Bekanntmachungen
Großer Zapfenstreich
Die Bundeswehr widmet das feierliche Zeremoniell einer Zivilperson als höchste Auszeichnung. Auch die nach massiver Kritik und Ansehensverlust zurückgetretene Ex-Verteidigungsministerin Lambrecht soll geehrt werden.
Der Gegenwart. — 11. März 2023
Der Abgesang auf Verteidigungsministerin Christine Lambrecht wird jetzt wohl der beste Moment ihres nicht langen Wirkens. Denn natürlich wird die Bundeswehr mit einem Zapfenstreich musikalisch auf sie pfeifen – wie auf alle ihre Vorgänger auch. Unter Offizieren kursiert schon ein Zitat von Victor Hugo: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“
Der Große Zapfenstreich ist eine feierliche, am Abend abgehaltene Militärzeremonie, die von einer speziellen, nur für diesen Zweck vorgesehenen Formation aus Militärmusikern, Bewaffneten und Fackelträgern durchgeführt wird. Er ist das protokollarisch höchstrangige militärische Zeremoniell der Bundeswehr und gilt als höchste Auszeichnung, welche die deutschen Streitkräfte einer Zivilperson zuteilwerden lassen können. Grundsätzlichen Anspruch auf eine Verabschiedung durch einen Großen Zapfenstreich haben Bundespräsident, Bundeskanzler und Bundesverteidigungsminister. Militärs im Range eines Generals oder Generalleutnants (bzw. eines Admirals oder Vizeadmirals) steht ebenfalls ein Zapfenstreich bei ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst zu.
Zur Ehrung von Persönlichkeiten und zum Abschluss großer Manöver
In seinem Ablauf stellt er eine Kunstform des ursprünglichen militärischen Zapfenstreichs dar und wird heute insbesondere zur Ehrung von Persönlichkeiten, vereinzelt bei öffentlichen Gelöbnissen, bei Verbandsjubiläen sowie zum Abschluss großer Manöver abgehalten. Die Gesamtdauer beträgt etwa 20 Minuten.
Besondere öffentliche Aufmerksamkeit erhalten regelmäßig die Großen Zapfenstreiche zur Verabschiedung der aus dem Amt geschiedenen führenden Bundespolitiker. Tatsächlich findet die Mehrzahl der jährlich in Deutschland abgehaltenen Großen Zapfenstreiche aber ohne größere mediale Resonanz statt. In Deutschland wird das Zeremoniell jährlich etwa 20- bis 30-mal von der Bundeswehr durchgeführt.
Ein Offizier schlug mit seinem Stock auf den Zapfen des Fasses
Wenn die Landsknechte zur festgesetzten Abendstunde in das Lager zurückkehren sollten, ging ein Offizier, begleitet von einem Pfeifer oder Trommler, durch die Gaststuben und schlug mit seinem Stock auf den Zapfen des Fasses. Danach durfte der Wirt keine Getränke mehr ausgeben und die Soldaten mussten in die Zelte. Diesen musikalischen Befehl nannten die Landsknechte „Zapfenstreich“. Wer sich ihm widersetzte, wurde hart bestraft. Der Begriff des Zapfenstreiches wurde erstmals 1596 erwähnt. Der sächsische Obristleutnant Johann Friedrich von Flemming beschrieb 1726 diesen militärischen Brauch erstmals ausführlich in seinem Buch „Der vollkommene teutsche Soldat“.
Der Große Zapfenstreich in seiner heutigen Form entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. ordnete während der Befreiungskriege 1813 die Ausweitung des Zapfenstreiches um das Präsentieren des Gewehrs, ein stilles Gebet und das Blasen eines Militärliedes an. Er folgte damit dem Beispiel Russlands, Österreichs und Schwedens.
Textgrundlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Zapfenstreich
* * *
„Rapider Ansehensverlust in der Öffentlichkeit“
Die im Januar nach massiver Kritik an ihrer Amtsführung zurückgetretene Ex-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht soll einem Bericht zufolge Ende des Monats mit einem Großen Zapfenstreich offiziell verabschiedet werden. Die Zeremonie solle am 28. März am Bendlerblock, dem Berliner Sitz des Ministeriums, stattfinden, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf Ministeriumskreise. […] Lambrechts Rücktritt war massive Kritik an ihrer Amtsführung und ein rapider Ansehensverlust in der Öffentlichkeit vorausgegangen. In ihrer Rücktrittserklärung vermied die SPD-Politikerin allerdings das Eingeständnis eigener Fehler. Als Grund für den Rücktritt nannte sie vielmehr die „monatelange mediale Fokussierung auf meine Person“, die eine sachliche Arbeit kaum mehr zugelassen habe.
Zitiert aus: „Abschied mit militärischen Ehren / Zapfenstreich für Lambrecht Ende März?“, n-tv.de vom 9. März 2023
Erklärstück
Erklärstück I Der Große Zapfenstreich I Bundeswehr: Der Große Zapfenstreich ist Teil der Traditionspflege der Bundeswehr. Das feierliche militärische Zeremoniell ist nur für besondere Anlässe gedacht. Diese höchste Ehrerweisung der Bundeswehr wird Persönlichkeiten zuteil, die sich um die Bundeswehr verdient gemacht haben. Die Form, in der der Zapfenstreich heutzutage stattfindet, wurde 1838 in Berlin zum ersten Mal aufgeführt. Bestandteile und Ablauf sind dabei genau festgelegt. (13.10.2021; 2:19 min)
Der Große Zapfenstreich ist ein feierliches militärisches Zeremoniell und ist nur für besondere Anlässe gedacht. Er ist die höchste Ehrerweisung der Bundeswehr. Aufgeführt wird er für Persönlichkeiten, die sich um die Streitkräfte verdient gemacht haben …
Erklärstück I Der Große Zapfenstreich I Bundeswehr
Christine Lambrecht 2022 in Brüssel
Foto: U.S. Secretary of Defense/Wikimedia
Lebensdaten
Christine Lambrecht (* 19. Juni 1965 in Mannheim) ist eine deutsche Politikerin (SPD). Sie war vom 8. Dezember 2021 bis zum 19. Januar 2023 als dritte Frau in Folge Bundesministerin der Verteidigung im Kabinett Scholz. Nach anhaltender Kritik an ihrer Amtsführung bat sie am 16. Januar 2023 um ihre Entlassung als Ministerin. Angezweifelt wurde ihre Kompetenz in Rüstungsfragen und auch ihre Medienkompetenz nach Veröffentlichung eines vielfach kritisierten Videos zu Silvester. Von Juni 2019 bis Dezember 2021 war sie Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz und von Mai bis Dezember 2021 auch Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Kabinett Merkel IV. Von 2011 bis 2013 war Lambrecht stellvertretende Fraktionsvorsitzende sowie von Dezember 2013 bis September 2017 erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion. Von März 2018 bis Juni 2019 war sie Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen. (Wikipedia)