Punkte auf der Landkarte
Ordensburg Ragnit
Deutsche Ritter und Kreuzfahrer bauten in Ostpreußen von 1397 bis 1409 ihre Festung ganz aus Ziegelsteinen. Das Kulturerbe soll nun restauriert und eine Attraktion für Touristen werden.
Der Gegenwart. — 9. Februar 2024
So wie es aussieht, wird die touristische Route „Tilsit–Ragnit“ schon bald um ein neues Museum bereichert. Die Restaurierung der Ordensburg, ein Kulturerbe von regionaler Bedeutung und Hauptattraktion von Ragnit, wurde im vorvergangenen Jahr von privaten Investoren in Angriff genommen, nachdem alle erforderlichen Unterlagen genehmigt worden waren. […] Es ist geplant, ein privates Museum für die Geschichte der Kreuzritter unter der Bezeichnung „Ritterbuch“ zu eröffnen. Das Projekt wird von denselben Initiatoren durchgeführt, die seit vergangenem Jahr die Ordensburg Ragnit restaurieren. Die Ausstellung des Museums soll durch Nachbildungen mit Rüstungen und Waffen von Rittern ausgestattet werden.
Jurij Tschernyschew/PAZ: „Ragnit: Aus dem Leben der Ordensritter“, 6.2.2024
Peter von Dusburg berichtet in seiner Chronik des Preußenlandes, neun Jahre vor Ankunft des Deutschen Ordens sei Ragnit von den Russen belagert worden. Im Jahr 1275 eroberten und zerstörten die Ordensritter die auf einer Halbinsel an der Memel stehende Schalauer Burg „Raganita“ (von prussisch „raganita“ = kleine, liebe Hexe oder raga = Ecke, Horn, Spitze) und errichteten 1289 an ihrer Stelle zeitgleich mit der Burg von Tilsit (seit 1946 Sowetsk) eine Holz-Erde-Burg namens „Landeshut“; letztlich hat sich aber der alte Name „Ragnit“ durchgesetzt. Ebenfalls 1289 wurde die Komturei von Labiau (seit 1946 Polessk) nach Ragnit verlegt wurde, da es wichtige Etappe für die Litauerreisen wurde.
Mindestens seit 1336 ein- oder zweimal jährlich zogen Kontingente des Ordens und Kreuzfahrer von Königsberg (seit 1946 Kaliningrad), Tilsit oder Ragnit aus in das litauische Gebiet. Zuletzt 1355 während der Litauerkriege des Deutschen Ordens zerstört, erbaute der Orden von 1397 bis 1409 westlich der alten Burganlage eine neue Burg „Ragnit“ ganz aus Backsteinen. Der Bau stand unter der Leitung des rheinländischen Baumeisters Nikolaus Fellenstein, der auch für die Erweiterung des Hochmeisterpalastes in der Marienburg verantwortlich war. Nach einem Brand 1445 waren weitere Veränderungen notwendig.
In den Jahren von 1825 bis 1838, unterbrochen durch einen Brand 1828, baute man die Burg zu einem Gericht mit Gefängnis um. Dabei beseitigte man oberhalb des Erdgeschosses die Gewölbe, durchbrach Wände und setzte nach Entfernen der Giebel ein Walmdach auf. Erhalten blieben im Wesentlichen die gewaltigen Hauptmauern und das schlanke viereckige Türmchen der Vorburg. In einem Raum des Gerichts konnten 1906 wertvolle Wandgemälde der Zeit um 1408 freigelegt werden.
Im Zweiten Weltkrieg brannte die Burg 1944/45 völlig aus und ist seither Ruine. Teile der Außenmauern wurden in der Sowjetzeit gesprengt, doch blieben sie weitgehend bis zur Unterkante des Wehrgeschosses erhalten.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Ragnit
A view of the castle at Ragnit, East Prussia, Postkarte von 1912. — Foto: Unknown author/Wikimedia — Vergrößern ⋙ Link
Fakten
Die Burg Ragnit war eine bedeutende Ordensburg im Norden Ostpreußens. Mit ihr kontrollierte der Deutsche Orden die Memel und den Handel mit Russland. Seit 1945 gehört Ragnit als Neman zur sowjetischen, heute russischen Oblast Kaliningrad. (Wikipedia)
Peter von Dusburg: Chronicon terrae Prussiae, Ausgabe von 1679 — Foto: Wikimedia — Vergrößern ⋙ Link
Peter von Dusburg
Peter von Dusburg, auch Peter von Duisburg, war ein Chronist des Deutschen Ordens. Peter von Dusburg lebte etwa von der zweiten Hälfte des 13. bis zur ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, seine genauen Lebensdaten sind unbekannt. Sein Hauptwerk Chronicon Terrae Prussiae („Chronik des Preußenlandes“) verfasste der Deutschordenspriester in Königsberg in der Zeit des Hochmeisters Werner von Orseln. Ihm übergab er 1326 das Werk. Ergänzungen seiner Chronik reichen bis 1330. Das Werk war als Tischlesung für die Ordensbrüder gedacht. Der Text setzt im Jahr 1190 ein. Im Werk wird die Militärgeschichte des Ordens im Preußenland beschrieben und das Ziel ist die Ordensbrüder dazu zu ermahnen, im Kampf gegen die Heiden nicht nachzulassen. Daneben werden auch Eigenheiten der heidnischen Prußen benannt, mit Details zu ihren Glaubensvorstellungen, Heiligtümern und Kulten. Die Chronik ist nur in Kopien aus dem 15. Jahrhundert überliefert. Breitere Wirkung erlangte sie durch die Übersetzung in deutsche Verse durch Nikolaus von Jeroschin im 14. Jahrhundert. (Wikipedia)
Ostpreußen
Ostpreußen (niederpreußisch Ostpreißen) war die nordöstlichste Provinz des bis 1945 bestehenden Staates Preußen.
Das ursprüngliche Siedlungsgebiet des baltischen Stammes der Prußen wurde im 13. Jahrhundert zum Kernland des Deutschordensstaates, im 16. Jahrhundert zum Herzogtum Preußen unter polnischer Lehenshoheit, das 1618 durch Erbschaft an die hohenzollerschen Kurfürsten von Brandenburg fiel.
Kurfürst Friedrich III. erhob das 1657 souverän gewordene Herzogtum zum Königreich Preußen, als er sich in dessen Hauptstadt Königsberg 1701 zum preußischen König Friedrich I. krönte. Als gemeinsamer Name für alle hohenzollerschen inner- und außerhalb des Heiligen Römischen Reiches (HRR) liegenden Länder bürgerte sich später die Kurzform Preußen ein. Als Preußen 1772 das westlich anschließende Polnisch-Preußen unter der Bezeichnung Westpreußen annektiert hatte, verordnete König Friedrich II. für den nordöstlichen Landesteil 1773 den Provinz-Namen Ostpreußen.
Bevor das Herzogtum Preußen 1525 entstand, hatte der Deutsche Ritterorden die in der historischen Landschaft Preußen ansässigen Prußen gewaltsam unterworfen und christianisiert. „Der Ordensstaat wurde [bereits] als ‚Preußen‘ bekannt, und die deutschen und slawischen Kolonisten […] nannten sich selbst Preußen.“ Das Herzogtum Preußen ging aus dem größten Teil des prußischen Gebietes, das Kerngebiet des Deutschordensstaates war, hervor.
Gemäß dem Versailler Vertrag wurde Westpreußen 1920 mit Ausnahme seines 1772 in Ostpreußen eingegliederten, östlich von Weichsel und Nogat liegenden Teils an Polen zurückgegeben. Ostpreußen, von dem nur das Memelland abgetrennt wurde, blieb als Teil des Freistaates Preußen innerhalb des Deutschen Reiches bestehen.
1945 erhielt die Sowjetunion den Nordteil Ostpreußens, und der südliche Teil wurde polnischer Hoheit unterstellt. Durch die in beiden Teilen anschließend erfolgte Vertreibung der deutschen Bevölkerung und die Neubesiedlung mit Polen und aus der Sowjetunion stammenden Bewohnern endete Ostpreußen nach Ende des Zweiten Weltkriegs als historische Landschaft. Mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag vom September 1990 wurden die seit 1945 in Ostpreußen de facto geltenden Besitzverhältnisse völkerrechtlich verbindlich geregelt. (Wikipedia)