Bekanntmachungen
Stefan Weber
Der Plagiatsjäger prüft wissenschaftliche Redlichkeit. Jetzt hat er auch die Bücher von Kamala Harris unter seine Lupe genommen.
Der Gegenwart. — 15. Oktober 2024
Ein Stolperstein für Kamala Harris im US-Wahlkampf – aus Salzburg: Der bekannte Plagiatsjäger Stefan Weber weist ihr nach, dass große Teile ihres Buches „Smart on Crime“ abgeschrieben sind – etwa bei Martin Luther King, dem Helden der Bürgerrechtsbewegung.
Ein Experte allerdings sieht das anders: Die „New York Times“ zitiert Jonathan Bailey, Herausgeber des Fach-Blogs „Plagiarism Today“, der die Vorwürfe „nicht ernsthaft“ nennt. „Die Anzahl an Verfehlungen deutet für mich auf Fehler hin, nicht auf die Absicht, zu betrügen.“
Joan O’C. Hamilton, die das Buch als Ghostwriterin mit Harris geschrieben hat, soll von der Enthüllung überrascht und schockiert sein.
Stellen Sie sich für einen Moment vor, Donald Trump wäre dabei ertappt worden, dass sein Buch zahlreiche Plagiate enthält. Noch dazu kurz vor den entscheidenden Präsidentschaftswahlen. Wetten, dass Ihnen das ganz groß aus den Seiten der „Qualitätsmedien“ und von den Fernsehbildschirmen entgegen springen würde? Die Häme und die Schadenfreude wären riesig. Und jetzt machen wir den Realitätstest: Wie viele von Ihnen haben bei ARD, ZDF, Spiegel, Zeit & Co. etwas davon gelesen oder gehört, dass Trump-Konkurrentin Kamala Harris sage und schreibe „mindestens 24 bösartige Plagiate“ in ihrem 2009 erschienenen Buch „Smart on Crime“ nachgewiesen wurden?
Stefan Weber studierte von 1989 bis 1996 Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg, wo er 1996 mit einer von Peter A. Bruck betreuten Dissertation mit dem Titel Konstruktivismus, Neurophilosophie und Medientheorie – zur Ent-Dualisierung des Erkennens zum Dr. phil. promoviert wurde.
In Salzburg arbeitete er als Journalist und Universitätslektor. 2002 war er Lehrbeauftragter an der Universität Klagenfurt. 2005 habilitierte er sich am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien zu Medien- und Kommunikationstheorien.
Weber war externer Lehrbeauftragter an der Technischen Universität Wien. Bei der Research Studios Austria Forschungsgesellschaft war er Senior Researcher für den Bereich Smart Media for Science. Er versuchte mehrfach, österreichische Universitäten davon zu überzeugen, ihm eine Professur für „gute wissenschaftliche Praxis“ einzurichten.
Im September 2023 erschien Webers Buch Auf „Plagiatsjagd“. Im Buch argumentiert Weber, im Wissenschaftssystem gehe es nicht mehr um Qualifikationen, sondern um Zufälle, Kontakte und Geschlecht. Außerdem wirft Weber drei Hochschullehrern vor, seine eigene weitere akademische Karriere verhindert zu haben. Darunter nennt er Wolfgang Donsbach, der eine Stiftungsprofessur verhindert habe, für die Weber nach eigenen Angaben 500.000 Euro bei einem privaten Mäzen eingeworben habe.
Wirken als Plagiatsexperte
2005 entdeckte Weber, dass ein deutscher Lehrer 2004 knapp die Hälfte seiner Dissertation an der Universität Tübingen weitgehend wörtlich aus seiner eigenen Dissertation aus dem Jahr 1996 übernommen hatte, nachdem dieser ihn selbst auf Übernahmen aufmerksam gemacht hatte. Weber wurde daraufhin publizistisch aktiv, um auf Plagiatsprobleme an Universitäten aufmerksam zu machen. Dem Plagiator wurde im Juli 2005 der Doktorgrad aberkannt, 2007 erfolgte seine strafrechtliche Verurteilung.
Seit Juni 2010 publiziert Weber in seinem Blog für wissenschaftliche Redlichkeit, in dem er unter anderem Plagiatsfälle kommentiert, aber auch selbst Plagiatsvorwürfe erhebt. Auf seiner Website bietet er zudem neben „Lebenslauf-Screenings“ und „Plagiat-Checks“ auch dazugehörige Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an, wobei die Auftraggeber anonym bleiben können. Laut Recherchen des Falter kam 2011 ungefähr ein Drittel der Anfragen von Anwaltskanzleien. Laut einem Bericht von Zeit Campus sind die meisten Fälle, die Weber begutachtet, keine Prominenten, „sondern Unbekannte, denen Neider, Konkurrenten oder sonstige Feinde einen Imageschaden zufügen wollen.“ Für eine Plagiatsprüfung erhalte er durchschnittlich 3000 Euro. Zur Plagiatsprüfung verwendet Weber unter anderem die Software Turnitin.
2022 wurde bekannt, dass ein von Weber an der TU Wien für einen Zeitraum von sieben Jahren geplantes und vom österreichischen Bildungsministerium bewilligtes Forschungsprojekt namens Forschungsschwerpunkt Gute Wissenschaftliche Praxis nicht zustande kam. 2021 gründete Weber mit Markus Haslinger die Arbeitsgemeinschaft „Gute wissenschaftliche Praxis im Wandel“ (ARGE GWP) der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG). Ende 2022 wurde bekannt, dass Weber ihr nicht weiter angehören wird. Der Kurier und der Standard deuteten die Entscheidungen in Zusammenhang mit Webers Plagiatsvorwürfen gegen Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).
Weber arbeitete an der 2023 veröffentlichten „IHS-Plagiatsstudie“ mit, distanzierte sich jedoch davon, da sie die Diskussion in Österreich um 15 Jahre zurückfallen lasse und das Plagiat für die Studie kein Bildungsproblem, sondern ein Imageproblem der Hochschulen zu sein scheine.
Nach von Weber öffentlich gemachten Vorwürfen wurden 13 Personen akademische Grade entzogen. Weber hat nach eigenen Angaben etwa 500 Arbeiten überprüft (Stand: 2024). Er hat ein angemietetes Büro in den Räumen der Universität Salzburg und wird von Honorarkräften unterstützt, darunter Detektive, Informatiker und Wissenschaftler.
Kritik
[Ausschnitt!] Webers Doktorvater Peter Bruck schrieb 2007 im Standard, Weber habe zwar Missbräuche an österreichischen Universitäten mit Intelligenz und Beharrlichkeit aufgedeckt, sich jedoch in einigen Fällen durch Erzeugung eines „Medien-Halali“ vom Spürhund zum Jäger und vom Jäger zum Richter gewandelt. Das sei illegitim. Hermann Horstkotte hielt diese Kritik in der Zeit für zu weitgehend, da letztlich Hochschulen und Gerichte und nicht Privatpersonen über eine Titelaberkennung entscheiden würden. Der VroniPlag-Mitarbeiter Gerhard Dannemann attestiert Weber gründliche Arbeit, auch wenn er an einigen Stellen zu penibel arbeite. Einige andere Mitarbeiter von VroniPlag kritisierten Webers Art, Funde früh und unter möglichst großer medialer Aufmerksamkeit zu veröffentlichen. Weber selbst bezeichnet sich als „cholerisch“ und „in der Sache ein Getriebener“.
„Whitelist“
Neben diversen Plagiatsvorwürfen führt Weber eine sogenannte „Whitelist“ mit Politikern, deren Arbeiten nach Prüfung keine Plagiate zu Tage gebracht haben, darunter Werner Kogler, Sigrid Maurer, Margarete Schramböck, Karl Nehammer und Gernot Blümel.
Plagiatsvorwürfe
Stefan Weber erhob Plagiatsvorwürfe oder Vorwürfe sonstigen wissenschaftlichen Fehlverhaltens gegen mehrere in der Öffentlichkeit stehende Personen und Institutionen [Ausschnitt der Liste mit einigen weniger komplexen Fällen!]:
▬ Johannes Hahn (ÖVP): Größeres mediales Aufsehen erregten zunächst die Vorwürfe gegen den damaligen österreichischen Wissenschaftsminister Johannes Hahn im Jahr 2007, er habe in seiner Dissertation „seitenweise unzitiert abgeschrieben“. Die Universität Wien beauftragte Peter Schulthess (Universität Zürich) mit einem Gutachten, das Hahn bezüglich der kritisierten Stellen entlastete. 2011 erhielt Weber von Peter Pilz den Auftrag, die gesamte Doktorarbeit Hahns – mittlerweile EU-Kommissar – zu überprüfen. In seinem Gutachten erhebt Weber aufgrund weiterer Fundstellen erneut Plagiatsvorwürfe. Hahn bezeichnete es als „politisch motivierte Auftragsarbeit, aufgrund des bekannten Aktionismus wenig überraschend und nicht maßgeblich“.
▬ Peter Weibel: Da der Medienkünstler Peter Weibel in seinem Lebenslauf immer wieder eine von ihm geschriebene Dissertation erwähnte, ohne selbst den ihm von anderer Seite fälschlicherweise wiederholt zugeschriebenen Doktorgrad als Namensbestandteil zu führen, bezeichnete Weber 2010 diesen – als Beispiel für eine „perfekte Lebenslüge“ geschilderten – Sachverhalt in seinem Blog ironisch als „Das Weibelsche Dissertations-Doktorats-Paradoxon“ und stellte die Frage, ob „eigentlich eine nicht-eingereichte Dissertation schon eine Dissertation“ sei.
▬ Norbert Lammert (CDU): Die Dissertation des deutschen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert charakterisierte Weber als eindeutiges Plagiat, dessen Konsequenz nur der Entzug des Doktorgrades sein könne.[35] Nach eingehender Prüfung der Vorwürfe teilte die betroffene Ruhr-Universität Bochum jedoch mit: „In der Dissertation finden sich zwar vermeidbare Schwächen in den Zitationen, die aber den Verdacht des Plagiats oder der Täuschung keineswegs rechtfertigen“ und entschied sich, kein Plagiatsverfahren einzuleiten.
▬ Zwei Wissenschaftlerinnen der TU Dresden: Weber erhob gegen zwei Wissenschaftlerinnen der Technischen Universität Dresden Plagiatsvorwürfe. Bei einer Betroffenen wurden diese bestätigt, führten aber nicht zur Aberkennung von akademischen Graden. Im zweiten Fall widerrief Weber schließlich seine Vorwürfe und erklärte, die beanstandete Dissertation sei „kein Plagiat“.
▬ Christian Buchmann (ÖVP): Im Juni 2016 bezeichnete er die Dissertation des steirischen Landesrats Christian Buchmann als zu 30 Prozent abgeschrieben, eine Untersuchung wurde eingeleitet. In weiterer Folge wurde Buchmann im April 2017 der Doktorgrad entzogen und er reichte seinen Rücktritt vom Posten des Landesrats ein.
▬ Afghanistan-Gerichtsgutachter: Im Februar 2018 erhob Weber Vorwürfe gegen den einzigen Afghanistan-Gerichtsgutachter Österreichs wegen mangelnder Wissenschaftlichkeit in einem seiner Gutachten. Der Gutachter wurde im September 2018 von der Gerichtssachverständigenliste gestrichen.
▬ Axel Spörl: Der neue Chef einer Tochtergesellschaft der Burgtheater Holding, der Art for Art Theaterservice GmbH, wurde von Stefan Weber gemeinsam mit dem Kurier wenige Tage nach Spörls Jobantritt des mehrfachen Betrugs überführt: Er soll seinen Doktortitel erfunden und seine Promotionsurkunde „stümperhaft“ gefälscht haben. Axel Spörl trat daraufhin zurück. Später wurde bekannt, dass er auch seine Zugehörigkeit zum Judentum erfunden hatte. Die Aufdeckungen in der Causa Spörl waren mit ein Grund für den Rücktritt von Kultur-Staatssekretärin Ulrike Lunacek, die für Spörls Berufung als Chef bei Art for Art verantwortlich war.
▬ Christine Aschbacher (ÖVP): Wegen der 2006 an der Fachhochschule Wiener Neustadt verfassten Diplomarbeit der amtierenden österreichischen Arbeitsministerin Christine Aschbacher erhob Weber am 7. Jänner 2021 Plagiatsvorwürfe. Auch ihre 2020 eingereichte Dissertation an der Technischen Universität Bratislava (Defensio am 26. August 2020) wurde für Plagiate kritisiert. Am 9. Jänner verkündete Christine Aschbacher ihren Rücktritt als Ministerin.
▬ Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen): Zwischen Juni und September 2021 warf Weber der deutschen Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock auf seinem Blog vor, in ihrem Buch Jetzt. Wie wir unser Land erneuern an mindestens 100 Stellen wortgleiche oder teilweise wortgleiche Sätze bzw. Teile von Sätzen aus anderen Texten zu verwenden. Während deutsche Rechts- und Plagiatsexperten zuerst keinerlei Urheberrechtsverletzungen erkennen konnten, stimmten sie, nachdem Weber Anfang Juli weitere Stellen monierte, zu, dass sich einige Passagen in einer „Grauzone“ befänden. Die Plagiatsvorwürfe gegen Baerbocks Buch wurden als Grund dafür bewertet, dass ihre Kanzlerkandidatur scheiterte. Baerbock kündigte zunächst an, Fußnoten zu ergänzen, zog das Buch nach der Bundestagswahl 2021 jedoch aus dem Handel zurück.
▬ Diana Kinnert (CDU): Im Mai 2022 warf Weber der Publizistin Diana Kinnert vor, in ihren 2017 und 2021 erschienenen Büchern „großflächig“ bei Publizisten wie Ulf Poschardt und Leander Scholz sowie aus Wikipedia abgeschrieben zu haben. Ihr 2021 erschienenes Buch wurde daraufhin vom Verlag aus dem Verkauf genommen. Auf Nachfrage der Presse räumte Kinnert die Richtigkeit der Vorwürfe ein und entschuldigte sich.
▬ Markus Kaiser (TH Nürnberg): Im Sommer 2022 sorgte ein Plagiatsvorwurf Webers gegen Journalismus-Professor Markus Kaiser für Unruhe an der TH Nürnberg. Weber hatte zuvor aus Kaisers Lehrbuch Recherchieren. Klassisch – online – crossmedial (2015) mehrere Stellen veröffentlicht, die als Plagiate von Wikipedia und Der Spiegel zu werten seien. In einer Reaktion warf Kaiser seinerseits Weber Fehler bei der Analyse vor, kündigte aber im Falle einer neuen Auflage des Lehrbuchs eine kritische Überprüfung an.
▬ Michael Takács: Im Juli 2022 veröffentlichte Weber eine Analyse der Masterarbeit von Michael Takacs, der kurz zuvor als neuer Bundespolizeidirektor in Österreich ernannt worden war. Darin sollen seitenweise verschiedene Online-Quellen plagiiert worden sein. Nach mehreren Medienberichten kündigte Takács eine Überprüfung seiner Arbeit an.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Weber_(Kommunikationswissenschaftler)
Dr. phil. Stefan Weber
Foto: Inside Politics Austria/Wikimedia
Wir haben seit 100 Jahren die Norm, dass wir wörtlich Übernommenes in Anführungszeichen setzen. Das gilt nicht nur in der Wissenschaft.
Lebensdaten
Dr. phil. Stefan Weber (* 14. Juni 1970 in Salzburg) ist ein österreichischer Kommunikationswissenschaftler und Publizist, der sich mit der Aufdeckung von Plagiaten befasst. In den Medien wird er aufgrund seiner Gutachter- und Recherchetätigkeit und der von ihm infolgedessen öffentlich erhobenen Plagiatsvorwürfe häufig als „Plagiatsjäger“ bezeichnet. Einige von Weber erhobene Vorwürfe führten zur Aberkennung akademischer Grade und zu Rücktritten von Politikern, andere wurden als unbegründet abgewiesen. (Wikipedia)
Interview mit Stefan Weber
Kamala Harris macht die Baerbock und schreibt Buch ab | NIUS Live am 16. Oktober 2024 (1:00:30 Std.)
»Darüber spricht Deutschland heute: ▶ Macht US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris auf Baerbock? Der Salzburger Plagiatsjäger Stefan Weber wirft Harris vor, große Teile ihres Buches abgeschrieben zu haben. ▶ Neue Hammer-Studie! Fast jeder zweite Jugendliche im Land meint: Der Staat kümmert sich mehr um Migranten als um hilfsbedürftige Deutsche. ▶ Finanzminister Lindner warnt: Das Land bewegt sich in Richtung einer neuen DDR! Grünen-Frau Lang kontert, und alle fragen sich: Wie grün ist sie noch die Ampel? — Jeden Morgen um 8 Uhr beleuchtet NIUS-LIVE-Moderator Alex Purrucker die Themen, die Millionen Menschen bewegen und über die Deutschland spricht. Am Mittwoch begrüßt er Roger Köppel, Chefredakteur der Schweizer Weltwoche, und NIUS-Reporter Julian Reichelt zum Talk im NIUS Radio-Studio.«
VroniPlag Wiki
VroniPlag Wiki ist ein am 28. März 2011 auf der Wikifarm Wikia gegründetes Wiki, wo verschiedene Hochschulschriften – hauptsächlich Dissertationen – untersucht werden, die unter Plagiatsverdacht geraten sind. Die Dokumentationen lösten teilweise Überprüfungen durch die zuständigen Fakultäten mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen aus. In mindestens 89 Fällen (Stand: 3. April 2023) führten sie zur Aberkennung des Doktorgrades, in anderen Fällen wurden sie für minderschwer erachtet oder zurückgewiesen oder blieben allein aufgrund fehlender rechtlicher Grundlagen (so in der Slowakei bis 2020) folgenlos. Gründer ist der deutsche Plagiatsgutachter Martin Heidingsfelder. Das VroniPlag Wiki ist nach Edmund Stoibers Tochter Veronica Saß benannt, deren Dissertation als erste untersucht wurde. Bis Anfang April 2023 (Stand: 3. April 2023) erhöhte sich die Zahl der namentlich genannten untersuchten Arbeiten auf 201 Dissertationen und 13 Habilitationsschriften, darunter nur noch wenige von Politikern.
Aberkennung
Aberkennung akademischer Grade: Bisher (Stand 30. April 2024) wurde, soweit bekannt und im VroniPlag Wiki dokumentiert, mindestens 90 Personen im Nachgang einer Dokumentation auf VroniPlag Wiki der Doktorgrad und zwei Personen die Habilitation von der zuständigen Fakultät aberkannt. Eine Person (die Schweizer Politikerin Doris Fiala) verlor ihren Grad „Master of Advanced Studies“. In zwei weiteren Fällen – dem des Politikers Wolfgang Dippel (CDU) sowie der Fernsehdarstellerin Sarah Sophie Koch – erfolgten (versuchte) Aberkennungen nach parallel durchgeführten universitären Untersuchungen noch vor der Veröffentlichung der Analyseergebnisse auf der Hauptseite des Wikis.
Unter den betroffenen Verfassern sind folgende bekannte Personen (geordnet nach Datum der Bekanntgabe der Aberkennung):
15.06.2011 – Silvana Koch-Mehrin (FDP)
06.07.2011 – Matthias Pröfrock (CDU)
05.03.2012 – Bijan Djir-Sarai (FDP)
22.03.2012 – Jorgo Chatzimarkakis (FDP)
18.04.2012 – Margarita Mathiopoulos (FDP, Unternehmerin, Politikwissenschaftlerin)
18.04.2012 – Siegfried Haller (SPD, damaliger Jugendamtsleiter der Stadt Leipzig)
10.06.2021 – Franziska Giffey (SPD, bis 19. Mai 2021 Bundesfamilienministerin und von 21. Dezember 2021 bis 27. April 2023 Regierende Bürgermeisterin von Berlin)
30.04.2024 – Manja Schreiner (CDU, ehemalige Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt des Landes Berlin)
Fehlverhalten
Keine Aberkennung, jedoch teils Fehlverhalten nachgewiesen: Bei folgenden sechs Personen (Stand 30. Oktober 2019) beurteilten die Fakultäten die auf dem VroniPlag Wiki dokumentierten Plagiatsvorwürfe als nicht ausreichend für eine nähere Untersuchung der Arbeit oder die Aberkennung des akademischen Grades. In sechs dieser Fälle wurden jedoch Unregelmäßigkeiten oder wissenschaftliches Fehlverhalten festgestellt (geordnet nach Datum der Bekanntgabe der Entscheidung der Fakultät):
24.11.2011 – Ulf Teichgräber (Arzt)
22.12.2011 – Patrick Sensburg (CDU)
21.04.2012 – Nalan Kayhan (Ärztin)
12.06.2012 – Detlev Dähnert (Manager bei Vattenfall)
07.02.2013 – Daniel Volk (FDP)
09.03.2016 – Ursula von der Leyen (CDU)
Weitere Aberkennungen
Weitere Aberkennungen sind auf einer Übersichtsseite im VroniPlag Wiki vermerkt. Am 19. Juni 2012 zogen der Nomos- und UTB-Verlag eine kurz zuvor erschienene Einführung in juristische Arbeitsmethoden unter Hauptautorschaft von Bernd Holznagel aufgrund von Plagiatsvorwürfen im VroniPlag Wiki zurück. Die Promotionsschrift eines weiteren Mitautors des Studienbuches nahm der Nomos Verlag in der Folge im Juni 2012 ebenfalls aus dem Handel. Ab Juli 2012 wurden die Dissertationen beider Mitverfasser von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster geprüft, im Mai 2013 erfolgte in beiden Fällen die Aberkennung des Doktorgrads. (Wikipedia)
GuttenPlag Wiki
Das GuttenPlag Wiki ist ein am 17. Februar 2011 gegründetes offenes Wiki, dessen Mitarbeiter Plagiate – die Übernahme von Textpassagen und Zitaten aus anderen Arbeiten ohne Quellenangaben – in der Dissertation Verfassung und Verfassungsvertrag des CSU-Politikers Karl-Theodor zu Guttenberg sowie in weiteren seiner Veröffentlichungen dokumentieren. Diese Arbeit hatte erheblichen Anteil am Verlauf der Plagiatsaffäre Guttenberg und trug zu seinem Rücktritt von seinen politischen Ämtern am 1. März 2011 bei. (Wikipedia)
Blog SchavanPlag
Im Mai 2012 geriet Annette Schavans Dissertation Person und Gewissen. Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung aus dem Jahre 1980 unter Plagiatsverdacht. (Wikipedia)
Ein Nutzer des VroniPlag Wiki startete den Blog „schavanplag“, der den Umfang der Plagiate in der Doktorarbeit von Annette Schavan offenlegt, nachdem man sich im VroniPlag Wiki gegen eine Veröffentlichung der Plagiatsvorwürfe entschieden hatte. Schavans Doktortitel wurde ihr später wegen des „Tatbestand(s) einer vorsätzlichen Täuschung durch Plagiat“ entzogen und sie trat als Bundesministerin für Bildung und Forschung zurück. (Wikipedia)
Am 9. Februar 2013 gab Bundeskanzlerin Angela Merkel bekannt, den von Schavan am Vorabend angebotenen Rücktritt von ihrem Ministeramt „sehr schweren Herzens“ angenommen zu haben. (Wikipedia)