Machtworte – Inspektion der Herrschaftssprache
Probleme neu verpackt
Das Umbenennen von Begriffen ist zur rhetorischen Kunstform geworden. Reitschuster.de weist auf diesen Trend hin, der alle Ebenen der politischen Kommunikation durchzieht: Sprachakrobatik verschleiert die Wirklichkeit.
Der Gegenwart. — 12. September 2024
Warum ein Problem lösen, wenn man es einfach umbenennen kann? Diese Frage stellt sich nicht nur in den staubigen Archiven der Bürokratie, sondern auch in den hochmodernen Krisenzentren unserer Hauptstadt. Das jüngste Beispiel liefert die Berliner Feuerwehr mit der Umbenennung des wenig charmanten „Ausnahmezustands Rettungsdienst“ in das erheblich wohlklingendere „Auslastungsstufe Rettungsdienst 3“. Der Begriff klingt, als ob wir nur ein wenig überbucht wären – vielleicht wie ein schickes Hotel während der Fashion Week.
Die Idee, Probleme durch clevere Begriffsänderungen zu lösen, hat nicht nur in der Verwaltung Tradition. Bereits in sozialistischen Systemen war es gang und gäbe, die Wirklichkeit durch Sprachakrobatik zu verschleiern. Dort hieß es nicht etwa „Lebensmittelknappheit“, sondern „temporäre Versorgungsengpässe“. Und natürlich gab es auch keinen Mangel an Wohnungen, sondern „Kommunalkas“ (auf Deutsch „Kommunalwohnungen“) – Zwangs-WGs, in denen mehrere Familien in eine Wohnung gepfercht wurden. Man fragt sich, ob die Berliner Feuerwehr hier ein wenig Inspiration aus der Geschichte gezogen hat.
Doch die Feuerwehr ist bei weitem nicht die einzige Institution, die das Problemumbenennen zur Lösung erklärt hat. Der Trend zieht sich durch alle Ebenen der politischen Kommunikation. So werden aus „Asylanten“ mittlerweile „Geflüchtete“, was die Brisanz des Themas sprachlich gleich etwas mildert. Denn „Flüchtende“ klingt dynamischer, weniger passiv. Oder nehmen wir den allgegenwärtigen „Klimawandel“, der kurzerhand zur „Klimakrise“ wurde – das klingt nach mehr Dringlichkeit und Handlungsbedarf, auch wenn die Maßnahmen oft dieselben bleiben. Diese Art von sprachlichen Neuschöpfungen ist längst zur rhetorischen Kunstform geworden: Probleme werden neu verpackt, sodass sie in den Nachrichten weniger unangenehm erscheinen. So können wir uns zumindest einreden, dass wir etwas getan haben, auch wenn in Wirklichkeit meist alles beim Alten bleibt.
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