So steht es geschrieben
In China ist ein Sack Reis umgefallen
Presse und Rundfunk sind voller wichtig wirkender Worte und unwichtiger Kampagnen. Hier wollen wir ein paar amüsante Beispiele sammeln.
Der Gegenwart. — 20. März 2023 — Update 16. April 2023
Nackte frieren mit Wärmflaschen gegen Erderhitzung
Nach Farb-Attacken auf die FDP-Zentrale, der Stürmung des Hotel Adlon und einer Fahrradtour auf der Autobahn nun das: Klimaaktivisten der „Extinction Rebellion“ haben sich am Sonntag auf der Treppe des Alten Museums entblößt. […] Trotz der defensiven Aufführung von nackten Tatsachen am Alten Museum jagte ein Mitarbeiter des Hauses die Gruppe mit einem wütenden Ruf davon: „Runter hier, sonst rufen wir die Polizei“, lautete die Drohung. Nach zehn Minuten stellten die Klimaaktivisten ihre Darbietung freiwillig ein – und erhielten zum Dank von ihren Mitstreitern Wärmflaschen.
Zitiert aus: „Nackte Tatsachen / Entblößte Klimaaktivisten frieren am Alten Museum“, morgenpost.de vom 16.4.2023
Klima-Shaming gegen klimaschädliche Verbraucher
Klima-Shaming. Als ich den Begriff neulich bei Focus las, musste ich denken, dass ist doch ein schöner neuer Begriff, mit dem man die ohnehin schon gut konditionierte Leserschaft noch mehr erziehen kann. Damit sie sich vor lauter schlechtem Gewissen klima-korrekter verhält. „Fliegen, shoppen, Fleisch essen… alles Dinge, die unserem Planeten nicht wirklich guttun. Verständlich, dass diejenigen, die verzichten, sich ärgern, wenn andere weitermachen wie bisher“, heißt es im Focus-Beitrag. Der Beitrag beschäftigt sich also mit der Zielgruppe „klimaschädliche Verbraucher“, die fliegen, shoppen, duschen, Fleisch essen und möglicherweise dabei noch Spaß haben. Das Blatt sucht nach Lösungen, wie man solche Verbraucher von dem schädlichen Konsumieren abbringt.
„Transfeindlichkeit in der Jungle World“
Wir beklagen, dass Transfeindlichkeit in der Jungle World immer wieder eine Plattform bekommt und als zentrales Ideologem des aktuellen Antifeminismus und der Querfront offenbar nicht ernstgenommen wird. Vor allem beklagen wir, dass die “Jungle World” in Bezug auf die Debatte um Transfeindlichkeit ihrem Anspruch als linksradikale Zeitung nicht gerecht wird. Wie wir dargelegt haben, sind trans Menschen momentan weltweit einer brutalen Hasskampagne ausgesetzt. Anstatt sich solidarisch hinter eine marginalisierte Personengruppe zu stellen, der aufgrund patriarchaler und biologistischer Vorstellungen von Geschlecht eine zumindest ansatzweise freien Entfaltung als Subjekt verwehrt wird, macht die Jungle World mit bei Falschinformationen und Dämonisierung.
Zitiert aus: „Linke streben keine ‚natürliche' Gesellschaft an, sondern eine befreite / Offener Brief von (ehemaligen) Autor*innen der Jungle World gegen die fehlende Abgrenzung von transfeindlichen Ressentiments in der Zeitung“, tumblr.com/offenerbriefjungleworld, März 2023
Siehe auch: „Transfeindlichkeit bei der Jungle World? Eigene Autoren attackieren linke Zeitung“, Berliner Zeitung vom vom 23. März 2023
NDR.info: Politologin fordert „Das Ende der Ehe“
Die französische Politologin Emilia Roig hat ein Ende der Ehe zwischen Mann und Frau gefordert. Diese sei „eine der wichtigsten Säulen des Patriarchats“, kritisierte sie gegenüber dem NDR. Die „schädlichen Aspekte“ der Vereinigung würden komplett ausgeblendet und verleugnet. Es handle sich bei der Ehe um eine „obsolete Institution“, die „die Ungleichheit und Unterdrückung der Frauen in unserer Gesellschaft produziert und aufrechterhält“. Sie sei nicht nur ein Stück Papier beim Standesamt, sondern ein gesamtes politisches, wirtschaftliches System. Das Ende der Ehe müsse auch das Ende des kapitalistischen Wirtschaftssystems bedeuten. Als Alternative forderte sie eine „feministische Lohnsteuer“. Frauen, die ein geringes Einkommen haben, sollen dabei Geld von männlichen Großverdienern bekommen. Dieser „radikale Lohnausgleich“ sei für die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern nötig. […] Ende März erscheint das Buch „Das Ende der Ehe“ von Roig, in dem sie weiter auf ihre Forderungen und Thesen eingeht.
Zitiert aus: „Politologin fordert im NDR die Abschaffung der Ehe“, Junge Freiheit vom 20. März 2023
Redewendung
Die Redewendung „In China (oder Peking) ist ein Sack Reis (oder Fahrrad) umgefallen“ ist eine Metapher für ein unwichtiges Ereignis. Mit dieser scherzhaft-abfällig verwendeten Floskel signalisiert der Sprecher die von ihm empfundene Bedeutungslosigkeit eines Themas. (Wikipedia)
Was ihr Journalisten schreibt, interessiert mich soviel, als wenn in Peking ein Radl umfällt.
Franz Beckenbauer, Teamchef (1984 bis 1990), 1986
Ob wir in Brandenburg unsere beiden Kraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe schließen, hat auf das Weltklima ungefähr soviel Auswirkungen, als ob in China ein Sack Reis umfällt.
Matthias Platzeck, Ministerpräsident von Brandenburg (2002 bis 2013) in einem Interview 2008
Klima-Shaming
Carbon shaming:
»Aylin Woodward: As denying climate change becomes impossible, fossil-fuel interests pivot to 'carbon shaming'. In: Business Insider. Abgerufen am 13. September 2021 (amerikanisches Englisch).« (Wikipedia, Einzelnachweis 24, sowie Wikipedia, Einzelnachweis 35)
Science’s Culture of Shaming:
»Fiske, A Call to Change Science’s Culture of Shaming, APS Observer, 31. Oktober 2016« (Wikipedia, Einzelnachweis 3)
Naming and Shaming:
»Die verabschiedeten Regeln sind kein „Muss“, sollen aber durch „Naming and Shaming“ („Nennen und Beschämen“) wirksam werden, indem entsprechende Länder bei Verletzungen öffentlich angeprangert werden.« (Wikipedia)
Heiz-Shaming:
»lahme Energiespar-Kampagne der Bundesregierung: Heiz-Shaming« (Wikipedia)
Flight-shaming/Flugscham:
»Imogen West-Knights: Why the flight-shaming movement sweeping Europe won’t take off in the UK. In: New Statesman. 8. Oktober 2019 (englisch, enthält u. a. Begriffsdefinition und frühe Entstehungsgeschichte des Wortes Flugscham).« (Wikipedia)
Flight-shaming:
»Imogen West-Knights: Why the flight-shaming movement sweeping Europe won’t take off in the UK. In: New Statesman. 8. Oktober 2019, abgerufen am 20. November 2019 (englisch): „... the shame we ought to feel about flying ...“« (Wikipedia, Einzelnachweis 20)
Flugscham:
»Flugverkehr – Mit "Flugscham" für die Umwelt. Deutsche Welle, 12. April 2019, abgerufen am 23. November 2019: „Flygskam - Flugscham auf Deutsch. Gemeint ist der Verzicht aufs Fliegen der Umwelt zuliebe.“« (Wikipedia, Einzelnachweis 21)
Wir müssen aufpassen, nicht zu einem Land zu werden, in dem kollektives Klima-Shaming der Normalfall ist. Denn die Gefahr ist groß, dass sich Forderungen der Klimaschützer von vernünftigem zu übersteigertem Verhalten auswachsen. […] Es geht aber noch abgedrehter. In den USA hat sich eine „Bewegung zur freiwilligen Auslöschung des Menschengeschlechts“ gegründet, über die kürzlich die „Zeit“ berichtete: Sie propagiert, sich nicht weiter fortzupflanzen, damit sich die Biosphäre endlich erholen könne.
Anette Dowideit: „Leben verursacht nun einmal CO2“, welt.de vom 13.7.2019