ernst“ zu nehmen. Am Sonnabend hatte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) Gesandte der Karnevalsvereine empfangen. Darunter auch aus der Stadt Ober-Mörlen, die einen Mohren im Wappen führt. Dieser wird traditionell als Karnevalsfigur dargestellt. Jedenfalls bis zu diesem Jahr. „Oberste Priorität hat für uns, daß wir niemanden verletzen oder ausschließen“, zeigte sich der Karnevalsverein zerknirscht. Man habe daher beschlossen, sämtliche Bilder und Inhalte auf den Seiten des Vereins zu löschen „sowie alle öffentlichen Auftritte des Mohren ab sofort abzusagen, da wir niemanden kränken wollen. Wir entschuldigen uns ausdrücklich bei allen Menschen, die wir verletzt haben könnten.“«
„Karnevals-Mohr hat Schuldigkeit getan“ in: Junge Freiheit vom 13. Februar 2023
Der Mohr von Ober-Mörlen
»Ober-Mörlen ist eine Gemeinde in der westlichen Wetterau im hessischen Wetteraukreis. […] Das alte Wappen wurde nach einem Gerichtssiegel von 1716 gestaltet. Es wird als redendes Wappen bezeichnet. Es zeigt in der oberen Hälfte die roten Sparren der Herren von Eppstein, belegt mit einem roten Kurmainzer Rad (Kurfürstentum Mainz) und unten einen rechtsgewendeten Kopf eines Mohren. Am 17. Juli 1967 wurde der Gemeinde Ober-Mörlen im damaligen Landkreis Friedberg ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In Silber über drei roten Sparren je ein rechtsgewendeter Mohrenkopf, im Schildfuß ein rotes sechsspeichiges Mainzer Rad. Die Verleihung erfolgte im Zuge der hessischen Wappenreform, in der alle Wappen die typische Schildform erhielten. Hierbei wurden die bereits erwähnten Wappenfiguren beibehalten, der Mohrenkopf wurde aus gestalterischen Gründen verdoppelt und in der oberen rechten und linken Ecke platziert.« (Wikipedia)