DWDS-Wortverlaufskurve für „Remigration“, erstellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache — Grafik: Screenshot

Das ist doch Absicht!

Dushan Wegner: Unworte des Jahres 2013 bis 2023 (verräterisch!) (15.1.2024; 14:37 min.)

 

Das »Unwort des Jahres« ist eine jener Institutionen im Propagandastaat, für die »Poes Gesetz« gilt, wonach besonders im Internet das Extreme und dessen Parodie (ohne weitere Kennzeichnung) nicht zu unterscheiden sind.

Dushan Wegner: „Unwort des Jahres, 2013 bis 2023 – verräterisch!“, 15.1.2024

 

Wenn man die Leserdebatte in der FAZ und in der Welt überfliegt, hat man nicht den Eindruck, als fänden dort viele Leser Remigrationspläne anstößig. Wir haben also – wieder einmal – eine gut geölte Empörungsmaschine, während die Bürger vor allem den Zustrom von Fremden mit zweifelhaftem Aufenthaltsgrund beendet haben wollen.

Nemo Obligatur, Leserkommentar zu „Um über Remigration zu sprechen, braucht man kein “Geheimtreffen”“, 12.1.2024

 

Wortverlaufskurve ab 1946

Wortverlaufskurve für „Remigration“, erstellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, abgerufen am 15.1.2024 ⋙ Link

 

Unwort des Jahres

Das Unwort des Jahres ist eine zivilgesellschaftliche, sprachkritische Aktion, die in Deutschland 1991 von dem Frankfurter Sprachwissenschaftler Horst Dieter Schlosser ins Leben gerufen wurde. Bis 1994 wurde das „Unwort des Jahres“ von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) gewählt. Nach einem Konflikt mit dem Vorstand der GfdS machte sich die Jury als „Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres“ selbständig.

Die Aktion „möchte auf öffentliche Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern. Sie lenkt daher den sprachkritischen Blick auf Wörter und Formulierungen in allen Feldern der öffentlichen Kommunikation, die gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstoßen.“ Die Benennung der Unwörter des Jahres soll „in erster Linie als Anregung zu mehr sprachkritischer Reflexion“ dienen.

Kritik und Rezeption

Viele Entscheidungen für „Unwörter“ wurden kritisiert. Entlassungsproduktivität (insgesamt tauchte das Wort 2005 nur fünfmal in der überregionalen Presse auf) und sozialverträgliches Frühableben oder Opfer-Abo wurde nach Aussage der Kritiker nahezu nicht benutzt, Humankapital und Ich-AG seien bewusst falsch verstanden worden.

Juli Zeh kritisierte die Wahl von „Klimahysterie“ zum Unwort 2019, weil man sich durch „Bewertung einer Haltung in einer kontroversen und sehr, sehr aktuellen politischen Diskussion“ auf eine Seite stelle. Wenn es darum ginge, von beiden Seiten eine sachliche Diskussionsebene einzufordern, hätte man z. B. sowohl „Klimahysterie“ als auch „Klimaleugner“ als Unwörter klassifizieren können. Gerrit Kloss warf 2013 in der FAZ der Jury vor, dass diese entgegen ihrem eigenen Anspruch Unwörter „kreiere“, indem sie bei der Begründung zum Unwort des Jahres 2012 eine Bedeutung angegeben habe, die nicht derjenigen entspreche, die das Wort im Originalkontext habe. Peter Hahne bezeichnete in seinem Buch Seid ihr noch ganz bei Trost! Schluss mit Sprachpolizei und Bürokraten-Terror von 2020 die jährliche Unwort-Kür als angebliches Paradebeispiel für Sprachpolizei.

Der Comic Überraschung (2020) von Katz & Goldt handelt von einer fiktiven Gala „Unwort des Jahres“ mit Anke Engelke. Max Goldt veröffentlichte das Comic-Skript in seinem Hörbuch Genieß deinen Starrsinn an der Biegung des Flusses (2021).

Jury

Bis 1994 wurde das „Unwort des Jahres“ im Rahmen der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) gewählt. Nach einem Konflikt mit dem Vorstand der GfdS machte sich die Jury als „Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres“ institutionell unabhängig. Horst Dieter Schlosser war von 1991 bis 2011 Sprecher der Jury.

Sie besteht seit 2011 aus fünf ständigen Mitgliedern, davon vier Sprachwissenschaftler und ein Journalist, sowie einem in jährlichem Wechsel kooptierten Mitglied. Nach der Kür des 30. Unworts im Jahr 2020 verabschiedete sich die Jury, die zuvor zehn Jahre in unveränderter Besetzung gearbeitet hatte. Sprecherin Nina Janich (TU Darmstadt) und die anderen Juroren hatten sich entschieden, das Projekt „in andere, jüngere Hände zu legen“, wie es in der Pressemitteilung hieß.

Die aktuell fünf festen Mitglieder sind seit 2021 Constanze Spieß (Sprecherin, Universität Marburg), Kristin Kuck, Martin Reisigl, David Römer (alle Sprachwissenschaftler) und Alexandra-Katharina Kütemeyer (Journalistin).

Kooptierte Mitglieder waren 2011 Heiner Geißler, 2012 Ralph Caspers, 2013 Ingo Schulze, 2014 Christine Westermann, 2015 Georg Schramm, 2016 Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, 2017 Barbara (Streetart-Künstlerin), 2018 Jess Jochimsen (Kabarettist), 2019 Urban Priol (Kabarettist), 2020 Kübra Gümüşay (Autorin), 2021 Harald Schumann (Journalist), 2022 Peter Wittkamp (Autor, Gagschreiber, Werbetexter), 2023 Ruprecht Polenz (CDU).  (Wikipedia)

 

Wie sich Künstliche Dummheit die „Remigration“ vorstellt:

„Eine Denkhilfe.“

„Oma, was war nochmal dieses Deutschland?“ (Ponywurst Productions vom 11.4.2024; 3:27 min.)
»Wir haben es zu Ende gedacht ... Als sie einander auf dem Parkplatz vom Adlon Fünftausend-Euro Couverts zusteckten und sagten, sie wollen in zehn bis fünfzehn Jahren Millionen nach Nordafrika abschieben, mussten wir schon ein wenig schmunzeln. Wer soll das machen? Ihr und welche Bevölkerung? Nun ja … Manche können rechnen, andere brauchen bunte Bilder. Die können wir anbieten. Eine Denkhilfe. Ein Film von Andreas O. Loff, Behzad Karim Khani & Christian Suhr«