
Hilfe/Tipps/Patentrezepte
Vasektomie
Oder: Von der Jagd nach dem richtigen Operateur. Ein Erfahrungsbericht.
Von Heinrich G. — 26. September 2022
Nach der Zeugung von sechs Kindern habe ich mich zur Vasektomie entschlossen. Kinder bedeuten ja nicht nur eine gehörige Portion Lebensglück, sondern auch jede Menge Nerven, Zeit und zu zahlender Unterhalt. Ab einem gewissen Alter sind die Nervenstränge eben nicht mehr so empfänglich für Babygeschrei & Co. Eigentlich hatte ich das schon vor Jahren vor, doch Horrorgeschichten, wie mit der Vasektomie einhergehende Inkontinenz, hielten mich davon ab. Das mit der Inkontinenz ist übrigens ein Ammenmärchen und absoluter Mumpitz.
Also ab ins Internet und per Suchmaschine das Wort des Begehrs eingetippt. Etliche Angebote werden sichtbar. Auf die Bewertungen von Google ist nur bedingt Verlaß, und so muss sich „Mann mit dem Willen zur künftigen Unfruchtbarkeit“ telefonisch durchschlagen und/oder die eine und andere Internetseite durchforsten.
Ich bin bei einem Urologen im Berliner Osten gelandet, der sein Handwerk gründlich, doch unsentimental ausübt. In einem Vorgespräch wird geprüft, ob man festen Willens zu diesem Schritt ist oder ob’s nur eine Flause ist. Männer unter 30 werden erst gar nicht oder nur mit Ausnahme vorgelassen.
Nach Blutabnahme und erstem Spermiogramm (vielleicht ist der Delinquent ja ohnehin zeugungsunfähig?!) geht’s nach zwei Wochen ans Eingemachte.
OP Tag: Hose und Schlüppi runter, die Socken dürfen anbehalten werden. Rauf auf den Gyn-Stuhl und dann wird das beste Stück mitsamt Kronjuwelen gründlich bis zum Bauchnabel hoch desinfiziert.
Der Doktor erklärt jeden seiner Handgriffe und plaudert munter über dieses oder jenes. Aha, er will ablenken und das macht er sehr geschickt.
Mittlerweile hat er die ersten beiden Spritzen zur örtlichen Betäubung neben dem Penisschaft gesetzt (wirklich erträglich) und wartet darauf, dass das Mittel seine Wirkung entfaltet. Dann wird geschnibbelt und gezubbelt, verödet und genäht. Geschafft, hurra!
Nö, ein Trugschluß, denn das war erst die linke Seite.
Selbiges Programm für die rechte, dann erst ist das Ende in Sicht. Endlich.
Das Gezubbel habe ich im Unterleib als besonders unangenehm empfunden, warum auch immer.
Dann eine freundliche, schnelle Verabschiedung mit dem Hinweis: „Eine Woche kein Sex, zwei Wochen kein Sport, Motorrad- und Fahrradfahren. Erste Spermaprobe nach vier, die zweite nach acht Wochen. – Tschüssi.“
Dann ab nach Hause und das Ganze sacken lassen.
Vor der Abgabe der ersten Spermaprobe empfehle ich mehrmaliges Ejakulieren – in welcher Form auch immer. Denn ich habe dies nicht getan und so schwammen noch einige alte Exemplare meiner schwimmenden DNA in der neuen Transportflüssigkeit.
Die selbstauflösenden Fäden haben sich nach vier Wochen ihrer Bestimmung verweigert und ich mußte sie klassisch entfernen lassen. Einfach ärgerlich, sowas.
In einer Woche gebe ich die zweite Probe ab und erhalte dann mein Zertifikat als „Mann, zeugungsunfähig“. Ich freue mich drauf!
Nachtrag: Von einem Bekannten habe ich kürzlich erfahren, dass sein Berliner Operateur mit Lachgas betäubt und die Schnitte am Hodensack nicht vernäht, sondern mit Spezialpflastern versiegelt. So wie er seinen Eingriff geschildert hat, wäre das eindeutig die zu empfehlende Variante. Meine war eher solide und „old school“. ■
Sterilisation
Vasektomie, in Fachkreisen auch Vasoresektion genannt, bezeichnet im weiteren Sinne das Entfernen von Gefäßen oder Gefäßteilen aus dem Körper. Meistens wird damit jedoch ein chirurgischer Eingriff zur Sterilisation des Mannes bezeichnet. Die Operation wird zur Empfängnisverhütung eingesetzt. Dabei werden die im Samenstrang befindlichen Samenleiter (Ductus deferens) im Bereich des Hodensacks oberhalb des Nebenhodens des Mannes durchtrennt. (Wikipedia)
Schnittstellen
Die Operation wird meist ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Der Arzt legt mit einem mittigen Schnitt oder jeweils rechts und links mit insgesamt zwei kleinen Schnitten am Hodensack die Samenleiter frei und entfernt jeweils ein etwa 1 bis 3 cm langes Stück des Samenleiters. Diese werden im Bereich der Schnittstellen verödet oder aber umgeschlagen und mit einem nicht-resorbierbaren Faden ligiert (Ligaturtechnik) oder einer Titanklammer abgeklemmt. (Wikipedia)
Lustempfinden
Die meisten Paare beschreiben die Sexualität nach einer Vasektomie als besser und intensiver. Störende Ängste vor einer ungewollten Schwangerschaft sind nicht mehr gegeben. Die Potenz des Mannes und sein Lustempfinden verändern sich nicht, da in den Hoden weiterhin männliche Hormone in gleicher Menge gebildet werden. (Wikipedia)
Statistik
In Deutschland sind 3 % aller einwilligungsfähigen 20- bis 44-jährigen Männer vasektomiert. Weltweit sind es weniger als 3 % der Männer. Spitzenreiter sind Kanada mit 22 %, Großbritannien mit 19 %, Korea mit 17 %, Australien und Neuseeland mit 15 % und die USA mit knapp 10 %. (Wikipedia)
Akzeptanz
Die Akzeptanz der Sterilisation bei Männern (Vasektomie) ist sehr unterschiedlich. In den USA werden 10.300 Vasektomien pro Million Einwohner und Jahr durchgeführt, in Deutschland sind es 422 und in der Türkei lediglich 1,4. In Frankreich war die Sterilisation bis 2003 überhaupt verboten. (Aus der Fachzeitschrift Der Mediziner vom März 2004)
Refertilisierung
»Die Vasektomie gilt als einfachste, effektivste und kostengünstigste Methode der Fertilitätskontrolle des Mannes, bei deutlich geringerem Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko im Vergleich zur Tubenligatur bei der Frau. […] Etwa 3 – 6 % der vasektomierten Männer streben im Verlauf eine Refertilisierung an, welche bei erfahrenen Operateuren in etwa 90 % der Fälle gelingt.« (springermedizin.de)
Witze zum Thema
Sorry, Spaß muß sein!
Kastrieren
Kommt ein Mann zum Arzt und sagt: „Doktor, können Sie mich kastrieren?“ Darauf der Arzt: „Aber das ist ein schwerwiegender Eingriff, haben Sie sich das auch gut überlegt?“ – „Ja, machen Sie schnell, meine Frau steht unten, wir wollen noch ins Kino.“ – Eine halbe Stunde später. Sie: „Na, Liebling, hast Du Dich impfen lassen?“ – Er: „Impfen, verdammt, impfen – ich kam einfach nicht auf das Wort …“ —
Amputieren
Arzt: „OK, schauen wir mal in unserm schlauen Buch nach: … grüner Penis – muss amputiert werden … lila Penis – muss amputiert werden … blau-gestreifter Penis – muss auch amputiert werden … ahh, da haben wir's: silberner Penis – muss nicht amputiert werden …” – Patient: „Gott sei dank!“ – Arzt: „… fällt von selbst ab!“ —