Hinweise auf Menschen
Tarik Schwenke
Der Meteorologe und Autor berichtet über sein Nahtoderlebnis und seine Gedankengänge: »Wie konnte aus meinem schweren Unfall der Science-Fiction-Roman Der Zorn entstehen?«
Der Gegenwart. — 13. Februar 2024
Ich habe damals vor 14 Jahren sehr viel Glück gehabt – das ist mir bewusst – ein Unfall hatte mich vollständig aus dem Leben gerissen. Um es kurz zu machen, ich machte eine unachtsame Bewegung, in einem mir unbekannten Terrain, und fiel etwa zwischen 6 bis 8 Meter in die Tiefe. Es war in einem Treppenhaus mit einem sehr großen Treppenauge, das genug Raum für einen beinahe ungestörten Sturz zuließ. Am Boden schlug mein Schädel direkt neben meiner Schwester auf dem Steinboden auf, ein grauenhafter Anblick. Nur wenige Zentimeter neben einer Treppenstufe knallte mein Kopf auf den Boden – die Kante der Stufe hätte mich wahrscheinlich komplett aus dem Leben gerissen.
Wahrscheinlich konnte ich mein Überleben auch der Tatsache verdanken, dass sich in geringer Entfernung zu meinem Unfallort ein Krankenhaus befand und mich deshalb die Rettungskräfte nach nur 4 Minuten in den Rettungswagen einladen konnten. Danach soll – laut den Ärzten im OP – mein Ringen zwischen Leben und Tod stattgefunden haben und mein Nahtoderlebnis hat fortan mein ganzes Leben verändert. Ich weiß, so etwas hört und liest man hin und wieder, aber als wissenschaftlich geprägter und realistischer Mensch, der seine Fantasie lediglich als Ventil zur Flucht vor der verrückten und leider oftmals erdrückenden Welt instrumentalisiert, bin ich von der Wahrhaftigkeit der überdimensionalen Erlebnisse überzeugt.
Ich war woanders, in einem Zwischenraum, der nicht den Maßstäben entsprach, wie wir sie aus unserem Leben kennen. Ich sah mich von oben, hinten links mit der Kleidung, die ich an diesem Abend trug, umgeben von einer ungreifbaren, grünen Umgebung, ohne Grenzen, ohne Fußboden, ohne Decken, ohne Wände. Irgendwo am Ende dieses eigenartigen Raumes erkannte ich eine Art schwarzen Torbogen, in dem sich drei menschliche Gestalten befanden, die jeweils ihre Arme auf den Schulter ihres Nachbarn abgelegt hatten. Hinter ihnen strahlte ein gleißendes Licht hinaus in den grünen Raum. Der Schattenwurf der drei Gestalten machte den Eindruck, dass sie so schwarz wie die Nacht seien. Ich schwebte in senkrechter Position auf den Torbogen zu und empfand nicht nur meine Kleidung als unangenehm und störend, ich wollte meinen gesamten Körper ablegen. Das Licht zog mich magisch an und sowohl der Torbogen als auch die drei Gestalten wurden größer – ich musste mich ihnen also nähern. Ich wollte unbedingt in dieses Licht hinein – auf die andere Seite des Torbogens – dabei wurde mein Wunsch, meine Gier, meine Erfüllung und meine Leidenschaft immer größer. Die Dimensionen des Raumes waren nicht abzuschätzen, weder Höhe, Tiefe, Weite oder Länge. Plötzlich empfing ich einen Befehl, ich konnte ihn nicht hören oder irgendwo ablesen, es war möglicherweise telepathische Kommunikation.
„Stop“, war der simple Befehl, wobei ich darin keine autoritäre Strenge empfand. Es war eine friedliche „Stimme“, obwohl ich sie nicht hören konnte. Ich denke heute, dass so etwas normalerweise nicht möglich war. Aber was war an meinem Erlebnissen schon normal?
Ich war zurück im Krankenhausbett, nach zweiwöchigem, künstlichem Koma. Meine Familie stand um das Bett herum und weinte – offenbar vor Freude. Ich konnte nicht sprechen, weil ich jede Menge Schläuche in mir hatte – einer stecke in meinem Hals. Meine Schwester reichte mir einen Stift und bat mich darum, meinen Namen aufzuschreiben. Das tat ich sofort, doch die Reaktion hatte ich nicht erwartet. Noch mehr Tränen, noch mehr Getöse und eine Welle der Erleichterung. Erst in diesem Moment bemerkte ich den Helm auf meinem Kopf, sowie dumpfe Kopfschmerzen. Mein Schädel sei aufgesprungen und in mehrere Teile zersplittert. Mein Gehirn sei dabei schwer verletzt worden, der Helm sei für einige Tage eine Substituierung für einen durchgängigen Schädel, bis der Hirninnendruck nachließe.
Ich könnte meine Geschichte noch weiter erzählen und die nachfolgenden, extrem anstrengenden und furchteinflößenden Jahre in vielen Einzelheiten schildern. Doch eine Sache hat sich mir bis heute stark eingeprägt. Kurze Zeit nach dem Erwachen erschien eine Freundin, die mich im Rollstuhl durch die Gänge der Krankenhauses bis in den Garten schob und ich sagte etwas zu ihr: „Simone, es erwarten uns sehr schlimme Jahre und die kommende Zeit wird sehr schwierig.“ In diesem Moment wusste ich selbst nicht genau, was ich damit meinte. Könnte ich damit meine persönliche Rehabilitation und den Wiedereinstieg ins normale Leben meinen? Nein, ich war mir sicher, dass ich etwas noch Größeres vor mir sah.
Ich habe seither viel gekämpft, Unmögliches geschafft und bin unserem Schöpfer sehr nah. Er hat mir ein lebenswertes Leben zurückgegeben. Ich verstehe darunter einerseits den vollständigen Gebrauch aller mir verfügbaren Sinne, den Gebrauch meines Sprachapparats, den meiner Arme und Beine, Hände und Füße. Der Weg dorthin war steinig und schwer, mitunter hoffnungslos und manchmal nahe am Wahnsinn. Ich habe es geschafft, durch den unerschütterlichen Glauben an mich selbst und dem Wunsch, meine kreativen Fähigkeiten und Talente auszuleben. Es ist die Nähe zu diesem Schöpfer, der über mich wacht und mit dem mich eine tiefe Liebe verbindet. Sogar der Wissenschaftler in mir hat die Auffassung, dass man nicht alles verstehen muss und der Mensch nicht zu allem in der Lage ist. Schade, dass die Menschheit das nicht auch so sieht, das würde uns allen sehr viel ersparen.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich mir wünsche, damals vollständig in dieses Licht eingetaucht zu sein. Durch den Unfall und die Hirnblutungen ist eine ausgeprägte Epilepsie übrig geblieben, die ich tatsächlich mit starken Antiepileptika unterdrücken kann. Doch so stark die Medikamente sind, sind auch die Nebenwirkungen. Eine Rente wegen voller Erwerbsminderung erleichtert mir mein Leben und ist ein Trost, doch die Aussicht, bis an mein Lebensende ein Leben mit täglichem, stundenlangen Rausch und einer latenten Angst vor einem neuen Anfall vor mir zu haben, wird mit jedem einzelnen Tag nicht unbedingt leichter.
Besonders erschwerend dabei ist die Tatsache, dass die Welt von etwas beherrscht wird, das ich definitiv als „Das Böse“ betrachte. Ist die Hölle, die unter Umständen – rein biblisch betrachtet – erst nach dem Tod erscheint, womöglich falsch interpretiert und aufgefasst worden. Handelt es sich womöglich in dieser unserer vermeintlichen Welt bereits um die sogenannte Hölle? Immerhin leben wir auf einem Planeten, der uns permanent auslöschen will. Pilze, Bakterien, Viren, giftige Insekten, aggressive Raubtiere, ein glühender und brodelnder Untergrund mit gigantischen Ausbrüchen, zerstörerische Stürme, Gluthitze, Regenfluten, Kriege, die Atombombe etc … eine genialere Vorlage für einen Horrorfilm hätte sich auch Stephen King nicht ausdenken können.
Ich schweife ab, denn mein Buch „Der Zorn“ beinhaltet ganz gewiss von allem etwas, das seit meinem Unfall mein Leben beeinflusst. Ich setze mich sehr kritisch mit der Kirche auseinander und finde leider keine guten Worte, denn mein Roman findet teilweise im Mittelalter statt und besonders zu diesen Zeiten war die Kirche gnadenlos! „Der Zorn“ zeigt eine andere Möglichkeit für die Erlösung auf und handelt sowohl von menschlicher Aggressivität als auch von Güte und Zusammenhalt. Humor und geniale Charaktere schmücken das Buch, sowie mein Leben – Humor ist so wichtig wie die Luft zum Atmen.
Vielleicht werde ich eines Tages die Geschichte über mein Leben schreiben, in dem es einige Höhen und viele Tiefen gab. Vielleicht aber überkommt mich erneut die Lust, einen Roman zu schreiben, der in fernen Welten mit unfassbaren Wesen spielt und eine Geschichte beinhaltet, die mich selbst fesselt und von der umgebenden Realität ablenkt. Das kann ich für „Der Zorn“ versprechen. ■
— Mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Tarik Schwenke
Foto: Privat
Lebensdaten
Tarik Schwenke (* 20. Januar 1977 in Köln) studierte im Hauptfach Geographie mit den Nebenfächern Meteorologie und Geologie. Das Studium schloss er als Diplom-Geograf ab. Als Meteorologe war er 13 Jahre lang für die Wettermoderation bei HR, ARD und ZDF tätig. 2010 hatte er ein Schädel-Hirn-Trauma, weshalb er als Epileptiker schwerbehindert ist. Seine schriftstellerischen Fähigkeiten erprobte er über 2,5 Jahre mit einer wöchentlichen Kolumne für eine regionale Zeitung. Schwerpunkte waren Wetter, Klima und Biosphäre. Er verfasste einen teilweise autobiografischen Roman mit Erlebnissen aus seiner Kindheit („Die Blumensiedlung“) sowie ein lyrisch-fiktives Buch in Reimform („Verrücktes aus Auenstadt“).
Mit dem Schreiben möchte ich unterhalten, meine Fantasie ausleben, Leichtigkeit verbreiten. Als Naturwissenschaftler beobachte ich immer sehr kritisch und ziehe meine eigenen Erkenntnisse aus offiziell bekannt gegebenen Quellen sowie aus wissenschaftlichen Thesen. Die häufige Ungleichheit der Darstellungen spornt mich an, die Menschen in meinem Umfeld aufzuklären.
Tarik Schwenke
Das Buch
Tarik Schwenke: Der Zorn. 393 Seiten. Independently published (2022)
»Niemand in der Kleinstadt Usingen im Taunus hätte jemals damit gerechnet, dass dieser Ort Schauplatz eines Rachefeldzuges wird. Bis zum Tag X freuten sich die Einwohner darüber, dass sie vom Großstadtlärm und dem allgemein hektischen Zeitgeistes weitgehend verschont blieben. Dann plötzlich bohrt sich etwas Fremdes in ihre Welt. Aus einer anderen Dimension greift etwas auf die Stadt über, dass die Menschen allmählich in Angst und Schrecken versetzt. Zunächst von der Verlockung eines Lichts angezogen, stellt sich dieses als wahrhaftges Unheil dar. Ein Riss geht durch die Bevölkerung und keiner weiß genau, welche neuen und physikalisch gar unmöglichen Entwicklungen bereits am folgenden Tag hinzukommen oder sich weiter verschärfen.
Stefanie ist eine Zahnärztin mit eigener Zahnarztpraxis, in der ihre beste Freundin Aysha angestellt ist. Zusammen lebt Stefanie mit ihrem Ehemann Marc in einem neuen Haus, sie wollen eine Familie gründen und die Idylle des landschaftlich sehr attraktiven Hochtaunus genießen. Stattdessen geraten sie und Aysha in einen rätselhaften, geheimnisvollen Strudel der Angst und Faszination. Unfassbare Schreie, nicht löschbare Feuer und unsichtbare Menschen sind erst der Anfang von etwas viel Gewaltigerem. Die Polizei ist überfordert und Hauptkommissar Thomas wird zu einem bedeutenden Protagonisten, der sich selbst nicht selten in Frage stellt.
Eine ausführliche und schier unlösbare Detektivarbeit führt Stefanie, Aysha und Marc in verschiedene Städte, dabei treffen sie auf skurrile und sehr interessante Leute, sogar aus einer anderen Zeitepoche - dem Mittelalter. Die wiederholt authentischen Inhalte regen zum Nachdenken an. Könnte es eines Tages tatsächlich so kommen? Ist das Böse nicht vielleicht das Gute?« (Verlagstext)
Die Grüne Zeitbombe
Wetterfront und Klima: Tacheles zu Klimafragen 11: Die Grüne Zeitbombe (3.2.2024; 14:26 min.)
»Windkraft ist, entgegen des allgemein von den Medien und der Politik transportierten Narrativs, alles andere als umweltfreundlich und die grüne Technologie entpuppt sich bei genauerem Hinschauen sogar als lebensgefährlich. Wer hätte das gedacht?! In diesem Video habe ich nach langer Recherche zusammengefasst, warum wir auch in diesem Punkt einigen Menschen nicht trauen dürfen, die uns zu Entbehrungen zwingen, die nicht nötig wären.«
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