Bahnbrechende Bücher
Peter Finke
Der Wissenschaftstheoretiker anerkennt in »Citizen Science« die unterschätzten Leistungen der Wissensbürger und Laienforscher.
Der Gegenwart. — 7. Februar 2025
Darwin und Mendel gelten als herausragende Figuren der Wissenschaftsgeschichte – dabei waren sie auf ihren Gebieten »nur« Amateure, keine Berufsforscher im heutigen Sinn. Was sie antrieb, war eine unstillbare Neugier, die auch heute noch unzähligen Laien zu Eigen ist und in leidenschaftlich gepflegten Hobbys und ehrenamtlicher Forschung in vielen Problemfeldern der Zivilgesellschaft ihren Ausdruck findet. Doch Wissenschaft und Forschung gelten mittlerweile als Privileg der Profis, das oftmals lebensnähere Wirken der Laien als zweitklassig. Dabei sind ihre Leistungen bedeutsamer denn je: das Jahrhundertprojekt Wikipedia wäre ohne Citizen Science undenkbar und auch erfolgreiches bürgerschaftliches Engagement kommt ohne fundierte Sachkenntnisse nicht aus. Peter Finke legt die erste Einführung in die Ideenwelt von Citizen Science vor und lädt ein, die unterschätzte Welt der Wissensbürger zu entdecken.
Verlagstext zu: „Citizen Science“
Peter Finke lehrte ab 1982 Wissenschafts-, Sprach- und Kulturtheorie an der Universität Bielefeld und war 1996/97 Gregory-Bateson-Professor für Kulturökologie an der Universität Witten/Herdecke. 2004 verlieh ihm die Universität Debrecen die Ehrendoktorwürde.
2006 trat er aus Protest gegen die Folgen der Bologna-Reform freiwillig vor der Pensionsgrenze aus dem regulären Dienst aus und kritisierte eine „Mitschuld“ der Wissenschaft an der Reform. Er sieht eine „Bildungskrise“ als Teil einer tiefgreifenden kulturellen Krise, und plädierte für eine Citizen Science als Weg zu einer echten Wissensgesellschaft.
Peter Finke setzte sich mit Linguistik, Literaturwissenschaft und Kulturtheorie auseinander und thematisierte die Bedeutung von Metaphern in der Wissenschaft und das Verhältnis von Wissen und Glauben. Er beschäftigt sich mit kultur- und wissenschaftstheoretischen Aspekten der Ökologischen Ökonomik und kritisiert „das Nachhaltigkeitsgeschwätz“, wobei er den Begriff des nachhaltigen Wachstums als Oxymoron bezeichnet.
Er ist Gründungsmitglied und Beisitzer im Vorstand der Vereinigung für Ökologische Ökonomie und Jurymitglied des Kapp-Forschungspreises und engagiert sich, teils in leitender Funktion, in Netzwerken der Citizen Science. Er ist Vorsitzender des Beirats des Naturwissenschaftlichen Vereins für Bielefeld und Umgebung und war Mitgründer und langjähriger Vorsitzender des 1992 gegründeten Dachverbands der Naturwissenschaftlichen Vereinigungen Deutschlands. Dieser beschloss 2005 die Umwandlung zum Netzwerk der Naturwissenschaftlichen Vereinigungen in Mitteleuropa, als dessen Sprecher Finke bis heute aktiv ist (Stand: 2013).
2005 gründete er das Parosphromenus-Project, das am Beispiel der Prachtguramis gegen die Urwaldvernichtung in Malaysia und Indonesien kämpft. Es entstand aus einem Forschungsprojekt der von Finke geleiteten Arbeitsgruppe E.C.E.R.G. (Evolutionary Cultural Ecology Research Group), das sich mit kulturellem Wandel durch Ökonomisierung und Globalisierung anhand von Wissenschaft und Bildung, Politik und Alltagskultur beschäftigte.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Finke_(Wissenschaftstheoretiker)

Prof. Peter Finke
Foto: oekom Verlag © Bayreuther
Der Autor
Peter Finke (* 5. November 1942 in Göttingen) ist ein deutscher Wissenschaftstheoretiker und pensionierter Professor für Wissenschaftstheorie und Kulturökologie. (Wikipedia)
Das Buch

Peter Finke: Citizen Science – Das unterschätzte Wissen der Laien. Wissenschaft für alle in einer nachhaltigen, demokratischen Gesellschaft. Nachwort von Ervin Laszlo. 240 Seiten. oekom verlag, München. Dt. Erstausg. Edition (2014)
»Amateurwissenschaft ist nicht out, im Gegenteil: Sie ist freier, politischer und zukunftsfähiger als die heutige Berufswissenschaft. Peter Finke hat die erste Einführung in die Ideenwelt von Citizen Science vorgelegt und lädt mit seinem Standardwerk dazu ein, die unterschätzte Welt der Wissensbürger zu entdecken, und hat zu recht eine hohe mediale Aufmerksamkeit erfahren. — Peter L. W. Finke war 25 Jahre lang als Professor für Wissenschaftstheorie an der Universität Bielefeld tätig, ehe er aus Protest gegen die Hochschulpolitik freiwillig vor der Pensionsgrenze aus dem regulären Dienst ausschied. Er gilt als der führende Experte für Citizen Science im deutschsprachigen Raum. Ervin Laszlo ist der international hoch angesehene Präsident des Club of Budapest.« (Verlagstext)
Pressestimmen
Ein fulminantes und fundiertes Plädoyer für die Überwindung der Spaltung der Wissenschaft in Profis und Laien.
Dr. Ueli Nagel (Wien)
Das informative und tiefgründige Buch hat eine wichtige Informationslücke geschlossen.
Prof. Dr. Michael Wink (Heidelberg)
Ein faszinierendes Buch, das genau zur richtigen Zeit kommt, ein Muss für jeden an Wissenschaft und Wissenschaftspolitik Interessierten.
Prof. Dr. Uwe Schneidewind (Wuppertal Institut)
Werke
▬ Grundlagen einer linguistischen Theorie: Empirie und Begründung in der Sprachwissenschaft. Vieweg, 1979
▬ Konstruktiver Funktionalismus. Vieweg, Braunschweig 1982
▬ Sprache im politischen Kontext. In: Konzepte Der Sprach- und Literaturwissenschaft. Band 29. Niemeyer, 1983
▬ Die Ökologie des Wissens. Alber, Freiburg im Breisgau 2005
▬ Wirtschaft – ein kulturelles Ökosystem. Über Evolution, Dummheit und Reformen. In: Eva Lang, Christiane Busch-Lüty, Jürgen Kopfmüller (Hrsg.): Wiedervorlage dringend – Ansätze für eine Ökonomie der Nachhaltigkeit. oekom, München 2007, S. 60–73.
▬ Citizen Science. Das unterschätzte Wissen der Laien. oekom, München 2014
▬ Freie Bürger, freie Forschung. Die Wissenschaft verlässt den Elfenbeinturm. oekom, München 2015
▬ Lob der Laien. Eine Ermunterung zum Selberforschen. oekom, München 2018
▬ Mut zum Gaiazän. Das Anthropozän hat versagt. oekom, München 2022
Er ist einer der deutlichsten Kritiker der gegenwärtigen Wissenschaftstheorie, -praxis und -politik, insbesondere in Deutschland, Europa und den USA. Mit seinem grundsätzlich skeptischen Ansatz hat er sich auf den Gebieten der Wissenschaftsphilosophie, der theoretischen Linguistik, der Kulturtheorie und des Naturschutzes einen Namen gemacht. Zurzeit schreibt er an einem weiteren Buch über Dummheit und Nichtwissen.