Tonkunst und Geräusche
OutKast
»Beatles des Hip-Hop«: 2003 veröffentlichten André 3000 und Big Boi aus Atlanta das Doppelalbum Speakerboxxx/The Love Below.
Der Gegenwart. — 7. Mai 2024 — Nach einem Zufallsfund in der Bücherzelle.
Beide Platten sind visionäre, phantasievolle Hörerlebnisse, die zu den besten Musikstücken des Jahres 2003 gehören, unabhängig vom Genre. (...) Big Boi und André 3000 sind vom gleichen Ausgangspunkt aus in unterschiedliche Richtungen gegangen, doch am Ende klingen sie wie aus einem Guss, weil sie die gleiche freilaufende Ästhetik teilen, in der alles lebendig und alles in ihrer Musik möglich ist. Dieser Geist treibt nicht nur den besten Hip-Hop, sondern auch die beste Popmusik an, und sowohl Speakerboxxx als auch The Love Below gehören zum besten Hip-Hop und zur besten Popmusik, die in diesem Jahrzehnt veröffentlicht wurden. Jeder für sich ist ein Knaller, und zusammen ist ihre Kraft unbestreitbar.
Die Musik von OutKast setzt sich aus den verschiedensten Stilen zusammen. Mit seinem Debütalbum Southernplayalisticadillacmuzik löste das Duo sich bewusst vom dominanten Klang der Ost- und Westküste der USA und entwickelte zusammen mit seinem Produzententeam Organized Noize einen sich in musikalischer Hinsicht deutlich davon abgrenzenden Stil. Dieser weist oft Elemente der 1970er und 80er Jahre auf, basiert aber in erster Linie auf eigenen, neu entwickelten Klängen. Stets stehen dabei Melodien im Vordergrund, die Musik ist stark geprägt durch Hooklines. Teilweise setzt das Duo Samples ein, wenn auch meist sehr subtil und stark verfremdet; ein Großteil der Musik wird allerdings live eingespielt, was im Hip-Hop-Genre eher untypisch ist. Die Beats sind dagegen meist synthetischen Ursprungs. Vor allem Southernplayalisticadillacmuzik und ATLiens waren geprägt von einer Mischung aus Soulmusik – anfangs vor allem Southern Soul – und Funk, der später immer stärkere P-Funk-Konturen annahm und speziell auf Stankonia das Klangbild entscheidend prägte. Seit Aquemini experimentieren Big Boi und André 3000 mit einem größeren Spektrum an Musikstilen. Dazu gehören etwa Dub, (Psychedelic) Rock, R&B, Blues, Gospel und Electro. Auf The Love Below und Idlewild sind daneben Jazz- und Swing-Stücke zu hören, während vor allem Big Bois neuere Lieder oftmals dem Dirty South zuzuordnen sind.
Diese stilistische Entwicklung von OutKast ist geprägt durch die sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten von André 3000 und Big Boi. Während Big Boi seit seiner Jugend dem Hip-Hop verbunden ist und dessen Weiterentwicklung kontinuierlich vorantreibt, versuchte André sich stets von den Einschränkungen des Genres zu emanzipieren und wandte sich bei den Arbeiten an seinem Soloprojekt The Love Below sogar völlig von ihm ab: „Hip-hop is dead. The stuff I do comes out of the boredom of hip-hop being like it is.“ („Hip-Hop ist tot. Das Zeug, das ich mache, resultiert aus der Langweiligkeit des Hip-Hop, wie er jetzt ist.“)
Die musikalische Vielfalt der Werke von OutKast rührt unter anderem her von den unterschiedlichen Einflüssen des Duos: Diese umfassen etwa George Clinton und Parliament/Funkadelic, Prince, Sly & the Family Stone, Bob Marley, Led Zeppelin, Eric B. & Rakim und Curtis Mayfield. Big Boi zählt daneben Sade und Kate Bush zu seinen bevorzugten Künstlern, André 3000 hört etwa noch Jimi Hendrix, John Coltrane und Indie- sowie Garage-Rock-Musiker wie The Smiths und The White Stripes.
Ihre Texte sind dagegen stark von ihrem näheren Umfeld beeinflusst und durchsetzt vom Slang des Tiefen Südens, der auch vulgäre Ausdrücke umfasst. Erwähnt werden oftmals bestimmte Orte ihrer Heimatstadt sowie regionale Alltäglichkeiten und Besonderheiten wie das Essen von Chicken Wings und das Fahren von Cadillacs. Daneben werden aber auch immer wieder sozialkritische und politische Themen angesprochen.
Die Texte werden von Big Boi und André 3000 als Rap vorgetragen; regelmäßig sind allerdings auch Gesangspassagen zu hören, meist von Sleepy Brown stammend, seit Stankonia aber auch immer wieder von André selbst. Ihre ersten vier Alben enthielten zudem Beiträge des Spoken-Word-Künstlers Big Rube. Die Raps von OutKast sind oft sehr schnell und wechseln – vor allem bei Big Boi – häufig zwischen der normalen Rhythmik und Staccato-artigen Doubletime-Passagen. Begünstigt werden diese Fähigkeiten durch eine technisch versierte Atemtechnik des Duos. Die Reimschemata sind meist komplex gehalten und umfassen oft Mehrfachreime, die sich auch über mehrere Verse ziehen können. (Beispiel: “I’m willin' to go the extra kilo-/meter just to see my senorita get her pillow”)
Bedeutung
OutKast hat in der Hip-Hop-Szene und auch weit darüber hinaus zu bedeutenden Entwicklungen beigetragen. Als Teil der Dungeon Family konnte das Duo Georgia und in erster Linie dessen Hauptstadt Atlanta als kulturelles Zentrum des Südstaaten-Hip-Hop etablieren. Dieser war vorher auf sehr heterogene Gebiete mit ebenso unterschiedlichen Musikstilen wie Texas (Geto Boys, UGK), Memphis (8Ball & MJG), Miami (2 Live Crew) und New Orleans (No Limit Records, Cash Money Records) zerstreut. Das Chartportal musicline.de attestiert dem Duo zusammen mit Goodie Mob den kulturkritischen Hip-Hop im Süden der USA eingeführt zu haben.
Dadurch, dass seine Musik aufgrund ihrer Melodiosität kommerziell greifbar war, konnte OutKast spätestens seit 2000 auch in den internationalen Mainstream vordringen und dem Hip-Hop insgesamt eine größere Hörerschaft außerhalb der Szene erschließen. Sein Magnum opus Speakerboxxx/The Love Below ist eines der meistverkauften Alben der 2000er und das kommerziell erfolgreichste Hip-Hop-Album aller Zeiten. In den deutschsprachigen Ländern gehört OutKast neben Cypress Hill, dem Wu-Tang Clan und D12 zu den erfolgreichsten US-amerikanischen Hip-Hop-Gruppen der 2000er.
Im Laufe seiner Karriere bekam OutKast durchweg gute Kritiken für seine Werke und Anerkennung für seine Errungenschaften. Im Zuge der Veröffentlichung von Speakerboxxx/The Love Below 2003 wurde OutKast medial als „Beatles des Hip-Hop“ bezeichnet. 2007 platzierte MTV das Duo auf Platz vier einer Liste der zehn bedeutendsten Hip-Hop-Gruppen aller Zeiten noch vor dem Wu-Tang Clan und nannte es die „womöglich kompromissloseste und unberechenbarste Gruppe in der Hip-Hop-Geschichte“. Mit der Ausnahme von Idlewild wurden sämtliche Alben von OutKast als „unbestreitbare Klassiker“ betitelt. Die deutsche Hip-Hop-Zeitschrift Juice nahm das Duo 2010 in seine Rubrik Kings Of HipHop auf. Erneut wurden bis auf Idlewild alle Alben überaus positiv bewertet. Auch auf mehreren weiteren Bestenlisten sind seine Werke vertreten. Als Fans der Musik outeten sich etwa Eric Clapton, The Roots, David Banner, Q-Tip, Dave Matthews und Pink. Kanye West und die Cunninlynguists nennen OutKast als Inspiration für ihre eigene Musik. Laut Justin Timberlake sei seine ganze Generation von Gruppen wie OutKast beeinflusst worden.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/OutKast
Hey Ya!
Outkast – Hey Ya! (Official HD Video; 706.932.516 Aufrufe; 25.10.2009; 5:03 min.)
Ms. Jackson
Outkast – Ms. Jackson (Official HD Video; 344.943.627 Aufrufe; 14.11.2009; 4:58 min.)
Lebensdaten
OutKast ist ein US-amerikanisches Hip-Hop-Duo aus Atlanta, bestehend aus André 3000 (ehemals „Dre“, bürgerlich André Lauren Benjamin) und Big Boi (bürgerlich Antwan Andre Patton). Es war als Teil der Dungeon Family maßgeblich an der Entwicklung des Genres Dirty South und dessen überregionaler Akzeptanz beteiligt und ist bekannt dafür, mit den verschiedensten Musikstilen zu experimentieren. Die vom Südstaatenslang geprägten Texte von Big Boi und André 3000 beziehen sich dabei häufig auf das Leben in ihrer Heimatstadt. Trotz seines progressiven und experimentellen Ansatzes war OutKast kommerziell stets erfolgreich. Den Höhepunkt erreichte das Duo Anfang der 2000er mit den Nummer-eins-Erfolgen Ms. Jackson und Hey Ya! und dem mit Diamant ausgezeichneten Doppelalbum Speakerboxxx/The Love Below. Mit insgesamt über 22 Millionen verkauften Alben in den Vereinigten Staaten zählen André 3000 und Big Boi zu den Musikern mit dem höchsten Umsatz in ihrem Genre. (Wikipedia)
André 3000 (2014) — Foto: Sven Mandel
André 3000 (* 27. Mai 1975 in Atlanta, Georgia; bürgerlich André Lauren Benjamin) ist ein US-amerikanischer Rapper und Schauspieler. Er ist Mitglied der Hip-Hop-Gruppe OutKast und des Dirty-South-Kollektivs Dungeon Family. André 3000 fällt vor allem durch seinen extravaganten Kleidungsstil auf, der ihm 2004 eine Auszeichnung als „Best Dressed Man in the World“ einbrachte. Als damaliger Veganer wurde er 2004 von der Tierrechtsorganisation PETA neben Alicia Silverstone zum „Sexiest Vegetarian Alive“ gewählt. In einer 2008 veröffentlichten Liste der „50 Greatest MCs of Our Time“, gewählt von About.com, belegt André 3000 Platz 16. Zu seinen Pseudonymen zählen unter anderem Possum Jenkins, Dookie Blossumgame III, Benjamin André und Johnny Vulture. Bis zur Veröffentlichung von Aquemini nannte er sich statt André 3000 schlicht Dre. (Wikipedia)
Big Boi (2006) — Foto: Utoks
Big Boi (* 1. Februar 1975 in Savannah; bürgerlich Antwan André Patton) ist ein US-amerikanischer Rapper und Schauspieler. Er bildet mit André 3000 das Hip-Hop-Duo OutKast und ist Mitglied der Dungeon Family. Er ist auch bekannt unter den Pseudonymen Sir Lucious Left Foot, Daddy Fat Sacks, General Patton, Billy Ocean, Francis the Savannah Chitlin Pimp und Hot Tub Tony. (Wikipedia)
Doppelalbum
Outkast – Speakerboxxx/The Love Below (Full Album; Irish O'African; 175.082 Aufrufe; 24.5.2021; 2:15:03 Std.)
Speakerboxxx/The Love Below ist ein Doppelalbum des US-Rapduos OutKast und eines der erfolgreichsten Alben des neuen Jahrtausends. Es besteht praktisch aus zwei Soloprojekten, die aus marketingtechnischen Gründen zusammen veröffentlicht wurden: Speakerboxxx stammt von Big Boi, während The Love Below fast ausschließlich von André 3000 geschrieben wurde. Das Doppelalbum war vor allem in den USA sehr erfolgreich und belegte dort als einziges OutKast-Album Platz 1 der Billboard 200. Mit 11 Millionen verkauften Einheiten (5,5 Millionen Doppelalben) in den USA ist es auf Platz 59 der dort meistverkauften Alben aller Zeiten und das bisher letzte, das von der RIAA Diamantstatus erhalten hat. In den USA war 2004 lediglich das Album Confessions von Usher erfolgreicher. Bei den Grammy Awards 2004 gewannen OutKast mit Speakerboxxx/The Love Below die Preise in den Kategorien Best Rap Album und Album of the Year, womit zum ersten Mal in der Geschichte der Grammys einer der Hauptpreise an eine Rap-Gruppe vergeben wurde. (Wikipedia)