Hinweise auf Menschen
Otto Friedrich v. d. Groeben
Statt Historie auszuradieren, wird erinnert: an den Kommandant der brandenburgischen Expedition nach Westafrika im Jahr 1682.
Der Gegenwart. — 4. Februar 2024
Für die linksseitige Spreeuferstraße zwischen der Oberbaum-Brücke und der Straße 5b der Abteilung I des Bebauungsplans der Umgebung von Berlin wird zu Ehren des ersten Brandenburgischen Colonial-Gouverneurs, des Erbauers der Feste Gross-Friedrichsburg an der Küste von Guinea, Majors Otto Friedrich von der Groeben der Name »Gröben-Ufer« beantragt.
Schreiben des preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten Karl von Thielen vom 14. Februar 1895 (Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, TA I HA Rep. 89 Nr. 14456 Bl. 191–196)
Otto Friedrich von der Groeben war der Sohn des kurfürstlich-brandenburgischen Generalmajors und Amtshauptmanns zu Marienwerder und Riesenburg Georg Heinrich von der Groeben (* 1630, † 1697) aus der märkischen, seit dem 15. Jahrhundert in (Ost-)Preußen ansässigen Familie von der Groeben. Seine Mutter war Barbara Dorothea von Gattenhofen (* 1635, † 1694). Obwohl er protestantischen Glaubens war, besuchte er von 1666 bis 1673 das angesehene Jesuitengymnasium in Rößel im Fürstbistum Ermland, wo er eine gründliche klassische Bildung erhielt.
Mit 17 Jahren schloss er sich 1673 dem polnischen Obersten Christoph Meglin an und reiste mit ihm nach Italien und Malta. Von Malta aus nahm er, vermutlich aus Geldmangel und Abenteuerlust, an einer Kaperfahrt gegen das Osmanische Reich teil, wobei er eine Verwundung erlitt. Danach reiste er nach Ägypten, Palästina und Zypern und schließlich nach Spanien, Frankreich und England. In dieser Zeit war er auch ein Jahr lang Soldat in Diensten des spanischen Königs. Nach fast achtjähriger Abwesenheit kehrte er 1680 nach Brandenburg-Preußen zurück. Er ging nach Berlin, wo er dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm als Kammerjunker diente.
Freundschafts- und Handelsvertrag mit Häuptlingen
Wahrscheinlich auch aufgrund seiner Reiseerfahrungen übertrug der Kurfürst dem zum Major der kurbrandenburgischen Armee ernannten Groeben im Frühjahr 1682 die Leitung einer zweiten brandenburgischen Kolonialexpedition an die Küste von Guinea. Diese Expedition hatte zum Ziel, eine ständige brandenburgische Niederlassung und bewaffnete Forts zu ihrem Schutz zu errichten. Dieser Expedition war eine brandenburgische Handelsexpedition vorausgegangen, die im September 1680 unter der Leitung des Kommandanten der Fregatte Moriaen, Philipp Pietersen Blonck, an die Guinea- und Angolaküste abgesandt worden war. Dabei gelang es, am 16. Mai 1681 an der Goldküste etwas westlich des Kaps der drei Spitzen einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit den drei Ahanta-Häuptlingen Pregate, Sophonie und Apany zu schließen, in denen es den Brandenburgern gestattet wurde, eine Niederlassung und ein Fort zu errichten. Sofort nach der Rückkehr der Moriaen im August 1681 begann man mit der Ausrüstung einer neuen Expedition und regte dadurch gleichzeitig die Gründung der Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie an.
Groebens Kolonialexpedition begann am 16. Mai 1682 mit dem Auslaufen der beiden Schiffe der Kurbrandenburgischen Marine Moriaen (32 Geschütze) und Churprinz von Brandenburg (12 Geschütze) aus der Elbe in Richtung Goldküste. Am 27. Dezember 1682 betrat Groeben am Kap der drei Spitzen nahe dem Dorf Accada erstmals afrikanischen Boden. Nachdem man hier jedoch mit plötzlich auftauchenden Holländern aneinandergeriet, segelte man weiter und landete einige Seemeilen weiter nordwestlich. Dort fand man in der Nähe des Dorfes Poquesoe (heute Princes Town) einen geeigneten Standort für das zukünftige Fort. An diesem Ort fand auch am 1. Januar 1683 mit einem militärischen Zeremoniell die feierliche Hissung der brandenburgischen Flagge statt. Unmittelbar nach der Flaggenhissung wurde mit dem Bau von Fort Groß Friedrichsburg begonnen. Am 5. Januar 1683 wurde der Vertrag mit den Ahanta erneuert.
Erkundungen in Kamerun, Benin und Ardra
Während der Bauarbeiten grassierte das Fieber unter den Brandenburgern, und zeitweise waren von 40 Mann nur noch fünf einsatzfähig. Auch Groeben erkrankte. Die beiden Festungsbauingenieure starben, und alle anderen waren zu schwach oder mit der Krankenpflege beschäftigt, so dass die Bauarbeiten schon bald zum Erliegen kamen. Nachdem sich Groeben etwas erholt hatte, segelte er mit der Moriaen und den Kranken zur portugiesischen Insel São Tomé hinüber, wo sie schnell wieder gesundeten.
Auf der Rückreise erkundete er ausführlich die Krabbenbucht (Camerones), einige Kamerun-Gebiete sowie die Küsten der Königreiche Benin und Ardra (Allada). Nach kurzem Aufenthalt in Groß Friedrichsburg übergab er das Kommando über die Festung Groß Friedrichsburg und die Leitung des weiteren Aufbaus an Philipp Pietersen Blonck und kehrte mit der Moriaen über England und Schottland im Juli oder August 1683 in die Heimat zurück. Das zweite Schiff, die Churprinz von Brandenburg, segelte mit zum Verkauf bestimmten afrikanischen Sklaven nach Westindien.
Als Groeben nach insgesamt 18 Monaten in Brandenburg-Preußen eintraf, ehrte ihn der Große Kurfürst als Gründer der ersten brandenburgischen Kolonie und belohnte ihn mit der Anwartschaft auf die Nachfolge in der Amtshauptmannschaft über Marienwerder und Riesenburg, die sein Vater seit 1662 innehatte.
Wirksames Mittel gegen chronisches Reisefieber
Im Jahr 1686 trat Groeben, der 1684 polnischer Generalmajor geworden war, in den Dienst der Republik Venedig, um unter Francesco Morosini im Großen Türkenkrieg an der Wiedereroberung Moreas teilzunehmen. Nach seiner Rückkehr im folgenden Jahr erhielt er den Orden De la Générosité. Im gleichen Jahr heiratete er, wohl auch weil ihm die Ehe als „wirksames Mittel gegen sein chronisches Reisefieber“ erschien, Anna Barbara von Schlieben. Am 10. Mai 1688 übernahm Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg Groeben als Generalmajor in seinen Dienst und ernannte ihn zum Kammerherren.
Groeben trat seither militärisch nicht länger in Erscheinung. Er widmete sich der Bewirtschaftung seiner Güter und der Schriftstellerei. 1694 erschien in Marienwerder, in der eigens dafür eingerichteten Druckerei des aus Elbing stammenden Simon Reiniger, seine Orientalische Reisebeschreibung des Brandenburgischen Edelichen Pilgers Otto Friedrich von der Gröben, nebst der Brandenburgischen Schiffahrt nach Guinea, und der Verrichtung zu Morea, in der er über seine Reisen berichtete. Das aufwendig ausgestattete Buch enthielt das erste bekannte Werk des Malers Georg Lisiewskis.
Im Jahr 1697 wurde Groeben als Nachfolger seines Vaters Amtshauptmann von Marienwerder und Riesenburg. Er veröffentlichte 1700 das allegorische Epos Des edlen Bergone und seiner tugendhafften Areteen denckwürdige Lebens- und Liebesgeschichte. Im Jahre seines Todes war er seit 1704 Königlich-preußischer Kammerherr und seit 1719 Königlich-polnischer Generalleutnant gewesen.
An der Marienwerderschen Domkirche beigesetzt
Otto Friedrich von der Groeben starb am 30. Januar 1728 auf seinem Anwesen bei Marienwerder. Er wurde in der für ihn im Jahre 1705 errichteten Kapelle an der Nordseite der Marienwerderschen Domkirche beigesetzt. Dort befindet sich sein barockes Grabmal. In Berlin-Kreuzberg war von 1895 bis 2009 das Gröbenufer nach Otto Friedrich von der Groeben benannt. Die Tilgung des Straßennamens erfolgte mit der Begründung, Groeben sei ein Sklavenhändler gewesen. Die Kriegsmarine benannte ihr Räumbootbegleitschiff Von der Groeben (am 30. Juli 1918 in den Dienst der Kaiserlichen Marine gestellt; in der Nacht vom 15. zum 16. Juni 1944 durch einen Luftangriff der RAF auf den Hafen von Boulogne-sur-Mer versenkt) nach ihm.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Friedrich_von_der_Groeben
Otto Friedrich von der Groeben,
um 1700 — Illustration: Preußen 1701;
Eine europäische Geschichte/Wikimedia
Lebensdaten
Otto Friedrich von der Groeben (* 16. April 1657 in Napratten bei Heilsberg im Ermland; † 30. Januar 1728 bei Marienwerder) war ein Adliger aus dem historischen Preußen, der dem Ideal des Honnête homme als Offizier und Reisender nachstrebte. Im Dienste Brandenburg-Preußens gründete er 1683 die kurbrandenburgische Kolonie und das Fort Groß Friedrichsburg an der Goldküste Westafrikas. Otto Friedrich von der Groeben war dreimal verheiratet. Nach dem Tod seiner ersten Frau Anna Barbara von Schlieben († 1703) heiratete er im Jahre 1704 die Gräfin Helena Marie, die Tochter von Joachim Heinrich Truchsess von Waldburg, († 8. Juli 1710) und dann 1711 Luise Juliane von Kanitz († 1730) Witwe des Majors Franz Sigismund von Plotho. Er hatte mit seinen Frauen 18 Kinder. (Wikipedia)